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3 Eigene Untersuchungen

3.2 Populationsgenetische Analyse und Heritabilitätsschätzung für erblich

3.2.4 Segregationsanalyse

3.2.4.1 Distichiasis

In die Segregationsanalyse von Distichiasis konnten 60 Pedigrees mit 1015 Tieren, 790 mit ophthalmologischer Untersuchung und 391 mit einem positiven Befund, eingebunden werden. In den Pedigrees traten 219 Inzuchtbindungen auf, die für die Segregationsanalyse aufgelöst werden mussten und zu einer Duplikation bestimmter Tiere mit einer Inzuchtbindung führte. Die übrigen Tiere ohne ophthalmologische Untersuchung wurden in die Pedigrees aufgenommen, um verwandtschaftliche Beziehungen zwischen den Tieren herzustellen. Das Ergebnis der Segregations-analyse sind der Tab. 44 zu entnehmen.

Für Distichiasis kommen sowohl ein gemischter Erbgang mit dominanten Hauptge-neffekt mit den familiären Korrelationen 5 und 7 sowie ein gemischter Erbgang mit willkürlichem Hauptgeneffekt mit den familiären Korrelationen 5 und 7 in Frage, da diese sich in den Irrtumswahrscheinlichkeiten nicht signifikant von dem allgemeinen Modell unterschieden. Wenn man das Testkriterium nach Akaike betrachtet, haben die Modelle mit dominantem Hauptgeneffekt und familiären Korrelationen 5 den geringsten Wert und erklärten die beobachtete Prävalenz in den ausgewerteten Pedigrees besser als die Hauptgenmodelle mit willkürlichem Geneffekt. Danach wurde die Segregationsanalyse noch mal mit den Kovariablen Geschlecht und Alter bei Erkrankung geschätzt. Auch hier konnten wieder die gemischten Erbgänge mit dominanten und willkürlichen Hauptgeneffekt in den familiären Korrelationen 5 und 7 angenommen werden (Tab. 45). Auch hier hatten die Modelle mit dominanten Hauptgeneffekt den geringeren AIC Wert und unterstützen die vorhergegangene Analyse. Sowohl alle monogenen wie polygenen Modelle konnten als Erbgangs-hypothesen ausgeschlossen werden.

Tab. 44: Segregationsanalyse mit regressiven Logit - Modellen für die FG: Freiheitsgrade, AIC: Informationskriterium nach Akaike, - 2lnL: - 2 log Likeli-hood, p: Signifikanz,* Differenz zwischen den FG des allgemeinen und des Prüfmodells, ** Differenz zwischen den - 2lnL des allgemeinen und des Prüfmodells

Tab. 45: Segregationsanalyse mit regressiven Logit - Modellen für die FG: Freiheitsgrade, AIC: Informationskriterium nach Akaike, - 2lnL: - 2 log Likeli-hood, p: Signifikanz,* Differenz zwischen den FG des allgemeinen und des Prüfmodells, ** Differenz zwischen den - 2lnL des allgemeinen und des Prüfmodells

3.2.4.2 Membrana Pupillaris Persistens (MPP)

Für MPP wurden 34 Pedigrees mit insgesamt 693 Tieren ausgewertet. 163 Tiere besaßen eine Inzuchtbindung. Für 440 der Tiere lag eine ophthalmologische Untersuchung vor, 129 von ihnen hatten einen positiven Befund. Die Ergebnisse der Segregationsanalyse sind aus Tab. 46 zu entnehmen.

Dem Modellvergleich ist zu entnehmen, das nur das µ - Modell und das gemischte Modell mit willkürlichem Hauptgeneffekt mit den familiären Korrelationen 1 und 3 ausgeschlossen werden konnten. Deshalb wurden weitere Likelihood Ratio Tests angestellt. Zuerst wurden die monogenen Modelle mit rezessiver und willkürlicher Genwirkung gegen das gemischte Modell mit rezessivem Hauptgen verglichen.

Hierbei erklärte das gemischte Modell mit rezessivem Hauptgen und familiärer Korrelation 5 die Streuung der Daten besser (p = 0,0275). Danach wurde ein Vergleich zwischen den polygenen Modellen mit der familiären Korrelationen 5 und 7 und dem monogenen Modell mit willkürlichem Geneffekt. Hier erklärte das polygene Modell mit der Familiären Korrelation 5 die Daten am besten (p = 0,0175). Als letztes wurden die polygenen Erbgänge gegen die gemisch-ten Erbgänge mit dominangemisch-ten, rezessivem und willkürlichem Geneffekt verglichen. Sowohl die polygenen als auch die gemischten Modelle erklärten die Daten gleich gut. Wenn man sich die AIC Werte der einzelnen Modelle anschaut hat das gemischte Modell mit willkürlichem Hauptgeneffekt und der familiären Korrelation 7 den geringsten Wert. Danach wurde die Segregations-analyse unter Berücksichtigung der Kovariablen Geschlecht, Fellfärbung und Untersuchungen pro Tierarzt durchgeführt (Tab. 47). Hier konnten das Um-weltmodell ausgeschlossen werden. Es wurden weitere LRT angestellt. Zuerst wurden monogene Erbgänge mit dominanten und rezessivem Geneffekt gegen den monogenen Erbgang mit willkürlichem Geneffekt verglichen. Das Modell mit dem rezessivem Geneffekt erklärte die Daten hierbei am besten (p = 0,03). Danach wurden die Modelle gemischtes Modell mit dominanten Hauptgeneffekt, gemischtes Modell mit rezessivem Hauptgeneffekt und das polygene Modell in der familiären Korrelation 5 gegen das gemischtes Modell mit willkürlichem Hauptgeneffekt (bei den gemischten Modellen in der familiären Korrelation 7) verglichen. Hier erklärte das gemischte Modell mit rezessivem Hauptgeneffekt in der familiären Korrelation 7 die Daten am besten (p = 0,025).

Als letztes wurde das monogene Modell mit rezessiv Geneffekt gegen das gemischte Modell mit rezessivem Hauptgeneffekt getestet. Hier erklärten die Modelle die Daten wieder gleich gut.

Betrachtet man die AIC Werte hat das monogene Modell den geringeren Wert. Berücksichtigt man also Kovariablen in seiner Auswertung kann der Erbgang näher eingegrenzt werden als ohne.

In der letzten Segregationsanalyse für MPP wurde der Erbgang nur für einfar-bige Englische Cocker Spaniel geschätzt (Tab. 48). Hierbei konnten die gemischten Erbgänge mit dominanten und willkürlichem Hauptgeneffekt angenommen werden. Zwischen diesen beiden wurde nochmals ein Modell-vergleich in der familiären Korrelation 5 angestellt. Beide Modelle erklärten die Daten gleich gut, das gemischte Modell mit dominanten Hauptgeneffekt hatte einen etwas niedrigeren AIC Wert.

Tab. 46: Segregationsanalyse mit regressiven Logit - Modellen für die FG: Freiheitsgrade, AIC: Informationskriterium nach Akaike, - 2lnL: - 2 log Likeli-hood, p: Signifikanz, * Differenz zwischen den FG des allgemeinen und des Prüfmodells, ** Differenz zwischen den - 2lnL des allgemeinen und des Prüfmodells

Tab. 47: Segregationsanalyse mit regressiven Logit - Modellen für die FG: Freiheitsgrade, AIC: Informationskriterium nach Akaike, - 2lnL: - 2 log Likeli-hood, p: Signifikanz,* Differenz zwischen den FG des allgemeinen und des Prüfmodells, ** Differenz zwischen den - 2lnL des allgemeinen und des Prüfmodells

Tab. 48: Segregationsanalyse mit regressiven Logit - Modellen für die FG: Freiheitsgrade, AIC: Informationskriterium nach Akaike, - 2lnL: - 2 log Likeli-hood, p: Signifikanz,* Differenz zwischen den FG des allgemeinen und des Prüfmodells, ** Differenz zwischen den - 2lnL des allgemeinen und des Prüfmodells

3.2.4.3 Katarakt

Für die Segregationsanalysen wurden 40 Pedigrees mit insgesamt 686 Tieren berücksichtigt. 158 Tiere hatten eine Inzuchtbindung, 455 Tiere waren ophthalmolo-gisch untersucht und 74 Tiere wiesen einen positiven Befund auf. Bei dem Modellvergleich unter Berücksichtigung des Manifestationsalters (Tab. 49) konnten der monogene Erbgang mit dominantem Geneffekt sowie die polygenen als auch alle gemischten Erbgänge in den familiären Korrelationen 5 und 7 angenommen werden.

Zuerst wurde der monogene Erbgang mit dominantem Hauptgeneffekt gegen den gemischten Erbgang mit willkürlichem Hauptgen verglichen. Der gemischte Erbgang mit willkürlichem Geneffekt erklärte die Daten signifikant besser. Deshalb wurden dieser gegen die polygenen Erbgänge und die gemischten Erbgänge mit dominanten und rezessivem Geneffekt getestet. Die Modelle erklären alle die Daten etwa gleich gut. Auch hier kann eine monogene Vererbung ausgeschlossen werden.

Bei der weiteren Auswertung mit den Kovariablen Fellfärbung und Inzuchtklasse und bei der Auswertung für einfarbige Hunde mit der Kovariabel Inzuchtklasse (Tab. 50 und 51) konnten die polygenen Erbgänge in der familiären Korrelation 5 und 7 und die gemischten Erbgänge mit dominanten, rezessiven und gemischten Hauptgenef-fekt in den familiären Korrelationen 5 und 7 angenommen werden. In den LRT Test erklärten sowohl für die Auswertung mit Kovariablen als auch die Auswertung mit Kovariable für die einfarbigen Tiere alle angenommenen Modelle die Daten gleich gut. Wenn man sich die AIC betrachtet, so hat bei der Auswertung mit Kovariablen das polygene Modell mit der familiären Korrelation 5 den niedrigsten AIC, bei der Auswertung für die einfarbigen Englischen Cocker Spaniel verhielt es sich genauso.

Tab. 49: Segregationsanalyse mit regressiven Logit - Modellen für die FG: Freiheitsgrade, AIC: Informationskriterium nach Akaike, - 2lnL: - 2 log Likeli-hood, p: Signifikanz, * Differenz zwischen den FG des allgemeinen und des Prüfmodells, ** Differenz zwischen den - 2lnL des allgemeinen und des Prüfmodells

Tab. 50: Segregationsanalyse mit regressiven Logit - Modellen für die FG: Freiheitsgrade, AIC: Informationskriterium nach Akaike, - 2lnL: - 2 log Likeli-hood, p: Signifikanz, * Differenz zwischen den FG des allgemeinen und des Prüfmodells, ** Differenz zwischen den - 2lnL des allgemeinen und des Prüfmodells

Tab. 51: Segregationsanalyse mit regressiven Logit - Modellen für die

FG: Freiheitsgrade, AIC: Informationskriterium nach Akaike, - 2lnL: - 2 log Likeli-hood, p: Signifikanz, * Differenz zwischen den FG des allgemeinen und des Prüfmodells, ** Differenz zwischen den - 2lnL des allgemeinen und des Prüfmodells

3.2.4.4 Progressive Retina Atrophie (PRA)

Für die Segregationsanalyse mit PRA wurden 15 Pedigrees mit insgesamt 301 Tieren berücksichtigt. 74 Tiere hatten eine Inzuchtbindung, 194 waren untersucht und davon 19 Tiere positiv.

Aus dem Modellvergleich unter Berücksichtigung des Manifestationsalters (Tab. 52) ist zu entnehmen, dass unter besonderer Berücksichtigung des Manifestationsalters keine der Erbgangshypothesen ausgeschlossen werden kann.

Auch das µ - Modell, dass das Auftreten von PRA auf reinen Umwelteinfluss erklärt, kann bei dieser Auswertung nicht ausgeschlossen werden.

Hierbei ist aber zu beachten, das aufgrund des sehr geringen Datenmaterials die Segregationsanalyse nicht unbedingt aussagekräftig ist.

Tab. 52: Segregationsanalyse mit regressiven Logit - Modellen für die FG: Freiheitsgrade, AIC: Informationskriterium nach Akaike, - 2 lnL: - 2 log Likeli-hood, p: Signifikanz, * Differenz zwischen den FG des allgemeinen und des Prüfmodells, ** Differenz zwischen den - 2 lnL des allgemeinen und des Prüfmodells

3.2.5 Diskussion

3.2.5.1 Distichiasis

Für die Auswertungen mittels Varianzanalyse und Varianzkomponentenschätzung lagen, von 858 Tieren insgesamt, 463 positive Distichiasis Befunde der ophthalmo-logischen Untersuchungen von DOK - Tierärzten für Englische Cocker Spaniel vor.

Dies entspricht einer Prävalenz von 53,73 %. Das Alter bei Diagnose betrug im Durchschnitt 3,51 ± 1,82 Jahre. Bei der Varianzanalyse konnte auch ein signifikanter Einfluss des Alters bei Diagnose auf die Prävalenz von Distichiasis festgestellt werden. Bei Tieren bis 1,5 Jahre wurde Distichiasis signifikant häufiger diagnostiziert als bei Tieren über 3,9 Jahren. Noch seltener wurde die Diagnose bei Tieren über 5,1 Jahren gestellt. Dies lässt darauf schließen, dass Distichiasis eine Erkrankung ist, die sich früh manifestiert. Ein Auftreten im Welpenalter wurde schon von BEDFORD (1999) beschrieben. Tiere, bei denen erst in späterem Alter Distichiasis diagnostiziert wurde, wurden entweder vorher noch nicht untersucht oder die Distichien wurden in vorherigen Untersuchungen übersehen oder waren zum Zeitpunkt der Untersuchung ausgefallen, was häufiger vorkommt. Was bedeutet, dass es möglich ist, dass die Prävalenz von Distichiasis noch höher liegt, als aus den Daten angenommen. Des weiteren konnte festgestellt werden, dass weibliche Cocker Spaniel signifikant häufiger an Distichiasis erkrankten als männliche Tiere. Rassedispositionen wurden für viele Hunderassen in der Literatur beschrieben. STADES et al. (1998) beschrieb ein gehäuftes Auftreten von Distichiasis für den Englischen und Amerikanischen Cocker Spaniel, die Bulldogge, den Flat Coated Retriever, den Pekingesen, den Shetland Sheepdog, LAWSON (1973) für den Pekingesen, den Zwergpudel und den Boxer und die ACVO (1999) für den Tibet Terrier.

Bei den untersuchten Englischen Cocker Spaniels liegt die Prävalenz mit 53,37 % sehr hoch, vor allem wenn man bedenkt, dass man nach SMITH (1989) davon ausgehen muss, dass viele Fälle von Distichien übersehen werden. Dies kann man auch anhand von Tieren, die von verschiedenen Tierärzten untersucht wurden, nachvollziehen. Nicht immer wurde ein positiver Distichiasis Befund von den ver-schiedenen Tierärzten in gleicher Weise dokumentiert. Hierbei muss man aber auch bedenken, dass es möglich ist, dass die Distichien kurz vor der Untersuchung ausgefallen waren oder epilliert wurden. Vergleicht man die Prävalenz mit denen der von LEHMANN (2000) in Österreich untersuchten Englischen Cocker Spaniels,

so liegen diese mit einer Prävalenz von 37 % deutlich unter denen des Jagdspaniel Klubs e.V. Die Tiere wurden auch im Rahmen einer Zuchtzulassung untersucht, für die ähnliche Vorschriften gelten wie in Deutschland. Auch die Tibet Terrier (11,43 % KETTERITZSCH 2002, KETTERITZSCH et al. 2004) und die von KAUFHOLD et al. (2004) untersuchten Elos (27,78 %) liegen unter der Prävalenz des Englischen Cocker Spaniels. Lediglich die von WILLIAMS et al. (1979) untersuchten American Cocker hatten mit 74 % eine höhere Prävalenz. Auch ein Auftreten im Welpenalter (BEDFORD 1999) konnte nicht festgestellt werden.

Das Alter, in denen Distichien am häufigsten registriert wurden, lag in Bezug auf die jüngsten Tiere unter dem beim Tibet Terrier beschriebenen Alter von 50 Wochen (KETTERITZSCH 2002, KETTERITZSCH et al. 2004) und etwas über dem ermittel-ten Alter von LAWSON (1973), während das Höchstalter unterhalb der Ergebnisse der anderen beiden Studien lag.

Bei der Varianzkomponentenschätzung konnte für den Englischen Cocker Spaniel nach Transformation in das Schwellenwertmodell eine Heritabilität von h2 = 0,52 ± 0,08 für Distichiasis geschätzt werden. Man kann also davon ausgehen, dass es sich bei Distichiasis um eine erbliche Augenerkrankung handelt. Die sehr hohe Heritabilität lässt sich durch eine häufigere Verpaarung von miteinander verwandten Tieren erklären, da so Linien entstehen, in denen Distichiasis stärker verbreitet ist als in anderen. Die Heritabilitäten für Tiere aus den Geburtsjahrgängen ab 1998 und den mehrfarbigen Tieren lagen höher als die restlichen geschätzten Heritabilitäten. Die für den Tibet Terrier geschätzte Heritabilität im Schwellenwert-modell von h2 = 0,12 (KETTERITZSCH et al. 2004) und die beim Elo geschätzte Heritabilität von h2 = 0,43 (KAUFHOLD et al. 2004) liegen beide unter der des Englischen Cocker Spaniels.

In der komplexen Segregationsanalyse erklärt ein gemischter monogener - polygener Erbgang mit dominantem oder willkürlichem Hauptgeneffekt die Daten am besten. In der Literatur wurden für den Englischen Cocker Spaniel verschiedene Erbgänge angenommen worden. BARNETT (1976) und WHITLEY et al. (1995) nahmen einen monogenen autosomal dominanten, WIESNER u. WILLER (1983) einen monogenen autosomal rezessiven Erbgang an. Ein monogener Erbgang konnte in dieser Auswertung ausgeschlossen werden. Für andere Hunderassen wurden unterschiedliche Erbgänge ermittelt. So konnte für den Elo ein gemischt monogener oder polygener Erbgang angenommen werden (KAUFHOLD et al. 2004). Beim Tibet Terrier erklärten in der Segregationsanalyse alle angenommenen

Erbgänge die Daten etwa gleich gut, deshalb konnte der Erbgang nicht näher eingegrenzt werden.

Bei den in Österreich untersuchten Englischen Cocker Spaniels konnte unter der Annahme eines dominanten Erbgangs eine Genfrequenz von 0,21 ermittelt werden.

Für einen angenommenen rezessiven Erbgang lag die Genfrequenz mit 0,61 wesentlich höher. Von heterozygote Tiere unter den nicht merkmalstragenden Tieren konnte eine Prävalenz von 0,76 ermittelt werden (LEHMANN 2000). Abschließend ist zu sagen, dass die Distichiasis für den Englischen Cocker Spaniel eine erbliche Erkrankung ist, deren Heritabilität sehr hoch ist. Auffallend ist auch, dass diese Erkrankung schon weit verbreitet ist, da 53,37 % der untersuchten Tiere betroffen sind. Gerade die hohe Prävalenz ließe eine Bekämpfung mittels eines Zuchtprogramms sinnvoll erscheinen, stellt aber andererseits auch ein großes Problem dar. Durch einen Zuchtausschluss aller positiven Tiere würde der Umfang der aktuellen Zuchtpopulation dramatisch sinken, was wiederum zu einem Inzucht-anstieg und somit zur Förderung erblich bedingter Erkrankungen beitragen würde. Es ist also sinnvoll, bei der Verpaarung von Tieren darauf zu achten, dass nicht beide Tiere aus einer Linie stammen, in der schon gehäuft Distichiasis Fälle aufgetreten sind. Darüber müsste sich auch die Prävalenz senken lassen. Auch sollte in Zukunft mehr Wert darauf gelegt werden, die Beziehung zwischen dem Auftreten von Distichiasis und klinischen Symptomen an den Augen zu erfassen. Erst wenn geklärt ist, mit welchen Komplikationen zu rechnen ist und ob die Zusammenhänge zu den Komplikationen genetisch begründet sind, kann über züchterische Maßnahmen entschieden werden. Sollten keine genetischen Zusammenhänge zwischen der Prävalenz von Distichiasis und bedeutsamen klinischen Veränderungen bestehen, so wäre eine Selektion auf geringere Prävalenz von Distichiasis nicht zu rechtfertigen.

3.2.5.2 Membrana Pupillaris Persistens (MPP)

Von den vom DOK auf erbliche Augenerkrankungen untersuchten 858 Englischen Cocker Spaniels hatten 136 Tiere einen positiven MPP Befund. Dies entspricht einer Prävalenz von 15,85 %. Das Geschlecht, die Fellfärbung, die Anzahl der Untersu-chungen die ein Tierarzt durchgeführt hatte und das Alter bei der Diagnose hatte einen signifikanten Einfluss auf das Auftreten von MPP. Ein Einfluss des Geschlechts wurde bereits bei den Tibet Terriern beschrieben (KETTERITZSCH 2002, KETTERITZSCH et al. 2004). Bei den Englischen Cocker Spaniels waren signifikant häufiger weibliche Tiere betroffen. Auffällig war, dass signifikant mehr einfarbige Hunde von MPP betroffen waren als mehrfarbige. Da es laut den Zuchtbestimmun-gen des Jagdspaniel Klubs e.V. nicht gestattet ist, einfarbige und mehrfarbige Hunde miteinander zu verpaaren, liegt der Schluss nahe, dass die für MPP verantwortlich Gene vorwiegend bei einfarbigen Linien vorhanden sind. Tierärzte, die zwischen einer und 8 Untersuchungen und zwischen 19 und 39 Untersuchungen bei Englischen Cocker Spaniels durchgeführt hatten, diagnostizierten MPP signifikant häufiger, als Tierärzte der anderen Klassen. Auch hier ist wie bei Distichiasis anzumerken, dass keine Zahlen über alle ophthalmologischen Untersuchungen im Rahmen der DOK - Tätigkeit vorlagen. Es könnte jedoch auch sein, dass von weniger routinierten Tierärzten weniger starke Veränderungen schon als MPP dokumentiert wurden. Für die Prävalenz der MPP in der Englischen Cocker Spaniel Population bedeutet dies, dass vermutlich geringgradige Fälle weiter verbreitet sind, als aus den Untersuchungsergebnissen hervorging. Bei jungen Hunden unter 1,7 Jahren wird MPP signifikant häufiger diagnostiziert als bei älteren Hunden. Hunde über 5,1 Jahren hatten die wenigsten positiven MPP Befunde. Aufgrund der Tatsache, dass MPP sich in den ersten Lebenswochen durch eine mangelnde Rückbildung der Tunica vasculosa entwickelt, ist es einleuchtend, dass gerade bei jüngeren Hunden dieser Befund häufiger anzutreffen war. Rassedispositionen sind schon lange für viele Hunderassen bekannt. So beschrieb schon ÜBERREITER (1957) ein vermehrtes Auftreten bei dem Englischen Cocker Spaniel, dem Boxer, dem Pudel, dem Bedlington Terrier und bei zwei französischen Bulldoggen. Für den Basenji wurde in den USA auch ein vermehrtes Auftreten beschrieben (ROBERTS u.

BISTNER 1968). Die Prävalenz bei den Englischen Cocker Spaniels liegt mit 15,85

% deutlich über der von den Tibet Terriern mit 3,12 % (KETTERITZSCH et al. 2004).

Die Englischen Cocker Spaniel die von LEHMANN et al. (2000) in Österreich untersucht wurden wiesen jedoch eine wesentlich höhere Prävalenz von 39,5 % auf.

Dieses letzte Ergebnis deutet wahrscheinlich darauf hin, dass in der aktuellen Population die Prävalenz auch höher ist, da vermutlich nicht alle Fälle von MPP registriert wurden.

Die nach Transformation ins Schwellenwertmodell ermittelte Heritabilität von h2 = 0,54 ± 0,09 liegt wesentlich höher als die im Schwellenwertmodell geschätzte Heritabilität von h2 = 0,22 der Tibet Terrier (KETTERITZSCH et al. 2004). Als Folge einer MPP wurde in der Literatur vor allem Katarakte beschrieben und als sekundäre Katarakte bezeichnet (BARNETT 1979, 1988, WHITLEY u. GILGER 1999, NARFSTRÖM et al. 2001). Bei insgesamt 10 Tieren konnte eine Kombination aus Katarakt und MPP festgestellt werden, hier wurde aber nicht weiter differenziert, ob es sich um eine Folgeerkrankung handelt. Auch konnte für MPP und nicht kongenitale Katarakt keine von null verschiedene genetische Korrelation festgestellt werden. Deshalb ist auch nicht davon auszugehen, dass diese Augenerkrankungen in einem Zusammenhang stehen.

Für die meisten Hunderassen liegt laut ECVO (2004) keine erbliche Komponente für MPP vor. Eine Erblichkeit wurde in den „Procedure Notes“ lediglich für den Basenji, den Petit Basset Vendee Griffon und den Chow Chow diskutiert. In der Literatur wurden für den Basenji verschiedene Aussagen über den Erbgang getroffen. Einige Autoren nahmen einen polygenen Vererbungsmodus an (BISTNER et al. 1971, MASON 1976), der durch eine Testkreuzung von BISTNER (1971) noch untermauert wurde. BARNETT u. KNIGHT (1969) gingen hingegen von einem dem Menschen ähnlichen autosomal monogen dominanten Erbgang mit unterschiedlicher Expressi-vität und unvollständiger Penetranz aus. Sowohl für den Tibet Terrier (KETTERITZSCH 2002) als auch für den Englischen Cocker Spaniel wurde von VEITH (1970) in den USA und STRANDE et al. (1988) und in Norwegen ein polyge-ner Erbgang angenommen. In dieser Studie konnten 34 Pedigrees mit 693 Tieren (440 untersuchte, 129 positive und 163 Tiere mit einer Inzuchtbindung) mittels Segregationsanalyse ausgewertet werden. Hier erklärten polygene und gemischte Erbgänge mit den unterschiedlichen Geneffekten die Daten am besten. Unter Berücksichtigung der Kovariablen konnte der Erbgang auf einen monogenen Erbgang mit rezessivem Geneffekt oder einen gemischten Erbgang mit rezessivem Geneffekt eingegrenzt werden. Für die einfarbigen Cocker Spaniel auf einen gemischten Erbgang mit dominanten oder willkürlichen Hauptgeneffekt. Bei den von LEHMANN (2000) untersuchten Englischen Cocker Spaniels wurde die Genfrequenz für rezessive Gene mit 0,63 und die Prävalenz der heterozygoten Tiere in der gesunden Population mit 0,77 angegeben. Ein Erbgang konnte nicht weiter bestimmt werden.

Die MPP beim Englischen Cocker Spaniel ist also eine erblich bedingte Erkrankung, bei deren Ausprägung mehrere Gene beteiligt sind. Da Tiere mit MPP klinisch häufig keine Probleme zeigen und kein genetischer Zusammenhang zur Katarakt besteht, ist eine Selektion gegen MPP fragwürdig. Für weitere Entscheidungen müssten die

Die MPP beim Englischen Cocker Spaniel ist also eine erblich bedingte Erkrankung, bei deren Ausprägung mehrere Gene beteiligt sind. Da Tiere mit MPP klinisch häufig keine Probleme zeigen und kein genetischer Zusammenhang zur Katarakt besteht, ist eine Selektion gegen MPP fragwürdig. Für weitere Entscheidungen müssten die