• Keine Ergebnisse gefunden

2.4. Methoden des Trächtigkeitsabbruchs bei der Hündin

2.4.1. Wirkung von PGF 2α und –Analoga auf die Lutealfunktion der graviden Hündin

2.4.1.4. Prostaglandin F 2α -Analoga

Eine einzige subkutane Injektion von 20 µg/kg eines synthetischen PGF-Analogons (TPT:

11α, 15α-trihydroxy-16-phenoxy-17, 18, 19, 20-tetranorprosta 4, 5, 13 transtrienoic acid) führte bei allen Hündinnen, die zwischen Tag 30 und 43 der Trächtigkeit behandelt wurden, innerhalb von fünf bis sieben Tagen nach Behandlungsende zum Abort (VICKERY u.

McRAE 1980). Nach Behandlung zwischen Tag 20 und 22 der Trächtigkeit kam es bei 50%

der Tiere zu Fruchtresorptionen, während bei den anderen 50% die Trächtigkeit ungestört blieb. Als Nebenwirkungen wurden Hypo- und Hyperthermie, Speicheln, Durchfall und Erbrechen verzeichnet, welche nach spätestens drei Stunden nicht mehr wahrnehmbar waren.

JACKSON et al. (1982) haben 42 Beaglehündinnen im Gestationsalter von vier bis 35 Tagen mit den PGF-Analoga Fluprostenol und Cloprostenol in Dosierungen von 10 bis 40 µg/kg in verschiedenen Präparatformen und Verabreichungsmodi (subkutane Injektion, Depotpräparat, intravaginale Verabreichung) behandelt. Bei Hündinnen, die ab dem 25. Tag der Trächtigkeit behandelt wurden, wurde ein permanenter Abfall der Progesteronkonzentration auf Basalwer-te und ein Abbruch der Trächtigkeit zu 80 % verzeichnet, während ein Fruchtverlust bei Be-handlung in einer früheren Trächtigkeitsphase nur zu 27 % eintrat. Die Nebenwirkungen reichten je nach Rezeptur von milden Begleiterscheinungen wie erhöhter Atemfrequenz bis zu Durchfall und abdominalen Krämpfen, welche spätestens 2,5 Stunden nach Verabreichung abklangen.

SHILLE et al. (1984) behandelten Hündinnen im zweiten (Tag 30-35 p.ov.) und letzten (Tag 53-58 p.ov.) Drittel der Trächtigkeit mit einem synthetischen Prostaglandin F-Analogon und fanden nach Ovariohysterektomie im Vergleich zu unbehandelten Kontrollhündinnen stärker degenerierte Corpora lutea vor. Die Luteinzellen waren vakuolisiert und von ungleicher Grö-ße, die Gelbkörper vermehrt vaskularisiert und von Fibroblasten durchzogen.

2.4.1.5. Cloprostenol

Cloprostenol (Estrumate, Fa. Essex Tierarznei, München), ein synthetisch hergestelltes Prostaglandin F-Analogon, wirkt luteolytisch und induziert Kontraktionen der glatten Mus-kulatur (Uterus, Gastro-Intestinaltrakt, Respirationstrakt, Gefäss-System). Eine Luteolyse führt zur Aufhebung des negativen Rückkopplungsmechanismus von Progesteron (KROKER 1997). Cloprostenol zeichnet sich gegenüber natürlichem Prostaglandin F2a durch höhere, spezifisch luteolytische Eigenschaften aus, während die direkte Wirkung von Cloprostenol auf die glatte Muskulatur ungefähr derjenigen von natürlichem Prostaglandin F2a entspricht (LÖSCHER 1997).

Estrumate ist bislang nicht für die Anwendung beim Hund zugelassen. Bei Rind und Schwein zeigen sich nach intramuskulärer Injektion von Cloprostenol innerhalb von 15 Minuten bis 2 Stunden Gipfelwerte im Plasma. Die danach auftretende Phase der schnellen Elimination ist durch eine Halbwertszeit von einer bis drei Stunden gekennzeichnet. Für die sich anschließende Phase der langsamen Elimination über einen Zeitraum von 48 Stunden gilt eine Halbwertszeit von ca. 28 Stunden (CLINIPHARM 2003).

2.4.2. Prolaktinantagonisten

Das Hypophysenhormon Prolaktin steigt bei der tragenden Hündin etwa ab Tag 30 p.ov. an und übernimmt ab der Mitte der Lutealphase neben LH eine wichtige Aufgabe in der Auf-rechterhaltung der Trächtigkeit (ONCLIN u. VERSTEGEN 1997a), indem es das Weiterbe-stehen der Corpora lutea unterstützt und die Progesteronsekretion sicherstellt (OKKENS et al.

1985; FELDMAN u. NELSON 1987).

Hypothalamisches Dopamin gilt als der hauptsächliche Prolactin Inhibiting Factor bei der Steuerung der Prolaktinsekretion und –freisetzung. Prolaktinantagonisten (Cabergolin, Bro-mokriptin) stimulieren beim Hund die Dopaminrezeptoren an den laktotrophen Zellen der Hypophyse und verhindern die Sekretion und Ausschüttung von Prolaktin, so dass ein Absin-ken der Progesteronkonzentration durch mangelnde luteotrope Stimulation erfolgt (POST et al. 1988; ONCLIN et al. 1993).

2.4.2.1. Cabergolin

Cabergolin, (1[6-allylergolin-8β-yl]-1-[3-(dimethylamino)propyl]-ethylurea), ein Ergolin-De-rivat und Dopamin-Agonist, ist durch seine anti-prolaktinerge Wirkung ein zuverlässiges Mit-tel in der Behandlung der Pseudogravidität der Hündin (ARBEITER et al. 1988; HARVEY et al. 1997) und wurde in verschiedenen Versuchsstrukturen zum Trächtigkeitsabbruch einge-setzt. Seine Wirkung beruht auf einer direkten Stimulierung dopaminerger Rezeptoren auf Prolaktin produzierende und –ausschüttende Zellen in der Hypophyse (ONCLIN et al. 1993).

Als Nebenwirkung der Verabreichung von Cabergolin kann Erbrechen auftreten (ONCLIN u.

VERSTEGEN 1996; HARVEY et al. 1997).

Cabergolin erreicht beim Hund vier bis acht Stunden nach oraler Verabreichung maximale Plasmakonzentrationen, die mehrere Tage erhalten bleiben (CLINIPHARM 2003).

POST et al. (1988) behandelten Hündinnen in der mittleren (3.-6. Trächtigkeitswoche) und späten (> 6. Trächtigkeitswoche) Gravidität über fünf Tage mit täglich 5 bzw. 15 mg/kg Ca-bergolin. Bei keiner der in der mittleren Lutealphase behandelten Hündinnen konnte ein Trächtigkeitsabbruch erzielt werden. Während der Behandlungszeit kam es zwar zu einem Abfall der Progesteronkonzentration, jedoch wurden keine basalen Werte erreicht. Alle Hün-dinnen, denen in der späten Trächtigkeit Cabergolin verabreicht wurde, zeigten 24 Stunden nach Behandlungsbeginn einen Abfall der Prolaktinkonzentration und abortierten innerhalb von drei bis fünf Tagen nach Behandlungsbeginn bei basaler Progesteronkonzentration. Die Autoren halten Cabergolin daher in der zweiten Hälfte der Trächtigkeit für ein geeignetes luteolytisches Medikament.

ONCLIN et al. (1993) lösten mit einer Cabergolinbehandlung bei tragenden Hündinnen über fünf bis sechs Tage ab Tag 40 nach LH-Peak einen Abort aus. Die Progesteronkonzentration fiel innerhalb von sechs Tagen auf Werte < 2 ng/ml ab und blieb auf basalem Niveau. Bei Cabergolingabe zwischen Tag 30 und 40 nach LH-Peak blieb die Progesteronkonzentration bei 33 % der Tiere über 2 ng/ml. Die Cabergolinbehandlung ab Tag 25 nach dem LH-Peak führte nur bei 25 % der Tiere zu einem Absinken der Progesteronkonzentration. Das Inte-röstrusintervall betrug bei allen behandelten Tieren ca. sechs Monate.

ONCLIN und VERSTEGEN (1997b) riefen bei tragenden Hündinnen durch einmalige Gabe von 5 µg/kg Cabergolin am Tag 30 nach LH-Peak innerhalb von 24 Stunden einen deutlichen Abfall der Prolaktinkonzentration auf Basiswerte hervor. Die Progesteronkonzentration fiel

innerhalb von 56 Stunden um ca. 72 % der Ausgangswerte ab. Die LH-Konzentration blieb konstant. Zwei bis drei Tage nach der Behandlung war ein erneuter Anstieg der Progesteron- und Prolaktinkonzentration auf Ausgangswerte zu verzeichnen.