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Ländlicher Bereich über gute bzw. sehr gute EDV-Kenntnisse

verfüg-te. Da Umschulungen mit der Prüfung zum Erwerb eines Fachabschlusses, bspw. durch die IHK, abschließen, sind die Einhaltung der aus-bildungsrelevanten Vorgaben und die ordnungs-gemäße Durchführung auf der Grundlage der eingereichten „Umschulungskonzeption“ für die verantwortliche Einrichtung von besonderer Relevanz. Auch bei der Einbeziehung selbstge-steuerten Lernens muss allen Anforderungen von IHK und vom Arbeitsamt Rechnung getra-gen werden.

Die Betrachtung von Unterschieden und Gemein-samkeiten zwischen den beiden Umsetzungs-phasen war von besonderem Interesse, um dar-aus erste Schlussfolgerungen für die weitere Einbindung von SGL-Modulen in arbeitsamtge-förderte Maßnahmen zu ziehen.

In die Entwicklungsarbeit am Standort Bad Liebenwerda waren die Bildungsstättenleiterin und zwei fest angestellte Fachkräfte als Kurs-begleitung eingebunden. Ausgangspunkt für die Umsetzung war zunächst eine Verständigung über selbstgesteuertes Lernen und seine Voraus-setzungen. Dieser Prozess wurde vonseiten des Projekts SeLOG durch Fortbildung, Material-bereitstellung und Diskussionsrunden unter-stützt. Die GFEB nahm zunächst auch an der Entwicklungsgruppe der Volkshochschule Elbe-Elster teil. Aufgrund der Verschiedenartigkeit der Themenbereiche und sich daraus ergebender unterschiedlicher Entwicklungsanforderungen erwies sich aber eine kontinuierliche Mitarbeit als nicht sinnvoll. Die bestehenden Arbeits-kontakte zwischen beiden Einrichtungen wur-den aber im Rahmen von SeLOG durch regel-mäßige gegenseitige Information zum Arbeits-stand gefestigt, gefördert auch durch die räumli-che Nähe (VHS und GFEB sind am Standort Bad Liebenwerda in einem Haus tätig).

Aus Sicht dieses Projektstandortes bot sich mit dem Konzept des selbstgesteuerten Lernens ein Bezugsrahmen zur Entwicklung der (Selbst-) Lernkompetenz. So wurde es als wesentliches Moment für das selbstgesteuerte Lernen angese-hen, „dass nicht Lerninhalte vermittelt werden, sondern Komponenten des eigenständigen Wissenserwerbs, um im späteren Berufsleben eigenverantwortlich und kreativ den Anforde-rungen gewachsen zu sein.“ Die Form des selbst-gesteuerten Lernens wird hier als konstitutiv für das Lernen überhaupt betrachtet.

Die Rahmenbedingungen der vom Arbeitsamt geförderten Maßnahmen entsprechen den als ideal beschriebenen Rahmenbedingungen einer

„offenen Lernumwelt“ des selbstgesteuerten Lernens kaum. Doch trotz Fremdbestimmung und Fremdorganisation können auf der Ebene des didaktischen Arrangements Spielräume für Selbststeuerung eröffnet werden; dies erfordert allerdings eine frühzeitige und jeweils auf die einzelne Maßnahme bezogene Abstimmung mit dem Auftraggeber. Gegenüber dem Arbeitsamt als Finanzier und Vertragspartner sind z.B. im

„Erhebungsbogen für berufliche Weiterbildungs-maßnahmen“ alle Bedingungen anzugeben, unter denen die Maßnahme durchgeführt wer-den soll. Dazu gehören Angaben über Orte, Räume, den Gesamtzeitraum der Qualifizierung, tägliche Ausbildungs- und Pausenzeiten, Prakti-ka und Ferien. Ein Lehrplan legt die zu vermit-telnden Inhalte, deren Umfang, den Ablauf theoretischer und praktischer Qualifizierungs-anteile verbindlich fest. Angaben sind auch erforderlich über die Dozenten, die verwendeten Unterrichtsmittel und die Unterrichtsmethoden.

Nach positiver Prüfung durch das Arbeitsamt werden im Bewilligungsbescheid diese Fest-legungen aufgenommen. Der Träger ist dann zur Einhaltung dieser Rahmenbedingungen vertrag-lich verpfvertrag-lichtet. Alle Veränderungen müssen beim Arbeitsamt vorab beantragt und bestätigt werden.

Mit Blick auf die flexible Gestaltung von selbst-gesteuerten Lernprozessen wird deutlich, dass ein besonderer Abstimmungsbedarf zwischen den Vertragspartnern besteht.

Bei dem für die GFEB zuständigen Arbeitsberater stieß das Vorhaben auf positive Resonanz, da Interesse an der Erprobung neuer Lehr- und Lernformen und einer Stärkung der Eigenverant-wortung bestand.

Die Ziele und Inhalte – Erlernen der Gestaltung mit PowerPoint bzw. Arbeit mit Gestaltungs-programmen – wurden in der Umsetzungsphase wie geplant realisiert. Als unproblematisch er-wies sich jeweils die Absicherung durch geeigne-te Fachkräfgeeigne-te: Im ersgeeigne-ten Kurs begleigeeigne-tegeeigne-ten zwei fachbezogene Lernbegleiter die Umsetzung, im zweiten Kurs standen ein versierter Lernbegleiter und ein Systemtechniker zur Verfügung. Auf-grund der zeitlich und räumlich flexibleren Gestaltung sowie der veränderten Unterrichts-abläufe der Erprobungsmodule mussten jedoch Voraussetzungen in der Einrichtung geschaffen werden bzw. Abläufe in der Einrichtung so um-strukturiert werden, dass sie den Bedingungen des Arbeitsamtes entsprachen und effektives selbstgesteuertes Lernen ermöglichten.

Ergebnisse

Als erforderliche Basis für eine „offene Lernum-welt“ konnten folgende Aspekte berücksichtigt und gestaltet werden:

■ Geeignete und engagierte Dozenten konn-ten gewonnen und auf die Tätigkeit als Lernbegleitungvorbereitet werden. Von Vor-teil, insbesondere für die Aufgabe der Motivation und der Unterstützung der indi-viduellen Lernprozesse, erwies es sich, dass die Lernberater mit zunehmender Projekt-intensität von der Sinnhaftigkeit ihres Tuns immer überzeugter waren.

■ Auf der materiellen Ebene förderten sie den Lernprozess durch die Einrichtung eines Lernquellenpools. Zu diesem Zweck wurde ein jederzeit nutzbarer Seminarraum einge-richtet, der mit Fachliteratur, zusätzlichen PC-Kapazitäten, Internetanschluss sowie ergänzenden Geräten für die Realisierung der Präsentation ausgestattet wurde. Als zusätzliche Lernmittel wurden z.B. mehrere aktuelle Grafikprogramme im Netz des Computerkabinetts zur Verfügung gestellt.

■ Die Lernorganisation wurde ebenfalls in vielfältiger Weise unterstützt: Für das Lernen in kleineren Gruppen konnten zu-sätzliche Unterrichtsräume flexibel genutzt werden. Es erfolgten mit den Beteiligten Abstimmungen, um die Konsultationsmög-lichkeit der Lernbegleiter sowie die Verfüg-barkeit von Räumen und Technik auch über die offiziellen Unterrichtszeiten hinaus zu sichern. Es sind Regelungen für räumlich und zeitlich flexiblere Lernphasen getroffen worden, um z.B. den Nachweis von Arbeits-zeiten gegenüber dem Arbeitsamt zu führen und um gleichzeitig den Versicherungs-schutz für die Teilnehmerinnen und Teil-nehmer zu garantieren, wenn sie z.B.

Konsultationsmöglichkeiten bei selbst gewählten Praxispartnern außerhalb der Bildungseinrichtung nutzten.

Mit Blick auf die Umsetzung selbstgesteuerter Lernprozesse lässt sich im Ergebnis der beiden Durchgänge – bei aller Unterschiedlichkeit der Kursformen und des Teilnehmerkreises – über-greifend Folgendes konstatieren. Als wichtiges Element der Umsetzung erwiesen sich bei bei-den Erprobungsdurchgängen die Vorbereitung der Lernenden auf die Besonderheiten des selbstgesteuerten Lernens und die Motivation für die Umsetzung. Dazu gehörten vorbereitende

mündliche und schriftliche Informationen zum selbstgesteuerten Lernen und zum Anliegen des Projekts SeLOG, Einführungseinheiten in die nutzbaren Grafikprogramme sowie die Einbezie-hung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer in den Erprobungsprozess und seine Auswertung.

Es bestätigte sich, selbstgesteuertes Lernen vor-ausgesetzt, dass die Lernenden über Aufgaben, Methoden und Zeitaufwand mitentscheiden müssen. Motivierend wirkte sich auch der mög-liche Verwendungszusammenhang aus, demzu-folge ihre Erfahrungen und Probleme aus der modellhaften Umsetzung dazu beitragen kön-nen, Lösungsansätze für eine Flexibilisierung von Arbeitsamtmaßnahmen aufzuzeigen.

Raum zum selbstgesteuerten Lernen ergab sich bei der eigenständigen Auswahl der Präsenta-tionsaufgaben, die mithilfe der PC-Gestaltungs-programme umzusetzen waren. Im Prozess der Bearbeitung ihrer individuellen Vorhaben legten die Lernenden jeweils ihre Ziele und Arbeits-schritte fest und erschlossen sich aufgabenbezo-gene Funktionen des Programms. Durch den Abgleich des Arbeitsstandes mit ihrer Zielvor-stellung erfolgte eine Selbstkontrolle der Ergeb-nisse. Die Teilnehmenden erlebten, dass es keine einheitliche „Messlatte“ für Erfolg oder Miss-erfolg gibt. Dieser Freiraum für individuelle Ziel-bestimmungen wurde als leistungsstimulierend angesehen und trug zur Stärkung des Selbst-vertrauens auch in die eigene Lernkompetenz bei. Es wurden überwiegend komplexere Auf-gabenstellungen mit einem höheren Anspruchs-niveau ausgewählt.

Bis auf wenige Ausnahmen wurde das programm-übergreifende Arbeiten von den Teilnehmern bevorzugt und als motivierend erlebt. Es gab dabei unterschiedliche Ausprägungsgrade je nach Vorkenntnissen, Interessen, aber auch selbst gewählte Präsentationsaufgaben. Da die Lernenden sich bereits vor dem Erprobungs-modul kannten, förderte dies Formen des Austauschs von Materialien, Erfahrungen sowie gegenseitige Hilfestellungen und eine intensive Gruppenarbeit. Da die Lernbegleitung im Rahmen der Umschulung die Stärken und Schwächen der einzelnen Teilnehmerinnen und Teilnehmer, ihre Lernerfahrungen und Vorkennt-nisse bereits kannten, konnten sie in der Phase des selbstgesteuerten Lernens situationsbezogen unterstützend und beratend agieren. Im Urteil der Lernberater lässt sich individuelle Unter-stützung im Rahmen selbstgesteuerter Lern-prozesse besser in den Gesamtablauf als in tradi-tionellen Kursen integrieren.

Projektdurchführung Berufliche Bildung

Ländlicher Bereich Die Teilnehmenden realisierten im Ergebnis der

Umsetzung, dass die individuelle Zielbestim-mung und Umsetzung bewirken, dass jeder lernt, „mit dem Programm umzugehen, aber entsprechend der selbst gewählten Zielstellung erwirbt der Einzelne unterschiedliche Fertigkeits-grade in den Programmteilen.“ Praxisrelevanz, Nachhaltigkeit, Übertragbarkeit und individuel-les Erfolgserlebnis wurden in der Auswertung als Vorzüge der neuen Lernform herausgestellt; es wurde auch das Bedürfnis artikuliert, die aufgabenbezogene, weitgehend selbstgesteuerte Aneignung programmbezogener Kenntnisse und Fähigkeiten bei Bedarf durch Angebote der Vermittlung von PC-Grundwissen zu ergänzen, insbesondere für Teilnehmerinnen und Teilneh-mer mit nicht so umfangreichen Voraussetzun-gen in diesem Bereich.

Im Hinblick auf eher hemmende Faktoren der Umsetzung wird von den Projektbegleitern am Standort und von den Lernenden eingeschätzt, dass arbeitsamtgeförderte Kurse hinsichtlich der festgelegten Zeiten und der Lernorte wenig varia-bel sind. Auch bei intensiver Abstimmung mit dem Arbeitsamt werfen alle Abweichungen vom vereinbarten Kursablauf, wie sie bei einer zeit-lich und räumzeit-lich flexibleren Gestaltung der Lernarrangements möglich sein sollten, u.a.

rechtliche Fragen auf. So muss z.B. auch bei der Beschaffung von zusätzlichem Lernmaterial außerhalb der Einrichtung, für Konsultationen mit externen regionalen Partnern sowie bei Lernzeiten außerhalb des regulären Unterrichts in jedem Fall der Versicherungsschutz für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer garantiert sein. Die Teilnehmenden fühlten sich hier oft-mals verunsichert. Es gibt derzeit so gut wie kei-nen zeitlich-organisatorischen Spielraum, um die unterschiedlichsten Teilnehmervoraussetzun-gen für selbstgesteuertes Lernen ausreichend zu berücksichtigen und lernungewohnte Teilneh-merinnen und Teilnehmer schrittweise heranzu-führen. So bieten SGL-Module derzeit eher lei-stungsstärkeren Teilnehmenden zusätzliche Lernmöglichkeiten über maßnahmebezogene Vorgaben hinaus.

Die Flexibilität, selbstgesteuerte Lernmodule bedarfsorientiert aus inhaltlichen und methodi-schen Erwägungen in den Kursablauf zu inte-grieren und mit der Methode im Bedarfsfall auch zu experimentieren, ist durch die geltenden Bestimmungen nur eingeschränkt möglich. Für die Bildungseinrichtung ergeben sich ein hoher organisatorischer Aufwand und aufwändiger Regelungsbedarf, um die Anforderungen des

Arbeitsamtes mit den Rahmenbedingungen für selbstgesteuertes Lernen in der Einrichtung in Einklang zu bringen. Eine Planungssicherheit ist für den Antragsteller nicht in jedem Fall gege-ben, da nicht jede eingereichte Maßnahme be-willigt bzw. in der beantragten Form genehmigt wird.

Wie sich die aktuelle Diskussion um die Ände-rungen der Finanzierung der arbeitsamtgeförder-ten Weiterbildung auf Ansätze der neuen Lehr-und Lernkultur auswirken wird, lässt sich zzt.

nicht abschließend beurteilen. Bei zeitlicher Restriktion der Weiterbildungsmaßnahmen ist eine weitere Einschränkung von Experimentier-räumen zu befürchten. Die geplante Umstellung auf die Förderung kürzerer Module eröffnet jedoch vielleicht auch Chancen, neue Lern-formen wie SGL zukünftig stärker in die Standardangebote einzubeziehen. Ohne Zweifel wird der Lernberatung in jedem Fall eine größere Bedeutung zukommen.

Besondere Voraussetzungen für die Umsetzung der Vorhaben am Standort ergaben sich aus den beschriebenen Rahmenbedingungen, aber auch aus dem Status als freier Träger und den damit verbundenen Anforderungen an eine Refinanzie-rung. Dies verlangte von den Projektbegleitern vor Ort eine intensive Prüfung und effektive Nutzung vorhandener personeller und finanziel-ler Ressourcen. In Absprache mit der Ge-schäftsleitung konnte die Realisierung der Erprobungsmodule gesichert und konnten die Beteiligten in ihrem Engagement im Rahmen des Projekts SeLOG unterstützt werden.

Die durch Fortbildungsangebote im Rahmen von SeLOG und durch eine prozessbegleitende Unterstützung angeregte Auseinandersetzung mit Fragen des selbstgesteuerten Lernens sowie die Entwicklung und Umsetzung modellhafter Lernmodule strahlten auf die Einrichtung und ihre Landesorganisation aus. Bei den monatli-chen Leitungssitzungen aller brandenburgismonatli-chen Bildungsstätten der GFEB wurden Ergebnisse der Erprobungen regelmäßig vorgestellt und Erfah-rungen sowie Transfermöglichkeiten diskutiert;

dabei wurde auch über die notwendigen Ver-fahren mit den Arbeitsämtern informiert. Jeder Standort erhielt zu den Zwischenergebnissen der Erprobung einen Erfahrungsbericht in schriftli-cher Form. Von der Geschäftsführung wurden Überlegungen zur Übertragung von selbstgesteu-erten Lernmodulen an anderen Standorten und für andere Bereiche unterstützt. Als Initiativen seien hier beispielhaft benannt:

■ Von einzelnen Kollegen wurden Selbstlern-programme für Unterrichtsabschnitte und für verschiedene Bereiche entwickelt, die durch alle Bildungsstätten der GFEB ange-fordert werden können.

■ Am Standort Bad Liebenwerda ist im Zusammenwirken mit einem zweiten regio-nalen Träger ein „Lern-Service-Center“ ein-gerichtet worden, das Lerninteressierten der Region Unterstützung bei Formen des indi-viduellen und selbstgesteuerten Lernens an-bietet. Die dafür eingestellte Lernberaterin wurde in die SeLOG-Qualifizierungen eingebunden, so konnte das im Projekt-rahmen gemeinsam erworbene Verständnis von SGL an sie weitervermittelt werden.

■ Die GFEB hat für Weiterbildungseinrich-tungen, die im Südosten des Landes Brandenburg tätig sind, ein Fortbildungs-konzept „Multiplikatorinnen und Multipli-katoren für eine neue Lernkultur in der Region“ entwickelt und im Jahr 2002 durchgeführt.

Eine Unterstützung der Prozesse erfolgte vonsei-ten der SeLOG-Mitarbeiterin und des Projekts durch begleitende Beratungen, Fortbildungsan-gebote sowie durch Honorarverträge für die Entwicklung eines Kurskonzepts, die Auswer-tung der Erprobungen sowie für die GestalAuswer-tung von Flyern zum selbstgesteuerten Lernen für Lerninteressierte sowie Lernbegleiterinnen und Lernbegleiter.

Fazit:

Die Projektergebnisse zeigen am Beispiel von arbeitsamtgeförderten Fortbildungs- und Um-schulungsmaßnahmen, dass auch in fremdbe-stimmten und fremdorganisierten Kontexten selbstgesteuertes Lernen in einzelnen Modulen für eine praxisnahe Aneignung und Festigung beruflicher Fähigkeiten praktiziert werden kann.

Die eigenverantwortliche Zielbestimmung und Lernorganisation förderten bereits in der Quali-fizierung Lernkompetenzen und berufliches Wissen. Die positiven Erfahrungen aus den Erprobungsmodulen, insbesondere auch im Hinblick auf Lernergebnisse und damit die Sicherung von Maßnahmezielen stärkten die Akzeptanz des regionalen Arbeitsamtes für die Einbindung von stärker selbstgesteuerten und selbst organisierten Lernprozessen.

Der hohe Grad der Reglementierung verweist jedoch auch auf Hindernisse, die der Verbreitung einer offenen Lernumwelt als Basis einer neuen Lehr- und Lernkultur entgegenstehen. Um selbst-gesteuertes Lernen in Arbeitsamtmaßnahmen zu verankern, sind die Möglichkeiten einer An-passung der Rahmenbedingungen zu prüfen und rechtliche Sicherheit für die Bildungs-einrichtung und die Lernenden zu schaffen.

Erfahrungen aus der Umsetzung am Standort Bad Liebenwerda werden in der Einrichtung, aber auch im Rahmen der verbandsinternen Fortbildung sowie auf Fachkonferenzen vermit-telt. Dies hat multiplizierende Wirkung und stärkt regionale Ansätze einer Öffnung für neue, flexiblere Lehr- und Lernformen.

Förderliche Faktoren

Strategische und fachliche Überlegungen zur Verwirklichung der Idee des lebenslangen Lernens bestimmen seit Mitte der 90er-Jahre zunehmend die bildungspolitischen Debatten auf europäischer und nationaler Ebene. Mit der Proklamation zum Europäischen Jahr des lebensbegleitenden Lernens wurde ab dem Jahr 1996 die Diskussion in den Mitgliedsstaaten der EU intensiviert und systematisiert. Mit der Ver-öffentlichung des „Memorandums über das Lebenslange Lernen der Europäischen Kommis-sion“ (2000) wurde die Debatte über die Ver-wirklichung des Grundsatzes „lebensbegleiten-des Lernen für alle“ europaweit angestoßen.

Um an der Gestaltung eines europäischen Raums des lebenslangen Lernens aktiv mitzuwirken, haben Bund und Länder in der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und For-schungsförderung (BLK) das Aktionsprogramm

„Lebenslanges Lernen“ beschlossen, mit dem der Wandel der Lehr- und Lernkultur unterstützt werden soll. Durch die Erprobung innovativer Projekte soll der Wandel der Lernkultur herbei-geführt und der dafür nötige Prozess der Neu-orientierung des Bildungswesens unterstützt werden. Diese Entscheidung von Bund und Ländern gewährt allen Programm- und Projektpartnern einen sicheren und unterstüt-zenden Rahmen und ist damit der neuen Lernkultur und der Projektebene förderlich.

Der Realisierung einer neuen Lernkultur dien-lich ist auch das Vorhandensein einer Weiter-bildungsinfrastruktur in den Ländern Berlin und Brandenburg. Mit dieser von den Ländern unter-stützten Infrastruktur steht grundsätzlich ein funktionsfähiger Bestand an Einrichtungen und Mitarbeiter/-innen und Mitarbeitern zur Verfü-gung, die einen organisatorischen, pädagogi-schen und sozialen Rahmen für die weitere Entwicklung von Lernkulturen darstellt. Dass Organisationsstrukturen in den Ländern existie-ren, ist ebenfalls förderlich; dass diese den neuen Anforderungen entsprechend zu ent-wickeln sind, ist eine der Zielsetzungen des Programms. Die im Prozess erfolgende, extern unterstützte Entwicklung der Einrichtungen

er-weist sich für die Institution als lernförderlich und trägt zur dauerhaften Veränderung des pädagogischen Leistungsprofils und der Organi-sationsstrukturen bei.

Im Projekt SeLOG haben haupt- und freiberufli-che Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf frei-williger Basis mitgearbeitet. Die vorhandenen pädagogisch-didaktischen Grundqualifikatio-nen, Experimentierfreude und Engagement stimulierten die Entwicklungsarbeit. Da die Entwicklung und Einführung neuer Lernarrange-ments eine Veränderung des professionellen Handelns bedingen, war die Anlage des Projekts SeLOG als „Lernprojekt“ ein entscheidender Interventionspunkt. Bislang ist die Arbeit der Erwachsenenbildner vorrangig darauf ausgerich-tet, Bildungsprozesse Erwachsener unter inhaltli-chen und didaktisch-methodisinhaltli-chen Aspekten zu organisieren. Um lebensweltliches Lernen in Form des selbstgesteuerten Lernens im institu-tionellen Rahmen zu ermöglichen, bedarf es jedoch weniger der traditionell erlernten Vermittlungskompetenz als der Kompetenz, Lernende zu beraten und zu begleiten und zum selbstgesteuerten Lernen zu befähigen. Selbst-gesteuertes Lernen „zeichnet sich durch eine hohe soziale Ressourcenabhängigkeit aus. Mit dem professionellen Initiieren selbstgesteuerten Lernens wird diese nochmals gesteigert ... selbst-gesteuerte Lernprozesse sind in hohem Maße soziale Lernprozesse. ...Das selbstgesteuerte Lernen ist ein höchst soziales, kommunikatives und reflexives Unterfangen, das von einer weiter entwickelten Professionalität begleitet sein muss, die ein ausgeklügeltes Supportsystem (Tough 1979) situativ bereitstellt.“ (Hermann J. Forneck:

Selbstgesteuertes Lernen und Modernisierungs-imperative in der Erwachsenenbildung und Weiterbildung, 1999). Im Projektverlauf erwies es sich als förderlich, von einer Analyse und Reflexion des selbstgesteuerten Lernens ausge-hend die Entwicklung der einzelnen Kompe-tenzbereiche einerseits durch gezielte Fortbil-dung, andererseits durch angeleiteten und kolle-gialen, erfahrungsbezogenen Diskurs in den Entwicklungsgruppen zu unterstützen. Durch die individuellen, praxis- und theoriegestützten Lernerfahrungen gibt es in den Ländern Berlin

3.4 Förderliche Faktoren der Umsetzung und Grenzen der Implementation

und Brandenburg nun einen kleinen Stamm an Experten, die nicht nur die Sinnhaftigkeit eines um selbstgesteuerten Lernens erweiterten Lern-angebots vertreten, sondern auch auf einem hohen Qualitätsniveau entsprechende Lernkon-texte arrangieren können. Damit stehen auch nach Projektablauf qualifizierte Mitarbeite-rinnen und Mitarbeiter für Multiplikations- und Fortbildungszwecke zur Verfügung. Kritisch ist in diesem Zusammenhang die Situation für Weiter-bildungseinrichtungen zu bewerten wegen ihrer Abhängigkeit von freiberuflichen pädagogischen Mitarbeiter/innen. Einerseits sind sie die wesent-lichen Akteure und Initiatoren innovativer Lern-arrangements; sie arbeiten an mehreren Einrich-tungen gleichzeitig und tragen erheblich zur Verbreitung der neuen Lernkultur bei; die Ent-wicklung neuer Lernprojekte trägt aber anderer-seits auch zu ihrer Profilierung und Nachfrage bei. Daher muss die Einrichtung immer auch mit Fluktuation und damit einem Verlust des Know-hows rechnen.

So wie sich der Erwartungshorizont der Mit-arbeiter in der Weiterbildung eher auf „klassi-sche“ teilnehmerorientierte Vermittlungsarbeit richtet, dominiert auch die Erwartung der poten-ziellen Teilnehmenden an diese Form der päda-gogischen Dienstleistung, bei der die Lernpro-zesse strukturiert und geordnet werden.

Erprobungsräume und Begleitung für stärker eigenverantwortlich gesteuerte Lernprozesse werden zunächst von Weiterbildungseinrichtun-gen (in öffentlicher Trägerschaft) nicht erwartet.

Die in der Literatur beschriebenen paradoxen Erfahrungen von Teilnehmenden, demzufolge selbstgesteuerte Lernprozesse zunächst anstren-gender sind, mehr Initiative und Entscheidun-gen fordern, dadurch Angst und Unsicherheit auslösen und kurzfristig auch den Wunsch nach mehr Fremdsteuerung erzeugen, ließen sich

Die in der Literatur beschriebenen paradoxen Erfahrungen von Teilnehmenden, demzufolge selbstgesteuerte Lernprozesse zunächst anstren-gender sind, mehr Initiative und Entscheidun-gen fordern, dadurch Angst und Unsicherheit auslösen und kurzfristig auch den Wunsch nach mehr Fremdsteuerung erzeugen, ließen sich