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2 Ansätze, Entwicklungen und Forschungsbefunde

2.3 Rückmeldungen

2.3.1.1 Rückmeldungen als Information oder Interaktion

Obwohl die meisten Wissenschaftler in diesem Forschungsfeld Rückmeldung als eine Art Information verstehen, gibt es auch Konzepte, die Interaktion in den Vordergrund stellen. Als Beispiel dafür soll Ashby (1973) dienen. Im Rest die-ses Abschnitts werden wir dann nacheinander eine Reihe von Vorschlägen seit den 60er Jahren darstellen, in denen Rückmeldung als Information verstanden wird.

Ashby (1973) beschreibt den Unterschied zwischen Kontrolle und Interaktion als Einwirkung von Personen aufeinander. Dies wird im Diagramm sichtbar. P, R sind die beteiligten Partner, wenn P auf R wirkt, aber R nicht auf P, heißt das, dass der Partner P den Partner R kontrolliert und das Verhältnis linear ist. In diesem Fall gibt es keine Rückmeldung / Interaktion.

Kontrolle ohne Interaktion:

Rückmeldung,

wenn das Verhältnis zirkulär ist:

Abbildung 2.11: Die Rückmeldung bei Ashby

(vgl. Ashby, 1973, S.53ff)

Erst wenn von beiden Partnern Wirkungen auf den jeweils anderen ausgehen, spricht er von Feedback. In dieser Form erscheint der Ausdruck in der Kyberne-tik, um Interaktionen zwischen Maschinen zu beschreiben (Ashby, 1971, S.53ff).

Demgegenüber versteht El-Shakh (1967) Rückmeldung als eine Verhaltensbe-wertung auf Grund von Ergebnissen. Erfolg oder Misserfolg einer Handlung wird beim nächsten Versuch durch Korrektur berücksichtigt. Er nimmt an, dass die Rückmeldung die Hauptrolle unter den Auswahlverfahren beim menschli-chen Lernen spielt. Besonders diskutiert er dies im Zusammenhang mit der Fal-sifikation von Problemlösungsansätzen.

Kulhavy et al. (1976) meinen, Rückmeldung im Lernprozess sei Information, die für jeden Lernenden sein wirkliches Fähigkeitsniveau bestimmt und ihn über die Aufgaben informiert, die er bewältigen konnte oder auch nicht. Dabei wird versucht, seine Schwachpunkte zu behandeln und seine Fehler zu korri-gieren, um zukünftiges Abschneiden im Test zu verbessern. Die Autoren zei-gen ferner, dass ein direkter Zusammenhang zwischen der Antwortsicherheit, und der Wirkung von Rückmeldung besteht. Bei hoher Antwortsicherheit hat Rückmeldung eine Starke korrektive Wirkung, die an besseren Behaltensleis-tungen sichtbar wird (vgl. Kulhavy et al., 1976, S. 527).

Ferner soll positives Feedback das Selbstvertrauen stärken und so für allge-mein sichereres Handeln sorgen (vgl. Kulhavy et al. 1976, S. 522ff). Kurze Zeit später (Kulhavy, 1977) sprach er sich zudem gegen eine zu starke Ausdiffe-renzierung des Rückmeldungsbegriffes aus und plädierte für eine eher

generi-P R

P R

sche Verwendung des Ausdrucks als Information, die dem Lernenden über die Richtigkeit seiner Antwort gegeben wird. Im Besonderen wendet er sich damit gegen Unterscheidungen wie Kenntnis der Antwort (KA), Knowledge of Res-ponse (KR). Kenntnis der Richtigen Antwort (KRA), Knowledge of the Correct Response (KCR), Berichtigende Überprüfung (BÜ) oder Correctional Review (CR), die seiner Ansicht nach eher verwirren als klären (vgl. Kulhavy, 1977, S.

211ff).

Ansätze wie der von Bogart (1980) ordnen Rückmeldung in allgemeinere Typo-logien von Informationsverarbeitungsprozessen ein und beschreiben ihre ver-schiedenen Eigenschaften. Rückmeldung hat innerhalb dieser Typologie die Funktion, die Umwelt zu untersuchen, um ein realistischeres Selbstbild zu schaffen und um Vorgehensweisen auf Grund früherer Informationen anzupas-sen. Demgegenüber stehen Strategien wie Feedforeward, die die Umgebung untersuchen, um Veränderungen vorauszusagen und das Verhalten der erwar-teten Situation anzupassen, und Feedwithin, die interne Prozesse überwachen, Bedürfnisse innerhalb des Systems erkennen und diese organisieren. Eine de-taillierte Diskussion der Vorschläge dieser Richtung ist hier jedoch nicht möglich (vgl. Bogart, 1980, S. 237ff).

Witing (1983) vereinfacht die Frage nach der Rückmeldung radikal, indem er sagt, dass das Wissen über die Ergebnisse einer Handlung und Rückmeldung über diese Handlung gleichgesetzt werden können. Sie sind eher verschiedene Betrachtungsweisen derselben Sache als unterschiedliche Dinge.

Eine weitere Definition aus einem anderen Wissenschaftszweig, der Manage-menttheorie, stammt von Ramaprasad (1983). Er definiert Rückmeldung als das Wissen über den Unterschied zwischen der tatsächlichen Größe und der Refe-renzgröße eines Systemparameters, das benutzt wird, um diesen Unterschied zu ändern. Im Falle einer Lernsituation sind Lernziele die Referenzgröße, Test-ergebnisse die tatsächliche Größe und der Lernfortschritt der Systemparameter.

Wenn jetzt Wissen über den Unterschied zwischen Testergebnissen und Lern-zielen benutzt wird, um Lernresultate zu verbessern, dann ist dies Feedback.

Dabei nennt er es ein positives Feedback, wenn dieses Wissen den Unter-schied zwischen Referenzgröße und tatsächlicher Größe vergrößert, ein nega-tives, wenn es den Unterschied verringert. Er nennt weiterhin drei

Vorausset-1. Verfügbarkeit von Daten über die Referenzebene des Systemparame-ters.

2. Verfügbarkeit von Daten über die tatsächliche Ebene des Systempara-meters.

3. Verfügbarkeit eines Mechanismus für das Vergleichen der Daten über die Referenzebene mit denen der tatsächlichen Ebene, um Informatio-nen über die Lücke zwischen den beiden zu generieren (Ramaprasad, 1983, S. 6ff, Übersetzung des Autors).

Der wesentliche Unterschied zu anderen Definitionen liegt im hohen Abstrakti-onsgrad des Vorschlags, was ihn weithin anwendbar macht (vgl. Ramprasad, 1983, S. 10).

Spätere Konzepte wie „Self-Regulated Learning“ (SRL), unter anderem Buttler, Winne (1995), führen eine neue Quelle von Rückmeldungsinformation in die Diskussion ein. Traditionell wurde Rückmeldung als Information von außen ge-sehen, die das Wissen des Lerners korrigieren und erweitern soll. Der Ansatz des selbstregulierten Lernens hebt jedoch hervor, dass der Lerner selbst Feed-back erzeugt, um sich einzuschätzen. Im nächsten Abschnitt werden wir die Rückmeldungskonzeption und die Funktionen von Rückmeldung diskutieren.

Aus dem Vorigen ist ersichtlich, dass Anderson und Surber (1975), Kippel (1975), Kulhavy (1977), Seligman und Darley (1977) und Bardwell (1981) die Rückmeldung als Information verstehen, welche der Lernende erhält, die ihn über seine eigene Leistung in Kenntnis setzen soll und unterstützende Funktion hat. Witing (1983) stellt eine Extremform der informationsbasierten Rückmel-dungstheorie dar, indem er den unterstützenden Aspekt der Rückmeldung in den Hintergrund stellt und ihre informationstheoretische Natur betont.

Speziellere Definitionen wie Ramaprasad (1983) und Bogart (1980) sind ähnlich gelagert und zur Beschreibung anderer Probleme intendiert. Dennoch zeigen sie die weitreichende Bedeutung des Konzeptes Rückmeldung.