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Realisierung des Projektes MINT-Schul-Campus am Standort Kastanienallee . 121

4 HANDLUNGSFELDER UND MAßNAHMEN

4.12 Handlungsfeld „Bildungsvernetzung“

4.12.1 Realisierung des Projektes MINT-Schul-Campus am Standort Kastanienallee . 121

bundeswei-tem Alleinstellungsmerkmal sowie strategischer Vernetzungs- und Stadtentwicklungsimpuls ist in Halle (Saale) in der Südlichen Neustadt realisiert.

Grundlagen: Das im Rahmen des Wettbewerbs Zukunftsstadt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) entwickelte Leitprojekt MINT-Schul-Campus am

Schulstand-ort in der Kastanienallee in Neustadt wird in Beschlussvorlagen des Stadtrates eingebracht (beispielsweise in die Erste Fortschreibung des Schulentwicklungsplanes der Stadt Halle (Saale) (VII/2020/00841)). Parallel wird z.Z. der nächste Planungsschritt des Projektes um-gesetzt (Phase Null Planung im Schulbau), um im 2. Quartal 2021 einen baulichen Realisie-rungswettbewerb auszuloben.

Stand: Die Südliche Neustadt ist das Stadtviertel mit den größten sozialen Herausforderun-gen in Halle (Saale) und einer besonderen Bildungsbenachteiligung, die beispielsweise auf den extrem hohen Anteil von Kindern im SGB II-Bezug (rund 71% in 2019) sowie weitere Indikatoren zurückgeht. Eine der wenigen kommunalen Einflussmöglichkeiten ist die Verbes-serung der Bildungs- und Teilhabeangebote. Diese verfolgt das Ziel, die Lebenschancen der Kinder zu erhöhen und aus gesamtgesellschaftlicher Sicht den Teufelskreis der Gefahr le-benslanger Abhängigkeit von Sozialtransferleistungen zu durchbrechen. Die drei im Fokus stehenden Schulen (Grundschule Kastanienallee, Gemeinschaftsschule Kastanienallee und Christian-Wolff-Gymnasium) sind die in ihrem Segment jeweils am stärksten von ausländi-schen Kindern geprägten Schulen in Halle (Saale): In der Gemeinschafts- und Grundschule sind es im Schuljahr 2019/20 jeweils ca. 3/4 der Schülerschaft. Daraus erwachsen deutlich erhöhte Integrationsbedarfe und letztlich Qualitäts- und Ressourcenanforderungen der Schu-len: Raumressourcen, Personalressourcen, konzeptionelle Ressourcen.

Bildung als staatliche Aufgabe soll in dem herausfordernden Quartier zum Motor gelingender Integration - der MINT-Schul-Campus zum Modell eines Bildungsleuchtturms - werden, der mit spezifischen Angeboten in die ganze Stadt ausstrahlt. Dieser Qualitätssprung ist wichtig, damit in Neustadt ein Bildungsmagnet entsteht, der mit seiner Anziehungskraft zu einer Trendwende der Quartiersentwicklung beitragen kann, die die soziale Polarisierung in Halle (Saale) verringert.

Grundidee des Projektes MINT-Schul-Campus ist ein „Brückenschlag Bildung“ vom exzellen-ten Wissenschaftsstandort Weinberg Campus in die Südliche Neustadt zum beiderseitigen Vorteil der Erprobung neuer Bildungsansätze für alle Bevölkerungsgruppen. Der MINT-Schul-Campus ist deswegen als ein innovatives Strukturwandelprojekt im Bereich Bildung/

Berufsqualifizierung im Verbund mit dem Ausbau des Forschungs- und Gründungsstandor-tes Weinberg Campus in die auf fünf Projekte fokussierte gemeinsame Maßnahmenliste der Stadt Halle (Saale) und des Saalekreises zur Strukturstärkung der Kohleregionen aufge-nommen worden.

Bisher gibt es eine Vorklärung der Bedarfe und avisierten Bildungsaktivitäten im neu zu er-richtenden Campushaus am Standort der Schulen, die in mehreren Raummodulen zusam-mengefasst werden. Die nächsten Planungsschritte Phase Null und Realisierungswettbe-werb bereiten die bauliche Umsetzung vor. Baustart ist ab 2023 avisiert. Von zentraler Be-deutung für das neuartige Bildungsangebot sind Kooperationen mit Akteuren aus Wissen-schaft und Technologie, insbesondere vom Weinberg Campus, sowie aus der WirtWissen-schaft, die nach Fertigstellung für die Bildungsinhalte und Durchführung der Bildungsangebote verant-wortlich sind. Das Vorhaben bedarf der Moderationsunterstützung, um das neuartige Bil-dungsangebot mit dem breiten Akteursspektrum sukzessive aufzubauen. Dies hat die Stadt im Städtebauförderprogramm Sozialer Zusammenhalt verankert. Und es bedarf einer Aus-wertung, um seine tatsächlichen Effekte auf die Schulen, den Stadtteil sowie die Einwohne-rinnen und Einwohner nachvollziehbar transparent zu machen. Beides soll als Grundlage für eine mögliche Übertragung der Idee Bildungscampus/Quartiersschule auf andere Quartiere und Schulstandorte dienen.

Parallel findet ein moderierter Schulentwicklungsprozess an den beteiligten Schulen statt. Im

Gemeinschaftsschule Kastanienallee und das Christian-Wolff-Gymnasium zur Teilnahme ausgewählt. Das Programm verbindet Forschungsansätze, Prozesse der Schul- und Unter-richtsentwicklung und setzt auf die Vernetzung der Schulen in ihrem sozialräumlichen Um-feld.

Auftrag: Die Stadtverwaltung setzt das Projekt MINT-Schul-Campus bis zum Schuljahr 2025/26 baulich und bildungsinhaltlich um und wertet dessen Wirkungen mittelfristig aus. Die vertraglich gebundenen Kooperationspartner aus Wissenschaft, Technologie und Wirtschaft tragen die außerschulischen Bildungsangebote im Projekt hauptverantwortlich. Die Stadt-verwaltung prüft die mögliche Übertragbarkeit auf andere Quartiere/Schulen. Die Stadt Halle (Saale) unterstützt als Schulträger die Umsetzung des Programms „Schule macht stark“ an den benannten Einrichtungen.

Maßnahme Hauptverantwortung Beteiligte Zeitraum

Realisierung des Projektes MINT-Schul-Campus

Stadtverwaltung insgesamt

Schulen, involvierte Bildungsakteure, TGZ Halle GmbH, Fraunhofer IMWS, weitere Wissenschaftsakteure, Schüler-forschungszentrum, Landesschulamt, und weitere Akteure

2021 ff.

4.12.2 Erprobung und Erforschung kleinräumiger lokaler Bildungsvernetzung

Ziel: Die Möglichkeiten lokaler Bildungskoordination und -vernetzung sind erprobt und deren Wirkungen auf den Abbau von Bildungsbarrieren und -benachteiligung erforscht.

Grundlagen: Die Wirkmechanismen zum Abbau sozialer Barrieren sind hochkomplex und noch nicht umfassend wissenschaftlich erfasst. Sie wurden in Deutschland bisher zumeist einrichtungsbezogen und nicht im Kontext der sozialräumlichen Bildungs- und Betreuungs-möglichkeiten benachteiligter Kinder untersucht. Fallstudien und Prozessevaluationen zu Bildungslandschaften fokussieren zudem häufig auf die Steuerungsebene, aber nicht auf die Ebene der Adressatinnen und Adressaten. Es bestehen somit große Wissensdefizite sowohl auf theoretischer als auch handlungspraktischer Ebene hinsichtlich der Fragen, ob und wie Bildungslandschaften tatsächlich hinsichtlich des Abbaus von Bildungsbarrieren und -be-nachteiligung wirken.

Auf Bundesebene herrscht vor dem Hintergrund der Debatten über Chancengerechtigkeit im Bildungssystem ein großes Interesse an der Erforschung dieser Fragestellungen. Das BMBF veröffentlichte in diesem Zusammenhang im Mai 2019 eine Richtlinie zur Förderung von Forschung zum „Abbau von Bildungsbarrieren: Lernumwelten, Bildungserfolg und soziale Teilhabe“.

Stand: Die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg bewarb sich im September 2019 im Verbund mit der Stadt Halle (Saale) und dem Burgenlandkreis mit einer Projektskizze um eine Förderung im Rahmen des benannten BMBF-Programmes. Im Oktober 2020 erhielt die MLU hierzu eine positive Rückmeldung seitens des BMBF. Das zur Förderung eingereichte Projekt „(Neu-)Ordnungen von Bildungslandschaften reflexiv gestalten. Zur riskanten gesell-schaftlichen und schulischen Teilhabe von Kindern in peripheren Sozialräumen“ beginnt vo-raussichtlich im Januar 2022 für die Dauer von fünf Jahren.

Ziel des Verbundvorhabens ist es, sowohl grundlagentheoretisch als auch in angewandter Perspektive Ermöglichungs- und Verhinderungsbedingungen der schulischen und gesell-schaftlichen Teilhabe benachteiligter Kinder im Grundschulalter zu untersuchen. Dabei be-zieht sich das Vorhaben auf benachteiligte bzw. periphere städtische Quartiere und ländliche Gebiete. In Halle (Saale) wurden als Untersuchungsgebiete die Stadtteile Nördliche Neustadt und Silberhöhe ausgewählt. Durch vier multiperspektivisch ausgerichtete und vergleichend angelegte Fallstudien soll eine Professionalisierung des dortigen Bildungsmanagements er-reicht und die Frage geklärt werden: Wie lassen sich Bildungs- und Betreuungsbarrieren in peripheren, als ‚riskant‘ wahrgenommenen Sozialräumen für benachteiligte Kinder im Grund-schulalter abbauen?

Im Wissenschafts-Praxis-Dialog werden mit den Bildungseinrichtungen und -anbietern vor Ort entsprechende Gestaltungspotentiale identifiziert, Maßnahmen entwickelt und implemen-tiert und im Hinblick auf ihre (nicht-)intendierten Wirkungen erforscht. Vier Teilprojekte unter-suchen diese (Neu-)Ordnungen der lokalen Bildungslandschaften auf jeweils unterschiedli-chen Ebenen – auf Ebene der Kinder, der Eltern, der (trans-)lokalen Bildungs-, Erziehungs- und Betreuungsinstitutionen sowie der Kommunalpolitik und -verwaltung. Ein fünftes Teilpro-jekt befasst sich übergreifend mit dem Wandel der Bildungslandschaften im Zusammenspiel von Forschung und Praxisakteuren. Alle Teilprojekte arbeiten auf Basis eines praxistheoreti-schen Theorierahmens und verfolgen ein Längsschnittdesign.

Die Umsetzung erfolgt über einen sehr engen Forschungs-Praxis-Transfer (Veranstaltungen, Fall-Labore, gemeinsame Entwicklung von Vorhaben, Folgeforschung) in jährlichen Zyklen.

Zur engen Begleitung der Partner in den Stadtteilen und als koordinierende Praxisschnittstel-le wird im Rahmen des Vorhabens die Einrichtung einer 0,5 VZS PersonalstelPraxisschnittstel-le in der Stadt-verwaltung mit der Aufgabe eines lokalen Bildungsmanagements und -monitorings gefördert.

Analoge Strukturen werden im Burgenlandkreis als drittem Verbundpartner aufgebaut. Die MLU begleitet das Projekt im Rahmen der Förderung mit einer Projektleitung (1 VZS), 6 wis-senschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern (je 0,65 VZS) sowie fünf studentischen Hilfekräften.

Auftrag: Die MLU setzt im Verbund mit der Stadt Halle (Saale) und dem Burgenlandkreis ab voraussichtlich Januar 2022 das o.g. Forschungsprojekt um. Der Geschäftsbereich Bildung und Soziales informiert den Bildungs- und Jugendhilfeausschuss sowie die Gremien im Rahmen des Kommunalen Bildungsmanagements regelmäßig über die (Zwi-schen)Ergebnisse des Projektes. Zudem bringen die Verbundpartner die Ergebnisse in den bundesweiten Diskurs zu Bildungslandschaften und -benachteiligung ein. Die gewonnenen Erkenntnisse fließen in die Fortschreibung des Bildungskonzeptes für die Stadt Halle (Saale) ab 2026 ein und werden der regelmäßigen Weiterentwicklung des Kommunalen Bildungs-managements und der kommunalen Bildungslandschaft zugrunde gelegt.

Maßnahme Hauptverantwortung Beteiligte Zeitraum

Erprobung und