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Teil 2 – Experimentelle Infektion mit Salmonella Derby

N- freie Extraktstoffe (NfE)

5.2 Diskussion der Ergebnisse

5.2.1 Erster Versuchsteil

5.2.1.2 Scheinbare Gesamtverdaulichkeit, praecaecale und „praecolonale“

Verdaulichkeiten

Es ist hinreichend bekannt, dass eine Infektion mit Lawsonia intracellularis mit wirtschaftlichen Verlusten einhergehende Leistungseinbußen beim Schwein verursacht (VEENHUIZEN ET AL. 1998; JACOBSON ET AL.2010; DEITMER ET AL. 2008). Diese werden in der Regel auf verminderte tgl. Zunahmen und eine schlechtere Futterverwertung zurückgeführt (MC ORIST ET AL.1997a; STEGE ET AL.2004).

Wie bereits beschrieben, kommt es unter dem Einfluss einer bakteriellen Darminfektion zu einer Reduktion der Futteraufnahme (PASTORELLI ET AL.2012).PASTORELLI ET AL.(2012) bemerken weiterhin, dass der energetische Nutzen, den das Schwein aus einem Futtermittel zieht, bei identischer Fütterung durch Infektionen des Magen-Darm-Traktes beeinflusst werden kann. Diese Infektionen haben einen Einfluss auf die Energie- und Nährstoffaufnahme sowie deren Verwertung bei wachsenden Schweinen und beeinflussen

diese mitunter sehr deutlich. Hinzu kommt der Umstand, dass Tiere, die klinisch erkranken, Nährstoffe weniger effizient zum Aufbau von Körpermasse verwerten können als gesunde Tiere dies tun (KLASING U.AUSTIC 1984;BARGER 1993;WILLIAMS ET AL.1997). Um den Proteinansatz des Nutztieres zu maximieren und somit seine volle Leistungsfähigkeit auszuschöpfen, müssen entzündliche Erkrankungen vermieden werden oder aber es muss eine schnelle und effektive Therapie erfolgen (STANGL 2010). Erkrankungen beeinflussen die Leistung negativ, indem es zu einer veränderten Verteilung der Aminosäuren kommt, bei der diese vorrangig Verwendung in Geweben und Zellen finden, die in den Entzündungsprozess und die immunologische Veränderung involviert sind(BARGER 1993;WILLIAMS ET AL.1997).

Die täglich im Intestinum umgesetzten Proteinmengen liegen zwischen 16,2 und 79,4 % und sind somit beträchtlich (HALAS ET AL.2003).

Gewebeschäden können zu einer erhöhten intestinalen Sekretion führen, wodurch die Proteinverdaulichkeit reduziert sein kann (HALE ET AL.1985). Auch TURK (1972) stellt den negativen Einfluss von Schädigungen der Darmschleimhaut heraus. Diese beeinflussen immer auch die Verdauung (Vorgänge der enzymatischen Zerlegung) und die Nährstoffresorption negativ, wodurch die Verfügbarkeit von Aminosäuren und anderen Nährstoffen reduziert ist (HALE ET A. 1985). Auch bei einer Infektion mit Lawsonia intracellularis kommt es zu Läsionen der Darmschleimhaut (MCORIST U. GEBHART 2012). In den vorliegenden Untersuchungen wurde in der Bestimmung der scheinbaren Gesamtverdaulichkeit ein signifikanter Unterschied hinsichtlich der Verdaulichkeit des Rohproteins festgestellt. Diese war in der Versuchsgruppe mit den nicht vakzinierten, klinisch auffälligen Tieren signifikant schlechter als in der vakzinierten Gruppe und der nicht vakzinierten und klinisch unauffälligen Gruppe.

Die signifikant geringere Verdaulichkeit des Rohproteins in der klinisch auffälligen, nicht vakzinierten Tiergruppe bestätigt die Erwartung eines Einflusses von einer Infektion des Magen-Darm-Traktes (in diesem Fall Lawsonia intracellularis) auf die Verdaulichkeit. Im Falle einer klinisch auffälligen Erkrankung, wie sie hier in der Gruppe VAC – CF + vorliegt, ist neben der Leistung auch die Proteinverdaulichkeit reduziert. Ursachen dafür sind eine veränderte Absorption, eine erhöhte endogene Sekretion von proteinhaltigen Verbindungen (Epithelerneuerung etc.) oder beide Prozesse parallel (TURK 1972;HALE ET AL.1985).

Zwischen der vakzinierten Tiergruppe und der nicht vakzinierten, klinisch unauffälligen

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Gruppe konnte kein signifikanter Unterschied die Gesamtverdaulichkeit betreffend beobachtet werden. Geimpfte Schweine, die vor den klinischen Auswirkungen einer Infektion mit Lawsonia intracellularis geschützt sind, zeigen somit auch eine sehr gute Verdaulichkeit des Rohproteins. Allerdings gilt dieser Umstand auch für ungeimpfte Schweine, die eine gewisse Erregermenge (in diesem Fall 105,83 GE/g Kot) mit dem Kot ausscheiden und bei denen diese ausgeschiedene Erregermenge unter dem von COLLINS U. BARCHIA (2014) gesetzten Grenzwert von 107 liegt. Im Feld besteht bei einer solchen Tiergruppe jedoch stets die Gefahr, dass sich unauffällige Schweine zu klinisch auffälligen Tieren entwickeln und es hierdurch u.a. zu einer verminderten Verdaulichkeit des Rohproteins kommen kann.

Die Ergebnisse der praecaecalen Verdaulichkeit spiegeln weitestgehend die Ergebnisse aus der Gesamtverdaulichkeit wieder. Auch wenn der Unterschied die praecaecale Verdaulichkeit des Rohproteins betreffend zwischen der vakzinierten Gruppe und der Gruppe VAC – CF + nicht signifikant war, so zeigt sich auch hier die gleiche Tendenz.

Alle Versuchstiere erhielten ein identisches Alleinfutter ad libitum, was zur Folge hatte, dass unterschiedlich große Futtermengen und damit auch eine unterschiedlich große Menge an Protein aufgenommen wurde. Schon CUNNINGHAM ET AL. (1962) stellten fest, dass die Verdaulichkeit durch die Höhe der Futteraufnahme beeinflusst wird. Die Reduktion der Futteraufnahme führte in den Untersuchungen von CUNNINGHAM ET AL. (1962) zu einer gesteigerten Verdaulichkeit für Rohprotein. Bezieht man diese Ergebnisse auf die vorliegenden Untersuchungen, so kann man davon ausgehen, dass die Schweine, bei denen eine schlechtere Futteraufnahme zu verzeichnen war, das „Weniger“ an Protein aus dem Futter durch eine bessere Verdaulichkeit „einzusparen“ versuchten. Umgekehrt kann man davon ausgehen, dass die endogene Quote bei den Tieren erhöht ist, die auch eine bessere Futteraufnahme hatten und Nährstoffe somit nicht „eingespart“ wurden.

In der vorliegenden Arbeit wurde der Fokus auf die praxisnahe Gestaltung des Versuches gelegt, um möglichst alle Einflüsse, die die Infektion mit Lawsonia intracellularis auf das Tier ausüben kann, abzubilden. Aus diesem Grund wurde auch nicht restriktiv gefüttert, was zwar den Nachteil mit sich bringt, dass die Tiere keinen identischen endogenen Proteinanteil aufwiesen aber auch den Vorteil, den Einfluss der veränderten Futteraufnahme untersuchen zu können. Es lässt sich vermuten, dass die Unterschiede, insbesondere in der Proteinverdaulichkeit, bei identischer Futteraufnahme noch deutlicher ausfallen könnten, da

die klinisch nicht beeinträchtigten Schweine eine deutlich bessere Futteraufnahme zeigten als die Gruppe der nicht geimpften und klinisch auffälligen Tiere. Die gegenläufige Tendenz einer verminderten Verdaulichkeit bei einer hohen Futteraufnahme mag also in der vorliegenden Untersuchung zu einer Annäherung der Verdaulichkeiten zwischen den Versuchsgruppen geführt haben, gibt so aber die Möglichkeiten aus dem Feld wieder, wo den Schweinen das Futter für gewöhnlich ad libitum zur Verfügung steht.

Die „praecolonale“ Verdaulichkeit wurde aus dem Caecumchymus bestimmt, so dass neben den bereits stattgefundenen enzymatischen Verdauungsvorgängen auch der mikrobielle Stoffwechsel einen Einfluss nimmt. Für das Rohprotein zeigte sich in der Bestimmung der Verdaulichkeit ein ähnliches Bild wie bei der Bestimmung der preacaecalen Verdaulichkeit.

Die Gruppe VAC – CF + wies die schlechteste Verdaulichkeit des Proteins auf, wenn auch nicht signifikant verschieden von den anderen beiden Versuchsgruppen.

Da das Schwein zu den Colonverdauern zählt (BREVES U. DIENER 2010) ist davon auszugehen, dass es im Caecumchymus noch zu keinen tiefgreifenden Veränderungen der Proteinzusammensetzung gekommen ist.

5.2.1.3 Schlussfolgerungen

Lawsonia intracellularis infizierte und klinisch auffällige Schweine, die den Erreger in großer Anzahl mit dem Kot ausscheiden sowie einen geringen TS-Gehalt im Kot aufweisen zeigten im Versuch deutliche Leistungseinbußen. Auch konnte eine verminderte Proteinverdaulichkeit nachgewiesen werden. Diese Unterschiede traten nicht etwa im Vergleich zu einer L. i. negativen Tiergruppe auf, sondern wurden sogar im Vergleich zu Versuchsgruppen deutlich, die ebenfalls den Erreger im Kot in nicht unerheblicher Menge ausschieden. Das Studiendesign, welches drei unterschiedliche Versuchsgruppen von L. i.

feldinfizierten Schweine einschloss, konnte somit den praxisrelevanten Leistungsunterschied zwischen infizierten, klinisch auffälligen (oder potentiell gefährdeten) Schweinen und geimpften Tieren darstellen.

Auch wenn in Bezug auf die meisten erhobenen Parameter zwischen den Versuchstieren der geimpften Gruppe und den nicht geimpften und klinisch unauffälligen Versuchstieren kein oder nur ein geringer Unterschied zu bestehen scheint, so muss bedacht werden, dass nicht

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vakzinierte Tiere stets Gefahr laufen, zu klinisch auffälligen Tieren zu werden. Hiermit gingen dann auch die bereits erwähnten Einbußen, die Leistung und Verdaulichkeit betreffend, einher. Dieser Umstand erscheint noch bedeutender, bedenkt man, dass eine Infektion mit Lawsonia intracellularis keine sterile Immunität erzeugt, sondern dass es im Bestand und beim selben Tier zu Reinfektionen kommen kann (RIBER ET AL.2011). Eine Vakzination der Ferkel kann somit nicht nur vor den direkten klinischen Auswirkungen einer Erstinfektion mit Lawsonien schützen, sondern zudem die Gefahr von Reinfektionen minimieren. Auch RIBER ET AL. (2011)zeigten dieses Prinzip in einer Arbeit, in der die Erstinfektion mit L. i. die klinischen Ausprägungen einer Zweitinfektion (Reinfektion) verhinderte. Da bei einem Bestandsproblem mit Lawsonia intracellularis derzeit nur die antibiotische Therapie oder die Vakzination möglich sind, erscheint die Impfung der Ferkel als eine sinnvolle Maßnahme, um die Tiere vor klinischen Erkrankung und Leistungseinbußen zu schützen.

5.2.2 Zweiter Versuchsteil