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Unterschiede hinsichtlich soziodemografischer Merkmale In zahlreichen Studien zeigen sich geschlechts- und altersspezifische Unterschiede

3 Entwicklung eines Erhebungsinventars

5 Differenzielle Befunde zu Arbeit, Kreativität und Gesundheit

5.2 Unterschiede hinsichtlich soziodemografischer Merkmale In zahlreichen Studien zeigen sich geschlechts- und altersspezifische Unterschiede

in der Belastungs- und Beanspruchungskonstellation von Beschäftigten. Abgesehen von potenziell unterschiedlichen Arbeits- und Erlebensweisen werden zum Beispiel je nach Geschlecht unterschiedliche Tätigkeiten aufgenommen, oder es wird in Unter-nehmen unterschiedlich mit jüngeren und älteren Mitarbeitern umgegangen. Beide soziodemografischen Merkmale sollten deshalb in einer Bestandsaufnahme geson-dert betrachtet werden.

kognitive Irritation emotionale Irritation Depressivität

Personennahe Dienstleistung

kognitive Irritation emotionale Irritation Depressivität

Personennahe Dienstleistung

5.2.1 Unterschiede hinsichtlich des Alters

Zur Testung der Unterschiede zwischen Altersgruppen wurde in der Stichprobe ein Mediansplit durchgeführt. Da die Stichprobe in der Altersverteilung einen guten Querschnitt über das gesamte Erwerbsleben darstellt, lag der Median bei 40. Ent-sprechend ist die Gruppe die hier als „jüngere Arbeitnehmer“ bezeichnet wird 40 Jah-re oder jünger, wähJah-rend die so genannten „älteJah-ren Arbeitnehmer“ über 40 JahJah-re alt sind. Abb. 5.8 zeigt für die ausgewählten Lernanforderungen, Ressourcen und Stres-soren die Ergebnisse von T-Tests für die zwei unabhängigen Stichproben.

Abb. 5.8 Mittelwerte der Tätigkeitsmerkmale nach Altersgruppen

Im Bereich der Lernanforderungen berichten ältere Arbeitnehmer von deutlich höhe-ren Kreativ-Anforderungen, in kognitiven Anforderungen und Lernerfordernissen un-terscheiden sie sich nicht von den jüngeren Arbeitnehmern. Deutliche, aber nicht gleichläufige Unterschiede ergeben sich im gesamten Ressourcen-Bereich. Während jüngere Arbeitnehmer von höherer Zeitautonomie und mehr Vorgesetztenfeedback berichten, geben ältere Arbeitnehmer an, mehr Tätigkeitsspielräume bei der Arbeit zu haben.

Bei den Stressoren finden sich eindeutige und gleichläufige Altersunterschiede: Älte-re Arbeitnehmer berichten über mehr Zeitdruck ebenso wie eine höheÄlte-re Arbeitsplatz-unsicherheit. Inwieweit diese altersbezogenen Unterschiede in den Arbeitsstressoren auch mit unterschiedlichen hierarchischen Positionen zu tun haben, wird in Abschnitt 5.3.2 berichtet. Grob vereinfacht zeigt sich hier, dass im Unterschied zu jüngeren Arbeitnehmern die Älteren geringere Ressourcen und höhere Stressoren haben,

2,23

während die Lernanforderungen an beide Gruppen mit Ausnahme der Kreativanfor-derungen vergleichbar sind. Wie dies mit Kreativität und Gesundheit zusammen-hängt, zeigt Abb. 5.9.

Bei den Kreativitätsindikatoren finden sich insgesamt höhere Werte für die älteren Arbeitnehmer als für die jüngeren. Statistisch bedeutsam ist dieser Unterschied bei der selbstberichteten Kreativität, tendenziell erkennbar bei der kreativen Selbstwirk-samkeit. Dies dürfte auf höhere Kreativ-Anforderungen der älteren Arbeitnehmer zu-rückzuführen sein.

Abb. 5.9 Mittelwerte der Kreativitäts- und Gesundheitsaspekte nach Altersgruppen

Hinsichtlich der Gesundheitsindikatoren ist ein solcher Zusammenhang nicht so deut-lich. Obwohl die älteren Arbeitnehmer ein etwas ungünstigeres Verhältnis von Res-sourcen und Stressoren angeben, ist der einzige signifikante Unterschied zwischen den Altersgruppen im Bereich der Depressivität gegenläufig – die jüngeren Arbeit-nehmer berichten hier höhere Werte. Bei der Irritation liegen die Werte der älteren Arbeitnehmer etwas höher, in den körperlichen Beschwerden zeigen sich keine al-tersbezogenen Unterschiede.

5.2.2 Unterschiede hinsichtlich des Geschlechts

Im Folgenden werden nun in vergleichbarer Darstellungsform die Unterschiede zwi-schen Männern und Frauen in der online-Befragung dargestellt. Abb. 5.10 zeigt zu-nächst die Unterschiede in den Tätigkeitsmerkmalen.

Sowohl im Bereich der Lernanforderungen als auch im Bereich der Stressoren sind die Werte vergleichsweise eindeutig: Männer haben durchgängig sowohl höhere Lernanforderungen als auch höhere Stressoren. Bis auf die Lernerfordernisse sind alle Unterschiede signifikant und größtenteils hoch ausgeprägt.

Etwas anders ist das Bild bei den Ressourcen. Hier berichten Frauen von mehr Vor-gesetztenfeedback und mehr Zeitautonomie, während Männer mehr Tätigkeitsspiel-räume angeben. Signifikant werden diese Unterschiede jedoch nur für das Vorge-setztenfeedback.

Abb. 5.10 Mittelwerte der Tätigkeitsmerkmale nach Geschlecht

Abb. 5.11 zeigt die geschlechtsbezogenen Unterschiede für Kreativität und Gesund-heit. Im Hinblick auf die kreativitätsbezogenen Indikatoren sind die Geschlechtsun-terschiede uneindeutig. Während Frauen eine signifikant höhere intrinsische Motiva-tion aufweisen, haben Männer eine signifikant höhere kreative Selbstwirksamkeit.

Beide Gruppen unterscheiden sich jedoch nicht hinsichtlich ihrer selbstberichteten Kreativität. Bei den Gesundheitsindikatoren gibt es hingegen einen eindeutigen Trend: Frauen berichten sowohl deutlich mehr körperliche Beschwerden als auch ein

2,12

signifikant höheres Maß an Depressivität. Hinsichtlich der Irritation finden sich keine geschlechtsspezifischen Unterschiede.

Die uneindeutigen Befunde, die sich sowohl für das Alter wie das Geschlecht erge-ben haerge-ben, könnten durch eine Konfundierung mit einem anderen Merkmal entstan-den sein – der Führungsposition (operationalisiert als Weisungsbefugnis). Dieser Frage wird im folgenden Abschnitt nachgegangen.

Abb. 5.11 Mittelwerte der Kreativitäts- und Gesundheitsaspekte nach Geschlecht 5.3 Unterschiede hinsichtlich der Weisungsbefugnis

Trotz gegenläufiger Bemühungen sind in Deutschland die meisten Führungskräfte immer noch ältere Männer. Diese Tatsache könnte einen Einfluss auf die in Abschnitt 5.2 berichteten Ergebnisse zu Alters- und Geschlechtsunterschieden haben. Daher werden im Folgenden zunächst ausschließlich bezogen auf die Führungsposition und dann unter Einbezug von Alter und Geschlecht die in der online-Stichprobe aufge-fundenen Tätigkeitsmerkmale und Kreativitäts- und Gesundheitsindikatoren berichtet.

2,41

5.3.1 Unterschiede hinsichtlich der Führungsposition

Die Führungsposition wurde in der online-Studie über die Frage operationalisiert, ob jemand Weisungsbefugnis hat oder nicht. Insgesamt gaben N = 218 Personen an, weisungsbefugt zu sein. Im Durchschnitt bestand bei dieser Personengruppe eine Weisungsbefugnis gegenüber 23.3 Mitarbeitern (SD = 62.7; Range 1 bis 500). Abb.

5.12 zeigt die Unterschiede in den Belastungskonstellationen zwischen Personen mit und ohne Weisungsbefugnis.

Abb. 5.12 Mittelwerte der Tätigkeitsmerkmale nach Führungsposition

Die Befunde sind eindeutig: Durchgängig, signifikant und über alle Tätigkeitsmerkma-le hinweg berichten die Personen in Führungspositionen von höheren Anforderun-gen, höheren Ressourcen und höheren Stressoren als Personen, die in nicht-leitender Stellung tätig sind. Allein der Stressor Arbeitsplatzunsicherheit wird – ver-ständlicherweise - von Arbeitnehmern ohne Führungsposition stärker erlebt. Bemer-kenswert ist auch, dass Teilnehmer in leitender Stellung das Feedback durch ihren Vorgesetzten besser beurteilen als Teilnehmer ohne Weisungsbefugnis.

Auch hinsichtlich der Kreativität sind die Befunde eindeutig. Bei allen drei Kreativi-tätsindikatoren finden sich für die Führungskräfte höhere Werte als für Personen oh-ne Weisungsbefugnis (vgl. Abb. 5.13). Im Bereich der Gesundheit finden sich für die kurzfristige Beanspruchungsfolge Irritation höhere Werte in der Personengruppe mit Weisungsbefugnis; die längerfristigen körperlichen Beschwerden und die Depressivi-tät sind hingegen in der Gruppe ohne Weisungsbefugnis deutlich stärker ausgeprägt.

Dies dürfte auf die wichtige Funktion der Ressourcen zurückzuführen sein: Trotz

ho-1,90

1,00 2,00 3,00 4,00 5,00

ohne Weisungsbefugnis

1,00 2,00 3,00 4,00 5,00

ohne Weisungsbefugnis

her Stressoren können Führungskräfte mit den ausgeprägt für sie verfügbaren Res-sourcen einen guten Ausgleich herbeiführen und insgesamt gesünder bleiben.

Abb. 5.13 Mittelwerte der Kreativitäts- und Gesundheitsaspekte nach Führungsposition

5.3.2 Unterschiede hinsichtlich Führungsposition, Alter und Geschlecht Wie bereits berichtet, muss von einer Konfundierung zwischen Alter, Geschlecht und Weisungsbefugnis ausgegangen werden. Alle Kombinationen weichen deutlich von einer Gleichverteilung ab (Alter/Weisungsbefugnis χ2 = 83.1, p = .002; Geschlecht/

Weisungsbefugnis χ2 = 15.7, p = .000; Alter/Geschlecht χ2 = 64.1, p = .087).

In der Tab. 5.2 werden hierzu vereinfacht und deskriptiv die Ergebnisse varianzana-lytischer Auswertungen mit den acht Gruppen berichtet. Aufgeführt sind jeweils die-jenigen Gruppen mit den höchsten (Pfeil nach oben) und niedrigsten (Pfeil nach un-ten) Ausprägungen in den einzelnen Bereichen. Betrachtet man zunächst die Auftei-lung der Stichprobe auf die einzelnen Gruppen, bestätigt sich deutlich die Konfundie-rungsannahme: Die meisten Weisungsbefugnisse finden sich in der Gruppe der älte-ren Männer, die geringste Anzahl von Personen mit Weisungsbefugnissen findet sich in der Gruppe der jüngeren Frauen. Im Hinblick auf die Belastungskonstellationen finden sich die höchsten Ausprägungen von Lernanforderungen, Ressourcen und Stressoren bei der Gruppe der älteren Männer mit Weisungsbefugnissen; dicht ge-folgt von der Gruppe jüngerer Männer mit Weisungsbefugnissen. Diese berichten

2,24

auch von der geringsten Arbeitsplatzunsicherheit, während die älteren Männer mit Weisungsbefugnis die besten Gesundheitswerte aufweisen.

Tab. 5.2 Schematische Vergleiche nach Alter, Geschlecht und Führungsposition

Ge-schlecht Alter

Wei-sung N Lern-

anforde-rungen

Res-sourcen Stres-soren

Arbeits- platzun-

sicher-heit

Kreati-vität Gesund-heit

männ-lich

jünger nein 165 ()

ja 55 ()

älter nein 145

ja 104

weiblich jünger nein 134

ja 27

älter nein 95

ja 32

Die geringsten Ausprägungen in Lernanforderungen, Ressourcen und Stressoren finden sich in der Gruppe der älteren Frauen ohne Weisungsbefugnis; gefolgt von den jüngeren Frauen ohne Weisungsbefugnis mit ebenfalls geringen Stressore-nausprägungen; letztere Gruppe berichtet auch die schlechtesten Gesundheitswerte.

Die höchste Arbeitsplatzunsicherheit findet sich in der Gruppe der älteren Männer ohne Weisungsbefugnis. Ohne sichtbaren Zusammenhang zu den Belastungskons-tellationen finden sich darüber hinaus in der Gruppe der jüngeren Männer ohne Wei-sungsbefugnis die geringsten Kreativitätswerte, aber hohe Gesundheitswerte, sowie die höchsten Kreativitätswerte in der Gruppe der jüngeren Frauen mit Weisungsbe-fugnis.

Als letzte differenzielle Auswertung wird nun der bereits im Abschnitt 2.1 aufgeworfe-nen Frage nach dem Zusammenhang zwischen Zeitdruck und Kreativität genauer nachgegangen.