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3.4 Proteinchemische und organisch-chemische Methoden

3.4.2 Proteinreinigung aus der löslichen Zellfraktion

3.4.1.3 Herstellung von löslichen Proteinrohextrakten aus S. solfataricus und T.

maritima

Zur Herstellung von löslichen Proteinrohextrakten aus S. solfataricus PBL2025 (2.1) wurden 400 ml Kulturen in 1 l Serumflaschen bei 80 °C in Brock Medium mit 0,1% Trypton bis zu einer OD600 von 0,4 angezogen (3.2.7). Für Extrakte aus T. maritima wurden ebenfalls 400 ml Kulturen in MM-I Medium bei 85 °C bis zu einer Zelldichte von 1 bis 2 x 108 Zellen/ml angezogen. Die Zellernte erfolgte in beiden Fällen durch Zentrifugation (3600 x g, 15 min, 4°C). Das Pellet wurde je nach Bedarf in 1 ml unterschiedlicher Lysepuffer (2.15.2) resuspendiert, der Aufschluss erfolgte durch dreimaliges Sonifizieren mit einem Ultraschall Desintegrator (Branson Digital Sonifier Model 250 D, Amplitude 20 %, 3 x 30 s, 4 mm Mikrospitze) wie beschrieben (3.4.1.2). Unlösliche Bestandteile des erhaltenen Zelllysats wurden durch Zentrifugation (16000 x g, 30 min, 4 °C) abgetrennt. Die Überstände wurden anschließend über Anionentauscherchromatographie (3.4.2.3) oder Gelfiltrations-chromatographie (3.5.9) weiter analysiert.

3.4.2 Proteinreinigung aus der löslichen Zellfraktion

Die Reinigung von tmTrpB1, tmTrpA und tmTrpB2o erfolgte, wie bei Bolz (2006) beschrieben, mittels Affinitätschromatographie (tmTrpB1, tmTrpB2o) oder

Anionentauscher-chromatographie (tmTrpA) und wird an dieser Stelle nicht weiter ausgeführt. Die Reinigung von in pet28a kloniertem tmGAPDH mit N-terminalem His6 tag (pet28a tmGAPDH) erfolgte in analoger Weise zu tmTrpB1.

3.4.2.1 Hitzeschritt

Eine erste Aufreinigung der rekombinant in E. coli hergestellten, thermostabilen Proteine erfolgte mittels Hitzeschritt. Dazu wurden die löslichen Zellextrakte für 20 Minuten in ein auf 65 °C (sTrpB2i) oder 75 °C (sTrpA, sTrpB2a) geheiztes Wasserbad gestellt und gelegentlich geschwenkt. Anschließend wurde wieder scharf zentrifugiert (23400 x g, 30 min, 4 °C), der Überstand in ein neues Röhrchen überführt und ein 100 µl Aliquot abgenommen (H). Die Probe H wurde ebenso wie P und C (siehe 3.4.1.2) mit 2 x SDS Probenpuffer versetzt und mittels SDS-PAGE analysiert.

Die weitere Reinigung der rekombinanten Proteine erfolgte über Metallchelat-Affinitätschromatographie.

3.4.2.2 Metallchelat-Affinitätschromatographie

Die Metallchelat-Affinitätschromatographie wurde mit der Säule HisTrap FF crude (GE HEALTHCARE; CV: 5 ml; max. Druck: 0,5 MPa) durchgeführt. Diese Säule besteht aus Sepharose 6 (FastFlow) Medium und dem daran gebundenem Chelator Iminodiaktische Säure (IDA). IDA besitzt sechs Koordinationsstellen, wobei an drei Koordinationsstellen Metallionen (Ni2+, Cu2+, Co2+ oder Fe3+) immobilisiert werden können, während die anderen drei zur Komplexierung von Stickstoff- und Schwefelatomen von Histidinen, Tryptophanen oder Cysteinen zur Verfügung stehen. Proteine, die gentechnisch mit einem N- oder C-terminalem (His)6-tag fusioniert wurden, binden nach Beladung der Säule mit Metallionen (in dieser Arbeit wurde stets Ni2+ verwendet) spezifisch an die Säule, da die Metallionen zusätzliche Koordinationsstellen für die Histidine bereitstellen. Die Elution von gebundenem Protein erfolgt durch Anlegung eines Imidazolgradienten, wobei die Imidazolmoleküle mit den chemisch äquivalenten Histidin-Seitenketten des rekombinanten Proteins um die Bindestellen an der Säule konkurrieren. In den Auftragspuffern darf sich weder EDTA noch DTT befinden. EDTA würde die gebundenen Nickelionen komplexieren und damit von der Säule entfernen, während DTT die Ionen zu elementarem Nickel reduzieren würde.

Die Beladung der Säule mit Nickelionen erfolgte nach Angaben des Herstellers und wurde bei Bedarf durchgeführt.

Die Reinigung erfolgte an der Chromatographie-Anlage ÄKTA Purifier 10 (GE HEALTHCARE) nach folgender Methode:

Flussrate: 4 ml/min

Äquilibrierung: 2 CV Laufpuffera

Beladen: 30–500 ml Proteinlösung in Aufschlusspuffer Waschen: 8 CV Laufpuffera

Eluieren: 15 CV Gradient von 15–750 mM Imidazol mit Elutionspufferb; es wurden Fraktionen à 2 ml gesammelt.

Reinigung der Säule: 5 CV Elutionspufferb Äquilibrierung: 5 CV Laufpuffera Spülen und Lagerung

der Säule: 5 CV H2O; 3 CV 20 % Ethanol

a: Laufpuffer für sTrpB2i und sTrpB2a: 10 mM KP, pH 7,5 300 mM KCl 10 mM Imidazol; Laufpuffer für sTrpA: 100 mM KP, pH 7,5, 300 mM KCl, 10 mM Imidazol; bei Reinigung von Mutanten mit zusätzlichen Cysteinen wurde dem Laufpuffer 1 mM TCEP zugesetzt

b: Elutionspuffer für sTrpB2i und sTrpB2a: 10 mM KP, pH 7,5 300 mM KCl 1 M Imidazol; Elutionspuffer für sTrpA: 100 mM KP, pH 7,5, 300 mM KCl, 1 M Imidazol; bei Reinigung von Mutanten mit zusätzlichen Cysteinen wurde dem Elutionspuffer 1 mM TCEP zugesetzt

Die Elution der Proteine wurde über die Messung der Absorption bei 260 und 280 nm verfolgt. Die weitere Analyse der Elutionsfraktionen erfolgte über SDS-PAGE (3.5.3).

Saubere Fraktionen wurden vereinigt und gegen 5 l 10 mM KP, pH 7,5 dialysiert, wenn das Protein einer weiteren Reinigung über Anionenaustauscherchromatographie (3.4.2.3) unterzogen werden musste. Ansonsten erfolgte die Dialyse gegen 100 mM KP, pH 7,5 (3.4.2.4).

3.4.2.3 Ionenaustauschchromatographie

Die Ionenaustauschchromatographie beruht auf der kompetitiven Wechselwirkung von geladenen Molekülen, wobei Proteine mit Salzionen um die geladenen Positionen auf einer Ionenaustauschermatrix konkurrieren. Zuerst bindet das geladene Molekül an die fixierten Ladungen des Trägermaterials. Im Anschluss daran erfolgt die Verdrängung und Elution des Proteins entweder durch eine steigende Salzkonzentration oder durch die Änderung des pH-Wertes. Die Ladung eines Proteins wird hauptsächlich von den Aminosäuren mit geladenen Seitenketten bestimmt. So sind im sauren und neutralen pH-Bereich die Aminogruppen, überwiegend von Lys, Arg und His, protoniert und das Protein zeigt ein kationisches Verhalten, während im neutralen und basischen Bereich die Carboxylgruppen der Seitenketten von Asp und Glu negative Ladungen tragen und somit das Protein als Anion vorliegt. Die Gesamtladung eines Proteins ist deswegen von der Aminosäurezusammensetzung und vom pH-Wert der umgebenden Lösung abhängig. Bei Trägermaterialien, die selbst positive Ladungen aufweisen und Anionen zu binden

vermögen, spricht man von Anionenaustauschern, während man bei negativ geladenen Trägermaterialien, welche Kationen binden können, von Kationenaustauschern spricht.

Im Rahmen dieser Arbeit wurde mit den Anionenaustauschersäulen MonoQ 5/50 GL und ResourceQ (GE HEALTHCARE; CV: je 1 ml) gearbeitet.

Die Reinigung wurde an der Chromatographie-Anlage ÄKTA Purifier 10 (GE HEALTHCARE) nach folgender Methode durchgeführt:

Flussrate: 2 ml/min

Äquilibrierung: 3 CV Laufpuffera

Beladen: Proteinlösung in 10 mM KP, pH 7,5, bzw. bis zu 5 mg Proteinextrakt in Lysepufferb

Waschen: 10 CV Laufpuffera

Eluieren: 20 CV Gradient von 0-50 % mit Elutionspufferc; es wurden Fraktionen à 0,5 ml gesammelt.

Reinigung der Säule: 3 CV Elutionspufferc Äquilibrierung: 3 CV Laufpuffera Spülen und Lagerung

der Säule: 5 CV H2O; 3 CV 20 % Ethanol

a: Laufpuffer für sTrpB2i: 10 mM KP, pH 7,5; Laufpuffer für Proteinlysate aus T. maritima: 50 mM Tris/HCl, pH 8,0

b: Lysepuffer für Proteinextrakte aus T. maritima: 50 mM Tris/HCl pH 8,0, 5 mM DTT, Roche Protease Inhibitor Complete (1/50 Volumen einer 50 x Stammlösung)

c: Elutionspuffer für sTrpB2i: 10 mM KP, pH 7,5, 1 M KCl; Elutionspuffer für Proteinlysate aus T.

maritima: 50 mM Tris/HCl, pH 8,0; 2 M NaCl

Die Elution der Proteine wurde über die Messung der Absorption bei 260 und 280 nm verfolgt. Die weitere Analyse der Elutionsfraktionen erfolgte über SDS-PAGE (3.5.3).

Saubere Fraktionen wurden vereinigt, einkonzentriert und über Gelfiltration (3.4.2.5) oder Dialyse (3.4.2.4) in den gewünschten Puffer überführt. Zur Herstellung von vorgereingten Proteinextrakten aus T. maritima und S. solfataricus wurde der Gehalt der einzelnen Fraktionen an tmTrpB1, tmTrpB2, sTrpB2i bzw. sTrpB2a über Immunodetektion bestimmt (3.5.6 und 3.5.7), die entsprechenden Fraktionen vereinigt und auf eine Konzentration von ca. 4 mg/ml einkonzentriert. Meist wurde die MonoQ Säule zur Reinigung von sTrpB2i und die ResourceQ Säule zur Vorreinigung von Proteinlysaten aus T. maritima verwendet.

3.4.2.4 Dialyse von Proteinlösungen

Falls bei einer Proteinlösung der Puffer gewechselt oder Salze entfernt werden mussten, wurde gegen einen mindestens 100-fachen Volumenüberschuss des gewünschten Puffers bei 4 °C für 4 bis 6 h im Kühlraum dialysiert. Hierzu wurde ein Dialyseschlauch (Visking) mit

einer molekularen Ausschlussgrenze von 14 kDa verwendet, welcher das Protein zurückhält, während niedermolekulare Substanzen die Membran passieren können.

3.4.2.5 Umpuffern von Proteinlösungen über Gelfiltration

Alternativ zur Dialyse wurden zum Umpuffern von Proteinlösungen auch Entsalzungssäulen (Sephadex G-25, GE Healthcare) verwendet, die auf dem Prinzip der Größenausschluss-chromatographie beruhen. Wegen des geringen Ausschlussvolumens von 5 kDa können Proteine die Säule ungebremst passieren, während niedermolekulare Substanzen wie Salze oder Pufferbestandteile retardiert werden.

Für geringe Proteinvolumina bis 2,5 ml wurden NAP-5, NAP-10 und NAP-25 Säulen (GE HEALTHCARE) nach Herstellerangaben verwendet, für größere Volumina bis 20 ml, eine selbstgepackte Sephadex G-25 (medium) Säule mit einem Bettvolumen von 125 ml, die an der Chromatographie-Anlage ÄKTA Purifier 10 (GE HEALTHCARE) mit einer Flussrate von 10 ml/min und einem maximalen Rückdruck von 0,9 MPa betrieben wurde.

3.4.2.6 Einkonzentrieren von Proteinlösungen

Die Proteinlösungen wurden mit Hilfe der Amicon Zentrifugenröhrchen (Amicon Ultra 4 bzw.

15; molekulare Ausschlussgrenze: 10 kDa oder 30 kDa) über eine semipermeable Membran nach Herstellerangaben (3600 x g, 4 °C) einkonzentriert. Die Dauer der Zentrifugation richtete sich nach dem Volumen des einzukonzentrierenden Proteins.

Zum denaturierenden Einkonzentrieren von Proteinen wurde eine Acetonpräzipitation durchgeführt. Dazu wurden zu den Proben 4 Vol. Aceton (20°C) zugegeben und für 2 h bei -20°C inkubiert. Anschließend wurden die Proben bei 16000 x g, 4°C für 1 h zentrifugiert. Das Pellet wurde in 20 µl 2xSDS Auftragspuffer resuspendiert und für 5 min bei 95° C gekocht.

3.4.2.7 Lagerung von gereinigtem Protein

Die gereinigten und konzentrierten Proteine wurden in flüssigen Stickstoff getropft und bei -80 °C gelagert. Es zeigte sich, dass sTrpB2i schonender gelagert werden konnte, wenn 100 µl Aliquots in Eppendorf Reaktionsgefäßen in flüssigem Stickstoff schockgefroren und anschließend bei -80 °C gelagert wurden.