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REINE ALUMINIUMCLUSTER 27 von n = 2 bis n = 163, und sein Photoelektronen-Spektrum zeigt bis zu einer

Aluminium-Wasserstoff

4.1. REINE ALUMINIUMCLUSTER 27 von n = 2 bis n = 163, und sein Photoelektronen-Spektrum zeigt bis zu einer

Bin-dungsenergie von EBind= 6.4 eV nur eine einzelne, schmale Bande [55, 56]. Dies weist auf eine hohe Entartung seiner besetzten Zust¨ande und die außergew¨ ohn-liche Symmetrie dieses Teilchens hin [49]. Die 13 Atome sind in Form eines Iko-saeders angeordnet. Ein Ikosaeder besteht aus einem inneren Atom, welches von 12 Oberfl¨achenatomen umgeben ist. Diese Oberfl¨achenatome bilden 20 gleich-seitige Dreiecke (siehe Abb. 4.2). Die Energie-Differenz zwischen Grundzustand und erstem angeregten Zustand (HOMO-LUMO-Gap) ist mit ∆E≈1.9 eV [61]

aussergew¨ohnlich hoch und mit dem entsprechenden Wert f¨ur C60 vergleichbar (siehe Kapitel 4.2). Die hohe Stabilit¨at von Al13 ist experimentell nachgewiesen:

In einem Experiment zur Reaktion von Aln mit molekularem Sauerstoff zeigt Al13 eine um mehrere Gr¨oßenordnungen niedrigere Reaktionsrate als die ande-ren Clusteranionen [57]. Untersuchungen zur Photodissoziation zeigen, dass Al13 bei Anregung mit einer Laser-Wellenl¨ange von 1064 nm (≈1.17 eV) als einziger Cluster im untersuchten Gr¨oßenbereich nicht fragmentiert [58].

Al23 hat einen elektronischen Schalenabschluss bei 70 Elektronen [55], aber geo-metrisch keine abgeschlossene Ikosaederschale. Dennoch zeichnet sich auch dieser Cluster gegen¨uber der Reaktion mit Sauerstoff als besonders inert aus [57]. So-mit scheint die elektronische Struktur maßgeblich f¨ur die Stabilit¨at eines Clusters gegen¨uber chemischen Reaktionen verantwortlich zu sein.

Abb. 4.2: Al13 bildet einen Ikosaeder. Das Zentralatom ist von zw¨olf Oberfl¨ ach-enatomen umgeben, die in Form von 20 gleichseitigen Dreiecken angeordnet sind.

Der Ikosaeder ist einer der f¨unf platonischen K¨orper.

(Bild von Robert Jones, Forschungszentrum J¨ulich)

28 KAPITEL 4. ALUMINIUM-WASSERSTOFF

4.2 Clustermaterialien

Seit der Entdeckung der Fullerene wurde die Clusterphysik um eine Dimension erweitert: Die Suche nach neuen Materialien bestehend aus Clustern. Allerdings sind solche Materialien metastabil. Das bedeutet, sie k¨onnen nur existieren, wenn ihre Bausteine eine Barriere gegen¨uber Reaktionen untereinander und mit den Substanzen, die bei ihrer Erzeugung und Extraktion benutzt werden, aufweisen.

Mit den meisten Clusterquellen (Laservedampfung, PACIS, etc.) ist es zudem schwierig, Cluster einer einzelnen Gr¨oße in ausreichender Menge f¨ur die Herstel-lung eines makroskopischen Festk¨orpers zu erzeugen. Eine andere M¨oglichkeit, die besonderen Eigenschaften von Clustern auszunutzen, er¨offnet sich durch die Deposition auf Oberfl¨achen. So wurden zum Beispiel monodisperse Nin-Cluster zerst¨orungsfrei auf einem Magnesiumoxid-Substrat gelandet. Bei der Untersu-chung ihrer katalytischen Eigenschaften hat sich gezeigt, dass die Effektivit¨at der Reaktion von CO mit O2 zu CO2 sehr stark von den individuellen Eigenschaften der Cluster unterschiedlicher Gr¨oße abh¨angt [62].

Bis jetzt gibt es nur wenige Materialien, deren Bausteine aus Clustern bestehen.

Am bekanntesten sind die neuen Erscheinungsformen des Kohlenstoffs. C60 ist eine Hohlkugel aus 60 Kohlenstoffatomen [63]. Als Festk¨orper stellt es die dritte stabile Form des Kohlenstoffs neben Graphit und Diamant dar [5]. Die Fullere-ne sind Systeme mit eiFullere-ner elektronisch abgeschlosseFullere-nen Schale und eiFullere-nem relativ großen Abstand zwischen dem h¨ochsten besetzten Orbital und dem niedrigsten

a) b)

HOMO LUMO

A AB B A AB B

∆E

∆E

Abb. 4.3: a) Cluster mit abgeschlossener Elektronenschale und großer Ener-giel¨ucke haben eine hohe Reaktionsbarriere. Wenn sich zwei Teilchen n¨ahern, uberwiegt die ben¨¨ otigte Energie f¨ur die Anhebung von Elektronen ins n¨achst h¨ohere unbesetzte Orbital dem Energiegewinn bei der Absenkung des bindenden Orbitals. b) Hingegen ist f¨ur Cluster mit kleiner Energiel¨ucke eine Koagulation energetisch g¨unstig.

4.2. CLUSTERMATERIALIEN 29

Al K

Abb. 4.4: Das Bild zeigt einen Ausschnitt aus einem hypothetischen Festk¨orper aus K+ und Al13. Aufgrund der stark unterschiedlichen Gr¨oße von Al13 und K bildet sich ein Gitter mit CsCl-Struktur aus. Bild aus [66].

unbesetzten Orbital (HOMO-LUMO-Gap). Bei C60, dem stabilsten Fulleren, be-tr¨agt dieser Abstand 1.7 eV, wohingegen das weniger stabile C70 ein HOMO-LUMO-Gap von ungef¨ahr 1.0 eV aufweist [64,65]. Generell kann die Barriere f¨ur m¨ogliche Reaktionen zweier benachbarter Cluster mit der Energiel¨ucke zwischen elektronischem Grundzustand und erstem angeregten Zustand in Verbindung ge-bracht werden. Anschaulich wird dies anhand eines stark vereinfachten Modells im Einteilchen-Bild deutlich. In Abbildung 4.3 a) sind zwei Cluster A und B mit voll gef¨ullten h¨ochsten besetzten Orbitalen dargestellt. Wenn sich die bei-den Teilchen einander n¨ahern, bildet sich ein bindendes und ein antibindendes Orbital. Zwei Elektronen finden im energetisch abgesenkten bindenden Orbital Platz. Die verbleibenden zwei Elektronen m¨ussen bis auf das n¨achste unbesetzte Orbital angehoben werden. Bei Clustern mit großer Energiel¨ucke ist dies energe-tisch ¨außerst ung¨unstig. Es findet keine Reaktion statt. Bei Teilchen mit kleinem HOMO-LUMO-Gap ist eine Verschmelzung jedoch energetisch bevorzugt (sie-he Abb. 4.3 b) ). F¨ur freie Cluster kann die Gr¨oße der Energiel¨ucke zwischen dem h¨ochsten besetzten Orbital und dem niedrigsten unbesetzten Orbital aus der Anionen-Photoelektronen-Spektroskopie bestimmt werden.

In Kapitel 4.1 wurde die chemische Inertheit des Al13-Ions bereits dargelegt. Als Bausteine f¨ur Clustermaterialien eignen sich geladene Teilchen jedoch nicht, und f¨ur neutrale Aln-Cluster mit n≤40 ist es nicht m¨oglich, einen Schalenabschluss im Rahmen des Jellium-Modells zu erreichen.

Die Elektronenaffinit¨at von Al13 ist mit 3.5 eV etwa genauso hoch wie die des Chloratoms (3.6 eV). Das fehlende Elektron kann von einem Alkali- oder H-Atom geliefert werden. Entsprechend theoretischer Vorhersagen gibt Kalium sein

Va-30 KAPITEL 4. ALUMINIUM-WASSERSTOFF lenzelektron fast vollst¨andig an Al13 ab [66]. Das zus¨atzliche Elektron stabilisiert die Ikosaedergeometrie und f¨uhrt zu einem Schalenabschluss bei 40 Elektronen.

Der Al13K-Cluster sollte mit einem berechneten HOMO-LUMO-Gap von≈1.8 eV

¨außerst stabil sein. Nach theoretischen Vorhersagen kann Al13als ein gigantisches Anion betrachtet werden, mit dem ein hypothetischer Ionenkristall aufgebaut wer-den k¨onnte (siehe Abb.4.4). Dieser h¨atte metallische Eigenschaften; aufgrund der stark unterschiedlichen Gr¨oße von Al13 und K w¨urde er die Gitterstruktur eines CsCl-Kristalls annehmen [67].

Zur Stabilit¨at von AlnNam- bzw. AlnCsm-Clustern in der Gasphase mit n = 2–26 und m = 1–4 gibt es experimentelle Untersuchungen [68,69]. Bei der Messung des Ionisationspotentials ergeben sich f¨ur Al13Na und Al13Cs außergew¨ohnlich hohe Werte, was auf eine große Inertheit dieser Teilchen hinweist. Allein durch den Schalenabschluss bei 40 Elektronen kann dies jedoch nicht erkl¨art werden, da das Ionisationspotential von Al12Cs4 nicht besonders hoch ist. Die hochsymmetrische Gestalt des Al13-Ikosaeders scheint also auch eine wichtige Rolle zu spielen.

4.3 Al

13

H

Falls die Anzahl der Valenzelektronen der einzig relevante Parameter f¨ur die Sta-bilit¨at eines Clusters ist, kommt auch Al13H als Baustein f¨ur ein Clustermaterial in Frage [61]. Die Elektronegativit¨at des H-Atoms ist jedoch wesentlich gr¨oßer als die von Kalium, und das 1s-Orbital des Wasserstoffs liegt energetisch un-terhalb von dem Valenzorbital des Aluminium-Atoms. Im Gegensatz zum oben beschriebenen Al13K k¨onnte also ein Ladungstransfer zum H-Atom stattfinden.

Dann w¨urde sich ein positiv geladenes Al+13 und H bilden. In diesem Fall w¨are Al14H2 ein magischer Cluster, da zwei der insgesamt 42 freien Elektronen von Al14 an den chemisorbierten H-Atomen lokalisiert w¨aren. Tats¨achlich gibt es An-haltspunkte daf¨ur, dass dieser Mechanismus stattfindet. In einem Experiment, in dem ein monodisperser Ionenstrahl aus Aluminiumclustern mit D2 zur Kollision gebracht wird, ist im Massenspektrum der Reaktionsprodukte von Al+15 und D2 die Linie von Al14D+ besonders intensiv. Dies wird mit einem Schalenabschluss bei 40 Elektronen erkl¨art [70].

Außer diesen rein ionischen Beitr¨agen sollte jedoch auch eine kovalente Bindung f¨ur die Wechselwirkung von Wasserstoff mit Al13 in Betracht gezogen werden. In diesem Fall f¨uhrt die Bildung von tiefliegenden gebundenen Zust¨anden ebenfalls zu einer elektronisch stabilen Konfiguration mit großer Energiel¨ucke zwischen h¨ochstem besetzten und tiefstem unbesetzten Zustand. Um mehr Informationen uber die Wechselwirkung von Wasserstoff mit Aluminiumclustern zu gewinnen,¨ haben wir im Rahmen dieser Arbeit Photoelektronenspektren aufgenommen und mit Hilfe von Dichtefunktional-Rechnungen interpretiert.

4.4. MASSENSPEKTREN 31

4.4 Massenspektren

Die Generierung von Clustern in einer PACIS-Quelle ist ausf¨uhrlich in Kapitel 3.2 erkl¨art. Wie schon erw¨ahnt wird zur Erzeugung von hydrogenierten Alumini-umclustern H2 durch ein gepulstes Ventil in den Extender der Quelle eingelassen.

Wenn Zeitpunkt und L¨ange der ¨Offnung dieses Adsorbatventils geeignet gew¨ahlt werden, l¨asst sich ein Betriebsmodus erreichen, in dem ein Teil des H2-Gases im Lichtbogen dissoziiert. Somit steht atomarer Wasserstoff zur Verf¨ugung. Dadurch wird eine hohe Ausbeute an reagierten Clustern erreicht, und die Produktion von AlnHm mit n = 2–20 und m = 0–2 ist sehr effektiv. Die Vibrationstemperatur der Cluster kann aus schwingungsaufgel¨osten Photoelektronenspektren bestimmt werden; sie betr¨agt ungef¨ahr 300 K [44].

Abbildung 4.5 zeigt einen Ausschnitt aus dem Flugzeit-Massenspektrum von AlnHm-Clustern (n = 2–4, m = 0–6). Die Linien von Teilchen mit einer geraden Anzahl an Wasserstoffatomen sind im allgemeinen nicht intensiver als solche mit einer ungeraden Anzahl an H-Atomen. Das best¨atigt die Annahme, dass ato-marer Wasserstoff in der Quelle vorhanden ist. Die kleinen Cluster sind ¨außerst reaktiv: An Al2 und Al3 k¨onnen sich bis zu sechs H-Atome anlagern, und die

In-Al n H m - 4,1

4,0 3,1

n,m=3,0 2,3

2,0

Intensität [bel. Einh.]

Flugzeit [bel. Einh.]

Abb. 4.5: Ausschnitt aus einem Flugzeit-Massenspektrum von AlnHm-Clustern (n = 2–4, m = 0–6). Die kleinen Aluminiumcluster sind ¨außerst reaktiv, und abh¨angig von den Betriebsbedingungen der Quelle k¨onnen sich bis zu sechs Was-serstoffatome an sie anlagern.

32 KAPITEL 4. ALUMINIUM-WASSERSTOFF

Al n H

m -n,m=13,0

12,0

14,0

Intensität [bel. Einh.]

Flugzeit [bel. Einh.]

Abb. 4.6: Ausschnitt eines Flugzeit-Massenspektrums von AlnHm (n = 12–

14, m = 0–4). Es sind Teilchen mit einem Wasserstoffgehalt von bis zu vier H-Atomen sichtbar. Allerdings sind nur von den Clustern mit bis zu zwei H-H-Atomen ausreichende Mengen f¨ur die Photoelektronen-Spektroskopie vorhanden. Die klei-nen Erhebungen links neben den Linien der unreagierten Aln-Ionen sind ein Ar-tefakt des Massendetektors.

tensit¨aten der Linien von unreagierten Clustern sind gering. Im Massenspektrum der gr¨oßeren Cluster hingegen sind nur f¨ur Teilchen mit bis zu zwei H-Atomen nennenswerte Intensit¨aten zu verzeichnen (Abb.4.6). Die intensivsten Linien sind die der unreagierten Teilchen und der Cluster mit einem zus¨atzlichen H-Atom.