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Rechtliche Grundlagen

Im Dokument Feindiagnose im Hochbau (Seite 22-26)

Die Grundlagen für die rechtliche Verantwort-ungsabgrenzung sind in den eidgenössischen Rahmengesetzen, dem Obligationenrecht (OR) und dem Zivilgesetzbuch (ZGB) festgelegt. Vor-aussetzung für das Entstehen eines Haftungsan-spruches ist das Vorhandensein eines Mangels, der auf fehlerhafte Herstellung oder mangelhaften Unterhalt zurückzuführen ist. Primär ist der Werk-eigentümer für Anlage, Herstellung oder Unterhalt einer Anlage oder eines anderen Werkes verant-wortlich (ZGB Art. 679, OR Art. 58). Er ist für die Wahrnehmung dieser Verantwortung auf Fach-leute angewiesen. Durch entsprechende vertragli-che Regelungen verschafft sich der Werkeigen-tümer ein Rückgriffsrecht auf die von ihm beauf-tragten Fachleute, wie dies im Obligationenrecht (OR Art. 58) vorgesehen ist.

Das Vertagsverhältnis zwischen Werkeigentümer und einem beigezogenen Fachmann – Architekt oder Bauingenieur – ist in der Regel ein einfacher Auftrag gemäss OR Art. 394 ff. Bestandteil eines derartigen Vertrages sind meist die SIA-Ord-nungen 102 (Architekten) bzw. 103 (Bauingnieure).

Die Haftung des Beauftragten aus einem einfachen Auftrag wird im wesentlichen aus einer Abwei-chung von einer sorgfältigen Ausführung eines übertragenen Geschäftes begründet.

V. Verantwortlichkeit des Grundeigentümers 679

Wird jemand dadurch, dass ein Grundeigentümer sein Eigentumsrecht überschreitet, geschädigt oder mit Schaden bedroht, so kann er auf Beseiti-gung der SchädiBeseiti-gung oder auf Schutz gegen dro-henden Schaden und auf Schadenersatz klagen.

ZGB Art. 679

E. Haftung des Werkeigentümers I. Ersatzpflicht

398

Der Eigentümer eines Gebäudes oder eines ande-ren Werkes hat den Schaden zu ersetzen, den dieser infolge von fehlerhafter Anlage oder Her-stellung oder von mangelhafter Unterhaltung ver-ursacht.

Vobehalten bleibt ihm der Rückgriff auf andere, die ihm hiefür verantwortlich sind.

OR Art. 58

OR Art. 398, Auszug aus Verpflichtungen des Beauftragten im einfachen Auftrag

2. Haftung für getreue Ausführung a) Im allgemeinen

398

Der Beauftragte haftet im allgemeinen für die glei-che Sorgfalt wie der Arbeitnehmer im Arbeitsver-hältnis.

Er haftet dem Auftraggeber für getreue und sorg-fältige Ausführung des ihm übertragenen Geschäf-tes.

Er hat das Geschäft persönlich zu besorgen, aus-genommen, wenn er zur Übertragung an einen Dritten ermächtigt oder durch die Umstände genö-tigt ist, oder wenn eine Vertretung übungsgemäss als zulässig betrachtet wird.

b) Bei Übertragung der Besorgung auf einen Dritten

399

Hat der Beauftragte die Besorgung des Geschäftes unbefugterweise einem Dritten übertragen, so haf-tet er für dessen Handlungen, wie wenn es seine eigenen wären.

War er zur Übertragung befugt, so haftet er nur für gehörige Sorgfalt bei der Wahl und Instruktion des Dritten.

In beiden Fällen kann der Auftraggeber die Ansprü-che, die dem Beauftragten gegen den Dritten zuste-hen, unmittelbar gegen diesen geltend machen.

23 A.6.5 Honorarordnungen SIA 102/103

Die SIA-Ordnungen 102 bzw. 103 bilden heute meist Bestandteil des Vertrages zwischen Werkei-gentümer und Architekt bzw. Bauingenieur, unab-hängig davon ob der zweite als Gesamtleiter oder als Spezialist beauftragt wird.

Im nebenstehenden Kasten sind aus SIA 102, Ord-nung für Leistungen und Honorare der Ar-chitekten, auszugsweise die wichtigsten Absätze aus Art. 1 «Allgemeines und Grundlagen», Art. 2

«Aufgaben des Architekten» und Art. 3 «Leistun-gen des Architekten» widergegeben.

Gemäss SIA 102 ist der Architekt für die Zu-sammenstellung einer dem Projekt angepassten Projektorganisation zuständig. Er hat zudem den Bauherrn bei der Auswahl von Spezialisten zu beraten. Er muss damit darüber entscheiden, ob er dem Bauherrn den Beizug eines Ingenieurs vor-schlagen will oder nicht. Dem Architekten kommt auch eine wichtige Funktion bei der Auswahl eines allfälligen Ingenieurs zu. Für diese Tätigkeiten trägt er die Verantwortung im Rahmen seiner Sorgfaltspflicht.

1.4 Pflichten und Befugnisse des Architekten .1 Der Architekt wahrt die Interessen des

Auftrag-gebers nach bestem Wissen und Können und unter Beachtung des allgemein anerkannten Wissenstandes seines Fachgebietes.

.5 Der Architekt ist befugt, für die Erfüllung seiner vertraglichen Pflichten geeignete Hilfsperso-nen beizuziehen. Für deren Tätigkeit ist er ver-antwortlich.

1.6 Verantwortlichkeit des Architekten

Bei verschuldeter, fehlerhafer Auftragserfüllung hat der Architekt dem Auftraggeber entstandenen direkten Schaden zu ersetzen. Dies gilt insbeson-dere bei Verletzung seiner Sorgfalts- und Treue-pflicht, bei Nichtbeachtung oder Verletzung aner-kannter Regeln seines Fachgebietes, bei mangeln-der Koordination omangeln-der Beaufsichtigung, bei unge-nügender Kostenerfassung.

1.7 Haftung für Dritte

Für Leistungen von beigezogenen selbständigen Dritten, die im direkten Vertragsverhältnis zum Auftraggeber stehen, haftet der Architekt nicht.

2.3 Aufgabenbereich im Normalfall

.2 Im Bereich der Architektur ist der Architekt der geeignete Fachmann, um die Probleme eines Bauvorhabens in ihrem Gesamt-zusammenhang zu erfassen. Hier übt er die Funktion des Gesamtleiters aus (Art. 3.3).

3.3 Gesamtleitung

.2 Der Architekt hat dem Auftraggeber eine Projektorganisation mit Angabe der Funktio-nen, der Verantwortung und des Informations-flusses vorzuschlagen. Ebenso hat er Vorschlä-ge für den erforderlichen Umfang des Beizugs von Spezialisten und eventuellen Beratern zu unterbreiten und zu begründen.

Auszug aus SIA 102, Ordnung für Leistun-gen und Honorare der Architekten

Die Aufgaben und Leistungen des Ingenieurs sind in SIA 103, Ordnung für Leistungen und Honorare der Bauingenieure, geregelt. Im nebenstehenden Kasten sind die wichtigsten Abschnitte aus Art. 2

«Aufgaben des Ingenieurs» und Art. 3 «Leistungen des Ingenieurs» angeführt. Der Architekt muss diese Aufgabendefinition bei der Erstellung seines Vorschlages für die Projektorganisation zuhanden des Bauherrn kennen und berücksichtigen. Ver-zichtet der Architekt darauf einen Bauingenieur beizuziehen, trägt er im Rahmen der Sorg-faltspflicht die Verantwortung für diesen Ent-scheid. Weil dieser Entscheid bei bestehenden Bauwerken nicht immer leicht ist, aber weit-reichende Konsequenzen haben kann, ist eine grosse Sorgfalt und umsichtige Abklärung unbe-dingt erforderlich.

Dem Bauingenieur gegenüber tritt der Architekt als Gesamtleiter und damit als Vertreter des Bau-herrn auf. Es ist damit auch die Aufgabe des Archi-tekten sicherzustellen, dass die Aufgabe des Innieurs klar definiert wird. Diese Definition ge-schieht in der Regel in Absprache mit dem Inge-nieur.

2.1 Voraussetzungen und Auswahl

.1 Der Ingenieur übt seine Tätigkeit als Vertrauensperson des Auftraggebers aus und handelt dabei verantwortungsbewusst gegen-über Umwelt und Öffentlichkeit. Er ist unab-hängig in der Wahl von Unternehmern, Syste-men und Lieferanten.

.2 Die Auswahl des Ingenieurs soll aufgrund sei-ner Eignung zur Ausführung des Auftrages erfolgen. Honorarkonkurrenzen sind für die Auswahl des Ingenieurs ungeeignet.

2.4 Ingenieur als Spezialist

Als Spezialist übernimmt der Ingenieur die Bear-beitung von Teilen von Bauwerken (wie z.B. Trag-konstruktionen) unter Führung des Gesamtleiters.

Er informiert diesen laufend über seine Arbeit, macht ihn aufmerksam auf allfällige Unzulänglich-keiten in der Projektorganisation und auf Unklar-heiten in der Auftragsformulierung und stellt ent-sprechend Anträge.

3.1 Gliederung des Leistungsbeschriebs

.3 Um die Leistungen zweckmässig und gezielt erbringen zu können, muss die Aufgabe defi-niert werden und müssen die Grundlagen vor-handen sein. Es ist Sache des Ingenieurs, dies-bezügliche Unklarheiten mit dem Auftragge-ber zu Auftragge-bereinigen.

Auszug aus SIA 103, Ordnung für Leistungen und Honorare der Bauingenieure

25 A.6.6 SIA 160, Einwirkungen auf

Trag-werke

Die SIA 160, Einwirkungen auf Tragwerke, bildet für den Bauingenieur die eigentliche Grundlage für die statische Dimensionierung von Tragwerken.

Im nebenstehenden Kasten sind auszugsweise die wichtigsten Ziffern aus Artikel 0 «Geltungsbe-reich» angeführt.

In der SIA 160 sind die Belastungen sowie das Vorgehen bei der Berechnung und Dimen-sionierung festgelegt. Die materialspezifischen Vorgaben, wie z.B. Festigkeiten von Beton und Stahl, sind in den Konstruktionsnormen fest-gehalten. Dies sind insbesondere die Normen SIA 161 Stahlbauten, SIA 162 Betonbauten und SIA 164 Holzbau.

In Ziffer 0 12 der SIA Norm 160 wird der Begriff Tragwerk definiert. Da der Ingenieur in der Regel als Spezialist für die Tragkonstruktion beigezogen wird, wird mit dieser Definition indirekt auch der Aufgabenbereich des Ingenieurs umrissen. Der Tragwerksbegriff ist weit definiert. Auch Teile der äusseren Verkleidung, des Ausbaues und der Be-triebseinrichtungen sowie deren Befestigungen fallen darunter, sofern ihr Versagen Menschenle-ben gefährden kann. Alle diese Elemente müssen bezüglich ihrer Sicherheit und Gebrauchstauglich-keit (inkl. DauerhaftigGebrauchstauglich-keit) untersucht werden. Zur Erfüllung dieser Aufgaben ist in den meisten Fällen der Beizug eines Ingenieurs erforderlich.

Die Empfehlung SIA 169, Erhaltung von In-genieurbauwerken, regelt in erster Linie das gene-relle Vorgehen bei der Erhaltung von In-genieurbauwerken. Diese Empfehlung enthält kei-ne zusätzlichen Angaben, wie z.B. die auf den Neubau ausgerichteten Normen bei der Beur-teilung eines bestehenden Bauwerkes ange-wendet werden sollen. Die Zustandsdiagnose er-fordert damit vom beauftragten Ingenieur beson-ders grosse Sorgfalt und Verantwortung.

0 1 Abgrenzung

0 11 Die vorliegende Norm legt die Grundsätze für die Sicherheit und Gebrauchstauglichkeit von Tragwerken fest. Sie umschreibt sowohl die Einwirkungen auf Tragwerke als auch das Vorgehen für die Berechnung und Bemes-sung sowie die zu führenden Nachweise. Sie gilt in Verbindung mit den Konstruktionsnor-men.

0 12 Zum Tragwerk gehören alle Bauteile, welche für das Gleichgewicht und die Formerhaltung eines Bauwerkes notwendig sind. Als Trag-werk gelten auch alle Teile der äusseren Ver-kleidung, des Ausbaues und der Betriebs-einrichtungen sowie deren Befestigungen, sofern deren Versagen Menschenleben ge-fährden kann.

0 13 Die Bestimmungen der vorliegenden Norm gelten für Tragwerke von Neu- und Erweite-rungsbauten, bei Nutzungsänderungen so-wie bei Umbauten, insbesondere wenn das Tragwerk beeinflusst wird.

Auszug aus SIA 160, Einwirkungen auf Tragwerke, Ziffer 0 Geltungsbereich

Im Dokument Feindiagnose im Hochbau (Seite 22-26)