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Schätzansatz und -methodik zur Berücksichtigung

In den Abschnitten 4 und 5 wird als methodischer Ansatz in der ökonome-trischen Untersuchung die Panel-Analyse verwendet, die sowohl Querschnitts- als auch Zeitreihendaten in der Schätzung berücksichtigt. Die übliche Quer-schnittsanalyse wird so um die Zeitkomponente erweitert. Die Benutzung von Paneldaten ermöglicht gegenüber der Querschnittsanalyse eine Erhöhung der Beobachtungswerte. In der Panelanalyse wird grundsätzlich ein einheitliches Erklärungsmodell für alle Merkmale und Zeitpunkte angenommen.

Es werden Schätzungen unter Berücksichtigung der räumlichen Autokorrelation und der Verwendung von Zeit-Dummys durchgeführt. Hierfür wird die von Anselin (2004) entwickelte Software GeoDa verwendet. Die Vorgehensweise für die Modellauswahl zur Berücksichtigung der räumlichen Autokorrelation lehnt sich an die von Anselin (2004) vorgeschlagene an:

• In einem ersten Schritt werden OLS-Regressionen in verschiedenen Spezifikationen durchgeführt.

• Anhand der Diagnostik für die räumliche Autokorrelation erfolgt im zweiten Schritt die Modellauswahl. Eine signifikante Moran’s I Statistik signalisiert, dass die räumliche Autokorrelation in der Schätzung zu berücksichtigen ist (vgl. Anselin, 1988, 2003a,b).

• Die räumliche Autokorrelation kann im dritten Schritt entweder im

„Spatial Lag Modell“ (SLM) oder im „Spatial Error Modell (SEM) der Schätzgleichung modelliert werden. Anhand verschiedener Teststatistiken kann entschieden werden, welcher Modelltyp, d.h. SLM oder SEM, anzuwenden ist.

Das Spatial Lag Modell (SLM) lässt sich formal als (A2-1) y=ρWy+βX+ε

darstellen. Hierbei bezeichnet y einen Vektor von Beobachtungen der zu erklärenden Variable, Wy ist die räumlich verzögerte zu erklärende Variable mit einer Gewichtungsmatrix W versehen, X ist eine Matrix von Beobachtungen der erklärenden Variablen, ε ist die übliche Störgrösse, ρ und β sind Parameter.

Das Spatial Error Modell (SEM) lässt sich dagegen wie folgt darstellen:

(A2-2) y=βX+ε mit ε=λWε+u.

ε ist ein Vektor räumlich autokorrelierter Störgrössen mit u als üblicher Störterm.

Zur Berücksichtigung der räumlichen Autokorrelation ist eine Gewichtungs-matrix W zu definieren. In der Analyse werden zwei Versionen der Ge-wichtungsmatrix unterschieden:

• Die „Grenzmatrix“ (WB), bei der für einen Kanton i die jeweiligen Nachbarkantone mit 1 gewichtet eingehen. Haben zwei Kantone keine gemeinsame Grenze, so ist das entsprechende Gewicht 0. Mit einer solchen Gewichtungsmatrix wird berücksichtigt, dass die öffentlichen Ausgaben eines Kantons von denen eines Nachbarkantons abhängen können.

• Die „Grenzen-Distanzen-Matrix“ (WBD) gewichtet hingegen die Grenzdummys mit den Distanzen zwischen den Kantonshauptorten.

Die in Abschnitt 4 und 5 ausgewiesenen Schätzergebnisse sind sehr robust in Bezug auf die Verwendung der beiden Gewichtungsmatrizen. Ausgewiesen sind die Resultate der Schätzungen, die unter Anwendung der Grenzmatrix (WB) durchgeführt wurden.

Anhang 3: Schätzansatz und -methodik zur Berücksichtigung der seriellen Autokorrelation

In der Panelanalyse wird grundsätzlich ein einheitliches Erklärungsmodell für alle Merkmale und Zeitpunkte angenommen. Ausgangspunkt der in Abschnitt 4 durchgeführten Schätzung bildet das Panel-Modell

(A3-1) ln(AUSGij,t)ln(EINWi,t)=c+β1ln(EINWi,t)+......ui,t

t , i i t t ,

i d e v

u = + +

(A3-2) ln(AUSGij,t)ln(EINWi,t)=c+dt +ei+β1ln(EINWi,t)+......vi,t,

mit i = 1…26 und t = 1…13. Mögliche Heterogenität zwischen den Individuen (Kantone) und in der Zeit wird durch fixe Effekte ei bzw. dt in der Schätzung berücksichtigt. Man spricht von FE-Modellen.

Der Schätzkoeffizient β1 besagt, dass ein Anstieg von ln(EINW)i,t um 1 zu einem Anstieg der Pro-Kopf Ausgaben um β1 führt. Zu erwarten wäre, dass dieser Zu-sammenhang gilt, unabhängig davon, ob zwei Kantone zu einem Zeitpunkt bzw.

ein Kanton zu zwei Zeitpunkten verglichen werden. Tatsächlich zeigt sich jedoch, dass es einen Unterschied machen kann, ob die Querschnittsin-formationen zwischen (between) den Individuen (Regionen) oder die Zeit-reiheninformationen innerhalb (within) des Individuums betrachtet werden. Der Schätzkoeffizient

β1 entspricht dem Between-Estimator, wenn ei 0 und dt =0. Der fixe Effekt ist damit konstant über die Zeit, variiert jedoch für die ver-schiedenen Individuen. Die Raumkonstante ei 0 bildet die im Modell nicht berücksichtigten Effekte ab, die für jedes Individuum spezifisch sind, jedoch in der Zeit unverändert wirken.

β1 entspricht dem Within-Estimator, wenn dt 0 und et =0. Der fixe Effekt ist damit konstant für alle Individuen, variiert jedoch für die verschiedenen Zeitpunkte. Die Zeitkonstante dt 0 bildet die im Modell nicht berücksichtigten Effekte ab, die für jeden Zeitpunkt spezifisch sind und auf alle Individuen in gleicher Weise wirken35.

35 Der Schätzer im Random-Effect Modell ist ein gewichteter Durchschnitt des Between-Estimator und des Within-Between-Estimator. Der Hausmann-Spezifikationstest basiert auf dem Unterschied zwischen diesen beiden Schätzern. Das two-way Random-Effect Modell wird abgelehnt, wenn die Differenz der beiden Schätzer nicht von Null verschieden ist (vgl.

Baltagi, 2005, S. 66ff.)

In der Schätzung brauchen die Konstanten nicht als Dummy berücksichtigt zu werden. Vielmehr ist es vorteilhaft, den Least-Square Dummyvariablenschätzer (LSDV) zu verwenden (Within-Group Estimator).

[

ln(AUSGij,t)ln(EINWi,t)

] [

6ln(4AUSG44Durchschni4ij)74ln(tt4EINW448i)

]

=c+β1ln(EINWi,t)

[

6ln(Durchschni47EINW48tti)

]

+.vi,t vi

Der Between-Estimator ergibt sich aus:

[

ln(AUSGi,jt)ln(EINWi,t)

] [

6ln(4AUSG44Durchschni4tj)74ln(tt4EINW448t)

]

=c+ 1ln(EINWi,t)

[

6ln(Durchschni47EINW48ttt)

]

+.vi,t vt. β

In ihren frühen Beiträgen zur Panelanalyse führen Kuh (1959) und Houthakker (1965) aus,

• dass der Between-Estimator, der auf den Querschnittskomponenten der Daten beruht, den langfristigen Zusammenhang der Daten abbildet.

• Der Within-Estimator, der auf den Zeitreihencharakter der Daten fokus-siert, bildet hingegen den kurzfristigen Zusammenhang der Daten ab.

Die Interpretation von Querschnittsanalysen als Langfristanalysen findet sich auch in der aktuelleren Literatur. Pirotte (1999) vertritt die Auffassung, dass der Between-Estimator den Langfristzusammenhang der Variablen abbildet, auch wenn die statische Modellierung nicht korrekt ist und eigentlich ein dyna-misches Modell verwendet werden müsste. Voraussetzung ist jedoch, dass genügend viele Querschnittsbeobachtungen vorliegen. Auch Mairesse (1990) interpretiert den Between-Estimator als Langfristschätzer. Die zitierten Beiträge beziehen sich auf Panel mit einer grossen Querschnittsdimension, jedoch nur wenigen Zeitpunkten der Beobachtung. Sie werden als statische Modelle interpretiert.

Egger und Pfaffermayr (2004) wenden ein, dass auch derartige Panels korrekterweise in einem dynamischen Rahmen auszuwerten sind. Die Ko-varianzmatrix der Störvariablen aus der statischen Schätzung ist in jedem Fall entsprechend zu untersuchen. Wird vorhandene Autokorrelation in der Schätzung ignoriert (die Kovarianzen der Störvariablen sind von Null ver-schieden), so gilt das Gauss-Markoff-Theorem (KQ-Schätzer als BLUE: Best Linear Unbiased Estimator) nicht mehr. Der sich ergebende Schätzer ist verzerrt.

Egger und Pfaffermayr (2004, S. 200) schreiben hierzu: “In this case it is not clear what in fact is estimated...” Eine Möglichkeit, Autokorrelation aufzudecken, bietet der Durbin-Watson-Test (vgl. Baltagi, 2005, S. 98). Die Spezifizierung eines AR-Prozesses im ursprünglichen Error Component Model erlaubt die Berücksichtigung der Autokorrelation in der Schätzung.