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4. QUANTITATIVER BEITRAG: FAZIT, EMPFEHLUNGEN UND AUSBLICK

Nachfolgend ziehen wir ein Fazit aus den Betrachtungen, formulieren zentrale Empfehlungen für die zukünftige Berücksichtigung und Bewertung der Querschnittsziele und werfen einen Ausblick darauf, wie derzeit und zukünftig eine Bewertung der Beiträge erfolgen könnte.

Fazit

Festhalten lässt sich, dass ungeachtet methodischer Einschränkungen und der sich jeweils ergebenden Reichweite der Betrachtungen, in fast allen (Teil-)Aktionen des ESF Frauen und Männer, Menschen mit Migrationshintergrund, mit Behindertenausweis und über 54 Jahre erreicht werden. Der gleichberechtigte Zugang ist somit grundsätzlich gewährleistet. Gleich-zeitig zeigt sich, dass im überwiegenden Teil bestehende gesellschaftliche Verhältnisse ab-gebildet und in diesem Sinne fortgeschrieben werden. Ein aktiver Ausgleich ist in der Regel nicht festzustellen. In der Tendenz zeigt sich nichtsdestoweniger, dass vor allem (Teil-)Ak-tionen, in denen die „Gleichstellung zwischen Männern und Frauen“ und / oder die „Chan-cengleichheit und Nichtdiskriminierung“ eng mit den förderpolitischen Zielen ineinandergrei-fen, sich dies positiv in den quantitativen Beiträgen zu den Querschnittszielen niederschlägt und somit entsprechende Teilhabeziele erreicht werden. Aussagen über die Erreichung mög-licher Ergebnis- und Wirkungsziele bezüglich der Querschnittsziele sind auf Basis der Daten-lage allerdings kaum zu treffen. In diesem Sinne sind die Indikatoren, wenn ein angemes-senes Verhältnis von Aufwand zu Nutzen gewährleistet sein soll, nur bedingt geeignet, einen Beitrag zu den Querschnittszielen im ESF abzubilden.

Im EFRE stellt sich dies etwas anders da. Der quantitative Beitrag zur „Ökologischen Nach-haltigkeit“ ist hier – sofern die förderpolitischen Ziele eng mit Aspekten der ökologischen Nachhaltigkeit verknüpft sind – über bestimmte programmspezifische und gemeinsame Out-put-Indikatoren abbildbar und ergibt sich somit zum Teil unmittelbar über die Ergebnisziele der Förderungen. Damit ist die Reichweite der Betrachtungen innerhalb des Operationellen Programms des EFRE eher gering und es werden auch aufgrund der Messbarkeit und des damit verbundenen Aufwandes nur besonders relevante beziehungsweise besonders gut messbare Teilaspekte der ökologischen Nachhaltigkeit abgebildet. Die gemessenen Teilas-pekte versprechen jedoch signifikante positive Beiträge zur Verbesserung der ökologischen Nachhaltigkeit. Bezüglich der „Gleichstellung von Männern und Frauen“ werden bei den be-trachteten (Teil-)Aktionen derzeit nicht in allen Fällen Frauen erreicht. Allerdings ist dies im Soll mit einer einzigen Ausnahme geplant. In den Fällen, in denen Frauen erreicht werden, sind sie in der Tendenz etwas stärker vertreten als anvisiert. Vor dem Hintergrund der In-terventionsfelder ist dies durchaus positiv zu bewerten.

Grundsätzlich zeigt sich, dass rein quantitative Beschreibungen und Bewertungen an deut-liche Grenzen stoßen. Dies ist vor allem deswegen der Fall, weil Ziele häufig unklar bleiben, vorhandene Daten und Kennzahlen ungenau sind und es zum Teil sehr schwierig ist, aussa-gekräftige Vergleichswerte zu ermitteln. Es zeigt sich im Umkehrschluss, dass eine quanti-tative Bewertung der Beiträge zu den Querschnittszielen immer qualitativ unterlegt und er-gänzt werden muss.

Empfehlungen

Eine Bewertung der Beiträge zu den Querschnittszielen erfordert relevante Ziele und deren Operationalisierung.

Ziele bezüglich der Berücksichtigung der Querschnittsziele und etwaiger Beiträge der (Teil-)Aktionen und Maßnahmen zu den Querschnittszielen bilden die Grundlage für eine relevante Beschreibung und Bewertung der quantitativen Beiträge. Schlussendlich sind diese nur zu bewerten und zu evaluieren, wenn querschnittsziel-relevante Ziele benannt, begründet und verfolgt werden. Gleiches gilt für die Bildung konkreter Zielwerte. Aus diesem Grund sollte in der Planung der Operationellen Programme darauf geachtet werden, wo immer möglich, sinnvoll und hinsichtlich des damit verbundenen Aufwandes vertretbar, Zielwerte zu bilden, zu erfassen und auszuwerten.89 Ein Anhaltspunkt könnte hier sein, solche Förderfälle zu berücksichtigen, in denen das förderpolitische Ziel relevante Überschneidungen mit den Querschnittszielen aufweist. So kann ein angemessenes Verhältnis von Aufwand zu Nutzen gewährleistet werden.90 Zugleich müssen die damit einhergehenden Ziele mit entsprechen-den Maßnahmen in der Konzeption und Umsetzung der (Teil-)Aktionen verbunentsprechen-den werentsprechen-den.

Insbesondere in den (Teil-)Aktionen, in denen dies eine aktive Förderung der Querschnitts-ziele bedeutet, könnten Zielwerte so gebildet werden, dass sie nicht nur bestehende Ver-hältnisse fortschreiben, sondern diesen aktiv entgegenwirken. Grundsätzlich sollte darauf hingewirkt werden, bereits in der Planung der Programme spezifischer und begründeter festzulegen, welche Beiträge geplant sind und welche Maßnahmen auf Programm- und Vor-habenebene getroffen werden sollen, um diese zu erreichen.

Eine Bewertung der Beiträge zu den Querschnittszielen verlangt die Verknüpfung mit qualitativen Betrachtungen.

Zudem sollten die jeweils relevanten Querschnittsziele grundsätzlich und künftig noch stär-ker in thematischen Evaluationen Berücksichtigung finden, in denen auch auf qualitative Erhebungen und Auswertungen zurückgegriffen werden kann. Als integrierter Bestandteil von Evaluationen kann so eine Reflexion der Zielwerte und ihrer Erreichung mit einem Bezug zur jeweiligen Ausgestaltung der Maßnahmen der (Teil-)Aktionen ermöglicht werden. Denn:

Eine Bewertung der Berücksichtigung der Querschnittsziele kann in der Tiefe nur erfolgen, indem der fachpolitische Kontext und die Konzeption der Maßnahmen auch in Bezug auf die Querschnittsziele in allen relevanten Facetten erfasst wird, und die Monitoringdaten besten-falls durch eigene Erhebungen um weitere quantitative Indikatoren erweitert sowie durch qualitative Informationen ergänzt werden. Denkbar wären zudem Evaluierungen mit einem besonderen Fokus auf die Querschnittsziele, zum Beispiel durch Fallstudien zur Umsetzung und zu den Effekten von Maßnahmen in sogenannten „critical cases“ („kritischen Fällen“), wie etwa mit Bezug auf und aus der Perspektive von Frauen, Älteren, Menschen mit Migra-tionshintergrund oder mit Behinderung.

Nichtsdestotrotz kann es zumindest für die Querschnittsziele „Gleichstellung von Männern und Frauen“ und „Chancengleichheit und Nichtdiskriminierung“ auf Basis der teilnehmerbe-zogenen Daten im ESF zielführend sein, auch in der künftigen Förderperiode zu einem ge-eigneten Zeitpunkt eine systematische Auswertung der Monitoringdaten vorzunehmen. So kann überprüft werden, welche Teilhabeziele verfolgt und inwiefern diese erreicht werden.

Außerdem können die Auswertungen dazu beitragen, konkrete Fragestellungen für eine Ver-tiefung in thematischen Evaluierungen abzuleiten und so die Ergebnis- und Wirkungszielbe-trachtung zu stärken. Gleichzeitig kann grundsätzlich auch darüber nachgedacht werden, inwiefern beispielsweise die Reichweite der Betrachtungen erhöht werden könnte. So könnte

89 Dies muss nicht zwingend auf Ebene der Operationellen Programme erfolgen; erforderlich ist dies lediglich im ESF im Hin-blick auf die Zielwerte nach Geschlecht.

90 So ergeben sich beispielsweise im Hinblick auf die Operationalisierung von Beiträgen zum Querschnittsziel „Ökologische Nachhaltigkeit“ im EFRE – sofern eine Messung überhaupt möglich ist – in der Regel hohe Kosten, die den Aufwand nur dann (gerade noch) rechtfertigen, wenn Aspekte der ökologischen Nachhaltigkeit auch das förderpolitische Ziel darstellen.

es zielführend sein, die jeweilige Berücksichtigung und deren potenziellen Beiträge auf Vor-habenebene systematischer zu erfassen.

Eine Bewertung der Beiträge zu den Querschnittszielen muss im jeweiligen fach-politischen Kontext und im Verhältnis zur Berücksichtigung in der Umsetzung er-folgen.

Inwiefern die abgebildeten Beiträge als gut zu bewerten sind und inwiefern sich diese erklä-ren, kann nur im jeweiligen fachpolitischen Kontext und unter Berücksichtigung der Einfluss- und Gestaltungsmöglichkeiten der geförderten (Teil-)Aktionen und Maßnahmen erfolgen. Im Gegenzug kann es sinnvoll sein, die abgebildeten Beiträge mit den verantwortlichen Fach-referaten und umsetzenden Personen zu diskutieren. Schlussendlich können die Beiträge nur dann bewertet werden, wenn sie ins Verhältnis zur Relevanz und Berücksichtigung in den jeweiligen Interventionsfeldern gesetzt werden.

Ausblick

Die Beschreibung und Bewertung der quantitativen Beiträge zu den Querschnittszielen zeigt, dass es für ihre Planung, Berücksichtigung und Zielerreichung grundsätzlich erforderlich ist, sie als horizontale Prinzipien in den verschiedenen Prozess- und Planungsschritten zu integ-rieren. Hierfür ist es darüber hinaus erforderlich auf verschiedenen Informationen und Kenntnisse zurückzugreifen, um eine Bewertung der Beiträge zu den Querschnittszielen – quantitativ und qualitativ – zu präzisieren.

Die qualitative Bewertung (Modul 3) und darauf basierende Handlungsempfehlungen (Modul 4) ermöglichen eine solch ganzheitliche Betrachtung bezüglich der Querschnittsziele und -themen zumindest für eine Auswahl der (Teil-)Aktionen im ESF und EFRE.

Folgende Analysefragen können die Berücksichtigung der Querschnittsziele als horizontale Prinzipien stärken.

Abbildung 4: Berücksichtigung der Querschnittsziele als horizontale Prinzipien

Eigene Darstellung Ramboll Management Consulting auf Basis von: Agentur für Gleichstellung im ESF, Leitfa-den zur Evaluierung des Querschnittsziels Gleichstellung in Programmen.

Eine ganzheitliche Betrachtung der Querschnittsziele und entsprechend sinnvolle Berück-sichtigung bedeutet somit, dass die Analysefragen beantwortet sein müssen, um schluss-endlich auch eine quantitative Bewertung der Beiträge zu den Querschnittszielen zu präzi-sieren. Hierfür ist es erforderlich, auf eine Reihe unterschiedlicher Informationen und Kennt-nisse zurückzugreifen, die nachfolgen aufgegriffen und im Anschluss nochmals grafisch dar-gestellt sind.

Bedarfsanalyse: Ihre Relevanz in den jeweiligen Interventionsfeldern sollte die Grundlage dafür bilden, in welchen (Teil-)Aktionen und Maßnahmen sie welche Rolle spielen müssen beziehungsweise können. Hierfür ist es zum einen erforder-lich auf vorhandenes theoretisches Wissen zurückzugreifen und den jeweiligen För-deraufbau der geförderten Maßnahmen zu kennen (Prozesskompetenz).

Zieldefinition: Auf dieser Grundlage sollte darauf geachtet werden, dass fachlich fundierte Ziele und Zielwerte gebildet werden (Fachkompetenz), die wiederum überprüfbar und bewertbar gemacht werden (Methodenkompetenz), so dass sie beim Monitoring und in der Evaluierung berücksichtigt werden können.

Vorhabenauswahl (Planung): Wenn die Querschnittsziele sowohl relevant sind als auch mit den förderpolitischen Zielen übereinstimmen, sollte dies auch in der Vorhabenauswahl abgebildet werden. In den Fällen sollte sich die Rolle der Quer-schnittsziele von den Fällen unterscheiden, in denen sich ihre Relevanz und die Zieldefinition nicht so unmittelbar ergeben.

Steuerung und Begleitung (der Umsetzung): Gleiches gilt für die Steuerung und Begleitung. Wenn klar und deutlich formuliert, ist, welchen Beitrag die Förder-fälle zu den Querschnittszielen leisten sollen und wie dies in der Projektumsetzung gewährleistet werden kann, sollte dies unterstützt, nachgehalt und überprüft wer-den.

Monitoring und Evaluierung: Relevante und fundierte Ziele und Zielwerte er-möglichen es dann, unter Berücksichtigung der jeweiligen Förderstrukturen, den Beitrag zu den Querschnittszielen abzubilden, zu evaluieren und zu reflektieren.

Zudem ist somit bereits im Vorfeld entschieden worden, in welchen Fällen dies von besonderer Bedeutung ist.

Abbildung 5: Kompetenzanforderungen an die Berücksichtigung der Querschnittsziele

Eigene Darstellung Ramboll Management Consulting auf Basis von: Agentur für Gleichstellung im ESF, Leitfa-den zur Evaluierung des Querschnittsziels Gleichstellung in Programmen.

Schlussendlich ist es wichtig, dass die Relevanz der Querschnittsziele – und somit auch die jeweiligen Beiträge – weder in allen (Teil-)Aktionen und damit einhergehenden Interven-tionsfeldern gleichwertig ist noch gleichwertig operationalisierbar. Die (Teil-)Aktionen, in denen sie allerdings einen wichtigen Stellenwert einnehmen, sollte sich dies auch in der Planung, Umsetzung und Bewertung entsprechend niederschlagen.

Theoretisches Wissen

konzeptionelles Wissen sowie Kenntnisse über gesellschaftliche, wirtschaftliche und

ökologische Verhältnisse und Entwicklungen

Fachkompetenz

relevante Aspekte im jeweiligen

Interventionsfeld des Programms (bspw.

Gründung, Berufsausbildung, CO2-Ausstoß, usw.) kennen, fachlich fundierte Ziele und Zielwerte definieren können

Prozesskompetenz

Strategien der Umsetzung, ihre Voraussetzungen sowie Methoden und Instrumente kennen

Methodenkompetenz

quantitative und qualitative Methoden anwenden und kombinieren können, differenziert Daten und Indikatoren generieren und interpretieren können

K O N T A K T:

Marcus Neureiter