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6.2 Evaluation der Konzeption und Wirksamkeit der gekos-Interventionsstudie

6.2.2 Wirksamkeit der gekos-Intervention

Die Ergebnisse der empirischen Wirksamkeitsstudie aus dem fünften Beitrag (Kapitel 5) dieser Dissertation zeigten schließlich, dass die Wirkungen der beiden Unterrichtsvorhaben unterschiedlich effektiv waren: Im Bewegungsfeld „Spielen“ konnte das gesundheitsbezogene Fitness-Wissen (d = 0.33)10 der Schülerinnen und Schüler durch das gekos-Unterrichtsvorhaben signifikant positiv beeinflusst werden. Die Schülerinnen und Schüler der Interventionsgruppe im Bewegungsfeld „Spielen“ wiesen (unter Berücksichtigung der Leistung beim Eingangstest, T1) im Anschluss an die Intervention (Post-Test, T2) höhere Werte im Vergleich zu den Schülerinnen und Schülern der Kontrollgruppe, die am regulären Sportunterricht im Bewegungsfeld teilnahmen, auf. Allerdings ist der Effekt eher klein (Cohen, 1988), liegt aber im Bereich des im Vorfeld als inhaltlich relevant eingestuften Effektes von d

= 0.30, welcher der Power-Analyse der Studie zu Grunde lag. Die wenigen Interventionsstudien, die ähnliche Methoden zur Vermittlung von Wissen anwandten, fanden mittlere bis hohe Effekte ihrer Intervention auf das Wissen der Schülerinnen und Schüler in ihrem Post-Test (Strobl et al., 2020; Sun et al., 2012). Dabei muss jedoch die Verschiedenheit dieser Studien im Vergleich zur gekos-Interventionsstudie hervorgehoben werden, die einen Einfluss auf die vergleichsweise niedrigeren Effekte der vorliegenden Studie im Bewegungsfeld „Spielen“ haben könnte: lediglich Sun et al. (2012) führten ihre Untersuchung in einem vergleichbaren randomisierten und kontrollgruppenkontrollierten Studiendesign durch. Auch die Anzahl an Unterrichtsstunden war in der gekos-Studie (6 Doppelstunden) im Vergleich zu den hier angeführten Studien eher gering (z. B. 10–20 Unterrichtsstunden; Sun et al., 2012). Weiterhin wurden in diesen Studien nur wenige Merkmale (Strobl et al., 2020;

Sun et al., 2012) und – mit Ausnahme von Strobl et al. (2020) – für die jeweilige Intervention

10 In Beitrag 5 sind die Effektgrößen im Manuskript als an der Standardabweichung der abhängigen Variablen standardisierte Regressionskoeffizienten der jeweiligen unabhängigen Variablen angegeben (ßStdY), die im binären Fall vergleichbar mit Cohen’s d sind.

extra konzipierte Messinstrumente (Sun et al., 2012) genutzt. In der gekos-Interventionsstudie wurde hingegen ausdrücklich darauf geachtet, einen Wissens-Test einzusetzen, der sich nicht durch die alleinige Reproduktion des erlernten Wissens aus dem Unterricht lösen lassen sollte.

Es sollte vielmehr geprüft werden, ob Schülerinnen und Schüler das erlernte Wissen tatsächlich auf neue Situationen anwenden können (siehe auch Beitrag 1; Kapitel 3.1). Die eher kleineren Effekte könnten darüber hinaus ebenfalls ein Hinweis darauf sein, dass die sechs Doppelstunden zum Thema „Gesundheit und Fitness“ nicht ausreichen, um in allen Bereichen des gesundheitsbezogenen Wissens gleichermaßen Effekte zu erzielen. Betrachtet man die theoretischen Inhalte der Intervention, dann wurden nicht alle Bereiche des gesundheitsbezogenen Fitness-Wissens über die sechs Doppelstunden in gleichem Maße thematisiert. So bezogen sich anteilig beispielsweise mehrere Doppelstunden auf die Gestaltung von gesundheitsorientiertem Ausdauertraining im Vergleich zum gesundheitsorientierten Krafttraining.

Im Bewegungsfeld „Spielen“ waren ebenfalls signifikant positive Interventionseffekte (d = 0.26) auf die Steuerungskompetenz für körperliches Training beim Post-Test (T2) messbar.

Vergleichbare Studien liegen bisher nicht vor. Das Modell der bewegungsbezogenen Gesundheitskompetenz beschreibt die Steuerungskompetenz für körperliches Training im Wesentlichen durch die Fähigkeit einer Person, Wissen über die Effekte und Methoden körperlicher Aktivität anzuwenden sowie Körpersignale wahrzunehmen und diese für gesundheitswirksame Aktivitätsgestaltung zu nutzen (Sudeck & Pfeifer, 2016). Die Ergebnisse der vorliegenden Studie zum Bewegungsfeld „Spielen“ könnten daher auf eine kurzfristige, wirksame Verknüpfung von Wissen und der Fähigkeit Köpersignale wahrzunehmen, hindeuten. Allerdings wurde die Fähigkeit Körpersignale wahrnehmen zu können, im Rahmen der Studie nicht separat erfasst, da ein entsprechendes Messinstrument nicht vorliegt. Somit liegen im Vergleich zum gesundheitsbezogenen Fitness-Wissen keine objektivierbaren Erkenntnisse darüber vor, inwieweit die Körperwahrnehmung, welche im Unterrichtsvorhaben explizit adressiert wurde, kurzfristig beeinflusst wurde. Auf empirischer Ebene ist bisher noch weitgehend ungeklärt, welchen Einfluss die Basiselemente der Körperwahrnehmung und auch

das Wissen, im Speziellen das gesundheitsbezogene Fitness-Wissen, im Kontext der Steuerungskompetenz tatsächlich haben. Bei Haible et al. (2020; siehe Beitrag 2; Kapitel 3.2) konnte kein Zusammenhang zwischen dem gesundheitsbezogenen Fitness-Wissen und der Steuerungskompetenz gezeigt werden, wenn gleichzeitig der Einfluss von motivationalen Merkmalen auf die Steuerungskompetenz berücksichtigt wurde. Allerdings ist bei der Interpretation des Ergebnisses auch mit zu berücksichtigen, dass Testleistungen (Wissenstest) mit Selbsteinschätzungen (Skala zur Erfassung der Steuerungskompetenz) zueinander in Beziehung gesetzt wurden. Hier besteht also eine zukünftige Aufgabe darin, den theoretischen Zugang zur Kopplung der Basiselemente im Modell der bewegungsbezogenen Gesundheitskompetenz weiter zu fundieren (z. B. Carl, Sudeck & Pfeifer, 2020), und anhand von empirischen Studien und objektiven Messinstrumenten zu untersuchen.

Im Vergleich zum Bewegungsfeld „Spielen“ zeigten sich im Bewegungsfeld „Laufen, Springen, Werfen“ keine signifikant positiven Effekte auf das gesundheitsbezogene Fitness-Wissen oder die Steuerungskompetenz für körperliches Training beim Post-Test. Beide Unterrichtsvorhaben verfolgten dieselben Ziele, nutzen dieselben Methoden und unterschieden sich nicht im Hinblick auf ihre theoretischen Inhalte. Weiterhin zeigten die Ergebnisse des Manipulationsschecks für beide Bewegungsfelder ähnliche Ergebnisse in dem Sinne, dass die Schülerinnen und Schüler in der Interventionsgruppe im Vergleich zu ihrer Kontrollgruppe angaben, mehr im Unterricht über das Thema „Gesundheit und Fitness“

erfahren zu haben. Damit gibt es zunächst keinen Hinweis darauf, dass im Bewegungsfeld

„Laufen, Springen, Werfen“ im Vergleich zum Bewegungsfeld „Spielen“ zentrale Themen des Unterrichtsvorhabens nicht umgesetzt wurden. Darüber hinaus deutet eine erste deskriptive Betrachtung der Mittelwerte der beiden Kontrollgruppen über die Messzeitpunkte hinweg nicht darauf hin, dass sich die Kontrollgruppen der beiden Bewegungsfelder z. B. in ihrer Einschätzung zur Steuerungskompetenz unterschiedlich entwickelt hätten. Aus diesem Grund sind die vorgefundenen Ergebnisse anhand der bisherigen Analysen nicht eindeutig erklärbar.

Der vorliegende Manipulationscheck liefert zunächst nur einen ersten Einblick in die Implementationsqualität der gekos-Interventionsstudie in den beiden Bewegungsfeldern. Es