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Schwerpunkt „Absturz“

Im Dokument Tödliche Arbeitsunfälle 2001 - 2002 (Seite 28-32)

In Kapitel 4.1.4 wurde bereits deutlich, dass Absturzunfälle einen großen Teil des tödlichen Unfallgeschehens ausmachen. Mehr als ein Drittel aller gemeldeten Unfälle ereignen sich auf diese Art, im Berichtszeitraum sind dies insgesamt 234 (34,8 %).

Die sechs häufigsten Absturzstellen vereinigen dabei 85 % der Absturzunfälle auf sich (Tabelle 4.8). Neben hochgelegenen Arbeitsplätzen auf Dächern, Gerüsten oder Leitern, passieren Abstürze häufig auch von Transportmitteln.

Tab. 4.8 Tödliche Absturzunfälle nach der Absturzstelle Absturzstelle in %

Dach Gerüst

Transportmittel Leiter

Arbeitsbühne/Montageplatz Hochbaustelle

22,2 15,8 13,7 12,4 11,1 9,8

Gesamt 85,0

Viele dieser Unfälle ereignen sich in der Baubranche (61,5 %), fast ausschließlich auf Baustellen (60,7 %; vgl. Kapitel 4.5.1).

Besonders betroffen sind Metall- und Maschinenbauberufe (17,1 %), Dachdecker (12,0 %), aber auch Bauhilfsarbeiter (9,0 %), Maurer (8,5 %) und Betonbauer (6,0 %) findet man häufig unter den Opfern. In o.g. Abschnitt wurde bereits erwähnt, dass die Absturzhöhe bei tödlichen Arbeitsunfällen meist über 5m (58,5 %), aber auch bei 17,5 % unter 3m liegt.

Im Bezug auf die Ursachen kann man hier sehen, dass neben dem Verhalten (48,6 % aller genannten Ursachen) auch mangelnde Organisation oft angegeben wird (32,2 %). Sind es bei letzterem hauptsächlich unzureichende Sicherheitsvorkeh­

rungen (16,6 %), so sind bezüglich des Verhaltens besonders das Aufhalten im oder das Begeben in den Gefahrenbereich (16,0 %) und ein unsicherer Standplatz (10,5 %) zu nennen.

Für die einzelnen in Tabelle 4.8 genannten Absturzstellen zeigen sich bezüglich der Ursachen einige Besonderheiten, die in Tabelle 4.9 verdeutlicht werden.

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Tab. 4.9 Ursachen tödlicher Absturzunfälle nach der Absturzstelle

Absturzstelle

Ursachen in % Technik Arbeitsstätte/

Umgebung Organisation Verhalten Physisch/

Psychisch

Während das Verhalten bei allen anderen Absturzunfällen die häufigste genannte Ursache ist, übernimmt dies bei Stürzen von Dächern die Organisation – insbeson­

dere unzureichende Sicherheitsvorkehrungen (32,5 %). Auch der Arbeitsplatz bzw.

dessen Umgebung wird überdurchschnittlich oft als Ursache angegeben, wobei sich dies hauptsächlich auf Verkehrswege bezieht (10,5 %). Technische Mängel hinge­

gen spielen kaum eine Rolle. Bei Stürzen von Gerüsten zeigt sich diesbezüglich ein ganz anderes Bild. Hier werden technische Mängel weitaus häufiger als Ursache genannt, wobei vornehmlich sicherheitstechnische Mängel zu nennen sind (23,0 %).

Diese sind auch bei Stürzen von Transportmitteln mit 8,5 % die häufigste technische Ursache. Insgesamt zeigt sich hier ein überdurchschnittlich hoher Anteil von Verhal­

tensursachen. Ähnliches gilt für Abstürze von Leitern, wo außerdem ein hoher Anteil auf organisatorische Mängel entfällt, die bei Transportmittelstürzen vergleichsweise selten sind. Bei Abstürzen von Arbeitsbühnen oder Montageplätzen und von Hoch­

baustellen zeigt sich – ähnlich wie bei solchen von Dächern – ein erhöhter Anteil an Ursachen, die in der Arbeitsstätte selbst oder ihrer Umgebung begründet liegen.

Physische oder psychische Ursachen spielen lediglich bei Stürzen von Leitern eine Rolle.

Insbesondere bei Absturzunfällen spielt die Persönliche Schutzausrüstung (PSA) – meist in Form einer Absturzsicherung – eine besondere Rolle. Im Berichtszeitraum ereigneten sich 44 tödliche Absturzunfälle, bei denen durch eine Absturzsicherung der tödliche Ausgang des Unfalls hätte verhindert werden können. Dies wird als An-lass genommen in Kapitel 4.5.2 eine genauere Analyse diese Unfälle durchzuführen.

4.5.1 Tödliche Absturzunfälle auf Baustellen

Allein in der Baubranche ereignen sich 142 Absturzunfälle auf Baustellen, wobei damit hier die Unfallstelle und nicht wie in Kapitel 4.1.2 der Arbeitsbereich gemeint ist. Die meisten dieser Opfer stürzen im Hochbau (40,8 %), wobei hauptsächlich der Dachbau (Flachdach 14,8 %; Neigungsdach 14,1 %) als Schwerpunkt zu nennen ist.

Aber auch Stürze von Gerüsten sind häufig (23,2 %).

Insgesamt weisen die Absturzunfälle im Baubereich eine ähnliche Struktur auf wie Abstürze insgesamt. Dies betrifft auch die Bereitstellung bzw. Benutzung der PSA und die Unfallursachen. Am häufigsten wird auch hier das Verhalten (43,8 %) gefolgt von der Organisation (35,5 %) als Ursache angegeben. Bei letzteren sind meist un­

zureichende Sicherheitsvorkehrungen und bezüglich des Verhaltens das Aufhalten im oder das Begeben in den Gefahrenbereich oder ein unsicherer Standplatz ge­

nannt.

4.5.2 Benutzung einer Absturzsicherung

Gerade im Zusammenhang mit Absturzunfällen spielt die Persönliche Schutzausrü­

stung eine große Rolle. Von den 52 Unfällen, bei denen die PSA die Unfallfolgen hätte mindern können, ereigneten sich 44 bei Abstürzen. Im Vergleich zu den Durch­

schnittszahlen für alle Unfälle (Kapitel 4.1.4) wird bei Abstürzen deutlich, dass die PSA häufiger nicht gestellt (6,0 % vs. 2,8 %) und häufiger gestellt, aber nicht benutzt wurde (12,8 % vs. 4,9 %). Dabei gibt es auch zwischen den einzelnen Absturzstellen Unterschiede, die aus Tabelle 4.10, in der dies für die 6 häufigsten Absturzstellen dargestellt ist, zu entnehmen sind. Da die Auftretenshäufigkeiten recht klein sind werden absolute Unfallzahlen und Anteile in Prozent angegeben.

Tab. 4.10 Fälle, in denen die vorgeschriebene PSA die Unfallfolgen hätte mindern können, nach der Absturzstelle (absolut und in %)

Absturzstelle n

wurde nicht gestellt

wurde nicht benutzt

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So hätten Stürze von Dächern deutlich häufig durch das Benutzen geeigneter Schutzausrüstung verhindert oder zumindest die Folgen dieser Stürze gemindert werden können. Erschreckend hoch sind hier die Unfallhäufigkeiten, bei denen die PSA entweder gar nicht erst gestellt oder aber nicht benutzt wurde (je 17,3 %). Unter den Opfern, die von Transportmitteln oder Arbeitsbühnen bzw. Montageplätzen stür­

zen, kommt letzteres sogar noch häufiger vor. Bei Leitern hingegen hätte nur bei ei­

nem ausgesprochen geringen Teil der Unfälle die Folgen mit Hilfe der PSA gemin­

dert werden können.

84,0 % dieser Unfälle ereigneten sich auf Baustellen (Unfallstelle). Als Arbeitsbereich steht mit fast der Hälfte aller Unfälle die Hochbaustelle im Vordergrund. Entspre­

chend zeigen sich neben Elektrikern (5 Opfer) bezüglich der Berufe folgende Schwerpunkte: Bauhilfsarbeiter (7), Dachdecker (6) und Zimmerer (4). Die unfall­

trächtigsten Tätigkeiten sind Instandhaltung (29,5 %), Herstellung (20,5 %), Demon­

tage und die Fortbewegung ohne Transportmittel (je 13,6 %).

Bezüglich der Absturzhöhe unterscheiden sich die Unfälle, bei denen die Absturzsi­

cherung hilfreich gewesen wäre, deutlich vom Durchschnitt aller Absturzunfälle (vgl.

Tabelle 4.11).

Tab. 4.11 Tödliche Absturzunfälle nach der Absturzhöhe (in %)

Absturzhöhe von ... bis unter ... m

Absturzunfälle, bei denen die vorgeschrieben PSA den

töd-lichen Ausgang des Unfalls hätte verhindern können

Absturzunfälle (gesamt)

< 3m 3m – 4m 4m – 5m 5m – 10m

> 10m

4,5 0,0 13,6 47,7 34,1

17,5 8,1 13,0 36,8 24,7

Gesamt 100,0 100,0

Rundungsfehler

So entfallen mehr Unfälle auf die beiden Kategorien mit großer Absturzhöhe, wäh­

rend diejenigen mit kleiner Absturzhöhe eher seltener vorkommen.

Auch bezüglich der sechs wichtigsten Absturzstellen weisen die hier betrachteten Unfälle einige Unterschiede zu Absturzunfällen insgesamt auf: Der Anteil der unter allen Abstürzen häufigsten Absturzstelle (Dach mit 22,2 %; vgl. Tabelle 4.8) ist hier noch deutlich größer (40,9 %). Ebenso passieren mehr Unfälle von Arbeitsbühnen und Montageplätzen (13,5 % vs. 5,1 %). Hingegen sind Stürze von Leitern (4,5 % vs.

12,4 %) seltener.

Im Dokument Tödliche Arbeitsunfälle 2001 - 2002 (Seite 28-32)