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Prophylaktische Anwendungen von Antibiotika sollten, mit wenigen Ausnahmen, auf eine sogenannte Metaphylaxe beschränkt bleiben, d.h. eine gezielte Chemoprophylaxe, nach erfolgter Ansteckung und noch in der Inkubationszeit, mit

therapeutischen Dosen gegen einen auf einem Problembestand bekannten, z.B.

stallspezifischen Erreger, der immer wieder zu Komplikationen führt (LÖSCHER et al., 2003). Bei der Entscheidung, ob eine Bestandsprophylaxe durchgeführt werden soll oder nicht, müssen eine Reihe von Faktoren abgewogen werden, u.a. die Kosten für die Prophylaxe, der Arbeitsaufwand, vor allem der Schaden, den die Krankheit in der Population anrichtet und die Möglichkeit der Resistenzentwicklung von pathogenen Organismen (HYDE et al., 2001).

Die meisten Berichte über die prophylaktische Gabe von Azithromycin gegen Atemwegserkrankungen stammen aus der Humanmedizin. Der Einsatz von Azithromycin zur Pneumonieprophylaxe ist bei HIV-Patienten (OLDFIELD et al., 1998), zur Kontrolle von Epidemien in geschlossenen Einrichtungen (HYDE et al., 2001), sowie bei militärischen Gruppen unter Extrembedingungen (GRAY et al., 1998; GRAY et al., 2001) beschrieben.

Andere Makrolide werden auch zur Prophylaxe von Pneumonien im Nutztierbereich eingesetzt (MORCK et al., 1993; GUTHRIE et al., 2005).

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Die HIV-Erkrankung beim Menschen entsteht durch eine Infektion mit einem Retrovirus, dem HIV-Virus. Zielzellen des Virus sind u.a. die CD4+-T-Lymphozyten.

Die stets lebenslang persistierende HIV-Infektion führt zu einer Verminderung der zellulären Immunität, insbesondere zur Abnahme der CD4+Zellen, die zu vermehrten Erkrankungen durch opportunistische Erreger führt (PSCHYREMBEL, 2004). Häufige Erreger von Pneumonien bei HIV-Patienten sind 0\FREDFWHULXP WXEHUFXORVLV, 0\FREDFWHULXP DYLXP, 3QHXPRF\VWLV FDULQLL, 6WUHSWRFRFFXV SQHXPRQLDH und Salmonellen-Spezies (CHEEVER et al., 1996). Auch 5HTXL-Infektionen kommen bei diesen Patienten vor (HARVEY und SUNSTRUM, 1991; DONISI et al., 1996). Bei 5 HTXL-kranken AIDS-Patienten wird nach einer erfolgreichen Behandlung eine antimikrobielle Chemoprophylaxe empfohlen, um Rezidiven vorzubeugen (JABLONOWSKI et al., 1994; HOLMES, 1998)

In den Vereinigten Staaten von Amerika ist der 0\FREDFWHULXP DYLXP Komplex (0$C) mit einer Inzidenz von 21% bis 51 % (NIGHTINGALE et al., 1992; CHIN et al., 1994), die häufigste Infektion mit einem opportunistischem Keim bei HIV-Patienten (BENSON, 1994). In einer randomisierten, plazebo-kontrollierten, multizentrischen Doppelblindstudie ist der Einsatz von Azithromycin als Prophylaxe des 0$Cs bei HIV-Patienten beschrieben (OLDFIELD et al., 1998). Neun von 85 Probanden (10,6%), die einmal wöchentlich 1200 mg Azithromycin erhalten hatten, und 22 von 89 (24,7%) Patienten aus der Kontrollgruppe erkrankten an MAC. Von den 76 Patienten, die während der Studie starben, war bei vier von 38 (10,5%) aus der Azithromycingruppe und bei 12 von 38 (31,6%) aus der Kontrollgruppe MAC die Todesursache. Die Prophylaxe führte bei den Patienten, die Azithromycin erhalten hatten, auch zu einer signifikanten Reduktion von Pneumonien anderer Genese (OLDFIELD et al., 1998). Hingegen wurde in einer weiteren Untersuchung über den wöchentlichen prophylaktischen Einsatz von 1200 mg Azithromycinin an HIV-Patienten eine hohe Inzidenz von makrolid-resistenten Bakterien im Atemtrakt der Patienten beobachtet (ABERG et al., 2001).

Bei erwachsenen Menschen und Kindern im Schulalter ist0\FRSODVPDSQHXPRQLDH ein häufiger Erreger von respiratorischen Erkrankungen (FOY, 1993). KLAUSNER et al. (1998) zeigten bei einem Ausbruch von 0\FRSODVPDSQHXPRQLDH-Erkrankungen in einem Krankenhaus die Effizient einer Azithromycinprophylaxe bei der Bekämpfung und Vorbeugung der Epidemie. Die Personen in der Azithromycingruppe erhielten 500 mg Azithromycin an Tag eins und 250 mg an den Tagen zwei bis fünf und die Anzahl der Sekundär-Infektionen war signifikant niedriger als in der Kontrollgruppe.

Eine weitere ähnlich aufgebaute Studie über Maßnahmen zur Bekämpfung eines 0\FRSODVPDSQHXPRQLDH-Ausbruchs in einem Krankenhaus band 147 Personen des Krankenhauspersonals als Probanden ein (HYDE et al., 2001). Vierundsiebzig Probanden erhielten ein Plazebo-Präparat und 73 Azithromycin über fünf Tage, 500 mg am ersten und jeweils 250 mg an den Tagen zwei bis fünf. Es erkrankten nur vier Probanden aus der Azithromycin-Gruppe im Vergleich zu 16 Probanden aus der Plazebo-Gruppe.

Ein weiterer prophylaktischer Einsatz von oraler „lowdose“ Azithromycin-Applikation (250mg Azithromycin wöchentlich für 2 Wochen) bewährte sich im Rahmen eines 6WUHSWRFRFFXV SQHXPRQLDH-Ausbruchs bei miliärischen Auszubildenden im Intensivtraining. Nach Beginn der Prophylaxe wurde die Pneumokokken-Besiedelung um 69% und die Pneumonierate um 94% gesenkt (SANCHEZ et al., 2003).

In einer russischen Studie wurden zwei verschiedene Regime der Azithromycinprophylaxe gegen „Community-aquired-pneumonia“ (CAP) bei gesunden, jungen aber unter hohem Infektionsrisiko stehenden Soldaten verglichen.

Eine Gruppe (R1) erhielt 500 mg Azithromycin pro Woche über acht Wochen, die zweite Gruppe (R2) einmalig 1500 mg und die dritte Gruppe (R3) diente als Kontrolle. Während der Beobachtungszeit von 22 Wochen wurde bei 8,6% der 508 Männer in R1, bei 10,3% der 507 Probanden in R2 und bei 20,2% von 678 Probanden in R3 eine Pneumonie diagnostiziert. Zu Beginn der Studie wurden keine Makrolidresistenzen bei den 40 getesteten Bakterienstämmen nachgewiesen. In der neunten Woche waren 95,7% von 44 getesteten Stämmen aus R1 resistent gegen Azithromycin und 89,5% von 34 getesteten Stämmen in R2. Hiermit wird sowohl die hohe Effektivität, als auch das Risiko der Selektion resistenter Bakterienstämme bei Anwendung von niedrig dosiertem Azithromycin deutlich (GUCHEV et al., 2004).

In einer militärischen Einheit führten GRAY et al. (2001) eine randomisierte, plazebokontrollierte, klinische Studie mit einer oralen Azithromycinprophylaxe durch.

Drei Tage vor der intensivsten Trainingseinheit (fünf Tage mit kontinuierlicher physischer Aktivität und maximal vier Stunden Schlaf insgesamt) erhielt eine Gruppe einmalig 1 g Azithromycin und eine vitaminhaltige Plazebospritze und die andere Gruppe 1,2 Millionen IE Benzathin Penizillin G und eine Plazebotablette. Diese Behandlung wurde sieben Tage später wiederholt. Die Auszubildenden wurden kontinuierlich überwacht und zweimal täglich klinisch untersucht. Azithromycin zeigte einen besseren protektiven Effekt gegen akute respiratorische Infektionen und Pneumonien als Benzathin Penicillin G. Am Ende der Studie waren die vier isolierten 6WUHSWRFRFFXV SQHXPRQLDH-Kulturen resistent gegen Azithromycin. Daraus ziehen die Autoren den Schluss, dass eine orale Azithromycingabe für die Prophylaxe von Pneumonieerkrankungen von kleinen Gruppen, die über eine kurze Zeit extremen physischen und psychischen Stressoren ausgesetzt sind geeignet ist, wobei eine

strenge, begleitende Überwachung der Makrolidresistenzen der Streptokokken empfohlen wird (GRAY et al., 2001).

Eine ganz entgegengesetzte Entwicklung des Resistenzspektrums von Erregern zeigte eine frühere Studie, in der eine orale Azithromycinprophylaxe (500 mg/Person pro Woche) mit einer Kontrollgruppe verglichen wurde. Hier gaben Resistenztests der isolierten Kulturen keinen Hinweis auf die Entwicklung von Makrolidresistenzen (GRAY et al., 1998). Die orale Azithromycinprophylaxe führte zu einer Senkung respiratorischer Symptome und schützte vor der pharyngealen Besiedlung und der Erkrankung durch 6WUHSWRFRFFXV S\RJHQHV, sowie vor Erkrankungen durch 6WUHSWRFRFFXV SQHXPRQLDH, 0\FRSODVPD SQHXPRQLDH und &KODP\GLD SQHXPRQLDH (GRAY et al., 1998).

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