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Subjektive Erfahrungen und Wissen/Einstellungen bezüglich

3 Ausgewählte Risikofaktoren für Essstörungen: Untersuchungen an einer

3.3 Studie 3 – Qualitatives Interview:

3.3.2 Fragestellungen und Hypothesen

3.3.4.1 Subjektive Erfahrungen und Wissen/Einstellungen bezüglich

„Ja, ich bin eigentlich mit meinem Körper schon ziemlich zufrieden. Der Bauch könnte etwas flacher sein, aber das ist selten, dass ich mir das denke. Im Großen und Ganzen bin ich sehr zufrieden. So mit dem Essen achte ich eigentlich wenig darauf.“ (Probandin 26HH24, NR).

„Bei mir speziell war es so, dass ich mittlerweile aufgehört habe, mich zu wiegen. Denn ich bin da in so eine Abhängigkeit geraten, dass eine Zahl über meinen ganzen Tag ent-schieden hat.“ (Probandin 28BE14, HR).

Neun der 10 NR-Frauen gaben bei der Befragung an, aktuell im Großen und Ganzen zufrieden mit ihrem Körper und ihrem äußeren Erscheinungsbild zu sein. Im Gegensatz dazu äußerten sich nur zwei der untersuchten HR-Frauen in diesem Sinne, d. h. acht der 10 HR-Frauen waren aktuell unzufrieden mit ihrem Körper und ihrem Äußeren und erlebten mitunter starke Gefühle von Trauer, Ärger und Scham bezüglich des eigenen Körperselbsts.

Tabelle 3.60 gibt Situationen wieder, in denen bei den untersuchten Frauen Unzu-friedenheit mit dem Körper ausgelöst wird.

Tabelle 3.60: Situationen, in denen die Frauen Körperunzufriedenheit erleben Beim Sport wegen fehlender/mangelnder körperlicher Fitness

Beim Kleidungskauf Beim morgendlichen Wiegen

Beim Kontakt mit Leuten, die eigenes Schlankheitsideal erfüllen Beim Betrachten von Frauen in Zeitschriften und im Fernsehen, die eigenes

Schlankheitsideal erfüllen Beim Kennenlernen neuer Leute

Bei der Partnersuche

Beim Zeigen des nackten Körpers (z. B. Schwimmbad) Bei Vorstellungsgesprächen

Gefragt nach subjektiven Gründen für die eigene Zufriedenheit mit dem Körper bzw.

der eigenen Unzufriedenheit, wurden von den Probandinnen diverse Gründe genannt, die Tabelle 3.61 und Tabelle 3.62 entnommen werden können.

Tabelle 3.61: Subjektive Gründe für eigene Körperzufriedenheit

Keine großen Gewichtsschwankungen im Verlauf der Entwicklung Hohe Selbstwirksamkeit bezüglich Gewichskontrolle

Hohes Selbstbewusstsein Schlankheit/niedriges Körpergewicht

Zur Zeit in stabiler Partnerschaft

Andere persönliche Stärken bedeutsamer (z. B. Intelligenz, Kommunikationsfähig-keit)

Allgemeine Lebenszufriedenheit

Thema Gewicht/Figur/Aussehen in der Herkunftsfamilie unwichtig

Positive Rückmeldung bezüglich Aussehen von Freunden

Tabelle 3.62: Subjektive Gründe für eigene Körperunzufriedenheit

Aktuell Übergewicht

Prägende Erfahrungen mit Übergewicht in der Kindheit/Jugend Figur als fehlerhaft erlebt (z. B. schlaffe Haut)

Mangelnde Disziplin bezüglich Sport und/oder Essen Bedeutsamkeit von Schlanksein in der Herkunftsfamilie Druck abzunehmen (selbst gemacht oder durch Medien)

Weiterhin war von Interesse, was die befragten Frauen mit dem Thema „schlank sein“

verbinden. Es fanden sich überwiegend positive und neutrale sowie wenig negative As-soziationen (vgl. Tabelle 3.63).

Tabelle 3.63: Wissen/Einstellungen bezüglich des Themas „schlank sein“

Positive Assoziationen Negative Assoziationen Neutrale Assoziationen

Sportlichkeit/Ausdauer Essstörungen Models

Beliebt sein/mehr Aufmerk-samkeit/Bewunderung

Schlankheitswahn Viel Sport

Positives Denken Unzufriedenheit Gesunde Ernährung/Diäten Gutes Erscheinungsbild

(wichtig für Karriere)

Oberflächlichkeit Schönheitsideal

Vollkommenheit Verzicht Fernsehserien/

Frauenzeitschriften

Attraktivität/Schönheit - Werbung

Gute Wirkung auf Männer - -

Glücklich sein/

Unbeschwertheit

- -

Selbstliebe/Selbstachtung - -

Selbstkontrolle/Disziplin - -

Mehr Auswahl beim Kleidungskauf

- -

Hohe Lebensqualität - -

3.3.4.2 Subjektive Erfahrungen und Wissen/Einstellungen bezüglich Diäten von HR- und NR-Frauen

Untersucht werden sollte die Rolle von Diäten im Leben der befragten Frauen. Welche Erfahrungen haben sie mit Diäten gemacht und was verbinden die Frauen mit dem Thema „Diäten“? Gibt es Unterschiede zwischen HR- und NR-Frauen?

Als „Diät“ soll in der vorliegenden Studie eine besondere Ernährung verstanden werden, die von der normalen Ernährung abweicht. Ziel einer solchen Diät ist die Ge-wichtsreduktion. Nicht unter dem Begriff „Diät“ werden umfassende und längerfristige Ernährungsumstellungen verstanden.

Wenn ich eine Diät ausprobiert habe, geht es natürlich immer ganz schnell, die ersten Kilos sind ganz schnell runter. Und dann ist man natürlich auch super gelaunt und freut sich, weil man denkt, hey, jetzt geht es voran. Nach ein paar Wochen geht dann erst einmal gar nichts und dann müsste man ja eigentlich weiter machen und dann geht es wieder runter mit dem Gewicht. Aber das war dann immer die Phase, da war ich dann immer sehr unmotiviert und auch deprimiert, dass eben nichts mehr von den Kilos runter geht. Und habe dann wahrscheinlich auch aus Frust wieder in Anführungsstrichen normal zum essen angefangen. Habe die verbotenen Sachen wie Sü-ßigkeiten dann doch wieder zu mir genommen und mich dann irgendwann mal wieder zu wiegen getraut. Und dann ja einen Schock bekommen, wenn es wieder mehr war wie das Ausgangsge-wicht vor der Diät. Und dann war ich natürlich sehr sehr schlecht drauf. Und ja, die ganze Zeit zum Teil auch mit Heulereien und Weinen bschäftigt, wenn ich mich im Spiegel angesehen habe.

Es war sehr schwer, doch. (Probandin 28BE14, HR)

„Ja, das war total nervig. Ich habe mal so eine Kartoffeldiät gemacht. Da sollte ich irgendwie nur Kartoffeln essen und das habe ich irgendwie ein paar Tage gemacht und kam mir dann total doof vor. Also, das hat mir gar nichts gebracht.“ (Probandin 26MP234, HR).

Nahezu durchgehend waren mit Diäten negative Erfahrungen (vgl. Tabelle 3.64) verbunden. Lediglich vereinzelt wurden Diäten als positive Möglichkeit zur Gewichts-stabilisierung betrachtet. In all diesen Fällen diente jedoch eine kurzfristige Diät als Einstieg zu einer allgemeinen Ernährungsumstellung, verbunden mit erhöhter sportli-cher Aktivität. Tabelle 3.65 zeigt subjektive Auslöser für Diätverhaltensweisen seitens der Probandinnen.

Tabelle 3.64: Erfahrungen mit Diäten

Jo-Jo-Effekt

Heißhunger dadurch ausgelöst Angst vor dem Wiegen dadurch ausgelöst

Körperliche und psychische Probleme dadurch ausgelöst (z. B. Kreislaufprobleme, Konzentrationsschwierigkeiten, Stimmungsschwankungen)

Tabelle 3.65: Auslöser für Diätverhaltensweisen

Probleme beim Kleidungskauf

Bevorstehendes Fest mit festlicher Kleidung (z. B. Hochzeit) Sommerzeit (Präsentation des Körpers im Schwimmbad etc.)

Werbung für Diäten und Diätprodukte in Frauenzeitschriften oder Fernsehen Neujahrsvorsatz

Betrachten von Fotos aus „schlankeren Zeiten“

Beim Kennenlernen eines potenziellen neuen Partners

Frauen, die noch nie eine Diät durchgeführt hatten, hielten dies entweder aufgrund eines anlagebedingten niedrigen Körpergewichts für nicht erforderlich, praktizierten eine Er-nährungsumstellung und/oder lehnten Diäten aufgrund ihres Wissen sowie ihrer Einstel-lung bezüglich Diäten ab.

So äußerte sich beispielsweise Probandin 25KT01/HR, die laut eigener Auskunft noch nie eine Diät gemacht hat, auf Nachfrage nach den Gründen wie folgt: „Weil ich finde, dass abwechslungsreiche Ernährung wichtig ist, und man kann nicht einfach komplett auf Kohlenhydrate verzichten. Das braucht der Körper einfach.“

Ähnlich Probandin 26HH24/NR: „Also, so etwas wie Kohlsuppendiäten oder Pul-versachen finde ich persönlich einen Schmarrn. Das ist nicht gesund für den Körper, weil man einfach unausgeglichen isst.“

Oder Probandin 16HH45/HR: „Ich denke mir auch, dass dies zu viel Aufwand ist.

Pulverdiät oder es gibt ja auch in den ganzen Zeitschriften immer viele Diätversuche.

Ich glaube, das muss man dann extra wieder nachkochen. Es ist dann vielleicht auch die Disziplin oder keine Lust, dass ich mich da auf die Nacht hinstelle und mir dann irgendwas so großartig koche.“

Insgesamt wurden von den Probandinnen, welche noch nie eine Diät durchgeführt hatten, folgende persönliche Gründe genannt: „Diäten sind ungesund für den Körper“,

„zuviel Aufwand“, „als Genussmensch nicht daran interessiert bzw. zu undiszipliniert“,

„Zufriedenheit mit dem eigenen Körper/Figur“ sowie „in der Herkunftsfamilie nicht vorgelebt“.

Tabelle 3.66 zeigt das semantische Wissen sowie Einstellungen der HR- und NR-Frauen bezüglich des Themas „Diäten“. Insgesamt waren mit dem Thema „Diäten“ nur wenige positive Assoziationen und deutlich mehr negative Assoziationen verbunden.

Tabelle 3.66: Wissen/Einstellungen bezüglich des Themas „Diäten“

Positive Assoziationen Negative Assoziationen Neutrale Assoziationen

Gesunde Ernährung Hunger Bewegung/Sport

Hilfreich bei starker Adipositas (unter medizinischer Aufsicht)

Jo-Jo-Effekt Diätarten: Tabletten, Öle, Pulverdiäten, Weight

Wat-chers, Brigitte-Diät - Straffe/definierte Figur

dadurch nicht erreichbar

Frauenzeitschriften

- Ungesund, schadet dem

Körper

Abgeordnetenpensionen

- Schlechte Laune Geringe Wirksamkeit

- Ausgelöst durch Druck

von außen (Männer, Mo-dels)

-

- Geldmacherei mit

Diätprodukten

-

- Auslöser für Anorexie -

3.3.4.3 Subjektive Erfahrungen und Wissen/Einstellungen bezüglich Models von HR- und NR-Frauen

Gefragt nach ihren Erfahrungen mit dem Thema Models, Modezeitschriften und Mode-reportagen wurden „auf den ersten Blick“ durchgehend positive Erlebnisse und Situati-onen genannt (vgl. Tabelle 3.67).

Tabelle 3.67: Erfahrungen mit dem Thema „Models“

Dienen als Vorbild (Mode, Makeup, Sportlichkeit) Objekte der Bewunderung (wegen Schlankheit und Disziplin) Diskussion mit Freundinnen über Modereportagen/Fernsehshows

(z. B. Germany’s Next Topmodel)

Ansporn für gesündere Ernährung, mehr Sport und Diäten

In einer weiteren Analyse wurde deshalb untersucht, wie es den befragten Frauen nach dem Betrachten von Modelfotos geht. Gaben die Frauen an, sich von diesen Bildern beeinflussen zu lassen, waren die berichteten Auswirkungen auf die Psyche weitestge-hend negativ (vgl. Tabelle 3.68), wie z. B. folgende Aussagen der Probandinnen 28BE14/HR und 09MM08/NR verdeutlichen:

Die haben eine große Wirkung auf mich. Denn, wenn ich jetzt zum Beispiel die Sendung Germa-ny’s Next Topmodel sehe. Wenn da diese ganzen schönen, schlanken Frauen herumlaufen, sitze ich immer vor dem Fernseher und bin dann wütend auf mich selber und mit mir selber unglaublich unzufrieden. Das ist allgemein, wenn ich im Fernsehen oder in Zeitschriften schöne schlanke Frauen sehe. Dann denke ich immer gleich, wärst du bloß auch so. Oder ich assoziiere das immer gleich auf mich, warum bin ich nicht so, warum bin ich nicht 1,80 m groß. (Probandin 28BE14, HR)

Ich glaube, das kommt auf meine momentane Stimmung an. Wenn es mir gut geht, ist es mir relativ egal. Wenn ich selbst mit mir unzufrieden bin, dann fallen mir schon persönliche Mängel ein, z. B., dass ich finde, dass meine Oberschenkel zu dick sind. (Probandin 09MM08, NR)

Tabelle 3.68: Subjektive Auswirkungen der Modelbilder auf die Psyche der Frauen

Wut auf sich selbst Unzufriedenheit mit sich selbst

Diätverhalten dadurch ausgelöst

Frauen, die sich von Modelbilder unbeeinflusst zeigten, gaben vorwiegend negative Assoziationen in Bezug auf Models an oder/und waren sich der Künstlichkeit vieler Fotos bewusst, wie z. B. Probandin 26HH24/NR:

„Oder ich weiß einfach, dass sie in Wirklichkeit auch nicht unbedingt so aussehen, dass man mit dem Computer, mit Retouchieren, relativ viel machen kann. Und ich wüss-te auch, wenn mich jetzt jemand professionell herrichwüss-ten würde und man hat irgendwel-che Designerklamotten an, dass dann glaube ich jeder gut aussehen würde.“ Ähnlich Probandin 10KJ10/HR: „Und das ist einfach nicht so das wahre Leben. Im Fernsehen ist soviel retouchiert und bearbeitet, dass ich jetzt nicht sage, ich muss so aussehen.“

Generell berichteten v. a. die HR-Frauen, dass bei ihnen durch das Betrachten von Modelfotos tiefergehende negative Gefühle ausgelöst werden.

Tabelle 3.69 zeigt die Assoziationen der befragten Frauen bezüglich des Themas

„Models“. Positive und neutrale Assoziationen einerseits, sowie negative Assoziationen andererseits halten sich in etwa die Waage.

Tabelle 3.69: Wissen/Einstellungen bezüglich des Themas „Models“

Positive Assoziationen Negative Assoziationen Neutrale Assoziationen Hohe Reputation/

Attraktivität/Schönheit Anorexie Mode als künstlerischer Anspruch

- Drogen/Alkohol Untragbare Mode

- Krankhaftes

Ernäh-rungsverhalten/Diäten

-

- Kränkliches Aussehen -

- Einsamkeit -

- Sind austauschbar -

- Dummheit -

3.3.4.4 Subjektive Gründe für den Konsum von Modemagazinen und