• Keine Ergebnisse gefunden

5. AUSWERTUNG DER ERHEBUNG NACH QUANTI- QUANTI-TATIVEN UND QUALIQUANTI-TATIVEN KRITERIEN

5.1 BEWERTUNG DER QUANTITÄT VON BERATUNGSANGEBOTEN

5.1.2 UMFANG DES ANGEBOTS

BERATUNG FÜR ERWACHSENE

Beratungsangebote für Erwachsene umfassen in der vor-liegenden Erhebung die Sozialen Dienste, die Mütter- und Väterberatungen sowie die Familien-, Erziehungs- und Ju-gendberatungsstellen. Die Personalressourcen, welche diesen Institutionen gesamthaft zur Verfügung stehen, wurden zusammengezählt und auf Gemeindeebene aus-gewertet. Gemeinden, deren Beratungsinstitutionen über ausreichend Personalressourcen in Form von vorhandenen Stellenprozenten verfügen, um entsprechend der Qualitäts-kriterien aus der Literatur von ‚gut ausgestatteten Instituti-onen‘ zu sprechen, wurden rot eingefärbt. Gemeinden mit weniger Stellenprozenten sind hellrot oder grau eingefärbt.

Was die Personalressourcen betrifft wird aus der Darstel-lung ersichtlich, dass die Gemeinden in den KESB-Regionen Laufental, Leimental, Birstal, Liestal und Frenkentäler mit Ausnahme einzelner Gemeinden sehr gut aufgestellt sind.

Der Bezirk Gelterkinden-Sissach weist im Vergleich zu ande-ren Bezirken des Kantons die geringste Angebotsdichte pro 1´000 Erwachsene auf. Hier zeigen sich Angebotslücken.

Binningen

Beratungsangebote (Stellenprozente) für Erwachsene pro 1‘000 EW

Stellenprozent pro 1‘000 erwachsene Einwohner

ELTERN VON SÄUGLINGEN / KLEINKINDERN

Ein separater Blick soll auf die Mütter- und Väterberatungs-angebote geworfen werden, denn auch wenn sich diese Beratungsangebote ebenfalls an Eltern richten, sollen doch gezielt Kleinkinder von deren Angebot profitieren, die eine eigene Alterszielgruppe darstellen.

Die Farbgebung für die Karte des Kantons wurde so ge-wählt, dass rot gefärbte Gemeinden (>120%) den emp-fohlenen Standard an Personalressourcen für Mütter- und Väterberatungsangebote entsprechend dem „Leitfaden Mütter- und Väterberatung“ gut abdecken, hellrot einge-färbte Gemeinden erreichen diesen knapp (100-120%).39 Rosa und grau eingefärbte Gemeinden verfügen nicht über ausreichende Personalressourcen der Mütter- und Väterbe-ratung.

Hier weist die KESB-Region Laufental eine gute Abdeckung an Personalressourcen für Beratungen auf, ebenso wie die Gemeinden Aesch, Pfeffingen und Duggingen im Birstal.

Die Bezirke Liestal und Gelterkinden-Sissach weisen eine eher geringe Angebotsdichte auf. Auffällig ist, dass die

Ge-meinden Birsfelden, Münchenstein und Arlesheim im Ver-gleich mit den anderen Gemeinden des Kantons die we-nigsten Personalressourcen für Mütter- und Väterberatung aufbringen. Im Gesamtüberblick weisen diese drei Gemein-den über alle Beratungsangebote hinweg jedoch eine relativ hohe Angebotsdichte auf (siehe Abbildung 9).

Die geringste Angebotsdichte an Mütter- und Väterberatung weisen die Gemeinden im Bezirk Gelterkinden-Sissach auf (rosa). Hier liegen die vorhandenen Stellenprozente pro 1‘000 Kleinkinder fast überall unter der Hälfte des empfoh-lenen Richtwertes. Ausnahmen bilden die Gemeinden Ten-niken, Sissach und Rothenfluh.

WEITERE ALTERSGRUPPEN

Weitere Altersgruppen wie Kinder und Jugendliche konnten aufgrund mangelnder Daten der Erhebung nicht separat in Bezug zu den vorhandenen Personalressourcen der Bera-tungsstellen gebracht werden. Es wird aber im folgenden Kapitel untersucht, ob überhaupt Angebote pro Altersgrup-pe bestehen.

Stellenprozent der Mütter-, Väterberatung pro 1‘000 Kleinkinder (0-4 Jahre)

Stellenprozent pro 1‘000 Kleinkinder

39Siehe „Leitfaden Mütter- und Väterberatung (MVB) für den Kanton Basel-Landschaft“ (Volkswirtschafts- und Gesundheitsdirektion, 2016)

INTERDISzIPLINÄRE zUSAMMENARBEIT

Sowohl für die direkte Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Familien als auch bei der gemeinsamen Reflexion und Planung der Unterstützung ist es von Vorteil, wenn Fach-personen mit unterschiedlichem Hintergrund und Metho-denkenntnissen zusammenarbeiten können. In der Lite-ratur wird empfohlen, dass mindestens drei Fachkräfte unterschiedlicher Fachrichtungen vorhanden sein sollten, um gegebenenfalls zusammen an der Lösung eines Pro-blems arbeiten zu können.40 Anhand der Anzahl der Be-ratungsstellen in einer Gemeinde über alle Altersgruppen hinweg kann festgehalten werden, wo Möglichkeiten der Zusammenarbeit regionaler Beratungsdienste vorhanden sind. Die folgende Grafik gibt Auskunft darüber, wie viele unterschiedliche regionale Beratungsangebote der Mütter- und Väterberatung, der Sozialen Dienste, der Familien-, Er-ziehungs- und Jugendberatung und der offenen Kinder- und Jugendarbeit (MVB, SD, FEJB und OKJA) in den jeweiligen Gemeinden existieren.

Es zeigt sich, dass insgesamt 26 Gemeinden nur über ein einziges Beratungsangebot verfügen. Dabei handelt es sich um die Angebote der Mütter- und Väterberatung, die im ganzen Kanton flächendeckend vorhanden sind. Weitere 13 Gemeinden verfügen über zwei unterschiedliche Angebote, 27 Gemeinden über drei Angebote. In 20 Gemeinden sind alle in der Befragung aufgenommenen Beratungsangebo-te vorhanden. In diesen 20 Gemeinden ist die Möglichkeit multidisziplinärer Beratungen optimal gegeben – unter der Voraussetzung, dass die Möglichkeiten zur Vernetzung vor Ort auch genutzt werden.

Die Beratungsangebote vor Ort werden ergänzt durch die kantonalen Institutionen. Auch wenn diese auf der Karte nicht abgebildet sind, geben von den 25 befragten kanto-nalen Institutionen 15 an, auch für Fachpersonen als mögli-che Anlauf- und Austauschstelle zur Verfügung zu stehen.41 Sie bilden damit eine wichtige Ergänzung zu den regionalen Beratungsangeboten, wo ansonsten keine interdisziplinäre Zusammenarbeit möglich wäre.

Anzahl unterschiedlicher Beratungsangebote in Gemeinden (MVB, SD, FJEB und OKJA)

Anzahl unterschiedliche Beratungsangebote pro Gemeinde

40QS 22 - Materialien zur Qualitätssicherung in der Kinder- und Jugend-beratung (1999) – Materialien zur Qualitätssicherung in der Kinder- und Jugendhilfe (1999), S. 54

41Die entsprechenden kantonsweit tätigen Beratungsinstitutionen sind aufgelistet in Anhang 3

ANGEBOTE FÜR KINDER UND JUGENDLICHE

Für die Zielgruppe der Kinder und Jugendlichen gibt es in den Gemeinden deutlich weniger Beratungsangebote als für Erwachsene.

Gezählt wurden Soziale Dienste und Familien-, Erziehungs- und Jugendberatungsstellen, die in der Befragung anga-ben, auch für Kinder als Beratungsstelle zugänglich zu sein, sowie die Angebote der offenen Kinder- und Jugendarbeit im Kanton. Diesem Vorgehen liegt der Gedanke zugrunde, dass das Vorhandensein mehrerer, unterschiedlicher Be-ratungsangebote bei vorhandener Vernetzung dazu führt, dass multidisziplinäre Beratung vor Ort möglich ist und sich dies positiv auf die vorhandene Beratungsqualität auswirkt.

Aus den grafischen Darstellungen wird ersichtlich, dass ins-besondere viele Gemeinden in den Bezirken Gelterkinden-Sissach und den Frenkentälern keine Beratungsangebote für Kinder und Jugendliche aufweisen. Besonders in den Gemeinden am östlichen Rand des Kantons von Arisdorf über Maisprach, Anwil, Zeglingen, Langenbruck bis Bretzwil existieren flächendeckend keine Angebote für Kinder und Jugendliche, während die Gemeinden im unteren Baselbiet weitaus umfangreicher ausgestattet sind. Hier gibt es in

Binningen

Anzahl der unterschiedlichen Beratungsangebote für Kinder (5-12 Jahre) in den Gemeinden

Anzahl unterschiedliche Beratungsangebote für Kinder pro Gemeinde

den meisten Gemeinden zwei bis drei Angebote für die Al-tersgruppe der unter 18-Jährigen, nur in einzelnen Gemein-den sind es weniger.

Bezüglich der Beratung von Kindern und Jugendlichen er-geben sich in der Praxis zwei besondere Herausforderun-gen. Zum einen sind Kinder und Jugendliche mit einem Beratungssetting im Rahmen klassischer Einzelberatungs-gespräche mit Terminvereinbarung nicht einfach zu errei-chen. Die offene Kinder- und Jugendarbeit nimmt daher eine Schlüsselrolle ein, wenn es darum geht, Kinder und Jugendliche anzusprechen. Sie deckt eine Angebotslücke ab, die von anderen Beratungsstellen nicht geschlossen werden kann: die kostenlose, niederschwellige und alters-gerechte Beratung von Kindern und Jugendlichen. Insofern kommt ihr bezüglich dieser Zielgruppe eine besondere Be-deutung zu.

Eine zusätzliche Herausforderung liegt darin, dass insbeson-dere von Kindern nicht erwartet werden kann, dass sie län-gere Strecken in zentral gelegene und grössere Gemeinden auf sich nehmen, um sich beraten zu lassen. Daher ist es

gerade für sie besonders wichtig, dass Beratungsangebote, die auf die Beratung von Kindern und Jugendlichen ausge-richtet sind, leicht und schnell erreicht werden können. In den kleineren Gemeinden des oberen Baselbiets würden Aufwand und Nutzen aber in keinem sinnvollen Verhältnis stehen, wenn jede Gemeinde eigene Angebote für Kinder und Jugendliche zur Verfügung stellen würde. In dieser Re-gion bieten sich daher eher reRe-gionale Angebote und die Ver-netzung mit Angeboten von Gemeindeverbänden an.

Auch andere Strukturen – Sportvereine, Frauenvereine, Mu-sikvereine – welche hier nicht thematisiert werden, können einen Rahmen bilden, um Kindern und Jugendlichen gerade in ländlichen Regionen den Zugang zu zentralisierten Bera-tungsangeboten zu ermöglichen.

Eine zentrale Rolle spielt in der Beratungslandschaft die Schulsozialarbeit, da Jugendliche zu dieser einen sehr nie-derschwelligen Zugang haben. Sie funktioniert in vielen Fäl-len nicht nur beratend und unterstützend, sondern triagiert bei Bedarf auch an weiterführende Beratungsangebote und bildet somit ein wichtiges Bindeglied zwischen ratsuchen-den Kindern, Jugendlichen und Eltern und ratsuchen-den passenratsuchen-den

Binningen

Anzahl der unterschiedlichen Beratungsangebote für Jugendliche (13-18 Jahre) in den Gemeinden

Anzahl unterschiedliche Beratungsangebote für Jugendliche pro Gemeinde

Beratungsstellen. Im nachfolgenden Exkurs werden die Rahmenbedingungen der Schulsozialarbeit skizziert.

EXKURS

SCHULSOzIALARBEIT IM KANTON BASEL-LANDSCHAFT Die Schulsozialarbeit setzt sich zum Ziel, Kinder und Ju-gendliche auf ihrem Weg des Erwachsenwerdens zu beglei-ten, sie bei einer für sie befriedigenden Lebensbewältigung zu unterstützen, ihre Kompetenzen zur Lösung von persön-lichen und/oder sozialen Problemen zu fördern. Schulsozi-alarbeit handelt vertraulich und sucht Lösungen bei Proble-men und Krisen im direkten persönlichen Kontakt mit den Kindern und Jugendlichen. Sie unterstützt die Schülerinnen und Schüler in Zusammenarbeit mit Lehrpersonen und El-tern und vernetzt sie mit Fachstellen und Einrichtungen der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe.

Mit der Änderung des Bildungsgesetzes des Kantons Ba-sel-Landschaft per Schuljahr 2003/2004 wurde die Schulso-zialarbeit auf Sekundarstufe flächendeckend auf kantonaler Ebene eingeführt und für die Sekundarschulen unter dem Namen Schulsozialdienst Basel-Landschaft kantonal

organi-siert. Das Amt für Kind, Jugend und Behindertenangebote leitet den Schulsozialdienst auf der Sekundarstufe I seit Au-gust 2018. Es stehen gemäss Verordnung über den Schul-sozialdienst auf der Sekundarstufe I und II im Normalfall 40 Stellenprozente pro Schulstandort zu Verfügung, womit die Leistungserbringung für maximal 200 Schülerinnen und Schüler abgedeckt wird. Pro weitere 100 Schülerinnen und Schüler werden 10 Stellenprozente, pro Standort mit zwei Schulanlagen weitere 20 Stellenprozente eingesetzt. Auf Primarstufe liegt es im Ermessen der Gemeinden, einen Schulsozialdienst zu führen. Seit August 2018 besteht im Bildungsgesetz eine rechtliche Grundlage für die Schulso-zialarbeit auf der Primarstufe. Zur Unterstützung der Ge-meinden hat der Kanton im Jahr 2016 einen Leitfaden zur Einführung und Umsetzung von Schulsozialarbeit auf Pri-marstufe publiziert. Im selben Jahr wurde der Verein Schul-sozialarbeit Primarstufe Baselland gegründet. Er strebt die Vernetzung, den Fachaustausch, die Weiterentwicklung, Qualitätssicherung und Verankerung der Schulsozialarbeit auf der Primarstufe an. Knapp 20 Gemeinden im Kanton Basel-Landschaft haben mittlerweile die Schulsozialarbeit auf Primarstufe eingeführt. Analog zur Sekundarstufe wür-de eine flächenwür-deckenwür-de Versorgung wür-der Primarschulen mit Schulsozialarbeit Lücken in den Hilfsangeboten für Kinder, Jugendliche und ihre Familien schliessen, die Problemer-kennung und -behandlung frühzeitig ermöglichen und die Primar- und Sekundarschulen entlasten.

5.2 BEWERTUNG DER QUALITÄT DER