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Q UALITATIV VS . Q UANTITATIV ? M ETHODENPLURALISMUS

Im Dokument Dokuband der 29. PsyFaKo in Landau (Seite 60-63)

Slotname: Qualitativ vs. Quantitativ? Methodenpluralismus

Anwesende Fachschaften: Wien, Marburg, Erfurt, Jena, Greifswald, Bochum, Dresden, München, Leipzig, Hildesheim, Würzburg, Gießen.

Inhalt der Arbeitsgruppe/ Verlauf der Diskussion:

Wie sieht psychologische Lehre typischerweise aus? Über die Lehrinhalte diskutieren. Thema, weil:

• Replikationskrise - quantitative Methoden sind offenbar nicht unfehlbar.

• Es gibt Systemimmanente Kritik, aber auch aus soziologischer Perspektive etc.

• Kritische Psychologie hat z.B. Ansätze dazu.

Kurze Runde zur Schilderung persönlicher Beiträge, Erfahrungen:

• Master Marburg hat ein Seminar zu qualitativer Forschung, bis auf eine ProfessorIn hat keiner Ahnung von qualitativer Forschung, Bewertungskriterien sind quantitativer Forschung angepasst à d.h. schlechte Noten bei qualit. Methoden, Studierende müssen sich das selber aneignen, Fachschaft hat das Seminar zu qualitativer Forschung organisiert, sonst wenig.

• in der Wirtschaftspsychologie Bochum kommen auch qualitative Methoden zum Einsatz, Tenor sonst ist in allen Unis = quantitative Methoden sind (so ziemlich) das einzige was gelehrt wird.

• Vergleichbarkeit sei bei qualitativer Forschung nicht gegeben ist das Argument, qualitative Methoden höchstens, um die quantitativen Methoden zu überprüfen,

• mehr Überschneidung zu sozialwissenschaftlichen Studiengängen ist vielleicht gewünscht?

• sind andere Länder vielleicht anders? Italien, Frankreich (Psychoanalytischer Ansatz?).

• Würzburg hat Masterseminar in klinischer Methodik zu qualitativ und quantitativen Forschungsmethoden,

• Mischform - erst qualitativ forschen und das dann quantitativ überprüfen als guter Weg?! Im Rahmen der Replikationskrise und der Open Science Bewegung wäre die Mischform vielleicht schön.

• Frage danach, warum wir das überhaupt tun (um den Menschen zu verstehen) sollte trotz methodischer Differenzen nicht in den Hintergrund geraten!

Diskussion mit folgenden Punkten/Ansätzen:

• Multimethodischer Ansatz muss inhaltlich gerechtfertigt sein, in Eignungstests wird das noch (?) gemacht. Es gibt aber Tendenzen, Daten quantitativ zu machen.

• Diagnostik ist nicht Forschung - unterschiedliche Ansätze (nomothetischer Ansatz!?)

• Validität von narrativ-biographischen Interviews wird nur von wenigen Tests erreicht.

• Wertung darüber, was Wissenschaft und was Pseudowissenschaft ist. Einordnung von Psychologie als Naturwissenschaft oder Sozialwissenschaft - Selbstverständnis der Psychologie?!

• Annahme/ Behauptung, dass qualitative Forschung oft impliziert ist, ohne dass sich Leute dessen bewusst sind (z.B. Fragebögen erstellen indem man Leute interviewt, die wahrscheinlich dieses oder jenes Problem haben).

• Auf welche Art und Weise sammeln PsychologInnen Daten? Likert Skala und Fragebögen! Sind die wirklich das Instrument der Wahl? Kommen wir damit der Frage näher? Methoden stoßen irgendwo an ihre Grenzen. Fragebögen werden vielleicht dem Gegenstand, den sie untersuchen, nicht gerecht.

• Interne vs. Externe Validität, Mittelwert, SD etc. - da geht viel Information verloren. Im Klinischen Bereich ist ja der Wunsch den einzelnen Menschen zu verstehen, kommt man mit den quantitativen Methoden in die Tiefe?

• Lösung sei nicht, weniger quantitativ zu machen, sondern zusätzlich mehr qualitativ. Man muss ja quantitatives nicht abwerten.

• Wer bestimmt denn, wie Lehre aussieht? Wie ist es historisch dazu gekommen? Das Interesse an der Art Forschung, die es jetzt gibt, ist ja auch irgendwie entstanden. Kritische Psychologie: Gesellschaft hat Interessen, verfolgt Ziele, die mit der Modifikation von Lehre verfolgt werden können. Welche Interessen werden mit den gelehrten Methoden durchgesetzt?

• Studium wird oft mit dem Wunsch begonnen, den einzelnen Menschen zu verstehen. Diesem Wunsch wird eigentlich nicht begegnet, da es hauptsächlich um gesamtgesellschaftliche Mittelwerte geht.

• Was ist qualitative Forschung eigentlich? Hypothesengenerierend, exploratorisch. Man schaut sich z.B. Texte oder Interviews an, es gibt verschiedene Herangehensweisen. Beispielsweise werden Aussagen aus Gesprächen kodiert, um daraus Informationen ableiten zu können. Tiefenhermeneutik, Fokusgruppen etc.

• Qualitative Forschung orientiert sich an dem Gegenstand, ist somit flexibel und kann sich anpassen.

Die Subjektivität des Forschers wird miteinbezogen, wird systematisch erläutert.

• Wissenschaftstheorie: ist das Bestandteil des Studiums? Die muss man mitdenken, um zu verstehen wie sich diese Systeme aufrechterhalten.

• Strukturelle Fortführung der quantitativen Ausrichtung - durch Ausbildung etc.

• Es braucht sehr viel Zeit, um sich in einer Methode wirklich auszukennen!

• Wie entsteht Wirklichkeit? Hermeneutik? Konstruktion von immer neuer Realität?

• Ein bestimmtes Verständnis von Wirklichkeit und demnach von Wissenschaftstheorien bestimmt, wie Forschung und auch Lehre aussehen!

• Am Anfang des Studiums eine übergreifende Veranstaltung zu Wissenschaftstheorie wäre sinnvoll!

Oft wird sowas nur alibi-mäßig abgehandelt.

• Warum beschließen wir, dass diese Methoden eine sinnvolle Wahl sind? Warum beschließen wir, was Psychologie für eine Wissenschaft ist? Diese Fragen auf höherer Ebene mitzudenken lohnt sich.

• Sehr viel Methodik werde unreflektiert angewendet, kochbuchmäßig. Man stülpt die Methoden, die man kennt, einfach auf den Forschungsgegenstand drauf - passt oft nicht.

• Das wichtigste sei, dass man sich der Tatsache bewusstwird, dass man aufgrund seiner

paradigmatischen Fixierung begrenzt ist. Ergebnisse sagen auf dem eigenen Feld, im eigenen System etwas - aber das eigene System ist eine Blasendenkweise - das Bewusstsein dafür ist schon mal wichtig!

• Sogar in dem System, das wir haben funktioniert Wissenschaft ja nicht unbedingt wie gewünscht – z.B. öfters mal Kritik an Sample Size! Sind Studien dann wertlos? Was ist der Wert? Wir finden ja doch Dinge heraus, die beobachtbar und nachvollziehbar sind. Auch wenn manches Quatsch ist, ist es doch trotzdem sinnvoll wissenschaftlich weiterzuarbeiten.

• Nehme ich systemimmanent eine Fortführung vor? Oder gibt es eine paradigmatische Umwälzung der Paradigmen (nach Kuhn etc.).

• Realismus vs. Idealismus bzgl. Sample Sizes. Ressourcenknappheit à kann qualitative Forschung diese Lücke vielleicht schließen und die Sample Sizes so umgehen?

• Ethnozentrismus in der Forschung. Wir wissen beispielsweise sehr wenig darüber, was in China geforscht wird! Gelten daher alle Studien nur in der ‚westlichen Welt‘?

• Wie wird Forschung neu aufgebaut in Ländern, in denen bisher wenig geforscht wurde? Werden in Anlehnung an Europa neue Arbeitsgruppen und Methoden gegründet oder wird neu aufgebaut?

• Was können wir als Fachschaften oder PsyFaKo erreichen? Was sind unsere Ziele?

• Forderung: Einstiegsmodule - Was ist Reliabilität etc., da sollten Inhalte zu Wissenschaftstheorie genannt werden etc. Qualitative Forschung sollte zumindest mal kurz vorgestellt werden.

• Letzter DGPS - Kongress. Krise der Theoriebildung war großes Thema! Darüber sollte gesprochen werden!

• Hypothesengenerierung, Theoriebildung etc. à das wäre ein vielversprechendes Feld! Implizit wird das oft mitgemacht, aber nicht systematisch und kompetent!

• ‚Ich beobachte Phänomene bei Menschen‘, daraus leite ich eine Theorie ab, die kann ich überprüfen.

• Im Physikstudium wird oft viel Zeit darauf verwendet, historisch zu erklären welche Theorien es gab, was woraus erwachsen ist, wie was falsifiziert wurde und erst dann was jetzt gerade der aktuelle Stand ist.

• Was nehmen wir mit? Wo haben wir Mitgestaltungsmöglichkeiten?

• Studis haben sich in der einen oder anderen Form Lehraufträge selber organisiert. Man konnte Lehrende von außen einladen und dann in diesen Veranstaltungen auch Punkte erwerben.

• Reakkreditierung ist Thema. Was kommt in die Modulhandbücher rein?

• Geschichte der Psychologie wird vom DGPS vorgeschlagen als Thema, was ins Studium rein soll. Da können wir Einfluss drauf nehmen! :)

• Lesekreise zu kritischer Psychologie und sonstige selbst organisierte Gruppen. Autonome Tutorien mit gesellschaftlich-politischen Perspektiven kann es auch für sowas geben.

• Literatursammlung als PiratenPad mit freiem Zugriff für alle!

Im Dokument Dokuband der 29. PsyFaKo in Landau (Seite 60-63)