Im innerbetrieblichen Transport und Verkehr ereignen sich im Berichtszeitraum 239 Unfälle (35,5 % aller gemeldeten tödlichen Unfälle). Auch hier ist insbesondere das Baugewerbe als Unfallschwerpunkt zu nennen (35,6 %). Daneben hat erwartungs-gemäß auch der Verkehr einen hohen Anteil (19,2 %). Neben Bauberufen (23,4 %) sind Verkehrsberufe (20,5 %; insbesondere Kraftfahrzeugführer mit 18,4 %) beson
ders betroffene Gruppen.
Die vier häufigsten Unfallvorgänge vereinigen mehr als 90 % aller Unfälle im ITUV auf sich (Tab. 4.12).
Tab. 4.12 Unfallvorgänge von Unfällen im ITUV Unfallvorgang in %
Getroffen Gequetscht Abgestürzt Überrollt
34,7 22,6 18,4 15,1
Gesamt 90,8
Bei drei Viertel der Unfälle im ITUV sind GSG-Geräte beteiligt, wobei es sich haupt-sächlich um Förder- und Transportmittel (50,2 %) handelt. Hier sind insbesondere Krane (17,6 %) und Gabelstapler (13,0 %) zu nennen. Auch beim Gebrauch von Hoch- bzw. Tiefbaumaschinen (20,1 %) passieren viele Unfälle, am häufigsten mit Baggern (13,0 %) und Ladern (6,3 %). Häufigste Unfallursache ist auch bei diesem Unfallschwerpunkt das Verhalten (54,2 %). Besonders der unsachgemäße Gebrauch von Arbeitsmitteln (17,0 %) und der Aufenthalt im und das Begeben in den Gefah
renbereich (13,8 %) werden häufig angegeben. Auch der Organisation ist ein großer Teil der Ursachen zuzuordnen (28,0 %). Seltener werden Arbeitsstätte/Umgebung (9,9 %) und Technik (7,5 %) als Gründe genannt.
Bei Unfällen im ITUV muss man zwischen Unfällen unterscheiden, die bei der Mit
hilfe (38,9 %) oder beim Transport direkt passiert sind. Bei letzteren differenziert man weiterhin, ob das Opfer am Transportvorgang beteiligt war (29,3 %) oder nicht (22,2 %). Bei den restlichen knapp 10 % kann eine derartige Zuordnung nicht vorge
nommen werden.
Im Folgenden werden die im letzten Abschnitt charakterisierten Unfalltypen näher analysiert.
Mithilfe beim Transport:
(93 Unfälle)
Die Mithilfe beim Transport umfasst neben Tätigkeiten, die mit der Fahrt selbst in Verbindung stehen (Mitfahren, Begleiten, Einweisen) auch Tätigkeiten, die mit der Lastvorbereitung, -annahme oder ähnlichem zu tun haben.
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In Tabelle 4.13 ist zu lesen, wie häufig einzelne Tätigkeiten zu tödlichen Unfällen geführt haben.
Tab. 4.13 Zum Unfall führende Tätigkeit bei der Mithilfe bei Transportarbeiten Mithilfe bei Transportarbeiten absolut in %
Lastaufnahme/-absetzen
Mitfahren, transportieren lassen Anschlagen/Abschlagen
An-/Abkuppeln Vorbereiten der Last Einweisen
Begleiten der Fahrt Übrige Transportarbeiten
36 14 12 11 7 7 5 1
38,7 15,1 12,9 11,8 7,5 7,5 5,4 1,1
Gesamt 93 100,0
Etwa ein Drittel dieser Unfälle ereignet sich im Baugewerbe, ca. ein Fünftel im Ver
kehr. Entsprechend sind die Opfer häufig Kraftfahrzeug-Führer (21,5 %) oder haben Bauberufe (18,3 %). Aber auch Metall- und Anlagenberufe (10,8 %), Lagerarbeiter (9,7 %) und Berufe der Metallerzeugung bzw. –bearbeitung (8,6 %) sind oft betrof
fen. Bezüglich der beteiligten Geräte sind hauptsächlich Förder- und Transportmittel zu nennen (61,3 %). Daneben sind häufig Kraftfahrzeug (19,4 %) und Baumaschi
nen (15,1 %) beteiligt.
Beteiligung am Transport:
(70 Unfälle)
Von diesen 70 Unfällen ereigneten sich 16 beim Handtransport und 54 beim Führen von Transportmitteln. Die weiteren Aussagen beziehen sich aufgrund der geringeren Häufigkeit der Handtransportunfälle lediglich auf Unfälle beim Führen von Trans
portmitteln. Es zeigt sich auch hier, dass ein großer Teil der Unfälle dem Baugewer
be (27,8 %) oder dem Verkehr (20,4 %) zuzuordnen ist. Der Anteil der Kraftfahrzeug-Führer beträgt hier 25,9 %. Förder- und Transportmittel sind bei mehr als der Hälfte aller Unfälle dieses ITUV-Typs beteiligt. Auf Baumaschinen entfällt ein Viertel, auf Kraftfahrzeug ein weiteres Fünftel.
Am Transport nicht beteiligt:
(53 Unfälle)
Auch wenn keiner der Betroffenen am Transport selbst beteiligt war, so gab es doch 19 Fälle (35,8 %), in denen das Opfer sich im Gefahrenbereich aufgehalten hat oder in diesen hineingelaufen ist.
Auch hier sind Baugewerbe als Schwerpunktbranche (52,8 %) und Bauberufe als Berufsschwerpunkt (45,3 %) zu nennen. Ebenso sind Bagger, Kraftfahrzeug (je
22,6 %) und Lader (15,1 %) wiederum die häufigsten am Unfall beteiligten Geräte.
Daneben sind hier mit 13,2 % noch Gabelstapler zu erwähnen.
Bezüglich der Unfallursachen weisen die drei genannten Unfalltypen einige Unter
schiede auf, die ähnlich der Tabelle 4.9 im vorigen Abschnitt auch hier vergleichend dargestellt werden sollen.
Tab. 4.14 Ursachen tödlicher ITUV-Unfälle nach dem Unfalltyp
ITUV-Typ
Ursachen in % Technik
Arbeitsstätte/
Umgebung
Organisation Verhalten Physisch/
Psychisch Mithilfe beim
Transport Beteiligung am Transport (ohne Handtransport) Keine
Beteiligung am Transport
8,2
11,9
4,4
7,7
12,9
9,7
34,1
19,8
30,1
50,0
54,5
55,8
0,0
1,0
0,0
Gesamt 7,5 9,9 28,0 54,2 0,4
Rundungsfehler
Wie bei den meisten Unfalltypen stehen auch hier Verhaltensursachen im Vorder
grund. Leichte Unterschiede zeigen sich zwischen einzelnen ITUV-Typen insbeson
dere im Bezug auf organisatorische Mängel. Diese treten bei der Beteiligung am Transport deutlich seltener auf. Häufiger hingegen werden hier sowohl technische Mängel als auch Mängel an der Arbeitsstätte genannt. Schaut man sich die Unfallur
sachen etwas genauer an, so stellt man fest, dass die genannten Verhaltensursa
chen bei den beiden erstgenannten ITUV-Typen zu großen Teilen auf unterlassenen oder unsachgemäßen Gebrauch zurückzuführen sind (Mithilfe: 23,1 %; Beteiligung:
26,7 %). Bei der „Beteiligung“ spielen auch Fahrfehler des Betroffenen eine große Rolle (18,8 %). Ist das Unfallopfer hingegen nicht am Transport beteiligt, wird meist das Fehlverhalten Dritter (23,9 %) oder der Aufenthalt im bzw. das Begeben in den Gefahrenbereich (20,4 %) als Ursache genannt.
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5 Zusammenfassung
Im vorliegenden Bericht wurden die 673 der BAuA gemeldeten tödlichen Arbeitsun
fälle der gewerblichen Wirtschaft (ohne Bergbau und Straßenverkehr) in Deutsch
land der Jahre 2001 und 2002 untersucht. Dabei wurde zunächst ein Überblick über das Unfallgeschehen allgemein gegeben, wobei im Vergleich zu den Vorjahren nur geringe Veränderungen festzustellen waren. Da in Kapitel 4.1.7 (Seite 21) eine kurze Zusammenfassung dieses Teils zu finden ist, wird an dieser Stelle darauf verzichtet und lediglich auf einige Auffälligkeiten hingewiesen:
Im Berichtszeitraum führten mehr Unfälle, bei denen ungeeignete Geräte benutzt wurden, zum Tode im Vorbericht über die Jahre 1998-2000 (9,5 % vs. 7,8 %). Au
ßerdem konnte gezeigt werden, dass die Häufigkeit der Überschreitungen der Prüf
zeiträume in den Berichtsjahren deutlich über dem der Vorjahre lag. Lag der Anteil der nicht geprüften Geräte in den Jahren 1992-2000 durchschnittlich bei 7,7 % mit einem Maximum von 8,2 % im Jahr 1999, so ist dieser in den beiden hier betrachte
ten Jahren wesentlich höher: 2001: 12,1 %; 2002: 10,3 %.
Ein weiterer – wenn auch nicht neuer – Fakt ist, dass sich zahlreiche Unfälle allein durch die Beachtung bestehender Vorschriften zur Benutzung der Persönlichen Schutzausrüstung (PSA) vermeiden ließen. Bei 52 Unfällen hätte die vorgeschriebe
ne PSA den tödlichen Ausgang des Unfalls verhindert, wurde aber nicht benutzt oder gar nicht erst zur Verfügung gestellt. Bei den meisten dieser Unfälle handelt es sich um Absturzunfälle, bei denen keine Absturzsicherung verwendet wurde (44 Todes
opfer).
Schaut man sich die Ursachen der tödlichen Arbeitsunfälle an, fällt auf, dass bei den meisten Unfällen Verhaltensfehler angegeben werden (56,4 % aller genannten Ursa
chen), wobei insbesondere der unterlassene oder unsachgemäße Gebrauch von Arbeitsmitteln und der Aufenthalt im oder das Begeben in den Gefahrenbereich im Vordergrund stehen. Mehr als ein Viertel aller Ursachen machen auch organisatori
sche Mängel aus (26,4 %). Hier sind hauptsächlich defizitäre Sicherheitsvorkehrun
gen und Gestaltungsfehler zu nennen.
Besonders groß ist der Anteil der Verhaltensfehler bei Gefahrstoffunfällen (70,6 %).
Mehr als die Hälfte davon ist allein dem unterlassenen oder unsachgemäßen Ge
brauch von Arbeitsmitteln zuzuordnen.
Seit 1992 werden die tödlichen Arbeitsunfälle mit dem gleichen Instrument erhoben, so dass inzwischen vergleichbare Daten für elf Jahre vorhanden sind. Dies wurde zum Anlass genommen eine Zeitreihe darzustellen (vgl. Abb. 4.7), die verdeutlicht, in welchem Ausmaß das Unfallgeschehen zurück gegangen ist. In diesem Zeitraum konnten – nicht zuletzt durch die Analysen aufgrund der hier untersuchten Erhebungsbögen – zahlreiche Maßnahmen entwickelt werden, die zu dieser Reduk
tion beitrugen. Auch für den häufigsten Unfallvorgang „abgestürzt“ (34,8 % aller Un
fälle) zeigt sich dies annähernd proportional.
Aufgrund der aber weiterhin hohen Anzahl der Absturzunfälle (234 Tote) wurde diese Gruppe für eine besondere Analyse herangezogen. Es zeigte sich, dass sehr viele dieser Unfälle (61,5 %) in der Baubranche passieren (fast alle auf Baustellen), be
sonders im Hochbau und von Gerüsten. Allerdings zeigten sich zwischen Unfällen auf Baustellen und den restlichen Absturzunfällen kaum Unterschiede.
Differenziert man die tödlichen Abstürze hingegen nach der Absturzstelle, zeigen sich zum Teil erhebliche Unterschiede. So sind Verhaltensfehler bei Stürzen von Dä
chern und Gerüsten vergleichsweise seltener als unter allen Stürzen (je unter 40 %
vs. 48,6 %). Bei ersteren stehen organisatorische Mängel sogar an erster Stelle (46,5 %). Bei Gerüsten ist zusätzlich eine dritte Ursachengruppe stark vertreten: In 27,0 % führen technische Mängel zum Unfall.
Wie bereits erwähnt wird bei vielen Unfällen die vorgeschriebene Absturzsicherung nicht benutzt. Insbesondere bei Stürzen von Dächern ist dies der Fall: Neun Opfer (entspricht 17,3 % der tödlichen Stürze von Dächern) mussten sterben, weil sie die vorgeschriebene und zur Verfügung stehende Absturzsicherung nicht benutzten, neun weitere, weil die PSA nicht gestellt wurde.
Als weiterer Schwerpunkt wurde der innerbetriebliche Transport und Verkehr (ITUV) mit 239 Unfällen (entspricht 35,5 % aller tödlichen Unfälle im Berichtszeitraum) aus-gewählt. Bei Unfällen in diesem Bereich ist der Absturz nicht der häufigste Unfallvor
gang (18,4 %). Häufiger werden die Opfer getroffen (34,7 %) oder gequetscht (22,6 %). Erwartungsgemäß ist auch der Vorgang überrollt mit 15,1 % stärker ver
treten. Ein besonderer Schwerpunkt (mit allein 36 Unfällen im Berichtszeitraum) stellt hier die Mithilfe beim Transport in Form von „Lastaufnahme/Lastabsetzen“ dar.
Auch im Bereich der ITUV-Unfälle stehen Verhaltensfehler mit mehr als 50 % als Ursachen im Vordergrund. Auch organisatorische Mängel werden zu ungefähr 30 % genannt. Eine Ausnahme bilden hier Unfälle, die ohne Mithilfe, aber mit Beteiligung am Transport stattgefunden haben. Hier ist Organisation zwar auch die zweithäufigst genannte Gruppe (knapp 20 %), aber auch Technik und Arbeitsstätte/Umgebung spielen eine größere Rolle als bei Opfern, die beim Transport mithelfen oder gar nicht am Transport beteiligt waren.
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