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DaaundFstetig sind, k ¨onnen wir das Lemma von Lax-Milgram anwenden und erhal-ten eine eindeutig bestimmte schwache L ¨osung von (5.17). Die A-priori-Absch¨atzung ergibt sich aus

kukH1()min{α,c0}1kFkH−1()

und der Stetigkeitsabsch¨atzung vonF.

Was geschieht, fallsc(x)nicht durch eine positive Konstante nach unten beschr¨ankt ist, z.B. wennc = 0? In diesem Fall k ¨onnen wir die Koerzivit¨at von a nicht beweisen.

Tats¨achlich existiert eine L ¨osung nur unter einer zus¨atzlichen Bedingung. Ist n¨amlichu eine klassische L ¨osung von

div(A(x)∇u) = f inΩ, (A(x)∇uν =g aufΩ, (5.18) und integrieren wir die Differentialgleichung, so ergibt sich nach dem Satz von Gauß:

Z

Diese Bedingung ist notwendig f ¨ur die L ¨osbarkeit von (5.18). ¨Ubrigens geht in diesem Fall auch die Eindeutigkeit verloren: Mit u ist auch u+c f ¨ur eine beliebige Konstante cReine L ¨osung. Um Eindeutigkeit zu gew¨ahrleisten, ist eine zus¨atzliche Bedingung notwendig, etwa die Forderung Z

udx=0.

Unter diesen beiden Bedingungen folgt die eindeutige L ¨osbarkeit von (5.18).

5.4 Regularit¨ at

Unter welchen Bedingungen ist die schwache L ¨osung einer elliptischen Differentialglei-chung regul¨ar oder sogar eine klassische L ¨osung? Betrachte zur Motivation zun¨achst das Modellproblem

u= f inRn

mit fL2(Rn). Dann existiert ∆u in L2(Rn) und kann durch die L2-Norm von f ab-gesch¨atzt werden. Wir begr ¨unden wie in Evans [7] heuristisch, dass die L2-Normaller zweiten partiellen Ableitungen von u durch die L2-Norm von f abgesch¨atzt werden kann. Sei u also eine klassische L ¨osung der Poisson-Gleichung. Wir quadrieren diese Gleichung, integrieren ¨uberRn und integrieren partiell:

Z

Da wir angenommen haben, dassueine klassische L ¨osung ist, stellt dies keinen Beweis dar. Es ist allerdings m ¨oglich, die Regularit¨at schwacher L ¨osungen rigoros zu bewei-sen, indem die partiellen Ableitungen durch Differenzenquotienten approximiert wer-den. Die entsprechenden Beweise sind technisch und lang, so dass wir auf die Literatur verweisen, z.B. Evans, Kapitel 6.3 [7] oder Gilbarg und Trudinger [8].

Das erste Resultat sagt aus, dass eine (schwache) L ¨osung der elliptischen Differenti-algleichung

L(u) = −div(A(x)∇u) +b(x)· ∇u+c(x)u= f(x) inΩ (5.19) bei regul¨aren Daten imInnern des Gebietsauch regul¨ar ist.

Satz 5.24 (Regularit¨at im Innern). Seien aijCk+1(), bi, cCk()und fHk() f ¨ur ein kN0 (i, j = 1, . . . ,n). Ferner sei uH1() eine schwache L¨osung von(5.19) undωein Gebiet mitω. Dann gilt uHk+2(ω)und, mit einer Konstante C >0, die nur vonω,und den Koeffizienten von L abh¨angt,

kukHk+2(ω)C(kfkHk()+kukL2()).

Die L ¨osung ist also immer zwei Differentiationsordnungen regul¨arer als die rechte Seite. Dies ist eine wesentliche Eigenschaft elliptischer Differentialgleichungen: Der Dif-ferentialoperator “gl¨attet” die L ¨osungen. Bemerkenswerterweise haben die Randdaten keinen Einfluss auf die Regularit¨at der L ¨osung im Innern. Regularit¨at ist also hier eine lokale Eigenschaft.

Sind die Randdaten und der Rand regul¨ar, so ist die L ¨osung auch regul¨ar bis zum Rand.

Satz 5.25 (Regularit¨at bis zum Rand). Es gelten die Voraussetzungen des vorigen Satzes.

Zus¨atzlich sei∂Ω ∈ Ck+2 und gHk+2(), und es sei uH1()die schwache L¨osung des Dirichlet-Randwertproblems (5.19) und u = g auf . Dann gilt uHk+2() und, mit einer Konstante C >0, die nur vonΩund den Koeffizienten von L abh¨angt,

kukHk+2()C(kfkHk()+kgkHk+2()).

Die beiden obigen S¨atze beantworten die Frage, unter welchen Bedingungen klassi-sche L ¨osungen existieren. Sei n¨amlichkNmitk > n/2. Unter den Voraussetzungen von Satz 5.25 gilt uHk+2(). Der Sobolevsche Einbettungssatz 5.9 impliziert dann uC2(), d.h.,uist eine klassische L ¨osung von (5.19),u=gaufΩ.

Sind die Daten des Dirichlet-Randwertproblems ausC(), so ist auch die L ¨osung eineC()-Funktion, denn sie ist ein Element inHk+2()f ¨ur allekN. Beispielswei-se ist die L ¨osung der Laplace-Gleichung ∆u = 0 im Innern des L ¨osungsgebiets immer unendlich oft differenzierbar. Ist der Rand des GebietsC, so istu ¨uberall unendlich oft differenzierbar.

5.5 Maximumprinzip 79

Abbildung 5.6: L ¨osung des Problems

u = 1 in einem L-f ¨ormigen Gebiet Ω und u = 0 auf Ω. Die Farbe gibt die St¨arke des Gradienten an.

Wenn die Glattheitsbedingung des Gebiets nicht erf ¨ullt ist, gilt die Regularit¨atsaus-sage von Satz 5.25 im Allgemeinen nicht mehr. Ein Beispiel ist durch das L-f ¨ormige Gebiet Ω = (−1, 1)2\([0, 1]×[0, 1]) gegeben, das keinen C1-Rand besitzt. Abbildung 5.6 stellt die L ¨osung der Poisson-Gleichung −u = 1 in Ω mit homogenen Dirichlet-Randbedingungen dar. An der einspringenden Ecke(0, 0) verliert die L ¨osunguan Re-gularit¨at. Man kann zeigen, dass u in der N¨ahe des Ursprungs durch r2/3sin((2φ+ π)/3) approximiert werden kann, wobei (r,φ) sph¨arische Koordinaten sind. Die Ab-leitung dieser Funktion in Radialrichtung ist unbeschr¨ankt, d.h.,u ist keine klassische L ¨osung (aber weiterhin eine schwache L ¨osung).

Ahnliche Resultate wie oben gelten auch f ¨ur L ¨osungen von Neumann-Randwert-¨ problemen, siehe Troianiello [13].

5.5 Maximumprinzip

Wir haben in Abschnitt 4.3 gezeigt, dass f ¨ur L ¨osungen der Poisson-Gleichung unter bestimmten Bedingungen ein Maximumprinzip gilt. In diesem Abschnitt zeigen wir analoge Resultate f ¨ur allgemeine elliptische Differentialoperatoren der Form

L(u) =− Beachte, dass die Differentialgleichung im vorigen Abschnitt in Divergenzform formu-liert wurde:

L(u) = −div(A(x)∇u) +b(x)· ∇u+c(x)u,

wobei A = (aij)undb = (bi). Gen ¨ugend Regularit¨at vorausgesetzt, k ¨onnen wir solche Operatoren stets in die Form (5.20) bringen, denn durch Differentiation folgt

L(u) = −

Wir setzen in diesem Abschnitt folgendes voraus:Ω ⊂Rnist eine offene, beschr¨ank-te Menge,(aij)ist symmetrisch,aij,bi,cL(), und List gleichm¨aßig elliptisch, d.h., es gilt (5.6). Wir verallgemeinern zuerst das schwache Maximumprinzip.

Satz 5.26 (Schwaches Maximumprinzip f¨urc =0). Sei c=0. F ¨ur u∈ C2()∩C0() gelte

L(u) ≤0 bzw. L(u) ≥0 in. Dann folgt

sup

x

u(x) = sup

x

u(x) bzw. inf

xu(x) = inf

xu(x).

Beweis. 1. Schritt: Wir nehmen zun¨achst an, dass L(u) < 0 in gilt. Wir nehmen wei-terhin an, es g¨abe ein x0mit u(x0) = supu. Dann istu(x0) = 0, und D2u(x0) ist negativ semidefinit. Wir behaupten, dass daraus (L(u))(x0) ≥ 0 im Widerspruch zur Annahme folgt. Um dies zu zeigen, bringen wir die Matrix A = (aij(x0)) auf Diagonalgestalt. Da n¨amlich A symmetrisch und positiv definit ist, existiert eine or-thogonale Transformationsmatrix S = (sij) ∈ Rn×n, so dass SAS1 gleich der Dia-gonalmatrix mit Elementen λ1, . . . ,λn ist und λi > 0 f ¨ur alle i = 1, . . . ,n. Wir setzen (bij) = B=D2u(x0) = BT und erhalten

(L(u))(x0) = −

n i,j=1

aij(x0)

2u

∂xi∂xj(x0) = −

n i,j=1

aijbij =−

n i=1

(ABT)ii

=−sp(ABT) = −sp(AB),

wobei sp(AB) die Spur der Matrix ABist. Die Matrix Bist negativ semidefinit; daher sind alle Diagonalelementeβi vonSBS1nichtpositiv:βi0,i =1, . . . ,n. Da die Spur einer Matrix invariant bez ¨uglich ¨Ahnlichkeitstransformationen ist, folgt wegenλi >0

(L(u))(x0) = −sp(SABS1) = −sp(SAS1SBS1) = −

n i=1

λiβi0.

Dies widerspricht der Annahme. Folglich kann das Maximum nicht im Innern des Ge-biets angenommen werden.

2. Schritt:F ¨ur den allgemeinen Fall betrachten wir die Funktionuε(x) = u(x) +εeλx1, wobeiε>0,λ >0. Die Elliptizit¨at vonLbedeutet, dasszTA(x)zα|z|2f ¨ur allezRn und x gilt. Ist z der erste Einheitsvektor des Rn, so folgt a11(x) ≥ α f ¨ur x. Außerdem haben wir vorausgesetzt, dass b beschr¨ankt ist; es existiert also ein b0 > 0, so dass|b1(x)| ≤b0f ¨urx. Damit erhalten wir

L(uε) = L(u) +L(εeλx1) ≤εL(eλx1) =ε(−λ2a11+λb1)eλx1λε(−λα+b0)eλx1 <0,

5.5 Maximumprinzip 81

wenn wirλ>b0 w¨ahlen. Der erste Schritt impliziert sup

x

(u(x) +εeλx1) = sup

x

(u(x) +εeλx1), und der Grenz ¨ubergangε →0 liefert die Behauptung des Satzes.

3. Schritt:Das Minimumprinzip folgt, wenn wir das Maximumprinzip auf die

Funk-tion−uanwenden.

Auch im Fallc≥0 kann ein schwaches Maximumprinzip bewiesen werden.

Satz 5.27 (Schwaches Maximumprinzip f¨ur c0). Sei c0in. F ¨ur uC2()∩ C0()gelte

L(u) ≤0 bzw. L(u) ≥0 in. Dann folgt

sup

x

u(x) ≤maxn0, sup

x

u(x)o bzw. inf

xu(x) ≥minn0, inf

xu(x)o.

Beweis. Wir beweisen nur den Fall L(u) ≤ 0. Sei + = {x : u(x) > 0}. Falls+

die leere Menge ist, folgt sofortu(x) ≤0 f ¨ur allex. Anderenfalls folgt inΩ+

n

i,j=1

aij 2u

∂xi∂xj +

n

i=1

bi∂u

∂xi ≤ −cu0.

Aus dem vorigen Satz folgt, da Ω+ offen ist, dass die Funktion u ihr Maximum an x0+ annimmt. Der Rand+setzt sich zusammen aus Randpunkten vonΩund Punkten, an denenuverschwindet. Im ersteren Fall istu(x0) =supxu(x), im

letzte-ren Fallu(x0) =0. Dies zeigt die Behauptung.

Das starke Maximumprinzip kann ebenfalls auf allgemeinere elliptische Differen-tialoperatoren ¨ubertragen werden. Hierf ¨ur ben ¨otigen wir zuerst ein Hilfsresultat ¨uber die Normalenableitung an einem Randpunkt. F ¨ur dieses Resultat muss der Rand eine gewisse Regularit¨atsforderung erf ¨ullen, n¨amlich die innere Kugelbedingung.

Definition 5.28. Eine offene MengeΩ ⊂ Rn erf ¨ullt an x0dieinnere Kugelbedin-gung, wenn es eine offene Kugel B ⊂gibt, so dass x0∂B.

Gebiete mit einem RandΩ∈ C2erf ¨ullen die innere Kugelbedingung. F ¨ur Eckpunk-te von RechEckpunk-tecken imR2 oder Quader imR3 existiert keine Kugel, die vollst¨andig im Gebiet liegt und den Eckpunkt enth¨alt, so dass diese Gebiete die innere Kugelbedin-gung nicht erf ¨ullen (siehe auch Abbildung 5.7).

Abbildung 5.7: Das linke Gebiet erf ¨ullt die innere Kugelbedingung anx0, das rechte Gebiet nicht.

Lemma 5.29 (Hopf). Wir setzen voraus:

(i)Es gelte L(u) ≤0inf ¨ur ein uC2().

(ii)Seien x0, u stetig differenzierbar an x0und u(x0) >u(x)f ¨ur alle x. (iii)Es sei entweder c=0oder c0in(mit cL()) und u(x0) ≥0.

(iv) Die Mengeerf ¨ulle an x0 die innere Kugelbedingung und der ¨außere Normalenein-heitsvektorνexistiere an x0.

Dann folgt

∂u

∂ν(x0) >0.

Die entscheidende Behauptung des Lemmas ist die strikte Ungleichung. Dauan x0 maximal wird, ist∂u/∂ν(x0) ≥0 klar.

Abbildung 5.8: Illustration f ¨ur den Beweis des Lemmas von Hopf.

∂Ω

∂Ω ν

BR(y) x0 y

Beweis. Die innere Kugelbedingung impliziert die Existenz einer KugelBR(y) ⊂ mit RadiusR > 0 und Mittelpunkty, so dass x0∂BR(y)(siehe Abbildung 5.8). Wir definieren ferner f ¨ur beliebigeλ >0

v(x) = eλr2eλR2, xBR(y), r =|xy|.

Das Ziel ist die Anwendung des schwachen Maximumprinzips aufvin einem geeigne-ten Gebiet. Es gilt

∂v

∂xi(x) =−(xiyi)eλr2, 2v

∂xi∂xj(x) = 4λ2(xiyi)(xjyj)−2λδij

eλr2,

5.5 Maximumprinzip 83 λ hinreichend groß, k ¨onnen wir erreichen, dass L(v) ≤ 0 in K gilt. Nach Vorausset-zung istu(x)−u(x0) < 0 f ¨ur alle x∂Bρ(y), so dass es einε > 0 mit der Eigenschaft uu(x0) +εv0 auf∂Bρ(y)gibt. Dies gilt auch auf∂BR(y), weilvdort verschwindet.

Insgesamt haben wir also L(uu(x0) +εv) = L(u)−L(u(x0)) +εL(v)≤ −cu(x0) ≤0 in K und uu(x0) +εv0 auf ∂K = ∂BR(y)∪∂Bρ(y) bewiesen. Aus dem schwa-chen Maximumprinzip (Satz 5.27) folgt uu(x0) +εv0 in K. Da die Funktion uu(x0) +εv an der Stelle x0 verschwindet, muss die Normalenableitung an dieser Stelle nichtnegativ sein:

Aus dem Lemma von Hopf folgt nun das starke Maximumprinzip.

Satz 5.30 (Starkes Maximumprinzip). Sei Ω ⊂ Rn offen, beschr¨ankt und zusammen-h¨angend. Seien c=0und uC2()∩C0()mit L(u) ≤0(bzw. L(u) ≥0in). Wenn u den maximalen (bzw. minimalen) Wert inannimmt, dann ist u konstant. Die Aussa-ge bleibt g ¨ultig f ¨ur c0 in , wenn u ein nichtnegatives Maximum (bzw. nichtpositives

Abbildung 5.10: Illustration f ¨ur den Beweis des starken Maximumprin-zips.

x0 Br(x0)

u < M

u = M y

Minimum) inannimmt.

Beweis. Wir machen die Widerspruchsannahme, dassunicht konstant ist und das Ma-ximum M in Ω annimmt. Definiere U = {x : u(x) = M} und V = {x : u(x) < M}. Sei x0V mit dist(x0,U) < dist(x0,Ω) und sei Br(x0)die gr ¨oßte Kugel mit Mittelpunktx0, deren Inneres noch inV liegt (siehe Abbildung 5.10). Dann existiert ein Punkt yU mit y∂Br(x0). Außerdem gilt u < M in Br(x0). Damit sind die Voraussetzungen des Lemmas von Hopf erf ¨ullt, und wir erhalten∂u/∂ν(y) >0. Ande-rerseits nimmtudas Maximum inyan, alsou(y) = 0; Widerspruch.

85

Abbildung 6.1: Zerle-gung eines Signals (rot) in seine harmo-nischen Bestandteile (blau).

6 Parabolische Gleichungen

6.1 Fourier-Transformation und W¨ armeleitungsgleichung

Die Fourier-Transformation ist ein n ¨utzliches Hilfsmittel zur L ¨osung linearer partieller Differentialgleichungen mit konstanten Koeffizienten im Rn. Wir werden sie auf die W¨armeleitungsgleichung

utu=0 inRn ×(0,∞), u, 0) = u0 inRn (6.1) anwenden. Die Transformation kann als eine Verallgemeinerung einer Fourier-Reihe f ¨ur nichtperiodische Funktionen interpretiert werden. Mit ihrer Hilfe kann ein Signal in seine Frequenzen zerlegt werden; siehe Abbildung 6.1.

Definition 6.1. Sei fL1(Rn) = L1(Rn;C). Dann ist dieFourier-Transformationvon f definiert durch

bf(k) = F[f](k) = Z

Rn f(x)eik·xdx, kRn.

Wir nennen die folgende Funktion dieinverse Fourier-Transformationvon f : fˇ(x) = (2π)n

Z

Rn f(k)eik·xdk, xRn.

Die Integrale sind wohldefiniert, da|e±ik·x| =1 und fL1(Rn). Wegen kbfkL(Rn)sup

kRn Z

Rn|eik·x| |f(x)|dx=kfkL1(Rn)

folgt, dassFden RaumL1(Rn)nachL(Rn)abbildet.

Beispiel 6.2. Betrachte die Gauß-Funktion φ(x) = e−|x|2/2, xRn. Dann ist φL1(Rn), und φb ist definiert. Unser Ziel ist die Berechnung von φ. Dazu bemerkenb wir, dassφdie eindeutig bestimmte L ¨osung der Differentialgleichung

φ+=0, xRn, φ(0) =1,

ist. Wir wenden auf diese Gleichung die Fourier-Transformation an. Mit partieller Integration folgt

F[φxj](k) = − Z

Rnφ(x)

∂xj(eik·x)dx=ikjF[φ](k), (6.2) F[xjφ](k) = i

Z

Rnφ(x)

∂kj(eik·x)dx=i

∂kjF[φ](k). Daher ist

0=F[∇φ+] = ikbφ+ikφ.b

Die Fourier-Transformierte φbl ¨ost also dieselbe Differentialgleichung wieφ. Außer-dem gilt

φb(0) = Z

Rne−|x|2/2dx= Z

Rex21/2dx1· · · Z

Rex2n/2dxn = Z

Rey2/2dyn

= (2π)n/2. Da die L ¨osung der Differentialgleichung mit Anfangswert eindeutig bestimmt ist, muss alsoφbdas(2π)n/2-Vielfache vonφsein. Wir erhalten

e\−|x|2/2 =φb(k) = (2π)n/2e−|k|2/2, kRn. (6.3) Die Fourier-Transformierte der Gauß-Funktion ist also wieder ein Vielfaches der

Gauß-Funktion.

Wir wollen beweisen, dass die inverse Fourier-Transformation gleich der Inversen F1ist. Dazu beweisen wir zun¨achst einige Eigenschaften f ¨ur folgende Approximation der Delta-Distribution.

Lemma 6.3. Seien Gε(x) = (2πε2)n/2e−|x|2/2ε2 und fL1(Rn). Dann gelten folgende Eigenschaften:

(1) Gbε(k) = eε2|k|2/2, (2) Gε(x) = (2π)n

Z

RnGbε(k)eik·xdk, (3) lim

ε0(Gεf) = f inRn.

Die Funktion Gε kann als eine Approximation der Delta-Distribution interpretiert

6.1 Fourier-Transformation und W¨armeleitungsgleichung 87

werden (siehe Abbildung 6.2), da f ¨ur Testfunktionen φ ∈ D(Rn) nach einer Transfor-mationy=x/ε(alsody =εndx) folgt

F ¨ur den Grenzwertε→0 haben wir den Satz von der dominierten Konvergenz benutzt.

−1

Beweis. Die erste Behauptung wird durch Rechnung nachgewiesen:

Gbε(k) = (2πε2)n/2

wobei wir (6.3) verwendet haben. Die zweite Behauptung folgt nach einer ¨ahnlichen Rechnung. Wir weisen die dritte Aussage zun¨achst f ¨ur Funktionen f ∈ D(Rn)nach:

(Gεf)(x) = (2πε2)n/2 Z

Rne−|xy|2/2ε2f(y)dy = (2π)n/2 Z

Rne−|z|2/2f(xεz)dz.

Nach dem Satz von der dominierten Konvergenz k ¨onnen wir den Grenzwertε0 mit dem Integralzeichen vertauschen und erhalten

limε0(Gεf)(x) = (2π)n/2 Z

Rne−|z|2/2lim

ε0f(xεz)dz = f(x).

Da L1(Rn)-Funktionen durch Testfunktionen approximiert werden, folgt die Aussage

auch f ¨ur solche Funktionen.

Satz 6.4 (Inversionsformel). Sei bfL1(Rn) die Fourier-Transformierte einer Funktion

Beweis. Nach der Definition der Fourier-Transformation und wegen limε0Gbε(k) = 1, dem Satz von der dominierten Konvergenz und dem Satz von Fubini k ¨onnen wir die rechte Seite der obigen Gleichung umformulieren:

(2π)n

wobei die letzte Gleichheit aus Lemma 6.3 (3) folgt.

Wir ben ¨otigen noch folgendes Resultat.

Lemma 6.5. Seien f , gL1(Rn)mit bf ,gb∈ L1(Rn). Dann gilt

Also ist die Fourier-Transformation von fggleich bfg.b Wir kehren zum Anfangswertproblem der W¨armeleitungsgleichung (6.1) zur ¨uck.

Dazu nehmen wir an, dass dieses Problem eine L ¨osungubesitzt, so dass f ¨ur allet0 u,t), ut,t) ∈ L1(Rn) gilt. Dann k ¨onnen wir die W¨armeleitungsgleichung Fourier-transformieren. Wir haben bereits in (6.2) gezeigt, dass die Fourier-Transformation Ab-leitungen in Produkte transformiert: F[∇u](k) = ikF[u](k). Daraus folgt∆cu = −|k|2ub und

0= F[utu](k) = ubt+|k|2u,b kRn.

6.1 Fourier-Transformation und W¨armeleitungsgleichung 89

Dies ist eine gew ¨ohnliche Differentialgleichung f ¨ur ub(k,·), die der Anfangsbedingung b

u(k, 0) =ub0gen ¨ugt. Eine Integration ergibt b

u(k,t) =ub0e−|k|2t. Wenden wir die Inversionsformel an, so erhalten wir:

u(x,t) = (2π)n Z

Rne−|k|2tub0(k)eik·xdk.

Wir k ¨onnen diese Formel vereinfachen. Sei daf ¨urw= F1[e−|k|2t]. Dann impliziert (6.4) u(x,t) = (2π)n

Z

Rnwb(k,t)ub0(k)eik·xdk = (2π)n Z

Rnw\∗u0(k,t)eik·xdk = (wu0)(x,t). (6.5) Es bleibtwauszurechnen. Wir transformiereny=√

2tk und verwenden (6.3):

w(x,t) = (2π)n Z

Rne−|k|2teik·xdk = (2π)n(2t)n/2 Z

Rne−|y|2/2eiy·x/

2tdy

= (4πt)n/2(2π)n Z

Rn(2π)n/2e−|y|2/2eiy·x/2tdy

= (4πt)n/2e−|k|2/2

k=x/

2t = (4πt)n/2e−|x|2/4t.

Setzen wir diese Beziehung in (6.5) ein, so erhalten wir das folgende Resultat.

Proposition 6.6. Sei u eine L¨osung der W¨armeleitungsgleichung mit u,t), ut,t)∈ L1(Rn) f ¨ur alle t≥0. Dann gilt:

u(x,t) = (4πt)n/2 Z

Rne−|xy|2/4tu0(y)dy. (6.6) Es ist nicht schwer zu zeigen, dass durch (6.6) eine L ¨osung der W¨armeleitungsglei-chung gegeben ist. Etwas schwieriger ist der (direkte) Nachweis, dass (6.6) f ¨ur t0 die Anfangsbedingung ergibt (siehe Evans, Seite 49 [7]). Da die sogenannte Fundamen-tall¨osung F(x,t) = (4πt)n/2e−|x|2/4t f ¨ur t0 und F(x,t) = 0 f ¨ur t ≤ 0 (außer an (0, 0)) beliebig oft differenzierbar ist und die L ¨osung u eine Konvolution der Funda-mentall ¨osung und der Anfangsbedingung ist, k ¨onnen wiru,t)f ¨urt >0 unendlich oft ableiten. Dies deutet auf eine erstaunliche Regularit¨atseigenschaft hin: Selbst bei nicht differenzierbaren Anfangsdaten ist die L ¨osung f ¨ur alle positiven Zeiten unendlich oft differenzierbar.

Außerdem besitzt die L ¨osung eineunendliche Ausbreitungsgeschwindigkeit. Darunter verstehen wir die folgende Tatsache. Sei u0 ≥ 0 (aber nicht identisch gleich null). Die Formel (6.6) zeigt, dassu(x,t)strikt positiv f ¨ur allexRn undf ¨ur alle t > 0 ist. Selbst f ¨ur kleine Zeiten ist die L ¨osung ¨uberall positiv, obwohl sie zur Zeit t = 0 nur nichtne-gativ ist.

Im Dokument Partielle Differentialgleichungen (Seite 77-90)