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Ein Simulationsmodell zur Erklärung von Output, Kapitalbildung, Beschäftigung und Reallöhnen in

Im Dokument Kapitalbildung und (Seite 180-192)

5,2. Empirische Ergebnisse

5.3. Ein Simulationsmodell zur Erklärung von Output, Kapitalbildung, Beschäftigung und Reallöhnen in

alternativen Szenarien

Die in dieser Arbeit bislang erbrachte Evidenz zur Überprüfung der theo-retisch abgeleiteten Beziehungen ist über mehrere Schätzungen verstreut;

insofern wurde noch kein geschlossenes Modell, wie es zur theoretischen Analyse benutzt wurde, empirisch umgesetzt, sondern immer nur einzel-ne Teilaspekte dieses Modells. Das Ziel dieses Abschnitts besteht nun darin, eine Synthese dieser Modellfacetten vorzunehmen. Zu diesem Zweck werden drei Simulationsstudien durchgeführt, die Aufschluß dar-über geben sollen, wie sich die endogenen Größen verhalten hätten ohne die drei in dieser Arbeit in den Vordergrund gerückten Schocks.

Als endogene Variablen werden die Entwicklungen von Kapitalbildung, Output, Beschäftigung und Reallohn erklärt. Dementsprechend sind vier Strukturgleichungen in das Modell aufzunehmen. In allgemeiner Schreibweise hat das Modell folgende Gestalt (die jeweiligen Gleichun-gen im Text sind mit angegeben):

(5.1) A kt = f1( A yl, cl, A kt.1) 4(4.15) (5.2) yt = f2( kt, lt, t , x ) A(4.6)

(5.3) lt = f3(yt, wt, t) * Umformung von (3.16) bzw. (3.18) (5.4) wt = f4( lt, 1], t, D U M Wt) ^ (4.48)

Mit diesem Modell kann nun eine dynamische Simulation durchgeführt werden, d.h. ausgehend von durch die tatsächlichen Zeitreihen vorgege-benen Startwerten werden die Werte für die endogenen Variablen durch die Modellgleichungen berechnet und dann jeweils für die nächste Peri-ode als input verwendet. Eine Simulation stochastischer Schocks findet dabei nicht statt.1 3 3 Da die Kapitalakkumulationsgleichung mit Hilfe von Jahresdaten geschätzt wurde, werden auch die anderen Gleichungen auf diese Periodizität umgestellt. Als neu zu schätzende Gleichung muß die Produktionsfunktion in das obige Modell eingeführt werden.

Tabelle 5.1 faßt die Regressionsergebnisse der vier Beziehungen zusam-men (in Klammern sind jeweils die t-Statistiken mit angegeben):

133 V g l . Stewart, J. 1991, S. 283 ff.. Zum numerischen Verfahren (Gauss-Seidel-Algorith-mus) vgl. auch Doan, T . A . 1992, S. 9-4.

Gleichung 5.1

Konstante 0,041 (2,070) -2,236 (-2,133) 0,441 (0,753) 2,146(1,716) 0,066 (4,066)

Restriktionen Die Summe der

Ko-effizienten von kt und lt wurde auf "1"

restringiert.

F ( l , 2 3 ) : 0,118

Die langfristige Ela-stizität von It bzgl.

einer Veränderung von yt wurde auf "1"

restringiert.

F ( l , 21): 0,484

R2 0,980 0,996 0,908 0,999

S E E 0,002 0,015 0,005 0,008

Tabelle 5.1: Regressionen für die dynamische Simulation

Zunächst wurde ein " B a s i s l a u f d e r die Model Ischätzung der tatsächli-chen Zeitreihen bildet, durchgeführt.1 3 4 Die durch das Modell implizier-ten Verläufe sind durch ein "F_ " vor der Variablenbezeichnung gekenn-zeichnet, die tatsächlichen Zeitreihen werden in Abbildung 5.1 als durch-gezogene Linien dargestellt. Die Entwicklung der Stromgröße Kapitalbil-dung wurde dabei in die Bestandsgröße Kapitalstock umgerechnet.

134 Da im folgenden nur Szenarien für die beiden letzten Jahrzehnte der Stichprobe simuliert werden sollen, wurden Basis und Simulations-Lösungen erst ab 1970 berechnet.

Abbildung 5.1: Tatsächliche und simulierte Verläufe der endogenen Variablen

Auch als dynamische Simulation werden die Zeitreihen durch die M o -dellgleichungen befriedigend beschrieben, lediglich die Peaks in der Be-schäftigungsreihe in den Jahren 1973 und 1980 werden nicht ganz ab-gebildet, obwohl die Zyklusvariable (yt-y*) m die kurzfristige Arbeits-nachfragefunktion (5.3) mit aufgenommen wurde. Die erste Anwendung des Simulationsmodells ist eine Sensitivitätsanalyse der endogenen V a -riablen auf eine Variation der Kapitalnutzungskosten c. Wie bereits in Abschnitt 4.2.3. wurde c für den Zeitraum von 1974-1989 auf den Mittelwert der Periode von 19601973 fixiert. Das Ergebnis ist mit dem Z u -satz " G _ " versehen und der jeweiligen Basislösung gegenübergestellt.

Den Abbildungen ist zu entnehmen, daß der Zinsschock ab Anfang der 80er Jahre eine bedeutende Auswirkung auf die Kapitalbildung und in deren Gefolge auch auf Output, Beschäftigung und Reallöhne hatte. Bis Ende der 70er Jahre unterscheiden sich Basis- und Simulationslösung kaum. Es ist hier auch empirisch nachzuvollziehen, daß bei Absenz des Schocks sowohl Reallohn als auch Beschäftigung höher gewesen wären, und damit positiv korreliert sind. Entsprechend den Ergebnissen des theoretischen Modells hätten auch Output und Kapitalstock ohne Schock höhere Werte angenommen.

Analog kann als zweiter Versuch eine Modellversion simuliert werden, in der der Lohndruckdummy D U M W über die gesamte Stichprobe auf den Wert Null zurückgesetzt wird. Die so modifizierten Verläufe der modellendogenen Variablen werden in Abbildung 5.3 als "H_"-Zeitrei-hen mit den entsprec"H_"-Zeitrei-henden Basissimulationen verglic"H_"-Zeitrei-hen.

o Output Reallohn

00

3

X F__BSP

1971 1975 1979 1983 1987 Beschäftigung

10.32O 10.28O 10.240 10.200-10.160"

H _ L x / F _ L /

^ \ / ^ 1971 1975 1979 1983 1987

3.0

2.8

2.6

2.4

9.2 9.0"

// //

1971 1975 1979 1983 1987 Kapitalstock

8.6-8.4

/ / F _ K

1971 1975 1979 1983 1987

Es ist hier gut zu sehen, daß die Reallohnsteigerung unmittelbar nach dem Schock durch ein vergleichsweise geringes Beschäftigungsopfer er-kauft wurde, d.h. der Großteil der durch die Erhöhung des Lohndrucks induzierten Beschäftigungsverluste erst in der Kapitalstockanpassungs-phase auftrat. Die Ergebnisse deuten darauf hin, daß etwa ab 1984 die temporären Reallohngewinne vollständig erodiert waren, während sich die Beschäftigung - im Einklang mit dem theoretischen Modell - nicht wieder auf den Referenzpfad zu bewegte.

Etwas problematischer ist die Simulation einer Situation ohne den Schock des Arbeitsangebots. Es ist nur mit einiger Willkür möglich, der tatsächlichen Entwicklung der labour force einen schockfreien Pfad ge-genüberzustellen. In der durchgeführten Simulation wurde "Schockfrei-heit" einfach durch das Einfrieren der labour force auf dem Niveau von

1979 für alle späteren Perioden definiert. In Abbildung 5.4 sind die so errechneten Pfade der endogenen Variablen durch das Präfix "J_" ge-kennzeichnet.

Die Bewegungen von Beschäftigung, Kapitalstock und Output sind wie-derum im Einklang mit dem theoretischen Modell, auch wenn der Rück-gang des Kapitalstocks gegenüber dem Basislauf nur sehr gering ist, während die theoretisch zu erwartende Unabhängigkeit des Reallohnes von einer Verschiebung der Lohnsetzungskurve nicht bestätigt wird. Das eben durchgeführte Experiment mit dem Lohndummy zeigte jedoch, daß die Anpassungsphase, innerhalb der der Reallohn wieder auf den Refe-renzpfad zurückkehrt deutlich länger als ein Jahrzehnt war. Eine mögli-che Erklärung für die durch den fehlenden Arbeitsangebotsschock im-plizierten höheren Reallöhne könnte somit darin liegen, daß auch am Datenrand die Kapital Stockanpassung noch nicht vollständig abgeschlos-sen war.

Obwohl eine genaue quantitative Evaluation sicher sehr vorsichtig zu interpretieren ist, können die Simulationsergebnisse als Hinweis auf die Größenordnung der Wirkungen der drei Schocks dienen. In Tabelle 5.2 sind die Unterschiede zwischen Simulations- und Basislösung jeweils für das Jahr 1989 zusammengestellt.

Output Reallohn Beschäftigung Kapitalstock ohne

Tabelle 5.2: Veränderungen der simulierten Werte gegenüber der Basislösung am Ende der Stichprobe

Die Schätzung des Beschäftigungseffektes der Simulation ohne labour force-Schock wirft zusätzliches Licht auf die eben konstatierte Entwick-lung des Reallohnes. Die Differenz von tatsächlicher labour force und dem Simulationswert beträgt am Datenrand 8,1%, d.h. nur die Hälfte die-ser Arbeitsangebotssteigerung wird durch das Modell in erhöhte

Be-schäftigung transformiert. Im Hinblick auf die Schätzung der langfristi-gen Verschiebungselastizität der Lohnsetzungskurve bzgl. einer Ände-rung von Lv in Abschnitt 4.3.6.3. scheint es sich somit in der Tat um einen noch nicht abgeschlossenen Anpassungsprozess zu handeln, was auch insofern plausibel ist, als der Schock nicht 1980 als einmaliges (wenn auch dauerhaftes) Phänomen auftrat, sondern seither permanent im Vergleich zu früheren Jahren höhere Wachstumsraten der labour force zu verzeichnen waren.

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