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Stand der Umsetzung des Arbeits- und Gesundheitsschutzes Betreuung durch Betriebsärzte und Fachkräfte für Arbeitssicherheit:

Im Dokument in der ambulanten Pflege (Seite 45-51)

Geplante Projektphasen

V. Implementieren der Gefährdungsbeurteilung in den Betrieben

4.2 Ergebnisse der Bestandsaufnahme

4.2.3 Stand der Umsetzung des Arbeits- und Gesundheitsschutzes Betreuung durch Betriebsärzte und Fachkräfte für Arbeitssicherheit:

– Die betriebsärztliche und sicherheitstechnische Betreuung war quantitativ und qualitativ verbesserungswürdig. Ein Drittel der Betriebe erfüllte die gesetzliche Anforderung der Bestellung des Betriebsarztes nicht und ein Viertel hatte keine Sicherheitsfachkraft bestellt.

– Der überwiegenden Zahl der Betriebe war bekannt, dass Arbeits und Gesundheits -schutz ›Chefsache‹ ist und die Verantwortung nicht an Beschäftigte delegiert werden darf.

– Die meisten der befragten Betriebe sahen einen geringen oder gar fehlenden Nutzen in der betriebsärztlichen und sicherheitstechnischen Betreuung. Hierzu einige quali -tative Aussagen: »Den Betreuern fehlen die Konzepte, wie die Betreuung gestaltet werden kann. Alles muss vom Betrieb erarbeitet werden. Ich muss die Fachleute an

-leiten, dabei sollte es umgekehrt sein«, »Es ist ganz mühsam, sich die Anforde rungen des Arbeitsschutzes anzueignen. Darin finde ich keine Unterstützung bei den Be -treuern«, »Mit den Protokollen unserer Fachkraft konnten wir nichts anfangen. Wir mussten ihr erst beibringen, wie wir das machen« und »Arbeitsschutz ist für uns die feuerfeste Kachel unter der Kaffeemaschine«.

– Die Betriebe wünschten sich vom Betriebsarzt und von der Fachkraft für Arbeits -sicherheit mehr Informationen, mehr Beratung und mehr Praxisbezug.

– Ferner wünschten sich die Betriebe ausführlichere Informationen zu verschiedenen Inhalten, wie gesetzlichen Änderungen oder Informationen zu Krankheiten.

– Die Betriebe erwarteten von einem kompetenten Betreuer ein aktives auf die Dienste Zugehen und mehr Präsenz vor Ort. Die Tätigkeit vor Ort sollte Branchenbezug und Praxisrelevanz sichern.

– Gefährdungsbeurteilung:

– Die Hälfte der Dienste gab an, sie hätten bereits eine Gefährdungsbeurteilung.

– Von diesen 50% hatten 17% die Gefährdungsbeurteilung abgeschlossen und 76%

hatten damit begonnen.

– Bei genauem Nachfragen war festzustellen, dass Gefährdungsbeurteilungen nur für Büroarbeitsplätze existierten.

– Der Nutzen der Gefährdungsbeurteilung für die Verbesserung des Arbeits- und Gesundheitsschutzes wurde von den Betrieben als gering eingeschätzt.

Die Bestandsaufnahme bestätigte die Projekthypothese:

– Das Arbeitsschutzgesetz wurde in der ambulanten Pflege nur unzureichend um -gesetzt. Wenn eine Gefährdungsbeurteilung existierte, wurden Pflegearbeitsplätze so gut wie gar nicht berücksichtigt.

– Betriebsärzte und Fachkräfte für Arbeitssicherheit wurden nicht als kompetente Be -rater gesehen.

– Die Betriebe wünschten sich bessere branchenbezogene Informationen, persönliche Ansprache, Präsenz vor Ort und ein aktives auf sie Zugehen.

Die vollständigen Ergebnisse und Daten, inklusive Interviewleitfaden, Fragebogen, Preis vergleichsliste, Fragestellungen zur Auswertung sowie die Datenauswertung im Einzel -nen sind in einem eige-nen Bericht ausführlich dargestellt.

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Literaturrecherche

Es gibt eine fast nicht mehr überschaubare Flut von Berichten über ›Good oder Best Practice‹Beispielen zum Arbeits und Gesundheitsschutz in kleinen und mittleren Be trieben. Zur ambulanten Pflege gibt es in der Literatur viele Untersuchungen mit weit -gehend übereinstimmenden Ergebnissen zu den Belastungsfaktoren in der ambulanten Pflege. Dagegen gibt es kaum Erfahrungen, wie sie mit systematischen Arbeitsschutz -maß nahmen abgestellt werden können.

Das Projekt hat eine Vielzahl von Literaturquellen und Projektberichten ausgewertet und daraus die Faktoren der guten Praxis zusammengestellt20, die in der Mehrzahl der Projektberichte oder in der arbeitswissenschaftlichen Literatur als Erfolgsfaktoren für einen guten Arbeits- und Gesundheitsschutz in kleinen und mittleren Unternehmen benannt wurden.

In den folgenden Abschnitten 5.1 bis 5.3 werden die für die Konzeptentwicklung wesentlichen Erkenntnisse aus der Literaturrecherche dargestellt. Die ausgewerteten Quellen, die Fragestellungen und weitere Details sind dem Bericht der Literatur recher -che zu entnehmen.

Dort, wo in KMU erfolgreich Arbeitsschutz eingeführt wurde, waren es prozessorien -tierte Beratungsansätze, die physische und psychische Belastungen gleichermaßen bearbeitet haben und die zu einer Verbesserung der betrieblichen Prozesse insgesamt führten. Die Stichproben waren allerdings jeweils klein und es wurde kein Ansatz ge -funden, wie diese Ergebnisse auf breiter Basis den KMU nahe gebracht werden könnten.

Die Auswertung der vorhandenen Literatur hat somit vor allem gezeigt, dass viel Wissen über den richtigen Weg im Arbeits- und Gesundheitsschutz vorhanden ist. Erfolgs- und Misserfolgsfaktoren wurden in zahlreichen Studien immer wieder bestätigt, doch wird dieses Wissen überwiegend nicht genutzt. Es fehlt bisher ein schlüssiges Konzept oder Modell zur praktischen Umsetzung. Somit gibt es für den Arbeits und Gesundheits -schutz in KMU kein objektives Wissensdefizit, sondern es mangelt an der Umsetzung.

Die Schlussfolgerung daraus lautet, am bereits vorhandenen Wissen und den Erfahrungen anderer Projekte anzuknüpfen, schnell und möglichst breit in die Umsetzung zu gehen und das Wissen weiter zu entwickeln. Damit korrespondiert die Entscheidung, ein er -folgs- und handlungsorientiertes Evaluationskonzept zu entwickeln, die Methoden der Prozessevaluation sowie zum Abschluss die der Ergebnisevaluation zu nutzen.

Hinzuweisen ist außerdem auf die Broschüre ›Klein, gesund und wettbewerbs fähig‹21. Diese Zusammenfassung der guten Praxis der Gesundheitsförderung in kleinen und mittleren Unternehmen des europäischen Netzwerkes für Gesundheitsförderung (ENBGF) wurde im Rahmen der Literaturauswertung noch nicht berücksichtigt. Gesundheitsför -de rung wird hier -definiert als ganzheitlicher Ansatz, -der ein gemeinsames Vorgehen aller betrieblichen wie außerbetrieblichen Akteure voraussetzt. Bei Durchsicht der Praxis-beispiele wird deutlich, dass Gesundheitsförderung hier gleichzusetzen ist mit einem ganzheitlichen Arbeitsschutzansatz im Sinne des Arbeitsschutzgesetzes. Dieser ganz -heitliche Ansatz ist auch für das Projekt und die Konzeptentwicklung leitend gewesen.

Ein Expertengremium des ENBGF hat aus den Praxisbeispielen und der gesundheits-, arbeits- und organisationswissenschaftlichen Literatur einen Kriterienkatalog für die gute Praxis auf der einzelbetrieblichen Ebene abgeleitet. Er bezieht sich vor allem auf die Aspekte Führung und Beteiligung, Geschäftsprozesse und Ergebnisse. Ein weiterer Kriterienkatalog wurde erstellt für die Unterstützung auf der überbetrieblichen Ebene.

Die Auswertung der Literatur diente der Vorbereitung der späteren Konzeptent wick lung. Es galt zu ermitteln, wie eine gute ›Mustergefährdungsbeurteilung‹ für die ambu -lante Pflege aussehen könnte und wie diese ›Mustergefährdungsbeurteilung‹ durch ein Modell zum Arbeitsicherheitsgesetz nachhaltig unterstützt, umgesetzt und in die Fläche getragen werden könnte.

20 Vgl. Kooperationsprojekt Arbeits -schutz in der ambulanten Pflege (2005), Abschlussbericht der Litera -turrecherche,

http://www.arbeitsschutzinderpflege .de(Stand: 17.07.07)

21 BKK Bundesverband/Europäisches Informationszentrum (2001), Klein, gesund und wettbewerbsfähig: Neue Strategien zur Verbesserung der Ge sundheit in Klein und Mittelunter -nehmen

5.1 Gute Praxis der Gefährdungsbeurteilung unter

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