• Keine Ergebnisse gefunden

Für die Zielerreichung sollte in der Schweiz ein flächendeckendes Angebot von Aktivitäten zur Stärkung persönlicher und sozialer Ressourcen von Personen in allen Altersgruppen vorhanden sein. Gefordert sind die Kantone aufgrund ihrer Reichweite und ihrer finanziellen Möglichkeiten mit Unterstützung von Gesundheitsförderung Schweiz, aber auch weitere Akteure wie NGOs. Ressourcenstärkung ist themenun-abhängig in vielen Aktivitäten der Gesundheitsförderung und Prävention ein zentraler Aspekt, wie im Ak-tionsplan festgehalten. Die Beurteilung des Stands der Umsetzung kann hier nur fokussiert stattfinden:

Die Ist-Analyse zu dieser Massnahme fokussiert auf die Verbreitung der kantonalen Aktionspro-gramme (KAP) zur Förderung der psychischen Gesundheit. Die KAP werden durch die Kantone gemein-sam mit der Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz umgesetzt und ungefähr hälftig finanziert. Zwei Mo-dule betreffen die Förderung der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen (Modul C) und der älteren Bevölkerung (Modul D). Bezugspersonen wie Lehrpersonen, Eltern (bereits ab Schwanger-schaft) oder betreuende Angehörige gehören auch zu den Zielgruppen der Module C und D. Nebst den KAP fördert Gesundheitsförderung Schweiz zusätzlich gezielt Projekte, die innovativ sind, deren Verbre i-tung gefördert oder deren Qualität überregional gesichert werden soll.

Es ist vorneweg anzumerken, dass die Aktivitäten im Rahmen der KAP und der Projektförderung KAP zusätzlich auch einen Beitrag zur Erreichung weiterer Ziele aus dem Aktionsplan Suizidprävention leisten.

Eine klare Trennung zwischen den Zielen im Bereich Primär- und Sekundärprävention ist z.T. nicht mög-lich. So beinhalten z.B. viele Informationsplattformen, die primär die psychische Gesundheit der Bevölke-rung stärken wollen, auch Inhalte, die sich an Personen richten, die bereits belastet sind oder gar Sui-zidgedanken haben, indem sie konkrete Hilfsangebote kommunizieren.

Kantonale Aktionsprogramme psychische Gesundheit (KAP) (inkl. Projektförderung)

Soll-Zustand

Alle Kantone sollten ein Aktionsprogramm der Module C (Kinder und Jugendliche) und D (ältere Men-schen) haben. Bei der Projektförderung passend zu den KAP sollte die Chancengleichheit berücksichtigt werden.

Ist-Situation

Im Jahr 2020 setzen fast alle (25) Kantone ein Aktionsprogramm im Bereich der psychischen Gesundheit um, davon 22 Kantone mit beiden Modulen. 2 Kantone setzen nur Modul C und ein weiterer Kanton nur Modul D um. Bei der Projektförderung passend zu den KAP legen mehrere geförderte Projekte einen Schwerpunkt auf die Chancengleichheit. Dennoch besteht hier weiterer Handlungsbedarf.

 Mit der Lancierung der Module C und D im Jahr 2017 sind bereits rund die Hälfte der Kantone in die KAP eingestiegen. Seither sind jährlich jeweils neue Kantone hinzugekommen. Dies bedeutet eine grosse Steigerung an Projekten mit Breitenwirkung (vgl. auch Abbildung unter «Weitere Informatio-nen»).

 Ein Vergleich der Aktivitäten der Kantone im Bereich psychische Gesundheit zwischen 2015 und 2017 innerhalb und ausserhalb der KAP zeigt, dass mit den KAP die Aktivitäten der Kantone insgesamt stark zugenommen haben (Widmer et al. 2019). Es ist daher davon auszugehen, dass die KAP stark dazu beigetragen haben, dass die Kantone ihr Engagement im Bereich der Förderung der psychischen Ge-sundheit verstärkt haben.

 GFCH investiert für die Module C und D der kantonalen Aktionsprogramme über die Jahre 2017-2020 insgesamt ein Budget von CHF 16.2 Mio. (davon ca. zwei Drittel direkte Zahlungen an Kantone und ein Drittel an die Projektförderung KAP). Die jährlichen Ausgaben sind über die vier Jahre angestiegen, parallel zu der Zunahme der Module C und D (2017: CHF 1.5 Mio., 2018: CHF 3.4 Mio., 2019: CHF 5.1 Mio., 2020: CHF 6.2 Mio.). Die Kantone steuerten mindestens einen gleich hohen Betrag zu den direk-ten Zahlungen an die Aktionsprogramme bei.

 Gemäss einem Evaluationsbericht von GFCH liegt die Zahl der erreichten Personen im Jahr 2020 bei 64'000. Zudem wurden ebenfalls im Jahr 2020 8'800 professionelle Multiplikatoren erreicht. Zu beach-ten ist, dass im Corona-Jahr 2020 viele Massnahmen mit Multiplikatoren und den Zielgruppen nicht wie gewohnt durchgeführt werden konnten, weshalb die Zahlen gegenüber dem Vorjahr stark abfal-len.

 Die Projektförderung zu den KAP fokussiert auf Innovation, Multiplikation und Angebotsförderung.

Gemäss Auskünften von GFCH wird mit der Projektförderung vor allem auch im Sinne der

Chancengleichheit versucht, Lücken bei Zielgruppen zu schliessen, die schwerer erreichbar und/oder besonders gefährdet sind. Dazu gehören beispielsweise ältere Menschen, sozioökonomisch

vorbelastete Familien oder LGBTI+-Personen. Dies sind auch Personengruppen mit einer erhöhten Gefahr für Suizidalität. Trotz der Bemühungen erweist es sich gemäss GFCH in der Umsetzung als herausfordernd, vulnerable Zielgruppen zu erreichen und die Chancengleichheit sicherzustellen.

 Die KAP sind auf die Zielgruppe Kinder und Jugendliche sowie ältere Menschen ausgerichtet. Die er-wachsene Bevölkerung wird dabei indirekt als Eltern oder betreuende Angehörige abgedeckt. Dabei ist zu erwähnen, dass die erwachsene Bevölkerung zu einem grossen Teil auch durch Massnahmen im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung angesprochen wird. Das betriebliche Umfeld kann viel zur Suizidprävention beitragen. GFCH unterstützt Organisationen im Aufbau des betrieblichen Ge-sundheitsmanagements und hat Angebote in den letzten Jahren in dem Bereich deutlich ausgebaut.

Gemäss Auskunft von GFCH fliessen rund 10% der Gesamtmittel für das betriebliche Gesundheitsma-nagement in das Schwerpunktthema psychische Gesundheit. Das Thema Suizidprävention bildet dabei kein Hauptthema, kommt in einzelnen Projekten jedoch am Rande vor.

Weitere Informationen zu den KAP

 Verbreitung der KAP zur psychischen Gesundheit:

 Die Interventionen auf der Orientierungsliste GFCH fokussieren auf grundlegende Lebenskompeten-zen, die Gestaltung eines gesundheitsförderlichen Umfeldes sowie die Verfügbarkeit von Beratungs - und Unterstützungsplattformen oder -angebote. Bei Kindern und Jugendlichen sind die Familie und die Schule wichtige Settings. Im Sinne der Chancengleichheit und der induzierten Prävention beinhal-tet die Liste auch Projekte, die sich an (vor)belasbeinhal-tete oder sozial benachteiligte Personen/Familien richten. Bei älteren Menschen sind die Angehörigen und die Nachbarschaft wichtige Zielgruppen/-be-reiche der Interventionen. Unter den Aktionstagen im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit ist auch der Internationale Tag der Suizidprävention aufgeführt.

 Innerhalb der 60 geförderten Projekte passend zu den Modulen C und D ist erkennbar, dass das Thema Chancengleichheit Berücksichtigung findet:

 Ein Drittel (20) der geförderten Projekte im Bereich psychische Gesundheit richtet sich an die generell etwas schwerer zu erreichende Zielgruppe der älteren Menschen. Letztere fokussieren mehrheitlich explizt auf das Thema psychische Gesundheit, zum Teil sind es auch Projekte, bei denen es primär z.B. um Bewegungsförderung geht, aber gleichzeitig auch um soziale Teilhabe.

 Unter den Projekten sind mehrere zu finden, die sich gezielt an die ebenfalls schwerer erreichbare Migrationsbevölkerung richten.

 Die Projektförderung berücksichtigt weiter folgende ausgewiesene vulnerablere spezifische Zielgruppen14: Queere Jugendliche, Kinder von psychisch belasteten Eltern, Kinder von sozial belasteten oder bildungsfernen Familien.

 In der Kantonsbefragung für die vorliegende Ist-Analyse Ende 2020, haben 19 Kantone angegeben, dass sie sich im Bereich der Stärkung der Ressourcen engagieren und weitere 2, dass sie dies planen

14 Zu den gefährdeten Zielgruppen vgl. Grundlagenbericht zur Chancengleichheit in der Gesundheitsförderung und Prävention in der Schweiz von GFCH, dem BAG und der GDK (Weber 2020).

(Rest: 3x weiss nicht, 2x nein).15 Die Antworten in der Kantonsbefragung zeigen, dass die Aktivitäten der Kantone in diesem Bereich grossmehrheitlich im Rahmen der KAP psychische Gesundheit verfol-gen. Die KAP bilden somit ein wichtiges Instrument für Aktivitäten der Primärprävention der Kantone.

Viele Kantone gaben an, dass sie andere Aktivitäten, die inhaltlich den Aktionsplan Suizidprävention betreffen, im Rahmen der KAP psychische Gesundheit umsetzen (öfters erwähnt wurden z.B. Mass-nahmen zur Stärkung der Medienkompetenz von Jungen, was im Aktionsplan Ziel VIII zugeordnet ist).

Wie eingangs erwähnt, ist eine klare Trennung zwischen Aktivitäten zum Ziel I und zu anderen Zielen des Aktionsplans nicht immer möglich. Insofern unterstützen die KAP sowie die entsprechende Pro-jektförderung die Umsetzung des Aktionsplans Suizidprävention auch ausserhalb vom Ziel I.

15 Die Frage lautete: «In welchen Bereichen der Suizidprävention hat sich die kantonale Verwaltung im Zeitraum ab 2017 konk-ret engagiert? Aktivitäten, die deren persönliche und soziale Ressourcen stärken. z.B. Projekte zur Förderung der Selbstwirk-samkeit oder der sozialen Teilhabe». Antwortmöglichkeiten: ja, geplant, nein, weiss nicht.

Outline

ÄHNLICHE DOKUMENTE