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ROSA FAVA ich möchte zu einer abschlussrunde kommen. Des-

Im Dokument zu politischer Bildung im Kontext von (Seite 125-128)

halb die Frage an alle: wenn wir uns jetzt darin halbwegs einig sind, dass es sehr sinnvoll wäre, an schulen allgemein eine arbeit gegen gruppenbezogene Menschen-feindlichkeit zu machen, die sowohl allgemeine Mechanismen bearbei-ten als auch verschiedene spezifika thematisiert: wie müssten solche Programme, wie müssten solche inhalte aussehen?

CHRISTOPH MÜllER-HOFSTEDE Neue Begriffe zu finden ist, glaube ich, das Schwierigste. Wir hat-ten hier zwar den Vorschlag „Freiheitsfeindlichkeit“, aber die richtigen Assoziationen kommen einem da auch nicht. Mein ganz konkreter Vorschlag wäre, dass wir eine zweite Anstrengung machen und Fach- gespräche mit der Bundeszentrale und den hier anwesenden Projekten initiieren, um an dem Punkt weiterzuarbeiten.

Du hast gefragt nach einem Projektan-satz, der vieles inkludiert, sowohl die Prävention

zur Schule ohne Rassismus erklären, aber eben auf einer Grundlage einer eigenen Kampagne, in der Filme gemacht werden und das dann wieder reflektiert werden kann.

Insofern sehe ich gute Ansätze. Ich bin mir aber auch da klar, dass es dabei noch jede Menge Lernprozesse geben wird. In dem Sinne sind wir mittendrin.

DENIZ ÜNlÜ Wir überarbeiten und aktualisieren unsere Ansätze kontinuierlich. Jetzt sind wir dabei angekommen, über Werte ins Gespräch zu kommen, und die Frage: „Wie will ich leben?“ in den Vorder-grund zu stellen. Ich glaube, das ist so ziemlich das Wichtigste, was man mit den Jugendlichen machen kann.

Was ebenfalls sehr zentral ist, sind Mul- tiplikatorenschulungen. Denn viele der Multiplika-toren, die zu unseren Fortbildungen kommen, sehen Probleme, wo keine sind, und umgekehrt. Da muss eine Basis geschaffen werden, um Klarheit zu ge-winnen, mit was für Phänomenen sie es vielleicht zu tun haben. Das hat sich für unser Projekt als hilfreich erwiesen.

Nicht zuletzt ist es ganz wichtig, etwas Nachhaltiges zu schaffen, was sich nicht alle Jahre neu erfinden muss, wie das leider bei all den Pro-jekten der Fall ist. Wir haben uns so langsam ein-gegroovt, wir haben irgendwie einen Weg gefunden.

Das funktioniert, das funktioniert etwas schlechter, und gerade, wo wir anfangen, erfolgreiche Arbeit zu leisten, sind diese drei Jahre um, und wir müssen uns wieder neu erfinden und weiterentwickeln. Das ist nicht nachhaltig.

CAMIllO ABDURRAHIM DOTTERMUSCH Ich finde alle hier präsentierten Projekte an und für sich nicht schlecht. Ich sage ganz betont auch nicht

„gut“. Sie sind ein Anfang.

Ich empfehle: Schule sollte wirklich ei-nen ganzheitlichen demokratischen Ansatz fahren.

Schule muss sich ändern. Schule darf Demokratie nicht nur als eine politische Haltung propagieren,

Wenn wir diesen Weg gegangen sind und Schule gleichwertige Teilnehmer und Mitglieder hat, die partizipieren und teilnehmen können: erst dann haben diese Projekte nachhaltigen Wert.

ClAUDIA DANTSCHKE Vorhin wurde gesagt, überall sprössen Islamismuspräventionsprojekte aus dem Boden. Das Gegenteil ist der Fall: Überall gehen die Projekte, die gerade Erfahrung gesam-melt haben, kaputt. Es sprießt hier nix aus dem Boden, sondern kein Mensch weiß, wie es weiter-gehen wird. Es gibt keinen Topf, der das finanziert im Moment. Das ist eine Riesenkatastrophe.

Ich denke, Projekte, die einen ganzheit-lichen Ansatz haben und Projekte, die speziellere Ansätze haben, schließen sich nicht aus, sondern soll-ten sich ergänzen. Es sollte vermehrt Kooperationen geben, weil nicht jedes Projekt alles leisten kann.

SANEM KlEFF Schule ist existent, ist eine zen-trale Institution der Gesellschaft, hat zenzen-trale Funk-tionen. Wenn wir der Meinung sind, Schule sollte allen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen die Möglichkeit des Zuganges zu allen gesellschaftli-chen Ressourcen eröffnen, sie also als gleichwertig schätzen, dann müssen wir etwas dafür tun, dass diese Institution sich ändert. Deshalb bleibe ich da-bei und arda-beite gerne weiterhin mit der Institution Schule zusammen, in vollem Wissen darum, was da alles anders werden muss.

Mein Wunsch geht in Richtung Lehrer-ausbildung. Lasst uns dafür sorgen, die in den Mo- dellprojekten gesammelten Erfahrungen und Er-kenntnisse in die Grundausbildung der Lehrkräfte einzubinden. Denn Lehrer werden erst falsch und defizitär ausgebildet und dann eine Menge NGOs geschaffen, die kostenpflichtige Workshops an Schulen herantragen. Das kann nicht das Modell der Zukunft sein. Unsere Erfahrungen müssen in das Regelsystem aufgenommen werden, sodass es die NGOs immer noch gibt, aber als Fachspezialis-ten, als Kräfte von Außen, die eine soziale Dynamik in das Gebilde Schule hineinbringen, und nicht als

konkrete Realität. Wir haben in den letzten zehn Jahren eine Reihe von Methoden, Konzepten und Ansätzen entwickelt, die stehen in unseren Räum-lichkeiten, und wir werden schauen, wie wir den Laden aufrechterhalten.

Der Titel der Tagung, „ZusammenDen-ken“, beschreibt die Richtung, in die wir weiter- gehen wollen. Wir möchten die Kurzformate, die wir in den letzten Jahren entwickelt haben, weiter-hin anbieten. Aber wir möchten auch Perspektiven für unsere aktuell erarbeiteten langfristigen Kon-zepte schaffen. ZusammenDenken ist nur möglich, wenn man dazu den entsprechenden Rahmen hat.

Nachhaltige Konzepte brauchen Zeit und Sicher-heit. Das muss die Politik ermöglichen.

Die Peer-Educators

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