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REFLEXIONSFRAGEN ZU FAMILIENKULTUREN Ì Wie lässt sich Ihre Familienkultur beschreiben?

Im Dokument Materialien Nr. 173 (Seite 43-46)

Was DenKst DU, Wer Ich BIn?

REFLEXIONSFRAGEN ZU FAMILIENKULTUREN Ì Wie lässt sich Ihre Familienkultur beschreiben?

ÌKonnten sie die für heute noch relevanten und prägenden leitsätze rekonstruieren?

ÌWelchen einfluss haben diese leitsätze auf Ihr berufliches und privates Umfeld?

ÌWas ist Ihre erkenntnis?

Schritt 4: Austausch in Kleingruppen zum soziokulturellen Hintergrund

Bei diesem zweiten teil Übungsteil werden die teilnehmer/-innen angeleitet, ihre soziokulturelle Prägung zu defi-nieren und deren wichtigste aspekte zu beschreiben. Die teilnehmenden erhalten das arbeitsblatt Mein soziokul-tureller Hintergrund und tauschen sich diesbezüglich aus.

HINWEISE:

Das arbeitsblatt Mein soziokultureller Hintergrund kann bei Bedarf auch unmittelbar nach dem ersten Übungsteil noch vor der auswertung ausgeteilt und bearbeitet werden. In diesem Fall erfolgt die Präsentation und Diskussion der beiden Übungsteile zusammen. es kommt häufig vor, dass diese Form der reflexion ablehnt wird. Die auf-kommenden Widerstände sind verständlich und sollten im seminarkontext gewürdigt und thematisiert werden.

Die Diskussion über die vertrauten und gewohnten Denkkonstruktionen und Glaubenssysteme ist schwierig und erfordert viel sensibilität und empathie seitens der seminarleitung. Die einbettung der Inhalte in den gesamt-gesellschaftlichen Kontext ist eine der Möglichkeiten, lebensweltbezüge und persönliche relevanz herzustellen.

Schritt 5: Auswertung und Plenum

Im Plenum werden die Kleingruppen nacheinander gebeten, ihren zweifachen austausch zusammen zu fassen und der Gruppe zu präsentieren. Die seminarleitung hat an dieser stelle die aufgabe, die ergebnisse der Kleingruppen-arbeit zu bündeln und die Diskussion mittels der aufgeführten hilfsfragen zu moderieren. Im rahmen der Übungs-auswertung kann der akzent sowohl auf den familiär vermittelten leitsätzen – mitsamt deren Gemeinsamkeiten und Unterschieden – als auch auf deren rolle im heutigen leben liegen.

REFLEXION:

ÌWie haben sie diese Übung erlebt?

ÌWie würden sie Ihre Familienkultur beschreiben?

ÌWie würden sie Ihre soziokulturelle Prägung definieren?

Ìaus welchen normen, Werten oder regeln besteht Ihr soziokultureller hintergrund?

Ìhaben sie Gemeinsamkeiten und Unterschiede festgestellt? Wenn ja, welche?

ÌGibt es dabei ressourcen, die uns unterstützen? Wenn ja, welche?

ÌGibt es aber auch sackgassen, die damit verbunden sind? Wenn ja, welche?

Visualisierung: Sammlung von Begriffen auf Moderationskarten und / oder Flipchart!

WEITERE ANWENDUNGSMÖGLICHKEITEN

Die aufgabenstellung und der Inhalt des arbeitsblattes kann je nach seminar und setting unterschiedlich gestaltet werden. Das arbeitsblatt Familienkulturen beinhaltet leitfragen zu den positiven aspekten der eigenen „Kultur“

und leitet die kritische auseinandersetzung mit dem Begriff „Kultur“ ein. es gibt auch weitere anwendungsmög-lichkeiten wie die Formulierung des eigenen soziokulturellen hintergrundes in Kleingruppen und im Plenum. eine vertiefende anwendung dieser Übung besteht folglich in der reflexion der stereotype und vorurteile hinsichtlich ethnischer und nationaler zugehörigkeiten aus der sicht der hegemonialen Gruppe, angelehnt an die gesellschaft-lich vermittelten und heute noch geteilten Differenzkonstruktionen und Machtverhältnisse.

DISKUSSION

„Das Selbstverständnis eines Individuums als Mitglied einer bestimmten Gruppe wird von Bildern geprägt, welche die Gruppe von sich aufbaut und mit denen sich deren Mitglieder identifizieren. ... Sowohl individuelle als auch kollektive Identitätskonstruktionen sind dyna-misch, d.h. sie werden in geschichtlichen, politischen und gesellschaftlichen Praktiken und Prozessen geschaffen und verändern sich kontinuierlich (Mendel, 2010, S. 49).

zusammenfassend bietet die Übung Diskussionsmöglichkeiten für eine kritische reflexion des herkömmlichen ethnisch wie auch national definierten Kulturverständnisses, ohne die soziokulturellen Besonderheiten eines Indi-viduums bzw. einer Gruppe zu relativeren. neben der reflexion über die eigene Familienkultur kann die seminar-gruppe inspiriert werden, den Begriff Kultur für sich zu umschreiben und zu erschließen. In einem weiteren schritt kann es darum gehen, den akzent der Diskussion auf identitätsstiftende und ressourcenfördernde einflüsse der primären sozialisation durch eltern oder Familie zu lenken, die ihren Kindern kulturelle und geistige Wertesysteme in Form expliziter und impliziter leitsätze mit auf den lebensweg geben.

Mit dem hinterfragen der eigenen soziokulturellen eingebundenheit kann nicht nur das eigene soziale Ich reflek-tiert werden, sondern auch die Dominanz und die Definitionsmacht der Mehrheitskultur. zudem lässt sich auf die-se Weidie-se die rolle der nationalen zugehörigkeit in der Definition des soziokulturellen die-selbstverständnisdie-ses kritisch reflektieren, einschließlich der Diskussion um die existenz verschiedener sozialer Gruppen.

Kulturelle Identität kann nicht als eine naturgegebene oder naturhafte Größe betrachtet werden, die statisch und unbeweglich ist. alle Individuen bilden ihr selbstverständnis und Weltbild in einer stetigen auseinandersetzung mit dem Umfeld im rahmen ökonomischer, politischer, rechtlicher, diskursiver usw. rahmenbedingungen aus.

Jeder Mensch befindet sich im laufe seines lebens in einem offenen, dynamischen und produktiven auseinander-setzungsprozess mit seiner äußeren und inneren realität.

Ü

Diese Überlegungen implizieren ein verständnis von Kultur als ein dynamisches, flexibles und veränderbares Kon-zept, das von Individuen zu unterschiedlichen zeiten unterschiedlich gefühlt, gelebt und erzählt wird. Die Über-betonung kulturell bedingter Besonderheiten und Unterschiede wirft folgende Probleme auf: Kategorisierung, Wertung, subjektverlust. Für den Umgang mit diesen Problemen scheint es sinnvoll zu sein, über Pluralität und Widersprüchlichkeit von Welten und lebensführungen sowie über hybride Identitäten zu reflektieren und diese für sich anzueignen.

Literatur:

Georg auernheimer. Interkulturelle Kompetenz und pädagogische Professionalität. 2. aktualisierte auflage. Wiesbaden 2010.

thomas eppenstein/Doron Kiesel. Soziale Arbeit interkulturell. stuttgart 2008.

eva van Keuk, cinur Ghaderi, ljiljana Joksimovic (hrsg.). Diversity. Transkulturelle Kompetenz in klinischen und sozialen Arbeitsfeldern. stuttgart 2011.

Petra Wagner/stefani hahn/Ute enßlin (hrsg.). Macker, Zicke, Trampeltier … Vorurteilsbewusste Bildung und Erziehung in Kindertageseinrichtungen. Handbuch für die Fortbildung. Weimar / Berlin 2006.

Im Dokument Materialien Nr. 173 (Seite 43-46)