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Handlungsfeld „Digitaler Wandel“

4 HANDLUNGSFELDER UND MAßNAHMEN

4.11 Handlungsfeld „Digitaler Wandel“

Relevanz und aktuelle Situation

Der Nationale Bildungsbericht 2020 mit dem Schwerpunktthema „Bildung in einer digitalisier-ten Welt“ umschreibt die Relevanz des digitalen Wandels für den Bildungsbereich wie folgt:

„Bereits heute nimmt die Digitalisierung einen zentralen Stellenwert in den meisten

Lebens-bereichen ein und beeinflusst damit maßgeblich, wie wir kommunizieren, uns orientieren oder bilden. Mindestens genauso weitreichend sind Veränderungen in der Arbeits- und Be-rufswelt. […] Die Chance, an einer digitalen Gesellschaft teilzuhaben, wird damit künftig ent-scheidend von digitalen Kompetenzen abhängen. […] Den Bildungseinrichtungen als Orten der Vermittlung digitaler Kompetenzen kommt dabei eine wachsende Bedeutung zu.“ (Auto-rengruppe Bildungsberichterstattung 2020, S.297). Dabei beinhalten digitale Kompetenzen ein Bündel unterschiedlicher Fähigkeiten, vor allem technologische, Medien- und Informati-onskompetenzen sowie soziale Kompetenzen wie bspw. Problemlöse-, kooperative und kommunikative Kompetenzen und die Fähigkeit, Gelerntes auf neuartige Kontexte zu über-tragen (vgl. ebd., S.231ff.).

Als Voraussetzung zur Bewältigung dieser Kernherausforderung für das Bildungssystem ist einerseits die digitale Ausstattung der Bildungseinrichtungen und -angebote zu benennen, die bundesweit mit Ausnahme der Hochschulen und von Teilen der kommerziellen Aus- und Weiterbildung in allen Bildungsbereichen stark ausbaubedürftig ist (ebd., S.240ff.). Anderer-seits ist zu konstatieren: „Ein Automatismus der Veränderung des Lernens durch die Verfüg-barmachung digitaler Ausstattung ergibt sich nicht. Eine nachhaltige Implementierung digita-ler Medien in schulische Lehr- und Lernprozesse scheint vor allem dann zu gelingen, wenn der Einsatz digitaler Medien in der Kultur der Schule verankert ist, die Kompetenzen und Einstellungen der schulischen Akteurinnen und Akteure berücksichtigt und die Ziele in Medi-enkonzepten festschreibt.“ (ebd., S.242). Dies gilt auch für andere Bildungsbereiche abseits der Schulen. Es bedarf also entsprechender Kompetenzen und Konzepte in den Einrichtun-gen. Hinsichtlich der Kompetenzen der Lehrenden macht dabei der „Europäische Rahmen für die digitale Kompetenz Lehrender“ deutlich, „dass erst das Zusammenspiel aus inhaltli-chem, pädagogischem und anwendungsbezogenem Wissen des pädagogischen Personals erfolgreichen, lernfördernden Medieneinsatz möglich macht.“ (ebd., S.268). Hier gibt es in allen Bildungsbereichen, insbesondere der frühkindlichen und schulischen Bildung Nachhol-bedarf.

Seit Beginn der Corona-Pandemie im März 2020 wirken die tiefgreifenden Einschränkungen präsenzförmiger Lehr-Lern-Prozesse sowie die gesellschaftlichen Veränderungen wie ein Katalysator für die Digitalisierung im Bildungsbereich, auch weil hierdurch „die digitalen Her-ausforderungen […] in besonderer Weise deutlich [werden].“ (ebd., S.232f.). Diesem Um-stand kann das hier vorliegende Bildungskonzept noch nicht Rechnung tragen, da ein Groß-teil seiner Erarbeitung in der Zeit vor der Pandemie bzw. in deren erster Phase stattfand und entsprechende institutionelle ad-hoc-Lernfortschritte und Erfahrungen noch nicht einfließen konnten. Das Thema „Digitaler Wandel und Bildung“ ist mithin in zukünftigen Fortschreibun-gen des Bildungskonzeptes und innerhalb anderer PlanunFortschreibun-gen/Konzepte mit Bildungsbezug vertieft zu bearbeiten. Im Rahmen des vorliegenden Konzeptes werden im Kontext Digitaler Wandel mit den Themen MINT-Bildung sowie digitale schulische Ausstattung zwei Schwer-punkte fokussiert, die die Möglichkeit bieten, relevante Teile der Bevölkerung zu erreichen und gleichzeitig ausschnittsweise die Komponenten Qualifikation und Infrastruktur abbilden.

Auf kommunaler Ebene werden maßgebliche Rahmenbedingungen und Projekte für den digitalen Wandel im Bereich Bildung derzeit u.a. innerhalb des IT-Konzeptes „IT macht Schu-le“ sowie im Rahmen einzelner Projekte innerhalb bereichsbezogener Fachplanungen (Ju-gendhilfeplanung) und einrichtungsbezogener Konzepte beschrieben.

Handlungsziele

1. 2024 stehen flächendeckende und koordinierte Angebote der MINT-Bildung für alle Inte-ressierten zur Verfügung.

2. Bis Mitte 2022 verfügen alle Schulen der Stadt über schnelles Internet.

Zum Erreichen dieser Handlungsziele soll die Umsetzung der folgenden Maßnahmen beitra-gen.

4.11.1 Etablierung einer Koordinierungsstelle MINT-Bildung

Ziel: Konzeptionelle und strukturelle Weiterentwicklung von Angeboten im Bereich der MINT-Bildung im Rahmen einer Koordinierungsstelle für MINT-MINT-Bildung, damit flächendeckende und koordinierte Angebote der MINT-Bildung für alle Interessierten zur Verfügung stehen können.

Stand: In Halle (Saale) als Stadt der Wissenschaft und langer wissenschaftlicher und techni-scher Tradition z.B. im Bereich Chemie und mit dem Know-how von Leopoldina, MLU, Fraunhofer Institut u.v.a. Einrichtungen haben sich Bildungsprojekte wie das Schülerfor-schungszentrum, Bildungsangebote wie das Salinemuseum oder das SalineTechnikum etab-liert, die speziell für Kinder und Jugendliche Angebote im MINT-Bereich entwickeln und an-bieten. Zudem sind mit zahlreichen Reparatur-Werkstätten, makerspaces, Bürgerfor-schungsprojekten und anderen Initiativen interessierter Einwohnerinnen und Einwohner Formate entstanden, die Technik und Digitalen Wandel interessensbasiert praktisch erfahr-bar machen. Diese gilt es weiter zu entwickeln, ihr Ehrenamt zu fördern, ihre Reichweite auf weitere Ziel- und Altersgruppen und Institutionen auszudehnen. Dies gelingt nur mit einer zusätzlichen, trägerunabhängigen professionellen Fach- und Koordinierungsstelle.

Aufgaben könnten sein:

- Einrichtung von generationsübergreifenden Lernangeboten bezüglich neuer Techno-logien in Bibliotheken, Stadtteilzentren, etc.

- Ausweitung von Angeboten zur praktischen Anwendung neuer Technologien (Werk-stätten etc.)

- Vernetzung mit Angeboten am entstehenden MINT-Schul-Campus in Halle-Neustadt (vgl. Maßnahme 4.12.1)

- Vernetzung mit den entstehenden Angeboten des neuen Planetariums - Vernetzung der interdisziplinären naturwissenschaftlich-technischen Vereine - Bildungsfachstelle für pädagogisches Personal/ Kooperation mit dem LISA

- Konzeption einer geeigneten digitalen Plattform zur Vernetzung der MINT-Akteure und gegebenenfalls Darstellung der Angebote

Das SalineTechnikum in Trägerschaft des Beruflichen Bildungswerkes Halle-Saalkreis e.V.

hat im Sommer 2020 den Zuschlag für eine BMBF-Förderung zum Aufbau einer Koordinie-rungsstelle für MINT-Freizeitangebote für junge Menschen erhalten. Die Förderung läuft vo-raussichtlich bis Ende 2023. Die Stadt Halle (Saale) beteiligt sich als Kooperationspartnerin am Projekt. Vor Auslaufen der Förderung gilt es, gemeinsam die Erfahrungen und Erkennt-nisse aus dem Förderprojekt als ersten Schritt zu einer koordinierten MINT-Landschaft zu reflektieren. Ziel ist es, bei positiver Bewertung entsprechende Kooperations- und Koordinie-rungsstrukturen weiterzuentwickeln und auf weitere Zielgruppen auszuweiten.

Auftrag: Das Planetarium entwickelt 2023 unter Auswertung der dann bestehenden Erfah-rungen gemeinsam mit dem SalineTechnikum ein Konzept für eine stadtweite

Koordinie-rungsstelle MINT-Bildung. Hierfür werden Fördermöglichkeiten akquiriert oder gegebenen-falls städtische Lösungen gesucht.

Maßnahme Hauptverantwortung Beteiligte Zeitraum

Etablierung einer Koordinie-rungsstelle MINT-Bildung

GB Kultur und Sport (Planetarium)

SalineTechnikum, u.a.

Anbieter der MINT-Bildung

ab 2023

4.11.2 Einrichtung von generationsübergreifenden Lernangeboten bezüglich neuer Technologien in der Stadtbibliothek

Ziel: Die Besucherinnen und Besucher können neue Technologien in der Stadtbibliothek kennenlernen und erproben. In Veranstaltungen werden ihnen Kenntnisse zur Nutzung neu-er Technologien vneu-ermittelt.

Grundlagen: Gemäß § 3 Abs. 2 BiblG LSA dienen Bibliotheken u.a. der Vermittlung von Me-dien- und Informationskompetenz.

Stand: Regelmäßig finden in der Stadtbibliothek Onleihe-Schulungen und Schulungen zur Nutzung der digitalen Zeitschriftenportale statt. Ergänzt wird das Angebot durch Veranstal-tungen, in denen vor allem Seniorinnen und Senioren Anfangskenntnisse der Computernut-zung vermittelt werden, die sie ermutigen sollen, einen Computerkurs in der Volkshochschu-le zu beVolkshochschu-legen. Regelmäßige Smartphone-Trainings ergänzen das Angebot. In der Kinderbib-liothek finden Veranstaltungen statt, in denen Kinder spielerisch Programmieren lernen. Alle Angebote sind stark nachgefragt und sollen ausgebaut werden.

Auftrag: Die Stadtbibliothek beantragt im Rahmen der städtischen Haushaltsplanung 2022ff.

eine Erhöhung des Erwerbungsetats, um weitere Angebote schaffen zu können.

Maßnahme Hauptverantwortung Beteiligte Zeitraum

Einrichtung von generationsübergreifenden Lernangeboten bezüglich neuer Technologien in der Stadtbibliothek

Stadtbibliothek - 2022 - 2026

4.11.3 Etablierung eines Lernmanagementsystems an der Volkshochschule

Ziel: Chancen von online gestütztem Unterricht für ein breites Kursangebot an der Volks-hochschule sind erschlossen und bestehende Angebote konzeptionell und strukturell weiter-entwickelt.

Stand: Das Kursangebot der Volkshochschule Adolf Reichwein der Stadt Halle (Saale) wur-de seit 13.03.2020 um online-Unterrichtssequenzen erweitert. Das aufgebaute Know-how der Kursleitenden und Kursorganisierenden gilt es weiter zu entwickeln und zu übertragen,

Aufgaben könnten sein:

- Regelmäßiger Erfahrungsaustausch von Kursleitenden - Überregionale Vernetzung mit anderen VHS

- Ausweitung von Angeboten zur praktischen Anwendung neuer Technologien

- Systematische Entwicklung von online gestützten Qualifizierungsmaßnahmen für Mit-arbeitende der Stadt Halle (Saale)

Auftrag: Das Team der Volkshochschule Adolf Reichwein konzipiert onlinegestützte Kurse für verschiedene Fachbereiche und organisiert einen regelmäßigen Erfahrungsaustausch der Akteurinnen und Akteure.

Maßnahme Hauptverantwortung Beteiligte Zeitraum

Etablierung eine Lernmanage-mentsystems an der Volks-hochschule

Volkshochschule Adolf Reichwein

Kreisvolkshochschule Saalekreis

ab 2021

4.11.4 Umsetzung und Fortschreibung des IT-Konzeptes „IT macht Schule“

Ziel: Bis Mitte 2022 verfügen alle Schulen der Stadt über schnelles Internet und bis 2024 über eine moderne technische Infrastruktur in jedem Schulgebäude zum Einsatz moderner Präsentationstechniken in den Unterrichtsräumen und eine 5:1-Ausstattung an mobilen End-geräten für Schülerinnen und Schüler.

Grundlagen: Die zeitgemäße IT-Ausstattung erfolgt nach § 64 SchulG LSA und dem Stadt-ratsbeschluss „IT macht Schule“ (BV VI/2019/05270). Mit diesen Grundlagen setzt die Stadt die Leitlinien zur IT-Ausstattung an Schulen des Landes Sachsen-Anhalt um und schafft Vo-raussetzungen zur Umsetzung der Rahmenlehrpläne des Landes. Zur Realisierung werden verschiedene Förderprogramme des Landes und des Bundes genutzt: Förderprogramm

“Sachsen-Anhalt – Breitband ERFE“, DigitalPakt des Bundes, Sofortausstattungsprogramm des Landes Sachsen-Anhalt, Anschluss aller Schulen an das Landesdatennetz ITN-XT.

Stand: Auf Basis der Zustandsbeschreibung der IT-Ausstattung an halleschen Schulen wur-de im September 2019 ein Grundsatzbeschluss zur Erneuerung wur-der IT-Infrastruktur an wur-den Schulen gefasst, der neben der modernen strukturierten Verkabelung aller Schulen eine Verbesserung der technischen Unterrichtsausstattung (Ausstattung der Schulen mit geeigne-ten modernen Endgerägeeigne-ten für den Unterricht, Präsentationsgeräte für Unterrichtsräume, Endgeräte und PC für Schülerinnen und Schüler, andere mobile Unterrichtsmaterialien) und der Übernahme der Administration durch den kommunalen IT-Dienstleister IT-Consult GmbH vorsieht. Es wird durch die Anbindung aller Schulen an eine Breitbandversorgung von 1.000 Mbit/s Download im Rahmen einer Ausschreibung (Breitbandprogramm des Bundes) und dem parallel laufenden Anschluss aller Schulen an das Landesdatennetz ITN-XT begleitet.

Die Zuständigkeit innerhalb der Stadt Halle (Saale) verteilt sich auf die Fachbereiche Immo-bilien (Schulbau/ Schulsanierung/ Schulausstattung/ Technische Gebäudeausrüstung) sowie die IT-Consult Halle GmbH als externen Dienstleister.

Auftrag: Der Fachbereich Immobilien steuert und führt die Prozesse zum Ausbau der Infra-struktur und Ausstattung und ist Auftraggeber für die IT-Consult Halle GmbH für die Admi-nistration der Unterrichts- und Verwaltungsnetze in den Schulen.

Maßnahme Hauptverantwortung Beteiligte Zeitraum Umsetzung und Fortschreibung

des IT-Konzeptes „IT macht Schule“

Fachbereich Immobi-lien

IT-Consult Halle GmbH, Fachbereich Bildung

2021 ff.

4.11.5 Maßnahmepaket der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Die MLU wird folgende Maßnahmen beitragen, um die Handlungsziele im Handlungsfeld

„Digitaler Wandel“ zu untersetzen und zu unterstützen:

- Beteiligung am MINT-Angebot (Korrespondenzzirkel: MintZi, Mathe, Physik u.a.;

Sommerschulen; Experimente-Werkstatt Mathematik u.a.) - Digitale Bildung für Senioren „Senioren ans Netz“

- Weiterbildung für Schülerinnen und Schüler (Gründerservice)

Zwischenfazit

Das Bildungskonzept kann mit dem Handlungsfeld „Digitaler Wandel“ den technischen und pädagogischen Anforderungen der Digitalisierung wie beschrieben nur punktuell gerecht werden. Es besteht hoher Handlungsbedarf und großes Potential für die Zukunft, sowohl was die Erweiterung auf alle Bildungsbereiche als auch die stete Aktualisierung an sich ändernde Gegebenheiten, bspw. im Zuge der Corona-Pandemie, betrifft. Den Herausforderungen des digitalen Wandels muss und wird sich die hallesche Bildungslandschaft stellen. Dabei kann eine Antizipation digitaler Möglichkeiten nur in gemeinsamer Anstrengung von Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene gelingen. Entsprechende Konzepte sind zukünftig zu erar-beiten und umzusetzen.