• Keine Ergebnisse gefunden

Schnittstellen von Klima und Entwicklung

Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen im Stromversorgungssektor zeigen in Form von Synergien und Zielkonflikten Wechselwirkungen mit allen 17  SDGs sowie im weiteren Sinne mit der Agenda 2030 (Gonzales-Zuñiga et al., 2018a). Tatsächlich ist SDG  13 (Klimaschutz) untrennbar mit SDG 7 (bezahlbare und saubere Energie) verbunden, unter anderem durch die Vorgabe, den Anteil nachhaltiger Energie am globalen Energiemix zu erhöhen (SDG 7.2). Die Umsetzung der beiden SDGs sollte also in einem Zug erfolgen.

Klimaschutzmaßnahmen, die den Stromversorgungssektor dekarbonisieren sollen und auf seine Resilienz gegenüber dem Klimawandel abzielen, können in vielen Bereichen nachhaltige Entwicklung deutlich verbessern.

Besonders positive Wirkungszusammenhänge lassen sich bei der Gesundheitsversorgung (SDG  3), der Wasser- und Sanitärversorgung (SDG  6), bei menschenwürdiger Arbeit und Wirtschaftswachstum (SDG  8) sowie bei Industrie, Innovation und Infrastruktur (SDG 9) feststellen. So sollte beispielsweise der Aufbau von Infrastruktur und Industrie immer mit Blick auf SDG  7 erfolgen, um eine produktive Energienutzung zu ermöglichen und damit nachhaltige Entwicklung zu fördern. Neben diesen Synergien kann es zwischen Klimaschutzmaßnahmen im Stromversorgungssektor und bestimmten SDGs auch zu Zielkonflikten kommen. Diese müssen genau geprüft und gesteuert werden, um ihre möglichen negativen Auswirkungen auf Armutsbekämpfung und Ernährungssicherheit (SDG 1 und 2) oder auf die Wasser- und Sanitärversorgung (SDG 6) zu minimieren.

Erneuerbare Energien ohne Biomasse

Der umfassende Einsatz von erneuerbaren Energietechnologien kann den Zugang von abhängigen Gemeinschaften zu Land und Ressourcen einschränken.

Verringerung der Luft-, Wasser- und Bodenverschmutzung und der damit verbundenen nicht übertragbaren Krankheiten, wenn Alternativen auf Basis fossiler Brennstoffe oder Bioenergie ersetzt werden

Die meisten erneuerbaren Energietechnologien reduzieren die thermische und nichtthermische Wasserverschmutzung, wenn sie die auf fossilen Brennstoffen basierenden Alternativen ersetzen.

Solar-PV- und Windtechnologien verbrauchen deutlich weniger Wasser als thermische Alternativen (wie zum Beispiel thermische erneuerbare Technologien).

Der Einsatz von solaren CSP- und geothermischen Technologien kann zu thermischer und nichtthermischer Wasserverschmutzung führen, wenn das verwendete Wasser in Gewässer eingeleitet wird.

CSP-Solarkraftwerke können mit einem erhöhten Wasserverbrauch für Kühlung und Reinigung verbunden sein, was problematisch sein kann, da sie in der Regel an wasserarmen Standorten eingesetzt werden.

Die meisten erneuerbaren Energietechnologien steigern die Ressourceneffizienz und ermöglichen ein Wirtschaftswachstum, das nicht mit Umweltzerstörung verbunden ist.

Die Entwicklung von erneuerbaren Energietechnologien kann Hand in Hand mit dem Aufbau einer klimasicheren Infrastruktur und Industrie gehen und die produktive Nutzung von Energie ermöglichen.

Tabelle 3 Synergien (grüne Kreise) und Zielkonflikte (rote Kreise) zwischen Klimaschutzmaßnahmen und SDGs im Stromversorgungssektor (basierend auf

Gonzales-Zuñiga et al., 2018c).

Dekarbonisierung vorantreiben

In den meisten Ländern konzentrieren sich die Minderungsmaßnahmen im Stromversorgungssektor auf die Erzeugung erneuerbarer Energien. Der Ausbau von Technologien für erneuerbare Energieträger im Allgemeinen und von dezentraler Energieversorgung auf Basis erneuerbarer Energien im Besonderen bildet starke und direkte Synergien zu mehreren SDGs.

Nicht alle Technologien zur Nutzung und Erzeugung erneuerbarer Energien weisen dabei die gleichen Synergieeffekte auf. Beispielsweise muss der Einsatz von Bioenergie, Geothermie und solarthermischen Kraftwerken im jeweiligen lokalen Kontext sorgfältig geplant und berücksichtigt werden, um mögliche Zielkonflikte gering zu halten (vgl. Tabelle 3).

Bioenergie

Die Biokraftstoffproduktion kann zu einem Anstieg der Preise für Land führen, was sich auf die Lebensmittelpreise und den Zugang zu Nahrung auswirken kann.

Monokulturen und die intensive Nutzung von Nährstoffen für die Biokraftstoffproduktion können zu einer Verschlechterung der Bodenqualität und zum Verlust der Artenvielfalt führen, was die Nahrungsmittelproduktion und den Zugang zu Nahrung beeinträchtigen kann.

Die Biokraftstoffproduktion kann zu einer nichtthermischen Wasserverschmutzung durch erhöhten Düngerabfluss aus der Landwirtschaft führen.

Die Biokraftstoffproduktion kann mit einem höheren Wasserverbrauch verbunden sein, zum Beispiel für die Bewässerung der Felder, die Biokraftstoffverarbeitung und die Kühlung von Kraftwerken.

Monokulturen und die intensive Nutzung von Nährstoffen für die Biokraftstoffproduktion können zu einer Verschlechterung der Bodenqualität und zum Verlust der Artenvielfalt führen, was die Ökosystemleistungen beeinträchtigen kann.

Netzunabhängige erneuerbare Energien

Netzunabhängiger Strom aus erneuerbaren Energien kann die Verbrennung von Biomasse, Tierdung oder Holzkohle zum Heizen und Kochen ersetzen, was die Luftqualität in Innenräumen verbessert und damit verbundene Krankheiten eindämmt.

Netzunabhängiger Strom aus erneuerbaren Energien kann lokale Gesundheitseinrichtungen unterstützen und beispielsweise zur Kühlung von Medikamenten eingesetzt werden.

Netzunabhängiger Strom aus erneuerbaren Energien kann abgelegenen Gemeinschaften Zugang zu bezahlbaren, zuverlässigen und modernen Energiedienstleistungen verschaffen.

Netzunabhängiger Strom aus erneuerbaren Energien kann durch den Zugang zu Strom und den damit verbundenen wirtschaftlichen Möglichkeiten menschenwürdige Beschäftigungsmöglichkeiten schaffen.

Investitionen in erneuerbare Energien

Investitionen in erneuerbare Energietechnologien können die wirtschaftliche Produktivität durch Diversifizierung, Lieferkettenentwicklung, neue menschenwürdige Arbeitsplätze und Innovation unterstützen.

Investitionen in erneuerbare Energietechnologien können moderne und nachhaltige Energiedienstleistungen schaffen und die Energiesicherheit von Ländern erhöhen, die von Importen fossiler Brennstoffe abhängig sind.

Einige erneuerbare Energietechnologien (zum Beispiel Gezeitenenergie, BECCS) sind kommerziell noch nicht ausgereift und bergen mittelfristig das Risiko steigender Strompreise und damit verbundener Armut.

Resilienz stärken

Anpassungsmaßnahmen im Stromversorgungssektor konzentrieren sich darauf, die Stromerzeugung zu dezentralisieren und den Zugang zu einer modernen, klimaresistenten Stromversorgung zu verbessern, die zukünftige Klimarisiken mitberücksichtigt. Dies hat potenziell Synergieeffekte zu mehreren SDGs: beispielsweise zur Beseitigung von Armut und Ernährungssicherheit (SDG  1 und 2), zu Gesundheit (SDG  3) und menschenwürdiger Arbeit und Wirtschaftswachstum (SDG 8). Direkte Zielkonflikte sind hier nicht erkennbar (Gonzales-Zuñiga et al., 2018b) (vgl. Tabelle 4).

Wenn politische Maßnahmen im Bereich Klimaschutz und Entwicklungs-zusammenarbeit für den Stromversorgungssektor nach einer sorgfältigen Bewertung der Zusammenhänge zwischen Klima und Entwicklung gestaltet werden, können der Nutzen für alle relevanten SDGs maximiert und Zielkonflikte gleichzeitig effektiv minimiert werden.

Zuverlässige erneuerbare Energiequellen

Zuverlässige Stromquellen (vor allem in ländlichen Gebieten) können den Lebensstandard durch die Bereitstellung von medizinischer Grundversorgung, Bildung, Wasser- und Sanitärversorgung erhöhen.

Zuverlässige Stromquellen können Störungen bei der Nahrungsmittelproduktion und Kühlung verringern.

Zuverlässige Stromquellen können dazu führen, dass medizinische Einrichtungen gut funktionieren.

Zuverlässige Stromquellen können den Zugang zu Finanzdienstleistungen verbessern, Investitionen fördern und einen kontinuierlichen Geschäftsbetrieb sicherstellen, der das Wirtschaftswachstum fördert.

Zuverlässige Stromquellen können technologische Innovationen und Aufrüstung hervorbringen.

Erneuerbare Energien ohne Biomasse

Zuverlässige und saubere Stromquellen machen traditionelle Energiequellen (zum Beispiel Brennholz), die nicht übertragbare Krankheiten verursachen, überflüssig.

Zuverlässige und saubere Stromquellen verbessern die Nährstoffversorgung und eermöglichen damit mehr körperliche Bewegung.

Netzunabhängige Energie

Zuverlässige netzunabhängige Stromquellen können für die Bewässerung genutzt werden, um die Nahrungsmittelproduktion zu steigern und Klimafolgen zu bewältigen.

Tabelle 4 Synergien (grüne Kreise) zwischen Klimaanpassungs-maßnahmen und SDGs im

Stromversorgungssektor (basierend auf

Gonzales-Zuñiga et al., 2018b).