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Ansätze in der Literatur

Im Dokument Kapitalbildung und (Seite 161-165)

Beschäftigung: Eine theoretische und empirische Analyse

4.3. Kapitalbildung, Beschäftigung und Output im Gefolge von Lohn-, Zins- und

4.3.6. Die empirische Erfassung der Reallohnflexibilität

4.3.6.1. Ansätze in der Literatur

Während die Darstellung von rigiden bzw. flexiblen Reallöhnen in einem einfachen Arbeitsmarktmodell mit wohldefinierten Schocks und ohne die Berücksichtigung Technischen Fortschritts unproblematisch war, stellen sich für einen entsprechenden empirischen Test eine Reihe von Proble-men. Trotz verschiedener Versuche einer Messung von Nominal- und Reallohnrigiditäten (z.B. Grubb, R. et al. 1983, Alogoskoufis, G.S., Manning, A . 1988) kann eine Einteilung der nationalökonomischen Pa-radigmen entlang den Annahmen bzgl. der Fähigkeit der Preise, auf den jeweiligen Märkten für Markträumung zu sorgen, vorgenommen werden.

Die Neue Klassische MakroÖkonomik nimmt einfach ä priori an, daß die Preise auf allen Märkten (also auch der Lohn auf dem Arbeitsmarkt) zu jedem Zeitpunkt und in vollem Umfang für Markträumung sorgen, und interpretiert dann Arbeitslosigkeit als ein Phänomen intertemporaler Op-timierung1 1 5; in dieser Sichtweise wird den Wirtschaftssubjekten unter-stellt, daß sie in einem unzweideutigen Sinn freiwillig arbeitslos sind, weil sie im Rahmen eines Optimalkalküis zu dem Schluß kommen, daß

114 0 b diese Verschiebung langfristig das erhöhte Angebot 1:1 in erhöhte Beschäftigung transformiert, hängt von der Elastizität der Lohnsetzungskurve ab.

115 V g l . hierzu auch das Motto von Abschnitt 2.2.2. dieser Arbeit.

es für sie besser ist, Arbeit auf später zu verschieben und derzeit mehr Freizeit zu komsumieren.1 1 6

Dahingegen spricht die keynesianische Schule (trotz aller Unterschiede zwischen traditionellen, Neu-, Neo-, New (England)-, New (USA)- und Post-Keynesianern im Detail) den Preisen und vor allem dem Lohn auf dem Arbeitsmarkt diese Funktion ab, oder relativiert die Markträu-mungseigenschaft doch zumindest durch die Unterscheidung von lang-und kurzfristigen Analyseperspektiven mit unterschiedlichen Merkmalen bezüglich der Anpassungskapazität eines Systems.1 1 7

In der Literatur wurden bisher drei verschiedene Vorgehens weisen zur empirischen Evaluation von Reallohnflexibilität vorgeschlagen, die im folgenden kurz angesprochen werden s o l l e n .1 1 8

Erst vor ca. 10 Jahren stellte Robert Gordon 1982a die Pionierarbeit zu dem Themenkreis "LohmTexibilität" vor, und hob dabei insbesondere auf intertemporale und internationale Unterschiede ab. Allerdings testete Gordon dabei nicht irgendein theoretisches Flexibilitätskonzept, sondern berechnete einfach einige Streuungsmaße für die Zeitreihen (Standardabweichung, Variationskoeffizient). Diese Vorgehensweise ist insofern unbefriedigend, als hier "Flexibilität" mit "Variabilität"

ver-116 In diesem Sinne erklärt die derzeit aktuelle Erscheinungsform der Neuen Klassischen MakroÖkonomik, die Real Business Cycle-Theorie, auch Output-Fluktuationen als Ant-wort optimierender Wirtschaftssubjekte auf exogene, reale Schocks. Einen nützlichen Überblick gibt Plosser, C.I. 1989, einer der Pioniere der RBC-Theorien. Eine kritische Reflexion aus keynesianischer Sicht bietet Mankiw, N . G . 1989.

117 Eine Gegenüberstellung eines klassischen bzw. keynesiansichen Modells, deren einziger Unterschied in der Annahme bezüglich der Anpassungsfähigkeit der (Nominal-) Löhne besteht, findet sich bei McCalium, B . 1989, Chapter 5.

118 Der folgende kleine Überblick stützt sich teilweise auf die Arbeit von Beckerman, W., Jenkinson, T. 1986.

wechselt w i r d .1 1 9 Fluktuationen in den Lohnreihen allein sind aber weder eine notwendige noch eine hinreichende Bedingung für die Reagibilität der Löhne auf Arbeitsmarktungleichgewichte. Darüberhinaus stellten Beckerman, W., Jenkinson, T. 1986 fest, daß unterschiedliche Variabili-tätskennziffern zu verschiedenen Schlußfogerungen führen. Damit ist diese Vorgehensweise sowohl auf der theoretischen Ebene als auch auf der statistisch-methodischen Ebene diskreditiert.

Als ein zweites Konzept, das einen Beitrag zur Erfassung von Reallohn-flexibilität leistet, bezeichnen Beckerman, W., Jenkinson, T. 1986, S.

27/28 die in dieser Arbeit ausführlich diskutierte Lohnlückenmessung.1 2 0 Sie gestehen den neueren Methoden der Lohnlückenerfassung zu, daß sie in der Tat Abweichungen von gerechtfertigtem und tatsächlichem Lohn reflektieren. Setzt man diese Lücke nun in Bezug zu beobachteten Ar-beitsmarktungleichgewichten, d.h. fragt man nach der Reaktion der (Unter-) Beschäftigung auf eine Variation der Lohnlücke, so hat man die relevante Frage für die Beurteilung der Lohnflexibilität gerade umge-kehrt.1 2 1 Während in der Lohnlückenliteratur Arbeitslosigkeit die ab-hängige und der Lohn (bzw. die Lohnlücke) die unabab-hängige Variable ist, sollte ein Test der Lohnflexibilität die Reaktion der Löhne auf A r -beitsmarktungleichgewichte erfassen. Nach den theoretischen und empi-rischen Analysen dieser Arbeit ist deutlich geworden, daß ein intertem-poraler Vergleich von Niveaus der Lohnlücke nicht geeignet ist, einen aktuellen Reallohn als vollbeschäftigungskonform auszuweisen. Da außerdem - wie gezeigt und erklärt - Lohnlücke und Beschäftigung nur in

119 Beckerman, W., Jenkinson, T. 1986, S. 25 führen eine gute Analogie ein, indem die Löhne mit einer Stahlfeder verglichen werden. Beide können unter Umständen keinerlei Bewegung aufweisen, obwohl eine hohe Flexibilität diese Bewegung erlaubte, wenn eine von außen kommende Kraft diese in Gang setzen würde. Diese Analogie kann er-weitert werden um die denkbare Möglichkeit, daß Löhne sehr volatil sein könnten, ohne deswegen auf Arbeilsmarktungleichgewichte zu reagieren. Damit ist Volatilität weder eine notwendige noch eine hinreichende Bedingung für Flexibilität.

120 Beckerman, W., Jenkinson, T. 1986 beziehen sich explizit auf die oben behandelten Studien von Sachs, J.D. 1983 und Artus, J. 1984.

121 Die Lohnlückenliteratur erhob jedoch nie den Anspruch, Reallohnflexibilität zu messen, sondern versuchte immer nur, überhaupt ein in einer nichtstationären Umgebung adäquates Lohnmaß zur Beurteilung klassischer Arbeitslosigkeit zu entwickeln.

der unmittelbaren Folge eines Schocks - d.h. bei gegebener kurzfristiger Arbeitsnachfragekurve - negativ korreliert sind, in der Anpassungsphase des Kapitalstocks sich jedoch in die gleiche Richtung bewegen, ist die einfache Schlußfolgerung "breite Lohnlücke = niedrige Beschäftigung"

nicht gerechtfertigt.

Eine dritte Vorgehens weise schlagen Beckerman, W . , Jenkinson, T. 1986 vor. Sie schätzen eine "gleichgewichtige" Arbeitsnachfrage- und -ange-botsfunktion, erhalten damit Schätzwerte für Ld und L^, und setzen die Abweichungen ( Ld - Lt) sowie ( Lt - U{) als Regressoren in eine Glei-chung zur Erklärung von Reallohnänderungen e i n .1 2 2 Beide Abwei-chungsterme sollten ein positives Vorzeichen haben, d.h. Überschußar-beitsnachfrage sollte lohnerhöhend wirken, ein Überschußangebot lohn-senkend. M i t Hilfe von Quartalsdaten für Großbritannien (1960:1-1983:4) erhalten Beckerman, W., Jenkinson, T. 1986, S. 39 diese Vorzei-chen und konstatieren eine Asymmetrie dahingehend, daß die Löhne auf Angebotsüberhänge stärker reagieren als auf eine Überschußarbeitsnach-frage.

Folgende Probleme weist diese Methode auf:

Durch die Verwendung der tatsächlichen Beschäftigung als abhän-gige Variable sowohl in der Arbeitsnachfrage- als auch -angebots-funktion wird das längerfristige Arbeitsmarktgleichgewicht wieder-um eher postuliert als überprüft.1 2 3 Relevant für das Arbeitsangebot ist die Zahl der Erwerbspersonen (labour force). Auch wenn es hier keine Meßprobleme wie versteckte Arbeitslosigkeit und Meidun-gen, die nur wegen Arbeitslosenunterstützungen aufrecht erhalten werden, gibt, ist die aktuelle Beschäftigung in Zeiten anhaltender hoher Arbeitslosigkeit kein geeigneter proxy für das Arbeitsangebot - zumindest dann, wenn man die Möglichkeit einer Nicht-Räumung auf dem Arbeitsmarkt als realistisches Szenario akzeptiert.

122 Die tatsächliche Arbeilsmenge bestimmt sich in jeder Periode t als Lt = min(L^ L p .

123 Die Abweichungen (L{ - L p bzw. (L^ - L() definieren Beckerman/Jenkinson als Regres-sionsresiduen der Arbeitsangebots- bzw. - nachfragefunktion.

In Volkswirtschaften mit z.B. jährlichen Lohnverhandlungen ist -insbesondere bei Verwendung von Quartalsdaten - nicht zu erwar-ten, daß sich Löhne sofort in vollem Umfang anpassen. Die Schät-zung der Lohngleichung sollte daher eine verzögerte dynamische Anpassung zulassen.

Vor allem das erste Problem verhindert eine gesicherte Interpretierbar-keit der Ergebnisse, da die zugrundeliegende Arbeitsangebotsfunktion ein reines Artefakt ist.

4.3.6.2. Zur Interpretation der Arbeitsangebots- und

Im Dokument Kapitalbildung und (Seite 161-165)