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REINE TITANCLUSTER 53

Titan-Wasserstoff

6.1. REINE TITANCLUSTER 53

4 3 2 1 0

15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4

Ti

n-

n=3

Intensität [bel. Einh.]

Bindungsenergie [eV]

Abb. 6.2: Photoelektronenspektren von Tin mit n = 3–15. Die Photonenenergie betr¨agt 4.66 eV. Bis n = 7 haben die Spektren eine ausgepr¨agte Struktur. Ab n = 8 bestehen sie lediglich aus einem breiten Maximum und ¨ahneln damit dem Photoelektronenspektrum des Titan-Festk¨orpers [119].

Teilchen dieser Gr¨oßenordnung sehr schmal. Dies deutet auf die energetische Ent-artung der besetzten Valenzorbitale und somit auf eine hohe Symmetrie hin [9].

Da 55 Atome einer abgeschlossenen Ikosaederschale entsprechen, unterst¨utzt dies die Theorie der f¨unfz¨ahligen Ikosaeder-Struktur von kleinen Titanclustern. Da kein Festk¨orper mit f¨unfz¨ahliger Symmetrie existieren kann, muss es bei gr¨oßeren Clustern noch einen ¨Ubergang zur Struktur des Titan-Festk¨orpers geben, welcher die Gitterstruktur einer hexagonal dichtesten Kugelpackung (hcp) annimmt.

54 KAPITEL 6. TITAN-WASSERSTOFF

Abb. 6.3: Geometrische Strukturen f¨ur Ti+n (n = 7, 13, 19) mit f¨unfz¨ahliger Sym-metrie. Bild nach [100].

Unter den Bindungsenergien der kleinsten Ti-Cluster besitzt Ti+4 ein lokales Maxi-mum, was auf die Tetraeder-Struktur dieses Clusters und den damit verbundenen Ubergang von zweidimensionaler zu dreidimensionaler Gestalt bei Ti¨ +4 hindeutet [100]. In einer theoretischen Untersuchung zur Form von neutralen Tin-Clustern mit n = 2–6 ergibt sich jedoch, dass f¨ur Ti4 eine planare Struktur energetisch g¨unstiger ist [101]. In diesem Fall erfolgt der ¨Ubergang von zweidimensionaler zu dreidimensionaler Struktur erst bei Ti5.

6.2 Chemisorption

Kleine Teilchen aus ¨Ubergangsmetallen sind aufgrund ihrer chemischen Eigen-schaften bez¨uglich der Katalyse von Bedeutung. Ein Beispiel daf¨ur ist die Unter-suchung der Reaktion von Wasserstoffmolek¨ulen mit Fen [4] und Nbn [103, 104].

Abh¨angig von der Anzahl der Metallatome variiert die Reaktivit¨at um mehre-re Gr¨oßenordnungen. Der Zusammenhang mit Eintrittskanal-Barrieren, welche durch die spezielle Geometrie der Cluster bedingt sind [105], und mit der elektro-nischen Struktur [96] liefert ein Verst¨andnis dieser Gr¨oßenabh¨angigkeit. Im Fall der Reaktion von Fen mit H2 kann die Korrelation zwischen den Reaktionsra-ten und den IonisationspoReaktionsra-tentialen der Eisencluster mit einem Ladungstransfer-Modell erkl¨art werden [106].

Ein anderes Beispiel ist ein Experiment zur Reaktion von Wolframclustern mit N2 [107]. In diesem Fall gibt es zwei konkurierende Reaktionskan¨ale: molekulare und dissoziative Chemisorption. Unter molekularer Chemisorption versteht man die Anlagerung des intakten Stickstoffmolek¨uls an einen Wn-Cluster. Bei der dis-soziativen Chemisorption hingegen wird die N2-Bindung bei Ann¨aherung an Wn

6.2. CHEMISORPTION 55

R E

0

R

M

Abb. 6.4: Die schematische Zeichnung illustriert, wie die Wechselwirkung besetz-ter Molek¨ul-Orbitale mit dem Valenzband eines Metalls (unten) zu einer Poten-tialkurve mit Barriere gegen¨uber einer Chemisorptions-Bindung f¨uhrt (oben). R ist der Abstand des Molek¨uls, welches durch ein einzelnes Elektronenpaar dar-gestellt ist, von der Oberfl¨ache. Bei großen Abst¨anden ¨uberwiegt die abstoßende Wirkung der Elektronen im antibindenden Orbital. Ab einer bestimmten Entfer-nung k¨onnen diese Elektronen ins Leitungsband des Metalls abfließen, und die anziehende Wechselwirkung ¨uberwiegt (nach [109]).

aufgebrochen, so dass einzelne N-Atome an die Cluster gebunden werden. Auch hier schwanken die Reaktionsraten in Abh¨angigkeit von der Clustergr¨oße um meh-rere Gr¨oßenordnungen. Trotz der Annahme, dass f¨ur alle Teilchen das dissoziativ gebundene N2 die stabilste Konfiguration darstellt, gibt es bei den kleinen Wn -Clustern mit n < 15 keine dissoziative Chemisorption. Die Reaktionsbarrieren sind bei der Temperatur der Teilchen in diesem Experiment zu hoch, und die Chemisorption bleibt in einem metastabilen Zustand (Precursor) mit molekula-rem N2 stehen. Genau wie bei Untersuchungen an Wolfram-Oberfl¨achen werden diese Beobachtungen mit geometrischen Effekten, wie z. B. der Verf¨ugbarkeit von speziellen Adsorptionspl¨atzen erkl¨art [108].

Die Entstehung einer Potentialkurve mit Reaktionsbarriere im Fall der moleku-laren Chemisorption an der Oberfl¨ache eines Festk¨orpers zeigt Abbildung 6.4.

Bei großen Abst¨anden von der Oberfl¨ache ¨uberwiegt die abstoßende Wirkung der Elektronen im antibindenden Orbital der Chemisorptions-Bindung. Ab einer be-stimmten Entfernung kreuzt dieses Niveau die Fermikante des Metalls, und die

56 KAPITEL 6. TITAN-WASSERSTOFF

Abb. 6.5: Bei Materialien mit niedriger Austrittsarbeit (Ti, V, etc.) erfolgt ein Ladungstransfer ins antibindende 2π-Orbital von CO, was zur Zerst¨orung der CO-Bindung f¨uhrt. Die Chemisorption ist dissoziativ. Bei Metallen mit hoher Austrittsarbeit (z. B. Ni) findet kein ausreichender Ladungstransfer statt, und CO wird molekular gebunden (aus [109]).

beiden Elektronen fließen ins Leitungsband ab. Die anziehende Wechselwirkung gewinnt die Oberhand.

Ausgangspunkt in allen genannten Beispielen ist die Annahme, dass der Grund-zustand der Chemisorptions-Bindung unabh¨abging von der Clustergr¨oße immer gleich ist, und den Verh¨altnissen bei der Festk¨orper-Oberfl¨ache entspricht. Insbe-sondere gibt es bisher keine experimentellen Hinweise f¨ur molekulare Chemisorp-tion von H2 an Metallclustern oder Oberfl¨achen. H2 dissoziiert scheinbar immer.

Es stellt sich die Frage, ob unabh¨angig von der Existenz von Energiebarrieren die Natur der Chemisorption fundamental von der Clustergr¨oße abh¨angt? Analog zu einem einfachen Modell f¨ur die Chemisorption von CO an ¨ Ubergangsmetall-Oberfl¨achen [109], m¨usste es einen solchen fundamentalen ¨Ubergang in Abh¨ angig-keit der Clustergr¨oße geben. Auf Kupfer-, Nickel- und Palladium-Oberfl¨achen wird Kohlenmonoxid als Molek¨ul gebunden. Hingegen dissoziiert es bei der Che-misorption an ¨Ubergangsmetallen, die weiter links im Periodensystem stehen.

Dieser Effekt kann innerhalb eines Ladungstransfer-Modells mit den unterschied-lichen Austrittsarbeiten dieser Materialien erkl¨art werden (siehe Abb. 6.5). Bei Elementen mit niedrigen Austrittsarbeiten (hohe FermienergieεF), wie z.B. Titan und Vanadium, k¨onnen sehr einfach d-Elektronen entfernt werden. Es kommt zu einem Ladungstransfer vom metallischen d-Band in das antibindende 2π-Orbital des CO-Molek¨uls. Dadurch wird die Bindung von CO aufgebrochen, und es lagert sich dissoziativ auf der Oberfl¨ache an. F¨ur Materialien mit hohen Austrittsarbei-ten (niedrige Fermienergie) ist der Ladungstransfer nicht ausreichend, um die CO-Bindung zu sprengen, und die Chemisorption ist molekularer Natur.

6.2. CHEMISORPTION 57

Abb. 6.6: Das Ionisationspotential (IP) nimmt mit zunehmender Clustergr¨oße ab.

Der Grund daf¨ur ist, dass ein positives Loch in einem gr¨oßeren Cluster besser ab-geschirmt werden kann (Final State Effect). Die Elektronenaffinit¨at (EA) steigt hingegen mit zunehmender Clustergr¨oße, da die Lokalisierung eines Elektrons in einem kleinen Teilchen Energie kostet (Initial State Effect). F¨ur große Teil-chen n¨ahern sich beide Werte der Austrittsarbeit des Festk¨orpers. Insbesondere bei kleinen Clustern kann es aufgrund individueller elektronischer Eigenschaften Abweichungen von diesen generellen Tendenzen geben [110].

Der Austrittsarbeit des Festk¨orpers entspricht bei Atomen, Molek¨ulen und Clus-tern das Ionisationspotential. Das Ionisationspotential eines Atoms ist wesentlich h¨oher als die Austrittsarbeit des zugeh¨origen Festk¨orpers (siehe Abb.6.6). Gene-rell sinkt sein Wert bei Clustern mit zunehmender Gr¨oße und n¨ahert sich bei Teil-chen, die aus sehr vielen Atomen bestehen, der Austrittsarbeit. Der Grund daf¨ur ist, dass bei der Ionisierung von gr¨oßeren Clustern das entstehende positive Loch besser abgeschirmt wird (Final State Effect) [110]. Bei kleinen Clustern kann diese generelle Tendenz vollst¨andig von individuellen elektronischen Effekten ¨uberdeckt werden (nicht in Abb.6.6dargestellt) [111]. Bei Anwendung des Ladungstransfer-Modells analog zu den obigen Ausf¨uhrungen der CO-Chemisorption an Ober-fl¨achen ergibt sich als bevorzugter Bindungstyp bei kleinen Clustern die moleku-lare Chemisorption. Bei Metallclustern besteht sogar f¨ur H2, welches eine ¨außerst starke Tendenz zur Dissoziation hat, die M¨oglichkeit der Anlagerung eines intak-ten Molek¨uls, wie sich im folgenden Beispiel zeigt.

Die Chemisorption von Wasserstoff an der Oberfl¨ache des Titan-Festk¨orpers f¨uhrt immer zur Aufspaltung des H2-Molek¨uls, und die H-Atome werden dissoziativ ge-bunden [112]. Bei der Reaktion eines einzelnen Ti-Atoms mit Wasserstoff sind die Verh¨altnisse anders geartet. Die Bindungsenergie des diatomigen Molek¨uls TiH betr¨agt 1.96 eV [113]. Die zwei Atome im H2-Molek¨ul sind mit 4.48 eV gebun-den [114]. In diesem Fall ist die molekulare Chemisorption energetisch g¨unstiger, da die Bindungsenergie von H2 mehr als das Doppelte der Energie einer

einzel-58 KAPITEL 6. TITAN-WASSERSTOFF 0.77

4A1 D2d

45.0°

H

Ti 2.05

Ti (H )+ 2 6

Abb. 6.7: An ein einzelnes Ti+-Ion k¨onnen bis zu 6 H2-Molek¨ule mit jeweils ¨ aqui-valenter Bindung angelagert werden. Dargestellt ist die Struktur der niedrigsten Energie f¨ur Ti+(H2)6 (aus [115]).

nen Ti–H Bindung betr¨agt. Diese Betrachtung wird durch eine experimentelle Untersuchung zur Reaktion von Ti+ mit H2 untermauert [115]. Die Molek¨ule bleiben bei der Bindung an das Ti+-Kation intakt, und es k¨onnen bis zu sechs H2 -Liganden mit jeweils ¨aquivalenter Bindung angelagert werden. An der Oberfl¨ache des Titan-Festk¨orpers hingegen betr¨agt die Bindungsenergie eines H-Atoms un-gef¨ahr 3.0 eV [116]. Deswegen ist die dissoziative Chemisorption mit einem Ener-giegewinn von 2·3.0 eV - 4.48 eV≈1.5 eV g¨unstiger. Bei Tin-Clustern muss somit ein gr¨oßenabh¨angiger ¨Ubergang von molekularer zu dissoziativer Chemisorption stattfinden.

6.3 Massenspektren

Die Frage, ob es abh¨angig von der Clustergr¨oße einen fundamentalen ¨ Uber-gang von molekularer zu dissoziativer Chemisorption gibt, kann nicht mit Hilfe der im ersten Teil von Kapitel 6.2 beschriebenen klassischen Reaktionsraten-Experimente beantwortet werden. Mit molekularen Gasen als Ausgangspunkt, wie zum Beispiel H2 oder N2, ist es prinzipiell nicht m¨oglich zu unterscheiden, ob eine dissoziative Chemisorption nicht existiert, oder ob lediglich die Reaktions-barriere zu hoch ist. Bei der Reaktion von atomarem Wasserstoff mit Metallclus-tern kann hingegen davon ausgegangen werden, dass keine nennenswerte Barriere vorhanden ist. In diesem Fall ist die Massenspektroskopie ein geeignetes Mittel,

6.3. MASSENSPEKTREN 59

-Abb. 6.8: Ausschnitt aus einem Flugzeit-Massenspektrum von reinen (oben) und hydrogenierten (unten) Titan-Clustern. Die Struktur der Spektren von Tin be-steht aufgrund der Isotopenverteilung von Titan jeweils aus einer Hauptlinie mit mehreren Satelliten. Im Spektrum von TinHm sind nur Aggregate mit maximal zwei H-Atomen weniger als im ges¨attigten Fall sichtbar. Die Oxide stammen aus Verunreinigungen in der Quelle. Rechts oben ist die Isotopenverteilung von Ti eingezeichnet.

um die Art der Chemisorption zu bestimmen: Molekulare Chemisorption f¨uhrt ausschließlich zu einer geraden Anzahl an adsorbierten H-Atomen; dissoziative Chemisorption resultiert hingegen in der Aufnahme von geraden und ungeraden Zahlen an H-Atomen.

Die Titan-Cluster werden mit der in Kapitel 3.2 beschriebenen PACIS-Quelle generiert. Durch das gepulste Ventil am Extender der Quelle kann H2 eingelassen werden. Bei geeigneter Wahl des ¨Offnungszeitpunktes und der ¨Offnungsdauer dissoziert das H2-Gas im Lichtbogen der Quelle. Somit steht atomarer Wasserstoff zur Chemisorption zur Verf¨ugung.

Es gibt f¨unf nat¨urlich vorkommende Titan-Isotope (siehe Abb.6.1). Im Flugzeit-Massenspektrum erscheinen demnach f¨ur das Ti-Atom insgesamt f¨unf Linien mit einer Intensit¨atsverteilung, die den relativen H¨aufigkeiten der Isotope entspricht:

Eine Hauptlinie die jeweils links und rechts von zwei Satelliten-Linien umgeben ist (rechts oben in Abb. 6.8). Bei Tin-Clustern mit n≥2 wird die Situation

kom-60 KAPITEL 6. TITAN-WASSERSTOFF

94 98 102 106 242 246 250 254

Ti

5

H

8

+ Ti

5

H

9

+ Ti

5

H

10

Ti

2

H

4

+ Ti

2

H

6

Ti

2

H

m-

Ti

5

H

m

-Intensität [bel. Einh.]

Masse [amu]

(b) (a)

Abb. 6.9: Zwei Ausschnitte aus einem Massenspektrum von TinHm. a) Die In-tensit¨atsverteilung der Linien im gemessenen Spektrum von Ti2Hm (unten) kann durch die Superposition der Spektren von Ti2H4 und Ti2H6 simuliert werden (oben). Es gibt keine Partikel mit einer ungeraden Anzahl an H-Atomen. b) Bei Ti5Hm entspricht das gemessene Spektrum (unten) der ¨Uberlagerung von Ti5H8, Ti5H9 und Ti5H10 (oben). Es existieren auch Cluster mit einer ungeraden An-zahl an H-Atomen. F¨ur die Simulation wurde die Isotopenverteilung von Titan ber¨ucksichtigt und gleiche Intensit¨at f¨ur alle Teilchen angenommen.

plizierter. Im Massenspektrum bestehen die entsprechenden Banden aus meh-reren Linien. Die zugeh¨orige Intensit¨atsverteilung ergibt sich bei Tin durch die Kombination von n Atomen, zusammengesetzt aus allen m¨oglichen Isotopen ge-wichtet mit ihren relativen H¨aufigkeiten. Der obere Teil von Abbildung6.8 zeigt einen Ausschnitt aus einem Flugzeit-Massenspektrum von reinen Tin-Clustern.

Die Vielzahl von Linien f¨ur jedes Teilchen aufgrund der Isotopenverteilung ist deutlich erkennbar. Die zus¨atzlichen Banden zwischen den reinen Clustern sind auf Oxide zur¨uckzuf¨uhren, die wegen der hohen Reaktivit¨at von Ti-Clustern durch Verunreinigungen in der Quelle entstehen.

Die untere H¨alfte von Abbildung 6.8 zeigt, dass die Produktion von hydroge-nierten Clustern ¨außerst effektiv vonstatten geht. Sobald Wasserstoffgas in den Extender der Quelle eingelassen wird, reagieren praktisch alle Teilchen. An Tin

6.4. PHOTOELEKTRONENSPEKTREN 61 mit n≥4 wird bei Anlagerung von mmax= 2n H-Atomen eine S¨attigung erreicht.

Das entspricht dem st¨ochiometrischen Verh¨altnis des TiH2-Festk¨orpers mit fcc-Struktur [118]. Ti2 und Ti3 nehmen eine Sonderstellung ein. Es lassen sich bis zu sechs bzw. acht H-Atome anlagern. F¨ur Ti1Hm kann kein Signal detektiert werden. Dies l¨asst sich mit der niedrigen Elektronenaffinit¨at des Titanatoms er-kl¨aren, aufgrund derer keine negativ geladenen Ti1Hm gebildet werden. An Ti+1 lassen sich jedoch bis zu sechs H2 Molek¨ule binden (siehe Kapitel 6.2).Unter Ber¨ucksichtigung der Isotopenverteilung ist aus Abbildung 6.8 ersichtlich, dass keine hydrogenierten Teilchen mit weniger als mmax- 2 H-Atome auftauchen. Mit unserem experimentellen Aufbau ist es nicht m¨oglich, den Wasserstoffzufluss so zu regeln, dass TinHm mit einer kleineren Zahl an Wasserstoffatomen mit ausrei-chender Intensit¨at produziert wird.

Im unteren Teil von Abbildung 6.9 (a) ist ein Ausschnitt mit Ti2Hm aus dem Flugzeit-Massenspektrum von hydrogenierten Ti-Clustern dargestellt. Die Inten-sit¨atsverteilung dieser Bande kann unter Ber¨ucksichtigung der relativen H¨ aufig-keiten der einzelnen Isotope simuliert werden. Unter der Annahme, dass nur die Teilchen Ti2H4 und Ti2H6 mit einer geraden Anzahl an H-Atomen vorhanden sind, ergibt sich die im oberen Teil von Abb. 6.9 (a) dargestellte Intensit¨ atsver-teilung. Dabei wird zugrunde gelegt, dass die Quelle Ti2H4 und Ti2H6 jeweils in gleicher Menge generiert. Offensichtlich ist das Muster des experimentell ge-messenen Spektrums exakt reproduziert. Das legt nahe, dass Ti2 nur intakte H2-Molek¨ule aufnimmt, und weist somit auf molekulare Chemisorption hin. Dies gilt f¨ur alle kleinen Tin-Cluster mit n≤4.

Der untere Teil von Abbildung 6.9 (b) zeigt die experimentell gemessene In-tensit¨atsverteilung der Linien um Ti5Hm. Die gemessene Struktur wird durch ein simuliertes Spektrum, welches zu gleichen Teilen Ti5H8, Ti5H9 und Ti5H10 enth¨alt, genau wiedergegeben (Abb.6.9(b), oben). Hier ist also auch die Bindung einer ungeraden Zahl an H-Atomen m¨oglich. Die gleiche Beobachtung wird f¨ur al-le Tin mit n≥5 gemacht. F¨ur diese Teilchen ist somit dissoziative Chemisorption zu erwarten.

6.4 Photoelektronenspektren

Die Photoelektronenspektren sind unter Verwendung eines YAG-Lasers mit einer Photonenenergie von 3.49 eV aufgenommen. Die Intensit¨at wird unter 10mJ/cm2 gehalten, um Mehrphotonen-Prozesse auszuschließen. Die Cluster erreichen im wassergek¨uhlten Extender der Quelle ungef¨ahr Raumtemperatur und befinden sich somit im elektronischen Grundzustand.

In Abbildung 6.10 sind die Photoelektronenspektren der reagierten TinHm -Cluster mit n = 2–6 zusammengestellt. In der rechten Spalte befinden sich die

62 KAPITEL 6. TITAN-WASSERSTOFF

-Abb. 6.10: Photoelektronenspektren von TinHm aufgenommen mit einer Photo-nenenergie von hν= 3.49 eV. Die Spektren der kleinen Cluster mit n≤4 bestehen aus zwei Linien A und B. Bei den ges¨attigten Teilchen (Ti2H6, Ti3H8 und Ti4H8) ist die Intensit¨at der Linie A stark vermindert. Die gr¨oßeren Cluster (n≥5) haben nur eine einzelne Linie C.

Spektren der ges¨attigten Spezies, auf der linken Seite diejenigen der Teilchen mit zwei H-Atomen weniger als maximal angelagert werden k¨onnen. Die unges¨ attig-ten Cluster mit bis zu vier Ti-Atomen haben im Photoelektronen-Spektrum zwei