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Das Kniegelenk, Articulatio genus, wird aus dem Kniekehlgelenk, Articulatio femorotibialis, und dem Kniescheibengelenk, Articulatio femoropatellaris, gebildet (NICKEL et al. 1992).

Das als Schlittengelenk fungierende Kniescheibengelenk besteht aus der Trochlea ossis femoris mit der auf dieser gleitenden Patella. Das Kniekehlgelenk ist ein Spiralgelenk und besteht in der Artikulation zwischen den Kondylen des Femurs und der proximalen Gelenkfläche der Tibia (NICKEL et al. 1992).

Um die Inkongruenz der beiden gegenüberliegendenden Facies articularis auszugleichen, sind dem Kniekehlgelenk sowohl ein lateraler als auch ein medialer Meniskus eingeschoben. Die beiden Menisken stellen zwei C-förmige, faserknorpelige Zwischenscheiben mit einem dicken, konvexen, abaxial gelegenen Rand und einer dünnen, scharfen, konkav verlaufenden, axial gelegenen Kante dar (NICKEL et al. 1992). Die Menisken sind im Gegensatz zum Gelenkknorpel mit Blutgefäßen und Nerven versorgt, wobei der dünne, durchsichtige Innenrand der Menisken fast gefäßfrei ist (TIRGARI 1977; FLO et al. 1983). Sowohl der laterale als auch der mediale Meniskus ist jeweils durch am Kranial- und Kaudalhorn entspringende Bänder (Lig. tibiale craniale bzw. caudale menisci lateralis bzw. medialis) mit der Tibia verbunden. Die kranialen Meniskotibialbänder inserieren an der lateralen bzw.

medialen Area interkondylaris cranialis tibiae. Das Lig. tibiale caudale menisci laterale setzt in der Incisura poplitea tibiae, das Lig. tibiale caudale menisci mediale an der Area intercondylaris caudalis tibiae an. Des Weiteren sind beide Menisken im Bereich der Vorderhörner durch das Lig. transversum genus miteinander verbunden und der kaudale Rand des lateralen Meniskus zusätzlich durch das Lig. meniscofemorale mit der interkondylaren Fläche des medialen Femurknorrens (NICKEL et al. 1992). Hinsichtlich des Auftretens von Meniskusläsionen ist die Beweglichkeit der Menisken von großer Bedeutung. Der mediale Meniskus besitzt eine kräftige Verbindung mit dem tiefen Teil des Lig. collaterale mediale und der Gelenkkapsel, was zu einer starken Einschränkung der Beweglichkeit führt und eine erhöhte Verletzungsgefahr im Vergleich zum lateralen Meniskus bedingt. Der laterale

Meniskus hat im Gegensatz zum medialen Meniskus keine Verbindung zum Seitenband, da die Ursprungssehne des M. popliteus im Bereich zwischen Außenrand des lateralen Meniskus und Seitenband liegt. Eine Verbindung zu der Gelenkkapsel besteht nur im kranialen Abschnitt (PAATSAMA 1952; LOEFFLER 1964).

Für die Stabilisierung des Kniegelenkes sind die Kreuzbänder, Ligg. cruciata genus, von herausragender Bedeutung, da sie sowohl die Innenrotation als auch die Verschiebung der Tibia gegenüber dem Femur einschränken (ARNOCZKY 1993). Sie befinden sich zentral im Gelenk und sind von Synovialis überzogen. Die Synovialis nimmt ihren Ursprung im Bereich der kaudalen Öffnung des Interkondylenraumes und bildet eine paraligamentäre Membran.

Infolgedessen sind die Kreuzbänder zwar intraartikulär, aber extrakapsulär gelegen (EVANS und CHRISTENSEN 1979; NICKEL et al. 1992). Das vordere Kreuzband, Lig. cruciatum craniale, hat seinen Ursprung an der interkondylären Fläche des lateralen Femurkondylus, um kraniodistal verlaufend an seiner flächenartigen Ansatzstelle an der Area interkondylaris cranialis tibiae zu inserieren. Das kraniale Kreuzband besteht aus einem kleineren, kranio-medialen und einem größeren, kaudo-lateralen Abschnitt, wobei sich die Fasern in der Streckung überkreuzen und in der Beugung umeinander winden (ARNOCZKY und MARSHALL 1977a). Einen fächerförmigen Ursprung kranial an der Innenseite des medialen Femurkondylus und kaudomedial in der Fossa interkondylaris besitzt das kaudale Kreuzband, Lig. cruciatum caudale. Es zeigt einen kaudalen Verlauf und inseriert in einem breitflächigen Bereich, der von der Area intercondylaris caudalis tibiae bis zur Incisura poplitea tibiae reicht. Dabei besitzt das Lig. cruciatum caudale einen kräftigeren, das hintere Schubladenphänomen verhindernden, kranialen Abschnitt sowie einen schwächeren, kaudalen Anteil. Beide Kreuzbänder erhalten ihre Blutversorgung hauptsächlich von Gefäßen, die der die Bänder umschließenden Synovialis entspringen, wobei die Ursprungs- und Insertionsbereiche deutlich stärker versorgt sind als die mittleren Abschnitte der Bänder (ARNOCZKY und MARSHALL 1977a).

Die Ligg. collateralia stellen als kräftige Faserbündel eine Verbindung zwischen den Bandhöckern des Femurs und der Tibia bzw. der Fibula her. Das laterale Kollateralband, Lig.

collaterale laterale, wird in seinem Verlauf durch die Ursprungssehne des M. popliteus vom lateralen Meniskus getrennt, um schließlich sowohl am Condylus lateralis tibiae als auch am

Caput fibulae anzusetzen. Im Gegensatz dazu besteht eine Verbindung zwischen dem medialen Kollateralband, Lig. collaterale mediale, und dem medialen Meniskus. Das Band inseriert am Condylus medialis tibiae (NICKEL et al. 1992).

Die Stabilisierung im Bereich der Articulatio femoropatellaris wird durch die Quadricepssehne und das laterale bzw. das mediale Lig. femoropatellare, übernommen, die jederseits am betreffenden Os sesamoideum musculi gastrocnemii entspringen und am Seitenrand der Patella inserieren. Diese Bänder stellen einen Teil der Retinacula patellae dar, die in ihrer Gesamtheit als Faszienverstärkungen beiderseits der Kniescheibe aufgefaßt werden (NICKEL et al. 1992).

Das größte Sesambein des Kniegelenkes, die Patella, liegt eingebettet in der Endsehne des M.

quadriceps femoris, die das Lig. patellae darstellt. Zur Unterstützung des Wiedereingleitens der Patella in die Rollfurche der Trochlea ossis femoris nach maximaler Flexion des Kniegelenkes, besitzt die Kniescheibe proximal und an jeder Seite faserknorpelige Ansätze, die Fibrocartilago suprapatellaris und die Fibrocartilago parapatellaris lateralis sowie medialis. Hierbei handelt es sich um Sehnengewebe, dass infolge funktioneller Beanspruchung durch Faserknorpel ersetzt wird (KAISER et al. 1997).

Neben der Patella existieren drei weitere Sesambeine im Bereich des Kniegelenkes. Die als laterale und mediale Fabella bezeichneten Ossa sesamoidea m. gastrocnemii (Vesalische Sesambeine) befinden sich in der Ursprungssehne des M. gastrocnemius und stehen mit den jeweiligen Femurkondylen in artikulierender Verbindung. Bei dem vierten Sesambein handelt es sich um ein nur teilweise vorhandenes, in der Sehne des M. popliteus liegendes und mit dem lateralen Meniskus kommunizierendes Os sesamoideum (HOULTON und NESS 1993).

Die bereits beschriebenen anatomischen Strukturen des Kniegelenkes können den beiden nachfolgenden Abbildungen sowohl in medialer und lateraler als auch in dorsaler Ansicht entnommen werden.

Abbildung 1: Mediale und laterale Ansicht des Kniegelenkes.

Abbildung 2: Dorsale Ansicht des Kniegelenkes in Anlehnung an ARNOCZKY (1993).

Die Gelenkkapsel des Kniegelenkes verläuft mit ihrer Membrana fibrosa von den Rändern der knorpeligen Gelenkfläche des Femurs bis zum distal der Gelenkränder gelegenen Bereich der Tibia. Sie steht mit den Außenrändern der Menisken in Verbindung. Die Gelenkhöhle kann, durch den axialen Eintritt der Membrana synovialis zwischen die Gelenkfortsätze des Femurs, in eine laterale und mediale Abteilung eingeteilt werden. Das Vorhandensein des lateralen und medialen Meniskus bedingt eine weitere Unterteilung der Gelenkhöhle in eine proximale und distale Etage. Im axialen Bereich stehen die Abteilungen und Etagen miteinander in Verbindung. Die sehr geräumige Gelenkkapsel des Hundes umschließt lateral die Ursprungssehne des langen Zehenstreckers. Des Weiteren wird sowohl die Ursprungssehne des M. popliteus als auch die mit den Femurkondylen gebildeten Gelenke der medialen und lateralen Fabella von der Gelenkkapsel mit umhüllt. Beim Hund besteht zusätzlich eine Verbindung zwischen den Gelenkhöhlen des Kniekehlgelenkes und des Kniescheibengelenkes (NICKEL et al. 1992, PAYNE und CONSTANTINESCU 1993).

Im Bereich des distalen Kniescheibengelenksackes distal der Patella liegt eingebettet zwischen Membrana fibrosa und Membrana synovialis der Kniefettkörper, Corpus adiposum infrapatellare (NICKEL et al. 1992). Er dient der unelastischen Kapselwand bei Bewegungen als Ausgleich (BRUNNBERG 1987) und wird durch die Plica synovialis infrapatellaris mit Blutgefäßen versorgt (FEHR et al. 1996).