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Relevante Aspekte aus dem Nationalen Forschungs- Forschungs-programm NFP 61 «Nachhaltige Wassernutzung»

Im Dokument FORUM f ü r W i s s e n 2012 (Seite 63-71)

Christian Leibundgut, Programmleiter NFP 61

Institut für Hydrologie, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Fahnenbergplatz, D-79098 Freiburg chris.leibundgut@hydrology.uni-freiburg.de

Eine Wassernutzung in der Schweiz ist, ob nachhaltig oder nicht, untrennbar mit den alpinen Schnee-, Eis- und Wasserressourcen verbunden. Wie es gestern war bezüglich dieser alpinen Ressourcen, wissen wir einigermassen. Wie es heute aus-sieht, können wir, oft mit leichtem Schaudern nur, überall in den grösseren Höhen sehen. Was uns morgen erwartet, kann nur abgeschätzt werden. Dass sich aber viel ändern wird im Alpengebiet, ist eine einigermassen gesicherte Erkenntnis. Rele-vante Bezüge des NFP 61 zum Forumsthema «Alpine Schnee- und Wasserressour-cen gestern, heute morgen» liegen vor allem im Bereich WasserressourWasserressour-cen und weniger beim Schnee. Der NFP 61 zielt darauf ab, zur Erreichung einer Nachhal-tigen Wassernutzung in der Schweiz vor allem das Denken und den Umgang mit den Wasserressourcen und deren Nutzung durch eine ganzheitliche Betrachtung und Behandlung zu fördern. Wie dies erfolgt und was im einzelnen zur Entwick-lung der Wasserressourcen in Zukunft im Alpenraum vom Programm zurzeit aus-gesagt werden kann, wird kurz dargestellt.

Alpine Schnee- und Wasserressour-cen stellen sowohl in den Arbeiten der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL, als auch im Nationalen Forschungs-programm 61 (NFP 61) ein zentra-les Objekt und Thema dar. Dabei ist die Thematik im NFP 61 nicht explizit auf die alpinen Ressourcen ausgerich-tet. Vielmehr wird hier eine Gesamt-betrachtung der Wassernutzung in der Schweiz angestrebt. Da allerdings die Alpen als Wasserschloss der Schweiz den grössten Teil der Schnee- und Was-serressourcen bergen, nähern sich die beiden Betrachtungssichten schon a priori an.

Damit sind wir nach der Raumskala bei der Zeitskala. Während das Ges-tern noch stabil war bezüglich der Res-sourcen, befinden wir uns heute kli-matisch und gesellschaftlich in einer Übergangsphase, die durch den Kli-mawandel insbesondere die alpinen Wasserressourcen tangiert (Abb. 1).

Die Auswirkungen der übrigen Teile des globalen Wandels, wie Landnut-zung und Ressourcenverbrauch, sind noch weit schwieriger abzuschätzen.

Das Morgen ist zwar noch recht unbe-stimmt, aber mit Sicherheit anders.

Dieses Morgen mit einigermassen ver-lässlicher

Eintretenswahrscheinlich-keit bezüglich der Wasserressourcen zu bestimmen, hat sich das NFP 61 unter anderen zum Ziel gesetzt.

Wenn es gilt, im Rahmen des Tagungsthemas eine themenbezoge-ne Brücke zwischen den Tätigkeiten der WSL und dem NFP 61 zu schla-gen, dann am ehesten über die alpine Ressource Schnee. Allerdings fokus-siert keines der 16 Forschungsprojek-te des NFP 61 auf das Thema Schnee.

Im Rahmen der Teilsynthese 1, welche im kommenden Jahr unter der Leitung der WSL erarbeitet wird, soll diese Wissenslücke im NFP bearbeitet und geschlossen werden.

Relevante Aspekte, die als Beitrag des NFP 61 zum Tagungsthema ver-standen werden können, sind einerseits das Grundkonzept des NFP 61, dann der Blick in die Zukunft über Szena-rien mit dem Wandel in den soziöko-nomischen Bereichen, im Klima und in der Landnutzung sowie der Nach-haltigkeitsansatz. Methodisch ist es die Transdisziplinarität, die Umsetzung und das integrierte Wasser-Ressour-cen-Management.

Was kann das NFP 61 als Ganzes leisten?

Angesichts der fortschreitenden Ver-änderungen in der natürlichen und gesellschaftlichen Umwelt, insbeson-dere auch in den Wasserressourcen,

Abb. 1. Veränderung der alpinen Wasserressourcen durch Klimawandel am Beispiel des Rhonegletschers: gestern 1860, heute 1970, morgen 2050 (Quelle: Archiv VAW).

1860 1970 2050

nationale Forschungsprogramm eine Analyse der Situation durchführen und zusammen mit der Praxis in einem verknüpfendem Prozess Lösungswege suchen sowie spezifische Management-Tools und Techniken zur Minderung negativer Auswirkungen erarbeiten.

Das Programm verfolgt einen ganz-heitlichen, holistischen Ansatz in der Systembetrachtung (Abb. 2). Das Nut-zungssystem als zentrales System steht in Wechselwirkung mit dem Natursys-tem einerseits und dem Gesellschafts-system andererseits. Es integriert die zahlreichen Rückkoppelungen, die für die Bestimmung der zukünftigen Situ-ation ein entscheidendes Element dar-stellen.

Im Kontext des Programms ist der Prozess der Umsetzung hervorzu-heben. Die Programmverantwort-lichen sind sich der übProgrammverantwort-lichen Umset-zungsprobleme zwischen Theorie und Praxis in der realen Wasserwirtschaft bewusst. Dieses Problem soll verrin-gert werden durch die explizite Förde-rung der Inter- und Transdisziplinari-tät. So beziehen die einzelnen Projek-te die verschiedenen Stakeholder aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft dem natürlichen System der

«Öko-logie» und dem sozialen System der

«Gesellschaft» repräsentiert das Nut-zungssystem die «Ökonomie». Diese muss mit Impulsen und Rückkoppe-lungen aus den beiden anderen Sys-temen in eine Balance gebracht wer-den, damit die Wassernutzung in der Schweiz auch in Zukunft möglichst konfliktarm und auch nachhaltig blei-ben kann (LeiBundgut 2011).

Auf der Naturseite sind die identi-fizierbaren Veränderungen der Klima-wandel und die Landnutzung. Beson-ders die Veränderungen der alpinen Eis- und Schneeressourcen sind augen-fällig. Auf der gesellschaftlichen Seite sind es das Bevölkerungswachstum und die globalen Treiber wie Wirtschafts-wachstum und Marktöffnung. Es geht also gesamthaft um den globalen Wan-del mit seinen Implikationen auf die Wasserressourcen der Schweiz. Sowohl die Initianten als auch die Konstruk-teure des NFP 61 gingen davon aus, dass die Auswirkungen des globalen Wandels einen verschärften Nutzungs-druck bezüglich der Ressourcen her-vorrufen werden. Um negativen Fol-gen möglichst vorzubeuFol-gen, soll dieses haben die zuständigen Stellen auf

Bundesebene seinerzeit das Nationa-le Forschungsprogramm NFP 61 ini-tiiert. Kurz zusammengefasst können die Ziele wie folgt umschrieben wer-den: Das NFP 61 befasst sich mit der Erarbeitung der hydrologischen und wasserwirtschaftlichen Grundlagen und der Entwicklung der Wasserres-sourcen, Früherkennung von Engpäs-sen und Fehlentwicklungen, Risiko-abschätzung sowie der Erarbeitung zukunftsweisender Strategien für inte-grales und nachhaltiges Wasser Res-sourcen Management. Ein Blick auf die Konzeptgraphik zeigt zusammen-fassend die Philosophie und die Ziel-setzung des NFP 61 «Nachhaltige Was-sernutzung in der Schweiz» auf.

Das theoretische Konzept des NFP 61 ist ganzheitlich und beruht auf den Pfeilern der Nachhaltigkeit, des Integrierten Wasser Ressourcen Managements (IWRM) und den spezi-fischen Randbedingen in der Schweiz.

Im Programm spielen neben den Pro-jektarbeiten in den einzelnen For-schungsbereichen Interdisziplinarität, Transdisziplinarität und Umsetzung eine entscheidende Rolle. Zwischen

Abb. 2. Konzept des NFP 61 mit den drei Teilsystemen, den Impulsen und den Rückkoppelungen.

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che (Gewässerökologie, Tourismus, Naturgefahren), unter anderem auch mit negativen Effekten. So gesehen ist die Wasserkraft dann nicht mehr nur nachhaltig. Solche Überlegungen sind in jedem einzelnen Fall anzustellen und in die Managementstrategien einzube-ziehen

Bei allen Nutzungen ist stets auch die (spezifische) ökonomische Nach-haltigkeit zu berücksichtigen (Bins

-wanger 2009). Sie besagt, dass die Nut-zung einer Ressource nur nachhaltig sein kann, wenn auch die ökonomische Nachhaltigkeit Bestand hat. Dahinter steckt die Erkenntnis und Erfahrung, dass ein Projekt, Geschäft usw. von den Betreibern aufgegeben wird, wenn es nicht mehr rentiert. Ökologische Nach-haltigkeit, verstanden als Erhaltung der Lebensgrundlage, und ökonomi-sche Nachhaltigkeit, verstanden als rentables Geschäft, bedingen also ein-ander. Aktuell gibt es zahlreiche Felder unter anderem in der Landwirtschaft, der Wasserwirtschaft und der Energie-wirtschaft, die im Zuge eines integrier-ten Managements auf diesen Aspekt hin geprüft werden müssten.

Mit diesen beiden Begriffen sind wir auch beim Begriff der nachhaltigen Entwicklung. Diese benötigt stets eine Interessenabwägung. Im Sektor Was-serressourcen gibt es dafür das Instru-ment des Integrierten Wasser Ressour-cen Managements (IWRM).

einem ganzheitlichen Ansatz erforscht (vgl. Abb. 2).

Von den entscheidenden Fra-gen, die im WSL Forum für Wissen 2012 diskutiert werden sollen, sind zwei Fragen dem Bereich Zielwis-sen zuzuordnen. Diese lauten: Haben wir heute wirklich weniger Schnee als früher? Wie können die alpinen Schnee- und Wasserressourcen über-haupt quantifiziert werden? Diese beiden Fragen werden im NFP 61 jedoch, wie berichtet, nicht explizit behandelt.

Die weiteren Fragen «Wie wird mit Nutzungskonflikten in betroffe-nen Bergregiobetroffe-nen umgegangen?»

und «Wird es auch in Zukunft genü-gend Wasser zur Deckung der viel-fältigen Ansprüche unserer Bergre-gionen geben?» gehören sowohl zum Bereich des Zielwissens und des Hand-lungswissens. Damit liegen sie vorran-gig im Programmteil Management und transdisziplinäre Methodik.

Ein weiterer relevanter Aspekt aus dem NFP 61 bezüglich der alpinen Schnee und Wasserressourcen, wenn letztlich auch ein allgemeiner, ist die Nachhaltigkeit. Die Forderung nach Erhaltung dieser typisch alpinen Res-sourcen und die Erhaltung der Funk-tionsfähigkeit der daraus möglichen Nutzungen im Verband mit den nicht wassergebundenen Ressourcen sind unabdingbar (Abb. 3).

Der Begriff Nachhaltigkeit gibt immer wieder Anlass zu (kontrover-sen) Diskussionen (odendaaL 2002).

Eine allgemein akzeptierte Definiti-on ist nicht möglich. Immerhin besteht Einvernehmen, dass Nachhaltigkeit ein langfristig tragfähiges Gleichge-wicht zwischen Ökologie, Ökonomie und dem soziokulturellen System vor-aussetzt. Fehlende Messgrössen, die für alle drei Sektoren gelten, erschweren die Festlegung dieser Balance – Brut-tosozialprodukt, Biodiversität und Lebensqualität lassen sich nicht direkt vergleichen (LeiBundgut 2011).

Für die alpinen Wasserressourcen kann die Problematik am Beispiel der markantesten alpinen Wassernutzung

«Wasserkraft» etwas erhellt werden.

Wasserkraftnutzung ist in sich (per se) nachhaltig, da erneuerbar. Da grösse-re technische Anlagen nötig sind, tan-giert die Wasserkraft jedoch weitere Wassernutzungen und Umweltberei-seit Programmbeginn ein. sChneider

(2011) beschreibt ein illustratives Fall-beispiel aus Crans Montana. Es wird der Mehrwert durch transdisziplinä-res Vorgehen gezeigt. Dazu werden Begleitgruppen und Videos zur Förde-rung des Wissensaustausches sowohl auf Projektebene als auch auf Pro-grammebene eingesetzt. Auch in den Teilsynthesen und der Gesamtsynthe-se soll der WisGesamtsynthe-sensaustausch zwischen Forschung und Praxis gezielt geför-dert werden. Die realisierten Massnah-men zur Erhaltung oder Erreichung einer nachhaltigen Wassernutzung in der Schweiz werden schliesslich über Erfolg oder Misserfolg des Programms entscheiden.

Was kann das NFP 61 zu

«Alpine Schnee- und Wasser-ressourcen» beitragen?

Gemäss Arbeitstitel soll der Beitrag relevante Aspekte des NFP 61 «Nach-haltige Wassernutzung» zu den alpinen Schnee- und Wasserressourcen im Lau-fe der Zeit herausstellen. Wie bereits geschildert, liegt die grosse Klammer in der ganzheitlichen oder Systembe-trachtung, dem sowohl die WSL als auch das NFP 61 verpflichtet sind.

Die schweizerischen alpinen Wasser-ressourcen, Schnee inbegriffen, dür-fen in der Ressourcenbetrachtung nur im Gesamtsystem Schweiz betrachtet werden. Der Einflussraum der Alpen – des Wasserschlosses Alpen – über den Abfluss reicht weit über die Landes-grenzen hinaus. Nur der Streifen des Jura im Westen oder die rechtsrheini-schen Gebiete am Hochrhein entzie-hen sich in der Schweiz diesem Sys-tem. Die Bedeutung der Gebirge für die Wasserversorgung der Vorländer, allgemein aber auch der Alpen, wurde von Liniger et al. (1998) eindrücklich dargelegt. Die Alpen, auch als Water Towers bezeichnet, und ihre Ressour-cen gilt es langfristig zu schützen und nachhaltig zu bewirtschaften.

Der Forschungsschwerpunkt der WSL «Nachhaltige Ressourcennut-zung» und dessen Bearbeitung stellt ein gutes Beispiel dar. Ressourcen wie Holz (Wald), Energieholz, Böden aber eben auch Wasser und Schnee werden sinnvollerweise auch in der WSL in

Abb. 3. Schematische Darstellung der Nach-haltigkeit mit den drei Sektoren Ökologie, Ökonomie und Sozialem System. Alle Sek-toren haben neben dem autonomen Bereich (hellblau) Interferenzbereiche mit den bei-den andern, die Zielkonflikte beinhalten. In den Überschneidungsbereichen (dunkel-blau) konkurrieren die Interessen der ein-zelnen Sektoren am stärksten.

weise, Ansatz, Forschung und Synthese sind darauf eingerichtet, verschiedene Bedürfnisse und Herausforderungen an die Wassernutzung unter einen Hut zu bringen. Dafür müssen erstens die Zusammenhänge bekannt und das Sys-temwissen vorhanden sein, und zwei-tens müssen Instrumente (Manage-menttools) zur Verfügung stehen, die eine Ausbalancierung der verschiede-nen Interessen möglichst konfliktfrei erlaubt. Teile des Systemwissens wer-den in wer-den einzelnen Projekten erar-beitet. Allerdings sind diese weniger darauf ausgerichtet Systemwissen im Sinne der Grundlagenforschung aufzu-bauen. Eher erarbeiten sie das beste-hende Wissen hinsichtlich der Zielset-zung des NFP 61. Ein guter Teil des Systemwissens wird von den Forschen-den mitgebracht. Ein anderer Teil muss aus externen Quellen beschafft wer-den. Dies gilt insbesondere für die Teil-synthesen.

Die Darstellung konkreter relevan-ter Aspekte im Sinne ersrelevan-ter Resulta-te kann zum jetzigen Zeitpunkt notge-drungen nur unvollständig ausfallen.

Obwohl sich das NFP 61 im dritten Forschungsjahr befindet und die Resul-tate weitgehend vorliegen dürften, sind sie mit wenigen Ausnahmen noch nicht publiziert worden. Im nächsten Jahr werden die Synthesen bearbeitet. Für die Thematik der alpinen Schnee- und Wasserressourcen sind die Ergebnisse aus den Teilsynthesen besonders inte-ressant. Folgende Teilsynthesen wer-den im nächsten Jahr ausgearbeitet:

Thematische Synthese 1:

Grundlagen

Thematische Synthese 2:

Bewirtschaftung der Wasserressourcen unter steigendem Nutzungsdruck Thematische Synthese 3:

Wasserressourcen und Infrastruktur:

Ver- und Entsorgung von Siedlungen Thematische Synthese 4:

Prinzipien für eine erfolgreiche Praxis des nachhaltigen Umgangs mit Wasser Die Gesamtsynthese wird abschlies-send die wissenschaftlichen Ergebnis-se der Einzelprojekte wiedergeben und integriert sie in einen übergeordne-ten Kontext. Damit wird Wissen pro-lich. Dazu gehört ein Management

auf einer räumlich definierten Basis.

Im Wassersektor ist das grundsätzlich das Einzugsgebiet, das eine hydrologi-sche, eventuell auch wasserwirtschaft-liche Einheit bildet. Anstelle von Ein-zugsgebieten können auch Funktions-räume treten (sChaFFner et al. 2010).

Das Konzept des IWRM ist allgemein akzeptiert als das erfolgreiche Instru-ment, um den Herausforderungen der Wasserwirtschaft zu begegnen (Mays

2007).

So gesehen sind sowohl das Gesamt-programm NFP 61 mit seinen Grund-sätzen, als auch alle Projekte des NFP 61 relevant oder enthalten min-destens relevante Aspekte für die alpi-nen Schnee- und Wasserressourcen. Sie tragen unter dem Gesichtspunkt der ganzheitlichen Betrachtung zur zentra-len Frage der nachhaltigen Wassernut-zung bei und damit auch zu den alpi-nen Wasser- und Schneeressourcen, mit denen der terrestrische Kreislauf in diesem System angetrieben und ver-sorgt wird.

Konkrete relevante Aspekte aus dem NFP 61

Die Bedürfnisse der einzelnen Nut-zungen wie Wintersport und Wasser-kraft sind von ihrer Natur her sekto-rial gefärbt. Genau an diesem Punkt hängt der NFP 61 ein. Betrachtungs-Aktuell steigt der Nutzungsdruck

im Wassersektor, obwohl wir in einem wasserreichen Land leben. Die-ser Druck wird im Moment in erster Linie durch die Energiewende mit der Forderung nach einem weiteren Aus-bau der Wasserkraft aufgeAus-baut. Da diese Entwicklung politisch gewollt ist, bleibt nur das Finden eines trag-baren Kompromisses, am besten nach gut eidgenössischer Manier. Hier kann das NFP 61 in mehrfacher Hinsicht, besonders aber mit den entwickelten Managementansätzen, einen gewichti-gen Beitrag liefern.

Wie die Nachhaltigkeit beinhal-tet der IWRM-Ansatz die massgeb-lichen Sektoren Ökologie, Ökono-mie und soziales System inklusive der Kultur (Abb. 4). Das Integrierte Was-ser Ressourcen Management ist ein methodisch anerkannter und potenzi-ell wirkungsvoller Prozess, in dem ein-vernehmliche Lösungen für die ver-schiedenen, oft gegenläufigen Interes-sen der Wassernutzung einerseits und andererseits allgemein der Ressour-cennutzung erarbeitet werden. Die ganzheitliche Behandlung der jewei-ligen Themen ist ein Grundprinzip.

Damit sollen sektorale und eindimen-sionale Entscheide für einzelne Projek-te der Wasserwirtschaft, die poProjek-tenziell Konflikte auslösen können, vermie-den wervermie-den. Die Beteiligung (Partizi-pation) der involvierten, betroffenen Personenkreise (Bevölkerung, Wirt-schaft, Behörden) ist

selbstverständ-Abb. 4. Das integrierte Wasser Ressourcen Managementsystem im System Einzugsgebiet.

Mit einem partizipativen Integrierten Management können damit für gegebene Wasserres-sourcen-Probleme ausgewogene und nachhaltige Lösungen erarbeitet werden.

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send, wenn auch nicht ganz flächende-ckend aufgenommen. Ziel ist die Eta-blierung eines nationalen Inventars der Karstaquifere. Eine pragma tische, praxisorientierte Dokumentation wird erstellt, die erlaubt, in praktikabler Weise die einzelnen Vorkommen näher zu untersuchen, beispielsweise für die Trinkwasserversorgung. Die Metho-dik basiert auf geologischen Struktur-analysen, regionaler stratigraphischer Beschreibung, einer Aquifercharak-terisierung und der Darstellung der Aquiclude. Datengrundlage bilden die Quellschüttungen, Tracer-Tests, Bohr-profile und geologische und hydrologi-sche Berichte. Mit Hilfe von sogenann-ten «Identification Cards» (ID) werden die Resultate synthetisiert. ID-Cards werden für die einzelnen Karstsysteme erstellt. Sie enthalten Karten, 3-D Dar-stellungen, die wichtigsten Basisdaten und eine Serie von Anlagen mit den Referenzen. Diese Grundlagen sollen es erlauben, mit dem Systemwissen in Zukunft eine nachhaltige Nutzung der Karstwasser zu ermöglichen. Damit wird auch die Kenntnis der alpinen Wasserressourcen deutlich ausgewei-tet, da eine Gesamtschau bisher fehlt.

Literatur: VouiLLaMoz (2011);

weBer (2011).

SEDRIVER – Hochwasser – Sedimenttransport – Fische

Das an der WSL beheimatete Projekt SEDRIVER stellt vom Thema her ein Kernprojekt des NFP 61 dar. Es wer-den die Folgen des Klimawandels für den Sedimenttransport und für die Qualität der Fischhabitate untersucht.

Es wird erforscht, wie die Inputgrössen Starkniederschläge, Schneeschmelze, Gletscherrückgang und Veränderun-gen in der Vegetation den Eintrag von Sedi menten in Gebirgsflüsse beeinflus-sen. Die Berechnung von Sedimentbi-lanzen ausgewählter Flussgebiete und die Bestimmung des veränderten Sedi-menttransports im Fluss bezüglich der Bachforellenpopulationen werden als Resultate erwartet.

MontanAqua – Wasserbewirtschaftung in den Alpen

Eine Sonderstellung nimmt das Pro-jekt MONTANAQUA – Wasserbe-wirtschaftung in den Alpen ein. An Wasserversorgung beispielsweise wird

nicht behandelt.

Literatur: Farinotti et al. 2012; Fari

-notti et al. (2011a), Farinotti et al.

(2011b)

NELAK

Mit dem Projekt NELAK (Neue Seen als Folge der Entgletscherung in den Alpen, Universität Zürich) wird ein innovativer Ansatz im Bereich der Alpenforschung und der alpinen Res-sourcen verfolgt. Aus den bisherigen Arbeiten kann als Quintessenz unter anderem festgehalten werden, dass mit fortschreitendem Temperaturan-stieg und Gletscherschwund sich in den Hochgebirgen (weltweit) viele neue Seen bilden werden. Die heute noch existierenden Gletscher-Land-schaften der Schweizer Alpen dürften sich nach den Autoren (häBerLi et al.

2012) in den kommenden Jahrzehn-ten, für wohl sehr lange Zeit, zu Fels-Schutt-Seen-Landschaften mit stark erhöhter Abtragsdynamik wandeln, dies unter Annahme realistischer Sze-narien der Klimaentwicklung. Im Sin-ne des Programms NFP 61 werden im Projekt Grundlagen für den Umgang und das Management dieser absehba-ren und potentiell konfliktträchtigen Entwicklung erarbeitet. Von besonde-rem Interesse sind multifunktionale Projekte für Energieproduktion (heFti

und gonsowski in diesem Band), Sedi-mentrückhalt und Hochwasserschutz.

Die anstehenden Neukonzessionierun-gen im Bereich der Wasserkraft bieten dazu eine gute Gelegenheit und Syner-giepotenziale. Langfristig besteht eine steigende Wahrscheinlichkeit von gros-sen Sturzereignisgros-sen in Seen unmittel-bar unterhalb von zunehmend eisfrei werdenden Steilflanken mit tendenziell abnehmender Stabilität. Da komplexe Rechtsfragen anstehen, ist eine früh-zeitige Planung angezeigt. Schnittstel-len zum Tagungsthema bestehen auch im Bereich Schnee und Tourismus.

Literatur: häBerLi et al. (2012); Büt

-Ler et al. (2012); terrier et al. (2011);

sChauB et al. (2011)

SWISSKARST

Im Projekt SWISSKARST werden die bisher oft vernachlässigten Karst-wasservorkommen der Schweiz umfas-duziert, das über die Erkenntnisse aus

den Einzelprojekten hinausgeht.

Die einzelnen Projekte tragen in sehr unterschiedlichem Masse zur Frage der alpinen Schnee- und Wasserressour-cen bei, obwohl in der Gesamtbetrach-tung zur nachhaltigen Wassernutzung der Schweiz alle Projekte ihren Beitrag leisten. Eine kurze Beschreibung der hier wichtigsten Projekte und die Her-aushebung der relevanten Aspekte sol-len zum Verständnis beitragen. Mit den nicht aufgeführten Projekten ist keine Bewertung verbunden. Sie sind dem Kontext des Tagungsthemas nur weni-ger verbunden.

Die beiden Gletscherprojekte (NELAK) Seen als Folge schmelzen-der Gletscher: Chancen und Risiken (UZ) und (FUGE) Gletscherrückgang – noch genügend Wasser für die Wasser-kraftproduktion? (VAW-ETH Zürich) befassen sich aus unterschiedlichen Blickwinkeln direkt mit dem Kern des Tagungsthemas, allerdings nicht expli-zit mit der Komponente Schnee. Als bedeutender Wasserlieferant in den nächsten fünfzig Jahren können die Gletscher jedoch nicht aus der

Die beiden Gletscherprojekte (NELAK) Seen als Folge schmelzen-der Gletscher: Chancen und Risiken (UZ) und (FUGE) Gletscherrückgang – noch genügend Wasser für die Wasser-kraftproduktion? (VAW-ETH Zürich) befassen sich aus unterschiedlichen Blickwinkeln direkt mit dem Kern des Tagungsthemas, allerdings nicht expli-zit mit der Komponente Schnee. Als bedeutender Wasserlieferant in den nächsten fünfzig Jahren können die Gletscher jedoch nicht aus der

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