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Untersuchungsgegenstand und Methodik

Das Umfeld des Sports und das Sportverhalten der Menschen haben sich wesentlich verändert (Kähler, 2016). Dies ist eine Folge einer komplexen Veränderung der Lebenswelt der Menschen. Zur Einschätzung der Handlungsmöglichkeiten der Stadt Augsburg, die auf lokaler Ebene die Rahmenbe-dingungen für das sportliche, gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben der Menschen in der Stadt verwaltet und gestaltet, ist es wichtig zu erkennen, welche Faktoren dieser Entwicklung das sportbe-zogene kommunale Verhalten beeinflusst. Es gibt externe Faktoren, die das kommunale Verhalten zwar unmittelbar beeinflussen, auf die aber die Kommune selbst nicht unmittelbar einwirken kann. In der Tabelle 1 sind nur diejenigen externen Faktoren aufgeführt, die einen wesentlichen Bezug zur kommunalen Sportpolitik und -entwicklung haben. In der rechten Spalte sind diejenigen internen Faktoren aufgelistet, die eine Kommune selbst beeinflussen kann.

Externe Einflussfaktoren Interne Einflussfaktoren

Globale Wirtschaftsentwicklung, Politik

Sport- und Gesundheitspolitik

Baugesetze und Rechtsvorschriften

Bevölkerungsentwicklung

Nomen der Sportfachverbände

Vorschriften für Sportinfrastruktur

Bundes- und Landesförderungen für Sport-stätten

Mediatisierung

Zusammensetzung des Stadtrates

Technikentwicklung

Sicherheitsempfinden der Menschen

Klimawandel

Hoheitlicher Sportunterricht

Autonomie der Sportvereine

Individualisierung der Menschen

Kommerzialisierung des Sports

Stadtentwicklungsziele und strategische Planung

Ämterstruktur

Kooperationen innerhalb der Kommune inter-sektoral, interdisziplinär

Beschaffung und Steuerung der Haushaltsmittel (inkl. freiwillige Leistungen an die Sportvereine)

Steuerung der Nutzung der kommunalen Sport-stätten, Schulsportanlagen und Bewegungsräume

Auswahl, Ausbildung des Personals

Zusammenarbeit mit der Politik, den Sportverei-nen und anderen gesellschaftlichen Gruppen

Einstellung gegenüber dem Sport

Bevölkerungsentwicklung durch Wohnungs-, Wirt-schafts- und Bildungsmaßnahmen

Tab. 1: Einflussmöglichkeiten der Stadtpolitik und -verwaltung auf die Sportentwicklung

Externe Entwicklungen können zwar von den Bürgerinnen und Bürgern und der kommunalen Ver-waltung und politischen SelbstverVer-waltung durchaus als Zumutung erlebt werden und eine Reaktion auslösen, sich daran anpassen zu müssen, aber es macht aus praktischer Sicht Sinn, dass sich der SBPL nur auf das konzentriert, was in der unmittelbaren Zuständigkeit der Stadt Augsburg liegt.

Insofern stehen die Analyse und Weiterentwicklung der Steuerungsinstrumente der Stadt für die

Förderung des Schul-, Vereinssports und des informellen Sports der Menschen in den städtischen Sporträumen und im öffentlichen Raum im Mittelpunkt der Untersuchung und Bewertung.

Die Methoden

Der vorliegende Abschlussbericht dokumentiert alle im Rahmen der integrierten Sportentwicklungs-planung durchlaufenden Arbeitsschritte (siehe Abb. 1).

Abb. 1: Ablaufprozess der Sport- und Bäderentwicklungsplanung

Zu Beginn fand eine umfangreiche wissenschaftliche Situations- und Bedarfsanalyse des Schul-, Vereinssports und des informellen Sports der Bevölkerung statt. Diese bezog sich sowohl auf das Sportverhalten als auch auf die Sportstätten, Bäder und sportlich nutzbaren Freiräume. Der Vergleich zwischen der Situation und des Bedarfs einerseits und die Analyse der Kennzahlen für die Stadt-entwicklung andererseits, führten zu einer Bewertung der Stärken/Schwächen/Chancen/Risiken des Sports und im Anschluss daran, zu einer sportpolitisch strategischen Bestimmung von sportbezoge-nen Leitzielen für die Stadt Augsburg. Es schloss sich ein mehrstufiger, kooperativ und zirkulär-dialogisch angelegter Beteiligungsprozess zur Gewinnung von praktischen Maßnahmen und Empfeh-lungen an. Das Ergebnis daraus wurde mit dem STEK-Prozess innerhalb der Stadtverwaltung abge-stimmt und daraufhin bewertet, welche Maßnahmen aus verschiedenen zu beachtenden Gründen eine hohe Priorität erhalten sollten.

Zwei methodische Schritte sollen gesondert erwähnt werden, das Sozialmonitoring im Zusammen-hang der Stadtteilorientierung und die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger am Prozess der SBPL.

Stadtteilorientierung und Sozialmonitoring

Die Stadtgesellschaft in Augsburg befindet sich im erheblichen Wandel. Er zeigt sich z.B. an der Viel-falt der Kulturen, der Lebensformen, individuellen Freizeitinteressen und der gestiegenen Mobilität der Menschen, an der zunehmenden Attraktivität des städtischen Lebens und daran, dass Menschen

älter werden. Die Stadt Augsburg wird sich, was die Bevölkerungsentwicklung 2010-2030 betrifft, erheblich verändern (Stadt Augsburg, 2011). Diese Entwicklung wird allerdings in den 43 Stadtteilen sehr unterschiedlich sein (vgl. Abb. 2). Die Anzahl der älteren Menschen wird z.B. in den inner-städtischen Räumen voraussichtlich deutlich zunehmen.

Abb. 2: Bevölkerungsentwicklung der Stadt Augsburg 2010-2030, links: gesamt, rechts: Altenquotient

Die Stadt Augsburg ist in der heutigen Zeit aber auch erheblichen Fliehkräften ausgesetzt, die den Zusammenhalt innerhalb der Stadtgesellschaft belasten. Insbesondere gilt das für die Stadtteile, in denen Menschen leben und deren Chancen am sozialen Leben der Stadtgesellschaft teilzunehmen, aus ökonomischen Gründen begrenzt sind. Damit der Sport seine Kraft für einen besseren Zusammenhalt der Menschen entfalten und als niederschwelliges Mittel die soziale Kohäsion inner-halb Augsburgs stärken kann, müssen diese Stadteile innerinner-halb der SBPL besonders in den Blick ge-nommen werden. Mit der Methodik des Sozialmonitorings ist es gelungen, die unterschiedlichen Bedingungen für das Sporttreiben genauer zu erkennen. Das Sozialmonitoring ist ein kleinräumliches System, das die Sozialstruktur der Bevölkerung mittels sogenannter Aufmerksamkeitsindikatoren betrachtet und jeweils unter dem Gesichtspunkt des Status Quo und der Entwicklung in den ver-gangenen drei Jahren untersucht (Pohlan & Kaiser, 2015). Innerhalb des SBPL sind folgende sechs Indikatoren jeweils bezogen auf die wohnberechtigte Gesamtbevölkerung im Stadtteil untersucht worden (siehe Anlage Nr. 1, Kap. 1.3):

• Kinder unter 18 Jahren mit Migrationshintergrund

• Kinder unter 18 Jahren von Alleinerziehenden

• Empfänger von SGB II

• Anteil der Arbeitslosen

• Nicht erwerbsfähige Hilfebedürftige unter 15 Jahren

• Empfänger von Grundsicherung nach SGB XII

Die Daten wurden mit Hilfe eines statistischen Berechnungsverfahrens zu einem Statusindex zu-sammengefasst und in Pläne übertragen. Als die am meisten belasteten Stadtteile konnten identi-fiziert werden:

Links der Wertach- Nord (20) Rechts der Wertach (6) Links der Wertach- Süd (19) Oberhausen-Süd (21) Oberhausen-Nord (22) Lechhausen-Süd (25)

Wolfram- und Herrenbachviertel (30) Universitätsviertel (32)

Eine sozialorientierte Stadtteilkarte, die alle Stadtteile der Stadt Augsburg nach der Sozialstruktur der Bevölkerung ausweist, wurde als Basis für Bewertung der Situation und Bedarfe im Sport heran ge-zogen (vgl. Abb. 3).

Abb. 3: Darstellung der Stadtteile nach Bewertung der Sozialindikatoren (je dunkler das Rot, desto höher ist der Anteil der Menschen, die die untersuchten Merkmale haben)

Kooperativer Planungsprozess

Einen zentralen Stellenwert im SBPL nahm die kooperative Beteiligung der Akteure im Sport der Stadt Augsburg ein. In den Planungsprozess waren integriert:

• Sportvereine, Sportbeirat, Sportverbände, Vertreter bürgerschaftlicher Gruppen der Stadtgesell-schaft, kommerzielle Einrichtungen, sportpolitische Sprecher der Faktionen und der Stadtrat, Schulen, alle Nutzer der städtischen Sportanlagen, Ämter der Stadtverwaltung (Soziales, Jugend und Familie, Schulen, Stadtplanung, Grünordnung und Naturschutz, Ordnung, Sport und Bäder, Frauen, Senioren)

• Es wurden folgende partizipative Verfahren hierzu angewandt: Öffentliche zentrale Veranstaltun-gen; Workshops mit Schulen, Sportvereinen, Akteuren in Stadtquartieren; permanente, repräsen-tativ besetzte Planungsgruppen: Steuerungsgruppe, operative Gruppe, Sportbeirat; Vereins-sitzungen, Schul- und Vereinsbesuche, Interviews mit Kleingruppen.

Im Laufe des Textes werden einzelne methodische Schritte noch einmal aufgegriffen, um komplexe Ergebnisse verständlicher darzustellen.

Grundaussage des Gutachtens

Wenn im Folgenden die Ergebnisse und die praktischen Konsequenzen, die sich daraus ergaben, dar-gestellt werden, so geschieht dies aus dem Blick der gemeinsam erarbeiteten und abgestimmten Empfehlungen, obwohl zu Beginn des Prozesses noch nicht erkennbar war, welche Richtung der SBPL tatsächlich nehmen wird. Damit aber die abgestimmten Maßnahmen verständlich werden und deut-lich wird, warum sich die Prozessbeteiligten auf die Empfehlungen verständigt haben, werden diese aus den Ergebnissen, quasi rückblickend, herausgearbeitet. Die zentrale Aussage des SBPL sei bereits an dieser Stelle dargestellt: Der Sport in der Stadt Augsburg fußt auf drei Säulen, dem hoheitlichen Schul-, dem aus städtischen Mitteln geförderten Vereinssport, dem Sport der Bevölkerung im Frei-raum und im Stadtquartier. Da laut Ratsbeschluss der Sport zur Stärkung der Lebensqualität der Menschen und der Stadtgesellschaft als soziale Gemeinschaft beitragen soll, sind zum einen die hier-für notwendigen Sport- und Bewegungsräume der Stadt und, im Rahmen der Möglichkeiten, auch die der Sportvereine in einem nachhaltig nutzbaren Zustand bereit zu stellen oder zu fördern. Zum ande-ren ist sicher zu stellen, dass alle Menschen die Möglichkeit erhalten sollen, Sport zu treiben. Dies gilt insbesondere für diejenigen, die aufgrund von Belastungen nicht oder kaum am Sport teilnehmen können.