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Greensche Funktionen f ¨ur die Halbebene und f ¨ur Kugeln

Im Dokument Partielle Differentialgleichungen (Seite 48-56)

(U| {z }−hx

=0

)∂u

∂νu

∂ν(U| {z }−hx

=G(x,·)

)

ds+ Z

U(|xy|)−hx

| {z }

=G(x,·)

udy

= Z

g

∂νG(x,·)ds+ Z

G(x,·)f dy

und damit die Behauptung.

Im Allgemeinen ist es schwierig, die Greensche Funktion explizit zu bestimmen, und man ben ¨otigt numerische Verfahren. In Abbildung 4.4 stellen wir die L ¨osung des Randwertproblems∆u = f inΩ,u =gaufΩmitΩ = [−1.5, 1.5]×[−1, 1], f(x,y) = 2 und g(x,y) = x2+y2 dar. Die rechte Seite f kann als eine Kraft interpretiert werden, die auf den Graphen vonu wirkt, im Beispiel als eine konstante Kraft in Richtung der positivenz-Achse. Der Graph w ¨olbt sich daher in der N¨ahe des Ursprungs leicht nach oben.

Bei Problemen mit sehr einfacher Geometrie kann die Greensche Funktion explizit berechnet werden. Wir betrachten im folgenden Abschnitt zwei einfache Beispiele.

4.2 Greensche Funktionen f¨ ur die Halbebene und f¨ ur Kugeln

Wir wollen die Greensche Funktion f ¨ur die zweidimensionale Halbebene Ω = R× (0,∞) und die n-dimensionale Kugel bestimmen. Die Hauptschwierigkeit ist die Be-rechnung der Funktion hx. Hierf ¨ur verwenden wir die sogenannte Spiegelungsmethode.

Diese Technik wird insbesondere in der Elektrotechnik angewendet, um das elektrische Potential f ¨ur Punktladungen innerhalb eines Gebiets mit geeigneten “Scheinladungen”

außerhalb des Gebiets zu konstruieren.

4.2 Greensche Funktionen f ¨ur die Halbebene und f ¨ur Kugeln 49

Ω (ξ,η)

(ξ,–η) ν

Abbildung 4.5: Zur Konstruktion der Greenschen Funktion f ¨ur die Halbebene.

• Greensche Funktion f¨ur die Halbebene.Wir verwenden die Fundamentall ¨osung im R2,

U(x,y) = 1 2πln

q

x2+y2, (x,y)∈ R2, (x,y)6= (0, 0).

Die Idee der Spiegelungsmethode lautet, f ¨ur h(x,y) die Fundamentall ¨osung mit einem Pol außerhalb des betrachteten Gebiets zu verwenden, n¨amlich durch Spiegelung am Rand des Gebiets. Wir ziehen also von der Fundamentall ¨osung mit Pol in (ξ,η) (mit η >0) den an der x-Achse gespiegelten Pol(ξ,η)ab (siehe Abbildung 4.5): ei-ne Fundamentall ¨osung in R×(0,∞). Ferner erf ¨ullt G homogene Randbedingungen, G(x,y,ξ, 0) = 0. Der ¨außere Normalenvektor an y > 0 weist in negativer y- bzw. η

und aus der Repr¨asentationsformel (4.5) folgt f ¨ur f =0 u(x,y) =

Wir zeigen, dass diese Funktion tats¨achlich das Dirichletproblem des Laplaceoperators l ¨ost:

Satz 4.5. Sei gC0(R)∩L(R). Die Funktion u(x,y) = 1

π Z

R

yg(ξ)

(xξ)2+y2dξ, xR, y>0, (4.8) l¨ost das Dirichlet-Randwertproblem

u =0 inR×(0,∞), u =g aufR× {0}.

Die Beziehung (4.8) wird die Poissonsche Integralformel f ¨ur die Halbebene genannt.

Die Funktion K(x,y,ξ) = y/(π((xξ)2+y2)) heißt der Poisson-Kern f ¨ur die Halb-ebene. Man kann zeigen, dassuauf der Halbebene beliebig oft differenzierbar und be-schr¨ankt ist (siehe Evans, Seite 38 [7]). Letzteres folgt f ¨urxR, y>0 aus

|u(x,y)| ≤ 1

πkgkL(R) Z

R

y

ξ2+y2 =kgkL(R).

Wir bemerken außerdem, dass (4.8)nichteindeutig ist; auchu(x,y) +cymitcRsind L ¨osungen. Um Eindeutigkeit der L ¨osung zu erhalten, ist es notwendig, das Verhalten f ¨uryvorzugeben.

Beweis. Wir gehen wie in Evans, Seite 38 [7] vor. DaG(x,y,·,·)eine Fundamentall ¨osung ist, ist (ξ,η) 7→ G(x,y,ξ,η) harmonisch f ¨ur (x,y) 6= (ξ,η). Die explizite Darstellung von Gzeigt, dassG symmetrisch ist,G(x,y,ξ,η) = G(ξ,η,x,y). Also ist auch(x,y) 7→

G(x,y,ξ,η)harmonisch f ¨ur(x,y) 6= (ξ,η). Dann ist auchK(x,y,ξ) = −∂G(x,y,ξ, 0)/∂η harmonisch in(x,y) ∈R×(0,∞)und

u(x,y) = Z

Rg(ξ)(x,y)K(x,y,ξ) =0, xR, y>0.

Es bleibt zu zeigen, dassu die Dirichlet-Randwerte erf ¨ullt, d.h.u(x,y) → g(x0) f ¨ur xx0, y→0. Hierf ¨ur w¨ahlen wirx0Rundε>0. Dagstetig ist, existiert einδ >0, so dass f ¨ur alleξRmit|x0ξ| <δ

|g(x0)−g(ξ)| < ε

2 (4.9)

erf ¨ullt ist. Eine direkte Rechnung zeigt, dass R

RK(x,y,ξ) = 1 gilt. Dann folgt f ¨ur xR,y >0 mit|xx0| <δ/2

|u(x,y)−g(x0)| = Z

RK(x,y,ξ) g(ξ)−g(x0)

≤ Z

|ξx0|<δ

K(x,y,ξ)|g(ξ)−g(x0)| +

Z

|ξx0|≥δK(x,y,ξ)|g(ξ)−g(x0)|dξ. (4.10)

4.2 Greensche Funktionen f ¨ur die Halbebene und f ¨ur Kugeln 51

Das erste Integral auf der rechten Seite k ¨onnen wir wegen (4.9) wie folgt absch¨atzen:

Z

Abbildung 4.6:Illustration f ¨ur den Beweis der Poissonschen Integralformel.

Da das Integral auf der rechten Seite beschr¨ankt ist, konvergiert die rechte Seite f ¨ur y →0 gegen null. F ¨ur hinreichend kleinesy >0 ist die rechte Seite also kleiner alsε/2, so dass sich aus (4.10) ergibt:

|u(x,y)−g(x0)| ≤ ε 2+ ε

2 =ε.

Dies zeigt die Behauptung.

• Greensche Funktion f¨ur Kugeln. Um die Greensche Funktion zu konstruieren, ver-wenden wir wieder die Spiegelungsmethode. Wir spiegeln durch den Rand der Kugel BR(0) ⊂ Rn mit Radius R > 0. Genauer definieren wir f ¨ur xBR(0) den an ∂BR(0) gespiegelten Punkt

x = R

2

|x|2x.

Punkte auf dem Rand ∂BR(0) werden wieder auf den Rand abgebildet und das Bild des Ursprungs ist unbeschr¨ankt (siehe Abbildung 4.7). Wir definieren die Greensche Funktion wie folgt:

G(x,y) = (

U(|xy|)−U(|Ry||xy|) : y6=0 U(|xy|)−U(R) : y=0,

Abbildung 4.7: Zur Konstruktion der Greenschen Funktion f ¨ur eine Kugel mit RadiusR. Bemerkung 4.6. Die Greensche Funktion kann mit Hilfe des elektrischen Potentials im

drei-dimensionalen Raum motiviert werden. Wir machen f ¨uryR3den Ansatz φy(x) = q

|xy|+ q¯

|xy¯|,

wobei φdas elektrische Potential, qeine Punktladung an der Stelle y und ¯qeine “Schein-ladung” an der Stelle ¯y (ohne physikalische Einheiten) seien. Wir wollen ¯y und ¯q aus der Forderungφy(x) = 0 f ¨ur alle|x| = Rbestimmen. Physikalisch bedeutet dies, dass wir die

“Scheinladung” so platzieren, dass das elektrische Potential am Kugelrand verschwindet.

Ausφy(x) =0 folgt

q2

|xy|2 = q¯

2

|xy¯|2. Formen wir diesen Bruch um, erhalten wir

q2(|x|2+|y¯|22x·y¯) =q¯2(|x|2+|y|22x·y) oder

q2(|y¯|2+R2)−q¯2(|y|2+R2) =−2(q¯2yq2y¯x. (4.12)

4.2 Greensche Funktionen f ¨ur die Halbebene und f ¨ur Kugeln 53

Diese Gleichung soll f ¨ur allex∂BR(0)gelten, aber die linke Seite h¨angt nicht vonxab. Es ist daher sinnvoll, beide Seiten gleich null zu setzen:

q2

q¯2 = |y|2+R2

|y¯|2+R2 und q2 q¯2 = |y|

|y¯|. (4.13)

Wir k ¨onnenqund ¯qeliminieren, indem wir beide Gleichungen gleichsetzen:

|y|

|y¯| = |y|2+R2

|y¯|2+R2, also |y|(|y¯|2+R2) =|y¯|(|y|2+R2) bzw. nach Umformulierung

(|y| − |y¯|)(R2− |y| |y¯|) =0.

Eine L ¨osung ist|y|=|y¯|, aber dies ergibt wegen (4.12)y=y,¯ q= −q¯und damit die triviale L ¨osung φy(x) = 0 oder y = y,¯ q = q¯ und folglichφy(x) = 2q/|xy| 6= 0 f ¨ur|x| = R, was der Forderungφx(y) = 0 f ¨ur |x| = R widerspricht. Daher muss die andere L ¨osung R2=|y| |y¯|gelten. Geometrisch liegen wegen (4.12)yund ¯yauf einer Linie, also ist

¯ y= R

2

|y|2y.

Setzen wir diese Beziehung in die zweite Gleichung von (4.13) ein, so erhalten wirq2/ ¯q2 =

|y|2/R2und folglich ¯q=−qR/|y|. Wir fassen zusammen:

φy(x) = q

|xy|− |y| q

R|xy¯|.

Dies entspricht gerade (f ¨urq=1) der Greenschen FunktionG(x,y)imR3. Es gelten die folgenden Eigenschaften.

Lemma 4.7. F ¨ur die Greensche Funktion(4.11)gilt f ¨ur alle x, yBR(0) G(x,y) = G(y,x) und G(x,y) ≤0.

Beweis. Die Symmetrie vonGfolgt aus der Symmetrie des Skalarprodukts und der Dar-stellung (4.11). Die zweite Eigenschaft folgt aus der Ungleichung

|x|2+|y|2 = |x|2|y|2

R2 +|{z}|x|2

R2

1−|y|2 R2

+|y|2≤ |x|2|y|2

R2 +R2 f ¨ur alle|x|, |y| ≤ R und der Tatsache, dass die Fundamentall ¨osungU, definiert in Satz 4.1, monoton

wach-send ist.

Wir k ¨onnen die Eigenschaften vonGaus Lemma 4.7 physikalisch interpretieren. Da-zu erinnern wir, dassG(x,·)die Differentialgleichung∆G(x,·) = δxinBR(0)erf ¨ullt und homogene Dirichlet-Randwerte hat (siehe (4.4)). Wir k ¨onnenG(x,y)als die Temperatur an der Stelle y interpretieren, wenn sich an der Stelle x eine Temperatursenke befin-det. Die durch die Senke verursachte Temperatur liegt unter der Randtemperatur, die gleich null ist:G(x,y) ≤ 0 f ¨urx, yBR(0). Die Symmetrie vonGbedeutet dann, dass die durch eine an der Stelle xbefindliche W¨armesenke verursachte Temperatur an der Stelley gleich ist der Temperatur an der Stelle x, die durch eine Senke an yverursacht wird.

Bevor wir das Dirichletproblem l ¨osen, zeigen wir einige Eigenschaften f ¨ur harmoni-sche Funktionen, also f ¨ur die L ¨osungen der Laplace-Gleichung.

Satz 4.8. (i) Sei uC2(BR(0)) eine harmonische Funktion. Dann gilt die Poissonsche Integralformelf ¨ur Kugeln

u(x) = R2− |x|2 RSn

Z

∂BR(0)

u(y)

|xy|nds(y), xBR(0). (4.14) (ii)Eine in einer offenen Mengeharmonische Funktion liegt in C().

Dieser Satz zeigt zwei erstaunliche Eigenschaften harmonischer Funktionen. Teil (i) sagt aus, dass die Werte einer harmonischen Funktion in einer Kugel vollst¨andig durch die Werte auf dem Kugelrand bestimmt sind. Teil (ii) dr ¨uckt eine Regularisierungs-eigenschaft des Laplace-Operators aus: Erf ¨ullt eine klassische L ¨osung u die Laplace-Gleichung, so ist sie automatisch unendlich oft differenzierbar. Beachte allerdings, dass unicht notwendigerweise glatt bis zum Rand ist, d.h., dassuC()nichtunbedingt gelten muss. ¨Ahnlich wie bei der Halbebene wird die Funktion

K(x,y) = R2− |x|2 RSn|xy|n derPoisson-Kernf ¨ur die Kugel genannt.

Beweis. Eine Rechnung zeigt, dass f ¨ury∂BR(0)

∂G

∂νy =∇yG· y R = R

2− |x|2 RSn

1

|xy|n

gilt. Damit folgt Teil (i) aus der Repr¨asentationsformel (4.5). Um Teil (ii) zu beweisen, bemerken wir, dass der Poisson-Kern beliebig oft differenzierbar in xBR(0) ist (f ¨ur y∂BR(0)), also gilt die Aussage f ¨ur Kugeln. Bei einer beliebigen offenen Menge Ω w¨ahlen wir x. Dann existiert eine Kugel mit Mittelpunkt x, die vollst¨andig inΩ liegt. Wir k ¨onnen die Aussage auf diese Kugel anwenden und erhalten die

Differenzier-barkeit anx.

4.2 Greensche Funktionen f ¨ur die Halbebene und f ¨ur Kugeln 55

Abbildung 4.8: L ¨osung der Poisson-schen Integralformel im Einheitskreis mitg(x,y) =x+y2.

Wie bei der Halbebene liefert die Poissonsche Integralformel eine klassische L ¨osung des Dirichlet-Problems.

Satz 4.9. Sei gC0(∂BR(0)). Dann ist u(x) = R

2− |x|2 RSn

Z

∂BR(0)

g(y)

|xy|nds(y) eine L¨osung von

u =0 in BR(0), u =g auf∂BR(0).

Wir illustrieren die L ¨osunguin Abbildung 4.8, wobei wirR=1 undg(x,y) = x+y2 gew¨ahlt haben.

Beweis. Der Beweis ist ¨ahnlich wie der Beweis von Satz 4.5. Es ist die Stetigkeit an den Randpunkten zu zeigen. Dazu bemerken wir, dass die Poissonsche Integralformel (4.14), angewendet aufu=1, die Beziehung

Z

∂BR(0)K(x,y)ds(y) =1 (4.15)

ergibt. Seien nun x0∂BR(0)undε > 0. Wegen der Stetigkeit vong existiertδ > 0, so dass aus |yx0| < δfolgt|g(y)−g(x0)| < ε/2. F ¨ur alle xBR(0)mit|xx0| < δ/2

folgt dann wegen (4.15) x| ≥ δ/2 (siehe Abbildung 4.9), so dass das Integral auf der rechten Seite beschr¨ankt ist:

Z

Abbildung 4.9: Illustration f ¨ur den Beweis der Poissonschen Integralformel.

In diesem Abschnitt beweisen wir weitere Eigenschaften f ¨ur die L ¨osung der Laplace-oder Poisson-Gleichung. Zuerst zeigen wir, dass die L ¨osung der Laplace-Gleichung, ausgewertet an einem Punktx, gleich dem Mittelwert der Funktion ¨uber die Oberfl¨ache einer Kugel mit Mittelpunktxist. Es gilt sogar mehr:

Satz 4.10 (Mittelwerteigenschaft). SeiΩ ⊂Rn ein Gebiet. F ¨ur uC2()gelteu =

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