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Projektvorschlag für den Unterricht zu „Der dritte Mann“

Im Dokument DIPLOMARBEIT / DIPLOMA THESIS (Seite 100-106)

6. SPIELFILM UND MUSEUM IM KONTEXT SCHULE

6.3. Projektvorschlag für den Unterricht zu „Der dritte Mann“

Wie bereits mehrfach betont bieten viele Initiativen Anker- oder Vertiefungsgelegenheiten für die Schule. So auch das DRITTE MANN MUSEUM, das immer wieder Gruppenführungen für Schüler_innen anbietet. Der nachstehende Vorschlag zu einer möglichen Inklusion des Ausstellungskonzeptes im Unterricht orientiert sich an den Lehrplänen für Geschichte, Sozialkunde und Politische Bildung der AHS-Oberstufe und setzt die überfachlichen Kompetenzbereiche wie Medienbildung voraus210. Im Sinne vorangegangener praktischer Überlegungen würde hier vor allem eine Kooperation mit dem Fach Englisch211, künstlerischen Fächern oder Geografie und Wirtschaftskunde212 sinnvoll erscheinen. Außerdem könnte somit dem Problem der Zeit entgegengewirkt werden, denn Spielfilme und ihre Vermittlung nehmen mehrere Unterrichtseinheiten in Anspruch und eine effiziente Aufteilung ist bei den mangelnden Stunden und überladenem Lehrplan von großer Bedeutung.

Projektzeitraum: 10 Unterrichtseinheiten, inklusive einer Exkursion in das DRITTE MANN MUSEUM

Schulstufe: 8. Klasse (AHS)

Thema: „The Third Man“ – Film- und Nachkriegsgeschichte in Wien

Zielformulierung: Schüler_innen wenden bereits geübte Methoden der Filmanalyse an und beschäftigen sich mit dem Spielfilm sowohl als Quelle für Filmgeschichte, als auch für Politik-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte. Eine Exkursion in das DRITTE MANN MUSEUM sorgt für ein tiefgreifenderes Verständnis für Film-, Bedingungs-, Bezugs-, und Wirkungsrealitäten, konfrontiert die Schüler_innen mit analogen, wie digitalen Exponaten und ermöglicht kritische Reflexionen zu verschiedenartigen Zeitdokumenten, zu eigenen Geschichtsbildern durch verschiedene Medien, Sinnkonstruktionen über Spielfilm, materiellen und immateriellen Erlebnissen.

210 „RIS - Lehrpläne – allgemeinbildende höhere Schulen - Bundesrecht konsolidiert, Fassung vom 01.09.2018“,

zugegriffen 27. März 2019,

https://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Gesetzesnummer=10008568&Fassun gVom=2018-09-01.

211 Anm.: Gerade „The Third Man“ würde sich für englische Themenbereiche wie Kriminalgeschichten, Graham Green als Schriftsteller, britische Filmschaffung, Dialoge und Beschreibungen (durch die Drehbuch-ähnliche Romanfassung geeignet), u.v.m. eignen.

212 Anm.: In künstlerischen Fächern könnte man vor allem auf die Filmrealität eingehen, filmische Gestaltungsmittel wie expressionistische Kontrastspiele, schräge Kameraeinstellungen, usw. in das zeitgenössische Filmschaffen einordnen. Somit wird auch eine Einschätzung des Filmes als Kunstwerk möglich, das wiederum Impulse für weitere Auseinandersetzungen wie mit Film-Noir, Expressionismus, etc. erlaubt.

Lehrplanbezug: Im modularisierten Lehrplan der AHS-Oberstufe ist die Thematik der Nachkriegszeit und des Kalten Krieges nicht konkret formuliert. Allerdings eignen sich Inhalte des Filmes, wie des Museums, für mehrere Kompetenzkonkretisierungen und thematische Kompetenzen. Grundsätzlich sollen in der 8. Schulstufe wesentliche Einblicke vom 20.

Jahrhundert bis in die Gegenwart und politische Bereiche gewonnen werden.

Dieser Projektvorschlag orientiert sich vor allem an den thematischen Konkretisierungen der ersten drei Module der 4. Klasse Oberstufe. In der Auseinandersetzung mit dem Spielfilm werden geschichtskulturelle Produkte kritisch hinterfragt (Modul 1), die Friedenssicherung nach 1945 und weltpolitische Machtstrukturen in globaler Perspektive (Modul 2), wie auch demokratische Anfänge der zweiten Republik (Konsensdemokratie, Koalitionen, Parteienspektrum) erörtert (Modul 3). Kompetenzkonkretisierungen zeigen sich in der Beschreibung, Analyse und Interpretation bildlicher und dinglicher Quellen, Wahrnehmung von Perspektivität von Quellen (Modul 1), Analyse des Aufbaus von Darstellungen (Modul 2), in dem Herausarbeiten von Gattungsmerkmalen von Darstellungen und systematischem Hinterfragen von Darstellungen der Vergangenheit (Modul 3).

Aufgrund dieser konkreten Bezüge ist eine Umsetzung des Projekts im ersten Semester der 8.

Schulstufe sinnvoll, spätere Module können dann darauf aufbauen.

Didaktischer Kommentar: Die Planungsmatrix orientiert sich an den Vorgaben der Didaktik für Geschichte und Politische Bildung der Universität Wien und soll in der Tabellenform einen Überblick der Struktur des Projekts bieten. Der Projektunterricht ist in mehrere Phasen gegliedert, die verschiedene Verfahren des Lernens, (historische) Kompetenzbereiche (oben bereits erwähnt) und didaktische Methoden berücksichtigen.

Die Planung geht von einem gewissen Vorwissen der Schüler_innen aus, die bereits Analysemodelle für Filme kennen und angewendet haben. Im folgenden Vorschlag wird das Modell von Helmut Korte angewendet – alle vier Dimensionen sollen mittels Spielfilm und Museumsbesuch erarbeitet werden.

Durch Angebote, die auch Raum für assoziative und kreative Denkprozesse lassen sollen, beschäftigen sich die Schüler_innen aktiv mit der Quelle Spielfilm und können ihre historische Frage-, Methoden-, Orientierungs-, und Sachkompetenzen erweitern.

Das Projekt wird außerdem mittels individuellen Portfolios dokumentiert. Ein Deckblatt erklärt die einzelnen Aufgaben und dient zur Orientierung für die Schüler_innen. Die Sammlung der erledigten Aufgaben (Reflexionen, Handouts, eigenen Produktionen) werden am Ende des

Projekts abgegeben. Das Portfolio soll die selbstständige Arbeit erleichtern und zur Wissenssicherung und -festigung dienen.

Im Vordergrund der Überlegungen steht also die handlungs- und produktorientierte Gestaltung, die durch die Arbeit in Gruppen, den freien Museumsrundgang und des Erstellens des Portfolios das selbstgesteuerte und schüler_innenzentrierte Lernen betonen. Bei der Formulierung der Aufgabenstellungen wurde auf die Operatoren213 geachtet, die ebenfalls unerlässlich für einen kompetenzorientierten Unterricht sind. Eine thematische Vertiefung hängt von den Reflexionen der Schüler_innen ab und kann je nach Fach variiert und fokussiert werden.

Vorschläge für eine thematische Vertiefung gemäß dem Lehrplan für Geschichte sind in der folgenden Planungsmatrix angegeben. Mögliche Fragen an den Film und an das Museum befinden sich im Anhang (ebenso wie eine Sammlung nützlicher Links für thematische Vertiefungsmöglichkeiten). Sie dienen aber nur zur Orientierung, im Endeffekt steht die Fragekompetenz der Schüler_innen im Vordergrund.

213 Vgl. Christoph Kühberger, „Aufgabenarchitektur für den kompetenzorientierten Geschichtsunterricht.

Geschichtsdidaktische Verortungen von Prüfungsaufgaben vor dem Hintergrund der österreichischen Maturareform.“, Historische Sozialkunde 1 (2011): 3–13.

Planungsmatrix:

214 Anm.: Das Burg-Kino am Opernring führt „The Third Man“ bis heute regelmäßig in der Originalversion in English wöchentlich vor.

ZEIT PHASE BESCHREIBUNG DIDAKTISCHE ÜBERLEGUNGEN MATERIAL

1UE*

(1) Ein Filmplakat (mit Jahreszahl und Herkunftsland) soll Impuls für Hypothesenbildung der SuS* sein: erste

Sammlung zur Thematik des Filmes (u.a. Finden eines eignen Titels für den Film);

(2) Überlegungen zur zeitlichen Einordnung:

Brainstorming zu eventuellen historischen Bezügen und Stand der Filmtechnik in den 1940er Jahren;

(3) Analysekriterien gemeinsam festlegen: SuS formulieren

(1) Sehen des Spielfilmes in Gesamtlänge: Kinonachmittag (in der Schule, wenn möglich aber im Burg-Kino214);

(2) Aufgabenstellungen während des Filmes: SuS

konzentrieren sich jeweils auf eine der vorher festgelegten Fragen;

(2) Sammlung von Assoziationen zur Filmrealität: Wie wird was dargestellt, welche Mittel werden verwendet, wie werden Personen/Orte/Handlungen dargestellt, etc.;

(2) Klärung der Aufgabenstellungen für das Museum;

(3) SuS bereiten je eine Frage an das Museum vor;

Verfahren: Erarbeitendes Lernen Kompetenz: Frage- und Sachkompetenz

Didaktische Methode: Plenum und Partnerarbeit;

215 Anm.: Bei der Marktlatz-Methode eignen sich die Schüler_innen zuerst ein Gruppen aufgeteilt je ein spezielles Thema an. Dann wird in der Klasse rotiert, wobei immer eine Person der Gruppe am selben Ort, am Marktstand, bleibt um den anderen das spezielle Thema zu erläutern. Die Gruppen rotieren so lange, bis sie wieder zu ihrem zurückgebliebenen Gruppenmitglied kommen, und ihm_ihr in der letzten Runde das Gehörte in den anderen Gruppen zu erzählen. So sollten am Ende alle etwas von allen Themen erfahren haben.

2UE EXKURSION

(1) Geführte Tour durch das Museum durch Besitzer;

(2) Fragen an die Besitzer;

(3) Freier Rundgang;

(4) Gemeinsames Resümee über Aufgabenstellungen und Impulsfragen für eine Reflexion über den Museumsbesuch;

Verfahren: Darbietendes und

a) Demokratische Anfänge der 2. Republik b) Lebenswelt der Nachkriegszeit

c) Vergangenheitsbewältigung

d) Friedenssicherung nach 1945 in Österreich e) Verschiebung globaler Machtverhältnisse

(3) SuS tauschen sich in Gruppen zu den Themen aus.

(4) SuS erarbeiten anhand zur Verfügung stehender Informationen (Film, Museum, weitere Quellen) eigene

Außerschulische Aufgaben: SuS ergänzen ihr Portfolio mit (1) einem Resümee über den Museumsbesuch, die

Reflexionsfragen berücksichtigend;

*UE= Unterrichtseinheit

*SuS= Schülerinnen und Schüler

1UE

(1) SuS geben Feedback zum Projekt;

(2) Präsentation der kreativen Aufgaben in Form eines Museumsrundganges;

Verfahren: Darbietendes Lernen

Kompetenz: Sach- und Orientierungskompetenz Didaktische Methode: Präsentationen, simulierter Ausstellungsrundgang;

Abgabe des Portfolios (innerhalb 2 Wochen nach der Beendigung des Projekts).

Im Dokument DIPLOMARBEIT / DIPLOMA THESIS (Seite 100-106)