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Messzahl für die technische Effizienz im öffentlichen Sektor

6. Wirtschaftlichkeit des öffentlichen Angebots in den

6.4. Allokative und technische Effizienz im öffentlichen Sektor

6.4.2. Messzahl für die technische Effizienz im öffentlichen Sektor

Die Schätzung der Mietzinsgleichung in Abschnitt 6.2.1 erlaubt auch gewisse Aussagen zur technischen Effizienz in der Produktion von Politikleistungen in jedem einzelnen der 26 Kantone. Der staatliche Sektor im Kanton wird hierzu als Produktionssektor interpretiert, in dem politische Leistungen durch den Einsatz von steuerfinanzierten Ressourcen hergestellt werden. Gleichung (6-7) wird in diesem Zusammenhang als Produktionsfunktion interpretiert. Die Qualität des Outputs des politischen Prozesses, d.h. der hergestellten politischen Leistungen, wird wie im Bruecknerschen Ansatz anhand des Mietzinses ge-messen. Der Inputfaktor im politischen Produktionsprozess ist durch die öffentlichen Konsumausgaben repräsentiert. Im Sinne der Stochastic Frontier Analysis kann aus Gleichung (6-7) eine Best Practice Frontier (BPF) abgeleitet werden. Diese Best Practice Frontier (BPF) markiert den Benchmark, an dem der Grad der technischen Effizienz der Ausgabenpolitik für jeden Kanton gemessen wird.

Die Interpretation der Produktionsfunktion als BPF setzt voraus, dass der Störterm der Schätzgleichung (6-7) einseitig negativ definiert wird. Es wird wiederum die COLS-Methode (vgl. Abschnitt 6.2.1) angewendet. Der grösste (positive) Wert, den der Störterm umaxi,t im Zeitpunkt t in einem Kanton i annimmt, wird vom Störtermen aller Kantone abgezogen. Dadurch weisen alle bis auf einen Kanton in jedem Zeitpunkt eine negative Störgrösse

0 u~

u

-ui,t maxi,t = i,t < auf. Der korrigierte Störterm des Kantons mit der höchsten Fehlerkomponente uimax,t nimmt den Wert Null an. Dieser Kanton gilt im Zeit-punkt t als 100 % technisch effizient in der Produktion von Politikleistungen.

Für ein gegebenes Niveau der öffentlichen Pro-Kopf-Konsumausgaben erreicht der Mietzins in diesem Kanton im kantonalen Vergleich den höchsten Wert. Die allokative Effizienz bzw. kantonale Unterschiede in der Versorgung mit öffentlichen Gütern nehmen dabei keinen unmittelbaren Einfluss auf die Bewertung der kantonalen Finanzpolitik.

Die gesamte korrigierten Störgrössen u~i,t der Schätzung wird als Ineffizienz-komponente aufgefasst. Die IneffizienzIneffizienz-komponente u~i,t 0 repräsentiert den Grad der technischen Ineffizienz des jeweiligen Kantons. Sie gehen vollständig in die Berechnung des kantonalen Masses für die technische Ineffizienz TAGi,t ein. Die Ineffizienzkomponente u~i,t entspricht der Differenz aus dem durch-schnittlichen Mietzinsen pro Quadratmeter Wohnfläche einer Wohnung im Kanton i zum Zeitpunkt t MZi,t und dem für jede Region und jeden Zeitpunkt vorgegebenem Wert auf der Best Practice Frontier BPFi,t. Das kantonale Mass für die technische Ineffizienz TAGi,t ergibt sich als:

(6-7) *100 MZ

100 u~

MZ * ) BPF MZ

TAG (

t , i t , i t

, i

t , i t

, i t

,

i =

= .

Der Kanton i mit der höchsten Fehlerkomponente u und der Ineffizienz-komponente u~i,t =0 hat einen Abweichungsgrad TAGi,t = 0. Er gilt als zu 100 % technisch effizient in der Produktion von Politikleistungen. Alle anderen Kantone weisen negative Abweichungsgrade auf. Der Kanton mit dem kleinsten Abweichungsgrad weicht am stärksten von der BPF ab. Er ist technisch am weinigsten effizient in der Verwendung der öffentlichen Ausgaben.

Tabelle 6-8

Abweichungsgrad (TAG) der Ausgaben im Quervergleich Abweichungsgrad in %, Pro-Kopf-Ausgaben in CHF, Jahr 1990 und 2000

In Tabelle 6-8 sind die Abweichungsgrade der Kantone TAGi,t für die Jahre 1990 und 2000 ausgewiesen. Als Vergleichsbasis sind auch die Pro-Kopf-Ausgaben für das Jahr 2000 aufgeführt. Ein Vergleich der kantonalen Ab-weichungsgrade TAGi,t mit dem Abweichungsgrad AGi,t aus Tabelle 6-2 ist nur bedingt möglich.

• Zum einen wird bei der Untersuchung auf technische Effizienz die gesamte Störgrösse als Ineffizienzkomponente interpretiert. Der Umstand,

dass die Störgrösse auch eine rein stochastische Komponente enthalten kann, wird also vernachlässigt.

• Zum anderen unterscheiden sich die analysierten Effizienzkonzepte (Gesamteffizienz, technische Effizienz). Da technische Effizienz jedoch eine notwendige Bedingung für Gesamteffizienz darstellt, wäre zu erwarten, dass die Kantone mit einem geringen AGi,t (wirtschaftlich in ihrem Ausgabenverhalten) auch in Bezug auf den Abweichungsgrad TAGi,t gut bewertet werden. Ein hoher Grad an technischer Effizienz in der Produktion von Politikleistungen kann durchaus mit einem allokativen Über- oder Unterangebot einhergehen. Ein Zuviel oder Zuwenig an Politikleistungen wird in einem solchen Fall technisch effizient, d.h. ohne Verschwendung, bereitgestellt.

Entsprechend dem Abweichungsgrad TAGi,t sind die Kantone in folgender Weise zu bewerten:

• Die Effizienzskala in Tabelle 6-8 wird in beiden Untersuchungsjahren vom Kanton Obwalden (OW) angeführt. Für das in Obwalden realisierte öffentliche Leistungsangebot erreicht der Kanton sowohl im Jahr 1990 als auch in 2000 den maximal möglichen Mietzins bzw. Häuserwert. Die Produktion politischer Leistungen in Obwalden genügt damit dem Kriterium technischer Effizienz. Obwalden tätigt mit 11.627 CHF im Jahr 2000 unterdurchschnittliche Pro-Kopf-Ausgaben. Nach seinem AG wird Obwalden im oberen Bereich der durchschnittlich operierend Kantone eingestuft (vgl. Tabelle 6-6).

• Auf der Effizienzskala für das Jahr 2000 folgt an zweiter Stelle der Kanton Graubünden. In Graubünden liegt der Häuserwert gut 3 % unter der durch die Benchmark definierten Höchstgrenze. Im Vergleichsjahr 1990 nimmt Graubünden mit einem TAG von -8,37 % einem Platz im Mittelfeld ein. In Bezug auf die Gesamteffizienz, gemessen am AG, schneidet Graubünden eher unbefriedigend ab. Der Kanton wird nach dem AG als aufwändig operierend eingestuft. Es fällt auf, dass Graubünden im Jahr 2000 der Kanton mit den dritthöchsten Pro-Kopf-Ausgaben aller 26 Kantone darstellt.

Waadt, dass im Jahr 1990 den zweiten Rang und in 2000 den vierten Rang in der dem TAG entsprechenden Bewertung einnimmt, weist im Zeitraum 1990-2002 von allen Kantonen den höchsten AG (Rang 26) auf und gilt damit als aufwändig operierend. Auch die Pro-Kopf-Ausgaben sind mit 13.891 CHF in 2000 im Kanton Waadt überdurchschnittlich hoch.

• In Bezug auf den TAG rutscht Appenzell-Innerrhoden von -2 % 1990 auf -14 % in 2000. Was den AG anbelangt, so zeichnet sich eine gegen-läufige Entwicklung ab. Appenzell-Innerrhoden operiert in den Jahren

1990 in seinem Ausgabenverhalten nur knapp durchschnittlich. In den Jahren 2002 hingegen sparsam mit einem AG von 4,3.

• Die fünf Kantone Zug, Basel-Landschaft, Tessin, Schwyz und Nidwalden zählen in 1990 und 2000 zu den 10 technisch effizientesten Kantonen. In Bezug auf den AG werden von diesen Kantone Zug und Schwyz als günstig operierend eingestuft. Die Kantone Basel-Landschaft, Tessin und Nidwalden gelten nach der AG-Skala als durchschnittlich operierend.

• Ein ähnliches Bild ergibt sich für den Kanton Bern. Was die technische Effizienz anbelangt liegt Bern mit einem TAG von -7,75 % (1990) und -14,92 % (2000) im Mittelfeld. Auch insgesamt wird Bern als normal operierend in seinem Ausgabenverhalten bewertet. Bern liegt über den gesamten Untersuchungszeitraum nach dem AG unter den Kantonen auf dem 16. Rang.

Aargau ist mit einem TAG von -2,94 % in 1990 (4. Rang) und -10,35 % in 2000 (10. Rang) im technischen Sinne eher effizient in der Produktion von Politikleistungen. Im Untersuchungszeitraum 1990-2002 nimmt Aargau mit einem AG von 4,88 % auch eine gute Position in Bezug auf die Bewertung der Gesamteffizienz ein und wird als sparsam operierend eingestuft werden.

• Auch die Kantone Jura und Genf liegen in Bezug auf die technische Effizienz im Mittelfeld. Für Genf bzw. Jura ergibt sich ein TAG um die -11 % bzw. -9%. Nach dem AG stellt Genf jedoch ein aufwändig operierender Kanton dar. Jura wird über den gesamten Untersuchungs-zeitraum zu den aufwändig operierenden Kantonen gezählt und befindet sich auf dem 25. Rang.

• Der Kanton Schaffhausen belegt mit einem TAG von -7,6 % in 1990 eine erheblich bessere Position als im Jahr 2000, in dem sein TAG -16,1 % beträgt und er sich damit im unteren Bereich der Effizienzskala befindet.

In Bezug auf den AG wird Schaffhausen als durchschnittlich operierend bewertet.

• Die Kantone Solothurn, Thurgau, Luzern und Zürich müssen in Bezug auf den TAG zum unteren Mittelfeld gezählt werden.

• Die Kantone Wallis und Fribourg zählen zu den Schlusslichtern auf den TAG-Effizienzskalen (vgl. Tabelle 6-8). In beiden Kantonen liegt der Häuserwert zwischen 13 % und 28 % unter dem für ihr Ausgabenniveau erreichbaren Wert. Es überrascht daher nicht, dass das Wallis und Fri-bourg in 2002 auch in Bezug auf die Gesamteffizienz als aufwändig operierend eingestuft werden. Wallis tätigt darüber hinaus vergleichs-weise hohe Pro-Kopf-Ausgaben. Ähnliche Einschätzungen ergeben sich für Neuenburg und Glarus.

• Der Kanton Uri steht am unteren Ende der TAG-Effizienzskalen (vgl.

Tabelle 6-8). Dies gilt jedoch nur bedingt für den AG. Hier wird Uri über den Zeitraum 1990-2002 noch als normal operierend bewertet.

• Eine gewisse Inkonsistenz weisen die Ergebnisse für die Kantone Basel-Stadt und St. Gallen auf. Beide werden nach dem TAG als technisch ineffizient in der Produktion von Politikleistungen eingestuft. Gleichzeitig gelten sie nach dem AG über den gesamten Zeitraum 1990-2002 und 2002 als günstig operierend in ihrem Ausgabenverhalten.