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2 Literaturübersicht

2.2 Tuberkulose bei Tieren

Mykobakterien gehören als Erreger der Tuberkulose bei Menschen und Tieren, der Paratuberkulose der Tiere und der Lepra des Menschen zu den wichtigsten pathogenen Bakterien.

Der Schwerpunkt dieser Arbeit liegt auf den Erkrankungen durch M. tuberculosis und M.

bovis, bzw. M. bovis Bacille Calmette Guerin (BCG), weshalb hier auch nur die in Bezug auf diese Erreger wesentlichen Erkrankungen behandelt sind.

Viele Säugetiere sind für M. tuberculosis und M. bovis empfänglich. Eine Ansteckung vom Tier auf den Menschen (Zooanthroponose) ist jedoch von der Rindertuberkulose abgesehen die Ausnahme. Wesentlich häufiger ist die Ansteckung des Tieres durch den Menschen (Anthropozoonose; ROLLE und MAYR, 2002).

Es wird angenommen, dass sich M. tuberculosis aus M. bovis entwickelt hat, was erklärt, warum M. bovis unter den Säugetieren über ein relativ breites Wirtsspektrum verfügt, während die Empfänglichkeit für M. tuberculosis sehr begrenzt ist (BROSCH et al., 2002).

Beim Rind führt M. bovis zur anzeigepflichtigen Rindertuberkulose. Das klinische Bild ist ähnlich dem der menschlichen Tuberkulose. Die Infektion erfolgt vor allen aerogen, selten oral. Sie kann bei Kälbern auch omphalogen erfolgen. Da die Rindertuberkulose in weiten Teilen der Welt als getilgt gilt, ist als wichtigste Ansteckungsquelle der an M. bovis erkrankte

Mensch zu berücksichtigen. Rinder sind allerdings in geringerem Maße auch für M. tuberculosis und M. africanum empfänglich. Nach der Infektion mit M. bovis kommt es

typischerweise zu einer von der Infektionspforte abhängigen, lokalisierten Ausbildung eines Primärherdes, der mit der nachfolgenden Einbeziehung des entsprechenden Lymphknotens den Primärkomplex bildet (Cornet´sche Verteilung). An dieser Stelle endet der Prozess für gewöhnlich und erzeugt ein lokales Granulom, begleitet von der Ausbildung einer zellulären Immunität, die eine Diagnose mittels Tuberkulintest ermöglicht. In seltenen Fällen kann auch eine Frühgeneralisation auftreten, die in Form einer Miliartuberkulose oder protrahierter Generalisation in Erscheinung tritt. Postprimär ist auch eine chronische Organtuberkulose (Lunge, Niere, Euter) möglich. Bei Anschluss der sich bildenden Kavernen an ein kanalikuläres System bildet sich eine „offene Tuberkulose“ aus. Die häufigste Organmanifestation befindet sich wie beim Menschen in der Lunge. In diesem Fall tritt

progredienter Husten und zunehmender Verfall des Tieres auf. Sowohl Früh- als auch Spätgeneralisation sind durch Fieberschübe und Allgemeinstörungen mit letalem Ausgang gekennzeichnet (ROSENBERGER, 2002; DAHME und WEISS, 1999; ROLLE und MAYR, 2002).

Die Tuberkulose von Schaf und Ziege ähnelt dem Krankheitsbild des Rindes. Es tritt vor allem die Lungentuberkulose in Erscheinung. Als weitere Organmanifestation, hauptsächlich bei Ziegen, wurde die Eutertuberkulose dokumentiert. Als Erreger wurde bei Ziegen in Spanien der bei uns unbekannte Erreger M. tuberculosis spp. caprae isoliert.

Ebenfalls ähnlich ist das Krankheitsbild bei Cerviden. So sind auf Hirschfarmen ähnliche Verhältnisse wie in mit M. bovis infizierten Rinderbeständen vorgefunden worden (DAHME und WEISS, 1999; ROLLE und MAYR, 2002).

Schweine infizieren sich vor allem oral, jedoch hauptsächlich mit M. avium ssp. avium, worauf hier nicht weiter eingegangen werden soll. Infektionsherde befinden sich vor allem im Darm und im Bereich des lymphatischen Rachenringes. Chronische Organtuberkulose ist aufgrund der kurzen Lebensdauer zumindest bei Mastschweinen selten.

Bei Rind, kleinen Wiederkäuern und dem Schwein kann mittels Tuberkulintest auf Tuberkulose untersucht werden. Lediglich bei Hund und Katze ist der Test wenig zuverlässig.

Die Pferde-Tuberkulose hat proliferativen Charakter. Die Infektion mit M. bovis (80-90 %), selten mit M. tuberculosis, erfolgt in der Regel hämatogen, nach enteraler Infektion. Darm, Lunge, Tonsillen, Kehlgangs- und Retropharyngeallymphknoten sind betroffen. In Schlachtstatistiken weisen ca. 1 % der untersuchten Tiere Tuberkulosesymptome auf.

Interessant ist die Tuberkulose des Pferdes hauptsächlich differentialdiagnostisch, da meist die Lunge betroffen ist, was zur Verwechslung mit der Dämpfigkeit (chronisch obstruktive Bronchitis) führen kann (DAHME und WEISS, 1999; ROLLE und MAYR, 2002; DIETZ und HUSKAMP, 1999).

Die Erkrankungen bei Hund und Katze haben sich als abhängig von der Verbreitung der Rindertuberkulose erwiesen. Als Hauptquelle für die früher weitverbreitete Infektion der Katzen mit M. bovis gilt unpasteurisierte Milch von an Eutertuberkulose erkrankten Rindern.

Eine Betrachtung der Sektionsergebnisse von Katzen von 1939-1956, die eine Tuberkulose bei ca. 7 % der sezierten Tiere feststellte (95 % M. bovis) zeigt, wie verbreitet die Rindertuberkulose zu diesem Zeitpunkt noch war. Aus neuerer Zeit liegen keine Daten vor, es

ist jedoch anzunehmen, dass die noch auftretenden Fälle von Tuberkulose bei Katzen auf die Ansteckung durch den Menschen zurückzuführen sind. Katzen sind für M. tuberculosis relativ wenig empfänglich, weniger als Hunde. Sie sind jedoch in der Lage, wenn sie in der Umgebung offen tuberkulöser Menschen gehalten werden, ohne selbst zu erkranken, zu temporären Mykobakterienträgern und -ausscheidern (Speichel, Kot) zu werden (KRAFT und DÜRR, 2003; DAHME und WEISS 1999; ROLLE und MAYR, 2002).

Beim Hund handelt es sich bei der Tuberkulose ausschließlich um eine inverse Zoonose. Die Ansteckung mit M. tuberculosis erfolgt durch das Sputum des Besitzers. Das Krankheitsbild ähnelt dem des Menschen (NIEMAND und SUTER, 2003).

Heimtiere seien hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt. Bei ihnen wird Tuberkulose nur selten diagnostiziert. Die Übertragung auf den Menschen wurde bisher nicht beschrieben, es handelt sich auch hier eher um eine Anthropozoonose. Hochempfänglich für M. tuberculosis sind Meerschweinchen, was zu ihrer Nutzung als Versuchstier in der Tuberkuloseforschung führte. Kaninchen sind relativ empfänglich für M. bovis-Infektionen. Extrem selten ist die Übertragung von Tuberkulose auf den Menschen durch Zierfische, Singvögel, Psittaziden und Schildkröten nachgewiesen (GABRISCH und ZWART, 2001).

Wildtiere sind als Erregerreservoir von Bedeutung. Dachse in der Schweiz und in England wurden als Träger von M. bovis identifiziert. Meist sind lediglich die Lymphknoten verändert, selten tritt eine Lungentuberkulose oder gar eine Generalisation auf. Der Tierkontakt mit einer eventuell durchseuchten Population muss jedoch in der Therapieplanung berücksichtigt werden.

Auch Exoten sind für die Verbreitung der Tuberkulose verantwortlich. In Neuseeland wurden kleine Beuteltiere (Fuchskusu-Trichosurus vulpecula) als Wirte von M. bovis ausgemacht (DAHME und WEISS 1999; ROLLE und MAYR, 2002).

Besonders in Zoos sollte die Empfänglichkeit von Affen, Rindern, Antilopen und Katzenartigen für M. bovis und von Affen, Elefanten und Papageien für M. tuberculosis berücksichtigt werden. Eine BCG-Impfung ist erwiesenermaßen erfolgreich bei jungen Affen und Feliden. Bei jedem einzelnen Fall sollte jedoch die Therapie sorgfältig gegen das Risiko einer möglichen Weiterverbreitung der Tuberkulose abgewogen werden (ROLLE und MAYR, 2002).

Die meldepflichtige Tuberkulose des Geflügels beruht auf einer Infektion mit M. avium ssp.

avium und soll hier nicht weiter ausgeführt werden. Die Dokumentation der Infektionen mit M. tuberculosis beschränkt sich auf Einzelfälle, vor allem bei Papageien (GABRISCH und

ZWART, 2001).

Im weiteren Verlauf werden nur die Erscheinungen der Tuberkulose beim Menschen behandelt.