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prägen-den Baustein des Bereichs der Lebenswissenschaften an der JLU dar. Die Lebenswissenschaften haben in den letzten drei Jahren erheblich zur positiven Entwicklung und zum Erfolg der JLU in Forschung und Lehre beigetragen. Neben den Er-folgen in der Exzellenzinitiative und LOEWE ist die JLU an drei von insgesamt sechs vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Gesundheitszentren, de-ren translationale Forschung bis Ende 2015 mit 700 Mio. € gefördert wird, beteiligt.

Das Deutsche Zentrum für Lungenforschung hat seinen Ver-einssitz in Gießen und wird wissenschaftlich vom Universities of Giessen and Marburg Lung Center (UGMLC) koordiniert.

Gemeinsam mit der Philipps-Universität Marburg (UMR) und dem Paul-Ehrlich-Institut in Langen bildet die JLU einen von sieben Partnerstandorten des Deutschen Zentrums für In-fektionsforschung (DZIF). Auch am Deutschen Zentrum für Herz-Kreislaufforschung (DZHK) am Partnerstandort Rhein-Main sind Gießener Wissenschaftler beteiligt.

Diese Erfolge in der Medizin haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der JLU erreicht, obwohl die Situation der Hochschulmedizin in Deutschland von massiven Einbrü-chen in den wirtschaftliEinbrü-chen Ergebnissen der Universitätskli-nika in Deutschland aufgrund deren systematischer Unterfi-nanzierung geprägt war. Die Universitätsklinika mussten im Jahr 2013 nach den vorläufigen Jahresabschlusszahlen ein Defizit von insgesamt 161 Mio. € verkraften. Für das Jahr 2014 erwarteten nur noch 13 % der Universitätsklinika ei-nen Überschuss. Die Gründe hierfür liegen hauptsächlich in

den Kostensteigerungen im Personal- und Energiebereich, die durch die Krankenkassenentgelte (DRG) nicht vollstän-dig ausgeglichen werden. Die Bundesländer reduzieren auf-grund der Schuldenbremse ihre Investitionszuschüsse für die Klinika, obwohl diese zahlreiche Sonderaufgaben für das Ge-sundheitswesen, wie z. B. die Überführung von medizinischen Innovationen in die allgemeine Krankenversorgung, Therapie auf hohem Niveau oder die Behandlung seltener Krankheits-bilder durch entsprechend fachlich ausgebildetes Personal er-bringen. Der VUD (Verband der Universitätsklinika Deutsch-lands e.V.) fordert daher, wie in anderen Staaten, etwa den Niederlanden oder Österreich üblich, einen sogenannten Sys-temzuschlag für die Universitätsklinika.

Diese Entwicklung hat auch die des Universitätsklinikums Gie-ßen Marburg (UKGM) in den letzten Jahren bestimmt. Trotz Steigerung der Patientenzahlen um 12,4 % in der Zeit von 2005 bis Frühjahr 2012 bestand die Gefahr, dass das UKGM ohne Gegensteuerung erneut defizitär werden würde. Von einem Stellenabbau von 250 bis 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern war in der Öffentlichkeit die Rede. Das UKGM sah sich in dieser Zeit öffentlich geäußerten Vorwürfen der Arbeitsüberlastung und der gleichzeitig schlechten Bezahlung des Personals ebenso ausgesetzt, wie einer Kritik am Umgang mit Patientinnen und Patienten. Diskussionen über die Sinn-haftigkeit der Privatisierung und deren Rücknahme wurden in Politik, Gesellschaft und Wissenschaft wieder laut.

Bei einem weiteren Stellenabbau sah man die hohe Qualität der Krankenversorgung als gefährdet an. Auch seitens der Universitäten bestanden erhebliche Befürchtungen, dass

DIE UNIVERSITÄTSMEDIZIN

durch einen Stellenabbau Forschung und Lehre, zu deren Unterstützung sich das UKGM verpflichtet hat, in erheblicher Weise beeinträchtigt würden.

Die Universitäten haben in dieser Situation darauf hingewie-sen, dass ein Universitätsklinikum aufgrund seiner Beson-derheiten nicht mit einem normalen Krankenhaus verglichen werden könne und sich dies auch in der wirtschaftlichen Ren-diteerwartung niederschlagen müsse. In dieser für den Rhön-Konzern als Mehrheitsgesellschafter des UKGM schwierigen Situation unterbreitete das Bad Homburger Unternehmen Fresenius der Rhön-Klinikum AG überraschend ein Übernah-meangebot. Auch dieses wurde in der Öffentlichkeit und in der Politik im Hinblick auf die Auswirkungen für Forschung, Lehre und Krankenversorgung für den Fall der Übernahme durch Fresenius breit diskutiert.

Teilweise waren mit einer Übernahme Hoffnungen auf eine Stabilisierung der wirtschaftlichen Situation des UKGM ver-bunden. Andere forderten den Rückkauf durch das Land. Die Übernahme scheiterte Mitte 2012 an der von Fresenius ver-fehlten erforderlichen Mehrheit. Noch im Jahr 2012 legte das UKGM mit Unterstützung einer Unternehmensberatung eine Planung zur Konsolidierung des UKGM vor. Dieser als „Kon-sensmodell“ bezeichnete Plan sah vor, in einer gemeinsamen

Anstrengung aller Beteiligten, auch unter Berücksichtigung des Investitionsbedarfs für die Zukunft, bestehende De-ckungslücken bis zum Jahr 2014 zu schließen. Die daraufhin geführten Gespräche und Verhandlungen zwischen dem Land, der Rhön-Klinikum AG, der UKGM GmbH sowie den beiden Universitäten in Gießen und Marburg führten im Januar 2013 zum Abschluss der „Gemeinsamen Vereinbarung über die Me-dizinische Versorgung Mittelhessens, der Sicherstellung von Forschung und Lehre an den Universitätskliniken Gießen und Marburg und die Verbesserung der Arbeitsplatzsicherheit“.

Neben der Investitionsplanung für die nächsten Jahre und einer Restrukturierung enthält die Vereinbarung auch eine Verabredung zu einem Stellenmoratorium. Dieses beinhaltet die Aufnahme eines konstruktiven Dialogs mit den Betriebs-räten und Tarifpartnern zu den Arbeits- und Organisations-bedingungen unter Einbeziehung der Themen der Leistungs-verdichtung und Effizienzsteigerungen. Zugleich enthält die Vereinbarung auch eine Regelung zu der aufgrund des Bun-desverfassungsgerichtsurteils entstandenen Rückkehrerpro-blematik. Von zentraler Bedeutung für die JLU ist insbeson-dere auch, dass das Land in der Vereinbarung seine Absicht bekräftigt, das Klinikum dauerhaft an zwei Standorten zu erhalten. Ebenso soll an zwei medizinischen Fachbereichen an der Universität Marburg und der JLU festgehalten werden.

Bei alldem wird in der Vereinbarung ebenfalls ausdrücklich er-wähnt, dass die Gewinnerwartungen unter Berücksichtigung der besonderen Umstände eines Universitätsklinikums sich nicht an den wirtschaftlichen Verhältnissen allgemeiner Kran-kenhäuser orientieren können. Die darin getroffenen Abspra-chen wurden bisher faktisch ganz oder teilweise auch bereits umgesetzt. Die in der Vereinbarung getroffenen ressourciellen Absprachen konnten leider bisher nicht umgesetzt werden, obwohl dies angesichts der prekären finanziellen Rahmenbe-dingungen der Universitätsmedizin in Deutschland insgesamt wie auch in Mittelhessen besonders wichtig erscheint. Auch im Koalitionsvertrag der hessischen Landesregierung aus dem Dezember 2013 ist festgehalten: „Mittelhessen wird als Me-dizin- und Gesundheitsregion weiter gestärkt, insbesondere mit Blick auf die Netzwerkbildung in der medizinischen For-schung, der Krankenversorgung und der translationalen Über-setzung in medizinische Produkte“ (dort S. 77).

Zentral in der Stadt gelegen: Das Universitätsklinikum am Standort Gießen, hier das Gebäude der Kinderklinik am Wartweg.

Zwischenzeitlich hat Fresenius Anfang des Jahres 2014 einen Großteil der Rhön-Krankenhäuser übernommen; neben dem UKGM sind noch fünf weitere Krankenhäuser im Rhön-Kon-zern verblieben.

Die gegenseitigen Leistungen zwischen der JLU und der UKGM GmbH werden durch einen Kooperationsvertrag ge-regelt. Dabei bestehen immer noch unterschiedliche Auffas-sungen über die Auslegung bestimmter Regelungen, die die Kostenerstattung im Personalbereich und der Betriebskosten regeln sollen. Eine Einigung über die Abrechnungen ab dem Jahr 2010 konnte aufgrund dieser Problematik noch nicht er-zielt werden.

Unabhängig davon haben sich die JLU, die Universität Mar-burg und die UKGM GmbH auf den Weg gemacht, mit Hilfe von Sachverständigen zu untersuchen, wie sachgerecht bzw.

fortentwicklungsbedürftig die Regelungen des

Kooperations-vertrages sind. Damit folgen sie der Verpflichtung aus dem Kooperationsvertrag, der dessen Weiterentwicklung aus-drücklich festschreibt.

Das zwischen dem UKGM und der Universität gemeinsam auf-gelegte Projekt, zu untersuchen, ob und zu welchen Zeiten die jeweils aufgrund des Kooperationsvertrages zugewiese-nen Zeitkontingente für Forschung und Lehre einerseits und Krankenversorgung andererseits im Arbeitsalltag auch tat-sächlich erbracht werden, ist in verschiedenen Pilotbereichen umgesetzt worden.

Auf dem Dach des UKGM: Übergabe des Förderungsbescheids für ein Verbundforschungsprojekt zum Aufbau eines Nationa-len Notaufnahmeregisters durch Dr. Helge Braun, heute Staatsminister im Bundeskanzleramt (Mitte).

Das Ziel der baulichen Entwicklungsstrategie der JLU ist die Herausbildung und Konzentration von drei integrierten Cam-pusarealen unter der Ausnutzung vorhandener Standortpo-tenziale. Im Zeitraum von 2012 bis 2014 konnten durch das erste HEUREKA-Investitionsprogramm und weiterer Investiti-onsprogramme (für die Jahre 2008 bis 2020 zusammen über 600 Mio. €) wesentliche Bausteine zur Umsetzung dieser Ge-samtstrategie realisiert werden.

Vor dem Hintergrund der langfristigen Entwicklungsperspek-tiven hat die JLU in den Jahren 2013 und 2014 die bauliche Entwicklungsstrategie in einer Lagebeurteilung durch das re-nommierte Architekturbüro Albert Speer & Partner evaluieren lassen, um die planerischen Konzepte und Prozesse auch in Abstimmung mit der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) und der Stadt Gießen kontinuierlich zu optimieren und neue Entwicklungen zu antizipieren. Auf dieser Grundlage und den gemeinsamen Festlegungen mit dem Land Hessen, u. a. im Rahmen der anstehenden Fortsetzung des Consilium Campusentwicklung Gießen, soll folgende Strategie kontinu-ierlich weiterentwickelt werden:

• Herausbildung, Strukturierung und Innenentwicklung von drei Campi – dem Campus Natur- und Lebenswissenschaften, dem Campus Kultur- und Geisteswissenschaften und dem Campus Innenstadt;

• Zusammenführung der fachlich verzahnten Fachgebiete in die jeweiligen Campi und der zentralen Verwaltung in das Universitätszentrum;

• Zuordnung von zentralen Einrichtungen wie Biblio theken und Mensen zu den hochfrequentierten Campusbereichen;

• verkehrs-funktionale Vernetzung der Campusbereiche, Steigerung der Wahrnehmbarkeit der JLU in der Wissen-schafts stadt Gießen sowie Einführung der Wegeleit- und Orientierungssysteme.

Die Phase bis 2014 war maßgeblich durch strategisch und strukturell wichtige Neubaumaßnahmen in den Natur- und Lebenswissenschaften geprägt. Eine besondere Rolle nimmt hierbei die Flächenkonsolidierung der JLU im Bereich der Medizin ein. Parallel zur Immobilienentwicklung des UKGM hat die JLU grundlegende Bauvorhaben zur Konzentration der klinischen Lehre und Forschung initiieren und teilweise schon realisieren können. Aus der baulichen Gesamtstrategie leiten sich auch die zukünftigen Bauvorhaben bis in das Jahr 2020 und darüber hinaus ab. Die weiterführenden Schwer-punkte innerhalb des Investitionsprogramms HEUREKA bis 2020 werden vorwiegend Vorhaben im Campus Kultur- und Geisteswissenschaften sein.

Die JLU verfolgt in den weiteren Ausbauphasen innerhalb des HEUREKA-Investitionsprogramms über die erforderlichen weiteren Neubauplanungen hinaus die Ziele, strukturelle Flä-chenkonsolidierungen und fachliche Konzentrationen in den Bestandsimmobilien zu realisieren und somit die Standorte der JLU weiter zu stärken. Angesichts des sehr umfangrei-chen Altbaube stands der JLU besteht diesbezüglich weiterhin ein enormer (Nachhol-)Bedarf hinsichtlich Sanierung und