• Keine Ergebnisse gefunden

Bei etwa der Hälfte der Fälle von herdförmiger AA kommt es binnen eines Jahres zu einer spontanen kompletten Wiederbehaarung2,4. Vor allem Patienten mit einer kurzen Erkran-kungsdauer und weniger als 25% Kopfhaarverlust haben sehr gute Aussichten auf eine Spontanremission11,85. Rezidive treten allerdings bei bis zu 86% der Patienten auf2,3,14,86. In etwa 7-10% der Fälle kommt es zu einem chronischen, schweren Haarverlust4,10,14. Bei AAT und AAU belaufen sich die Chancen auf eine vollständige Remission auf unter 10%3,14,35.

Folgende Faktoren sind mit einer schlechten Prognose assoziiert2,6,16,75,87 und werden al-lesamt auch im Rahmen dieser Untersuchung betrachtet:

• ausgeprägte Erkrankung,

• früher Erkrankungsbeginn,

• lange Erkrankungsdauer,

• atopische Diathese,

• die Subtypen AAO, AAT und AAU,

• Nagelveränderungen.

Der genaue Verlauf der Erkrankung lässt sich allerdings individuell nicht vorhersehen14. 1.7 Assoziierte Erkrankungen

1.7.1 Assoziierte organische Erkrankungen

Die AA trifft oft ansonsten gesunde Menschen aller Altersklassen35. Einige Erkrankun-gen, insbesondere diverse AutoimmunerkrankunErkrankun-gen, sind aber mit AA assoziiert1,3,16,88,89. Bei Vorliegen einer atopischen Diathese ist das Erkrankungsalter häufig früher und die Prognose schlechter, ebenso wird das Vorhandensein einer oder mehrerer Begleiterkran-kungen von einigen Autoren als ungünstig angesehen2,11,12,19,68.

Erkrankungen des atopischen Formenkreises (atopische Dermatitis16,19,67,89, allergische Rhinokonjunktivitis10,16,19, allergisches Asthma bronchiale10,16,19) treten bei Patienten mit AA bis zu doppelt so häufig auf wie in der gesunden Allgemeinbevölkerung16,16,19,90.

11

Auch eine Hypothyreose (zumeist ausgelöst durch eine Hashimoto-Thyreoiditis) tritt ver-mehrt bei Patienten mit AA auf 3,13,16,51,91. Bei Erkrankungsbeginn sollte daher zumindest eine TSH-Screening-Untersuchung durchgeführt werden, ergänzt durch eine Bestim-mung der Schilddrüsen-Autoantikörper92.

Weiterhin assoziiert zeigen sich Vitiligo19,88,90,93 und Trisomie 2119,23,25, weniger häufig chronisch entzündliche Darmerkrankungen44, asymptomatische ophthalmologische Ver-änderungen3,94,95, Lupus erythematodes19, autoimmune hämolytische Anämie51, autoim-mune polyendokrine Erkrankungen51, Diabetes mellitus Typ 119 und multiple Sklerose19. 1.7.2 Assoziierte psychiatrische Erkrankungen

Gerade durch sichtbare kahle Stellen oder das komplette Fehlen des Kopfhaares kommt es bei vielen Erkrankten zu einer starken psychischen Belastung, Stress und Reduktion der Lebensqualität63,82,96–98. Die Inzidenz von psychiatrischen Erkrankungen bei Patien-ten mit AA ist hoch, darunter insbesondere depressive Erkrankungen, Zwangsstörungen und Angststörungen3,20,60,99.

1.8 Behandlungsmöglichkeiten

Da die AA eine kosmetische Beeinträchtigung mit sich bringt, aber prinzipiell gutartig ist, müssen Nebenwirkungsprofil, Risiken und Invasivität einer Therapie mit dem zu er-wartenden Nutzen gut abgewogen werden2. Die AA ist nicht definitiv heilbar oder ver-hinderbar29,81, das Ziel einer langfristigen Therapie besteht in der Unterdrückung der Krankheitsaktivität mit Wiederwachstum und Erhalt der Behaarung29,81. Viele Therapien zeigen nur einen geringen oder keinen Nutzen81,85. Auch bei den wirksamen Therapien treten oft Rezidive auf, insbesondere nach Therapieabbruch oder -beendigung85. Viele Patienten brechen ihre jeweiligen Therapien aufgrund von Nebenwirkungen oder Erfolg-losigkeit ab87.

1.8.1 Therapieverzicht

Häufig kommt es bei der AA zu spontanen Remissionen. Da außer der psychischen Be-lastung für den Patienten keine ernsthaften Auswirkungen der Erkrankung auftreten, ist gerade bei geringem Befall und bei Kindern eine abwartende Haltung ohne spezifische Therapie eine valide Option2,11,12,85. Der Veränderung des körperlichen

Erscheinungsbil-12

des lässt sich durch Perückenversorgung, Haarteile, Kopfbedeckungen, medizinische Tat-toos und das Tragen einer Brille entgegenwirken15,53,100. Dies kann die psychosoziale Le-bensqualität positiv beeinflussen100.

1.8.2 Immunsuppressive Therapie 1.8.2.1 Kortikosteroidtherapie

1.8.2.1.1 Systemische Kortikosteroidtherapie

Bei ausgedehntem Befall (mehr als 25% der Kopfhaut) und kurzer Erkrankungsdauer kommt eine systemische Kortikosteroidtherapie in Betracht. Diese kann sowohl oral als auch intravenös verabreicht werden2,11. Die Therapie wird normalerweise gut vertragen und zeigt sich vor allem bei ausgeprägter multifokaler Alopezie oft erfolgreich. Beim Ophiasis-, Totalis- und Universalistyp wirkt sie zumeist wenig oder gar nicht101,102. In Form einer Stoßtherapie ist die Verabreichung von Kortikosteroiden normalerweise nicht mit ausgeprägten Nebenwirkungen behaftet101–103, bei einer langfristigen oralen Therapie können aber u. a. adrenale Insuffizienz, Myalgien, psychische Veränderungen, Hyperglykämien, Elektrolytabweichungen, erhöhte Infektanfälligkeit, Osteoporose, Ka-tarakt und Cushing-Syndrom auftreten, weswegen sie keine vertretbare Therapieoption darstellt2,29,81.

1.8.2.1.2 Intraläsionale Kortikosteroidtherapie

Falls ein großer oder mehrere einzelne Herde vorliegen, kann eine Therapie mit einem intraläsional applizierten Kortikosteroid (Triamcinolon-Kristallsuspension) durchgeführt werden2,11,15,52. Hierbei wird der Wirkstoff möglichst in die untere Dermis injiziert52,81. Bei Therapieerfolg lässt sich bereits innerhalb weniger Monate eine Besserung erken-nen29,104. Aufgrund der Schmerzhaftigkeit der Injektionen, welche in Intervallen von 4-6 Wochen appliziert werden4,52,81, ist die Therapie für Kinder ungeeignet11,12. Weiterhin kann es zu einer transienten Atrophie und Dellenbildung der Kopfhaut kommen52,81. 1.8.2.1.3 Topische Kortikosteroidtherapie

Eine normalerweise unproblematische, aber auch nur gering wirksame Therapieoption stellt die topische Applikation von Kortikosteroiden mittels Cremes, Lösungen oder Schaumpräparationen dar12,52,105,106. Diese Therapie eignet sich für milde und moderate Formen der AA29,81,105. Potente oder hochpotente Kortikosteroide sollten nur befristet

an-13

gewendet werden. Da auch bei nur geringem Befall häufig ein dringender Behandlungs-wunsch besteht, ist die Therapie mit einem topischen Kortikosteroid die Therapie der Wahl, wenn therapieloses Abwarten für den Patienten nicht in Frage kommt11,18.

Schwerwiegende Nebenwirkungen sind nicht zu erwarten, selten kommt es zu Follikuli-tiden, Hautatrophie, Teleangieektasien oder Akneeffloreszenzen. Das Auftreten dieser Nebenwirkungen ist von der Potenz der applizierten Kortikosteroide und der Anwen-dungsdauer abhängig12,52,105,106.

1.8.2.2 Methotrexat

Methotrexat, anfänglich oft kombiniert mit einem oral oder intravenös verabreichten Kor-tikosteroid, stellt eine bedingt wirksame Therapieoption dar und kann bei therapierefrak-tärer, ausgeprägter Alopezie angewandt werden. Aufgrund von potenziellen langfristigen Nebenwirkungen wie Knochenmarksdepression, Transaminasenanstieg und Nierenfunk-tionsstörungen stellt Methotrexat jedoch keine Standardtherapie dar. Weiterhin treten nach Beendigung der Therapie häufig Rezidive auf2,81,107.

1.8.2.3 Ciclosporin

Eine Therapie mit Ciclosporin ist ähnlich wie die Behandlung mit Methotrexat nur ein-geschränkt effektiv. Auch hier wird aufgrund der Nebenwirkungen wie Nephrotoxizität, Immunsuppression und Hypertension eine Therapie allenfalls in Ausnahmefällen emp-fohlen. Nach Therapieende zeigt sich oft ein Rebound-Phänomen2,81,85.

1.8.2.4 Calcineurininhibitoren

Die topische Anwendung von Calcineurininhibitoren wie Tacrolimus und Pimecrolimus zeigt keinen therapeutischen Nutzen11,81,108,109. Dies liegt vermutlich an der zu geringen Penetration ins Gewebe81,108.

1.8.3 Topische Immuntherapie

Therapie der Wahl bei ausgedehnter, fortgeschrittener Erkrankung ist immer noch die topische Behandlung mit obligaten Kontaktallergenen wie Diphenylcyclopropenon (DCP) oder Quadratsäuredibutylester (squaric acid dibutylester, SADBE)15,51,52,74. Der genaue Wirkmechanismus ist nicht bekannt, es wird von einer Antigenkompetition aus-gegangen: Durch das Aufbringen des Kontaktallergens entsteht ein allergisches Kon-taktekzem. Die hierdurch entstehenden Infiltrate enthalten unter anderem

Suppressor-T-14

Zellen und Suppressor-Makrophagen, welche über eine unspezifische lokale Immunsup-pression auch auf die ursprüngliche Autoimmunreaktion gegen das vermutlich in den Haarbulbi lokalisierte Autoantigen hemmend und modulierend einwirken51. Darüber hin-aus werden unter anderem eine perifollikuläre Lymphozytenapoptose, Veränderungen in der peribulbären CD4+/CD8+ Lymphozytenratio und der Interleukin-Sekretion beobach-tet38,43,51,110–112.

1.8.3.1 Diphenylcyclopropenon

Die Behandlung mit der topischen Immuntherapie mit dem obligaten Kontaktallergen DCP stellt eine der effektivsten Therapieoptionen dar und wird bevorzugt bei moderater bis ausgeprägter AA angeboten113,114. Sie ist nicht zugelassen11, wird aber als individuel-ler Heilversuch bei refraktärer und fortgeschrittener AA bei Erwachsenen und teilweise auch bei älteren Kindern und Jugendlichen angewendet12,81,115.

In der Klinik und Poliklinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie des Univer-sitätsklinikums Würzburg wird die Therapie mit DCP derjenigen mit SADBE vorgezo-gen, da DCP besser untersucht, in Aceton stabil und in der Produktion billiger ist81,116. Die erzielten Therapieergebnisse sind aufgrund des identischen Wirkmechanismus ver-gleichbar117.

Abbildung 3: Chemische Struktur von Diphenylcyclopropenon

1.8.3.1.1 Prognose

Die Erfolgsraten der DCP-Therapie variieren in der Literatur stark, ein Therapieerfolg wird bei 5% bis 85% der Patienten erzielt11,29,86. Laut Chochrane Review fehlen kontrol-lierte Studien, die eine Überlegenheit gegenüber Placebo demonstrieren85. Durch einen Halbseitenversuch (siehe 2.1.) wird bei jedem Patienten allerdings eine Art persönliche

15

Fall-Kontroll-Studie durchgeführt, um einen Therapieerfolg von einer Spontanremission unterscheiden zu können81.

Als Prädiktoren für ein schlechtes Ansprechen, deren Einfluss auch im Rahmen dieser Untersuchung geprüft werden, wurden eine bereits lang andauernde Erkrankung, ein stark ausgeprägter Haarverlust (>50%), das Vorhandensein von Nagelveränderungen und eine Assoziation mit atopischem Ekzem identifiziert116,118,119.

1.8.3.1.2 Nebenwirkungen

Bei einem nicht unerheblichen Teil der Patienten kommt es zu Nebenwirkungen. Das durch die Anwendung des topischen Kontaktallergens hervorgerufene Erythem mit be-gleitendem Juckreiz ist für den Therapieerfolg notwendig, wird aber von vielen Patienten als störend und unangenehm empfunden52,80,113,115,120.

Bei zu hoch gewählter Konzentration kann es zu einem unerwünscht starken Ekzem kom-men, teilweise mit vesikulärer oder bullöser Reaktion52,80,113,115,116,118. In diesem Fall soll-ten die Reste der Lösung abgewaschen und ein topisches Kortikosteroid aufgetragen wer-den52,81.

Häufig kommt es therapiebegleitend zu einer zervikalen und okzipitalen Lymphadenopa-thie, welche in Einzelfällen schmerzhaft sein kann52,80,113,115.

Pigmentstörungen wie Hypo- und Hyperpigmentierungen, Dyschromia in confetti und Vitiligo können durch die Behandlung ausgelöst oder verschlimmert wer-den80,113,115,120,121. Bei Patienten mit Vitiligo sollte DCP nicht angewendet werden, da das Risiko eines Köbner-Phänomens hoch ist und eine Ausbreitung der Vitiligo droht18,80. Weiterhin können Schuppung, Gesichts- und Kopfhautödeme, Kontakturtikaria, Erythema-multiforme-artige Hautveränderungen, Kopfschmerzen und Schlafprobleme auftreten52,80,115,122–125.

Langfristige Nebenwirkungen sind nicht bekannt11. DCP wird als nicht teratogen einge-stuft, sollte aber dennoch bei Schwangeren und Stillenden sowie bei Frauen mit Kinder-wunsch aufgrund der unzureichenden Datenlage nicht angewendet werden81.

16

Wegen des hohen Leidensdruckes und des großen Therapiewunsches sind Patienten oft gewillt, trotz der Nebenwirkungen die Behandlung fortzuführen115,116,125. Eine nicht un-erhebliche Anzahl von Patienten bricht aber auch aufgrund der Nebenwirkungen und der Auswirkungen auf den Alltag die Therapie ab80,116. Dieser Sachverhalt wird in der vor-liegenden Untersuchung genauer analysiert und bewertet.

1.8.3.2 Sonstige topische obligate Kontaktallergene

Historisch war Dinitrochlorbenzol (DNCB) das erste genutzte Kontaktallergen, wird aber aufgrund des mutagenen Potentials im Ames-Test nicht mehr verwendet52,81. Neben DCP steht eine Therapie mit SADBE zur Verfügung, welche ähnliche Ergebnisse vor-weist15,74,85.

1.8.4 Andere Therapiemöglichkeiten

Aufgrund des Fehlens einer zuverlässig wirksamen Therapieoption, des hohen Leidens-druckes der Patienten und des daraus resultierenden ausgeprägten Therapiewunsches gibt es eine Vielzahl von weiteren Therapien, die individuell versucht werden können, aber größtenteils nur niedrige Erfolgsraten zeigen.

Durch Dithranol wird ein irritatives Ekzem ausgelöst, dies ist in der Behandlung von AA allerdings deutlich weniger wirksam als die topische Immuntherapie2,11,12,15.

Eine Phototherapie mit dem 308nm-Excimerlaser konnte gegenüber dem Spontanverlauf keine Besserung bewirken11,52,81,126. Eine Photochemotherapie mit Psoralen plus UV-A (PUVA) kann zwar offenbar eine kurzzeitige Besserung bewirken, bei gutem Wieder-wachstum ist diese Therapie aber nicht fortsetzbar. Weiterhin steht gerade bei Kindern das Risiko der Photokarzinogenese in keinem Verhältnis zur Benignität der Erkran-kung11,52,81,85.

Bei Anwendung von Prostaglandinanaloga wie Latanoprost kann im Rahmen der Glau-komtherapie eine Hypertrichose der Wimpern auftreten127,128. In der Therapie des kreis-runden Haarausfalls zeigt sich aber kein nennenswerter Effekt127–130.

Orale Zinksalze werden gerade bei Kindern aufgrund des günstigen Nebenwirkungspro-fils gelegentlich eingesetzt, haben aber keinen nachgewiesenen Effekt2,11.

Topisches Minoxidil wird, teilweise in Verbindung mit Glukokortikoiden, mit mäßigem Erfolg angewandt, der Wirkmechanismus ist unbekannt52,131–133.

17

Diverse Biologika wie Etanercept, Efalizumab, Adalimumab und Infliximab haben kei-nen prognoseverbessernden Effekt gezeigt81.

Die neuartige Therapie mit oralen Januskinaseinhibitoren wie Tofacitinib, Ruxolitinib oder Baricitinib zeigte in mehreren kleineren Studien vielversprechende Erfolge, welche in etwa mit denen einer Therapie mit oralen Kortikosteroiden vergleichbar sind. Der The-rapieeffekt beruht vermutlich auf der Hemmung der intrazellulären Transkription mehre-rer proinflammatorischer Zytokine und Chemokine. Schwerwiegende Nebenwirkungen wurden bislang nicht beschrieben, allerdings sollte die Therapie nur bei ansonsten gesun-den Patienten angewendet wergesun-den. Die systemische Anwendung scheint einer topischen Applikation überlegen. Da die meisten der bislang publizierten Studien zu JAK-Inhibito-ren allerdings ein einarmiges und retrospektives Design mit einer geringen Zahl an Pati-enten besaßen, ist zur abschließenden Beurteilung der Effektivität und Sicherheit dieser Therapie die Durchführung größer angelegter, Placebo-kontrollierter Studien notwendig.

Diese Substanzen sind aktuell noch sehr teuer und eine Anwendung eine Off-Label-Therapie, was eine Verwendung außerhalb von klinischen Studien nahezu ausschließt134–

137.

1.9 Fragestellung dieser Untersuchung

Obwohl es eine Vielzahl von möglichen Behandlungsstrategien gibt, werden im klini-schen Alltag normalerweise nur die Kortikosteroidtherapie und die topische Immunthe-rapie regelhaft mit Erfolg genutzt. Im Zuge dieser Untersuchung sollte die Wirksamkeit der Behandlung mit DCP anhand der Daten von Patienten, die in der Klinik und Poliklinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie des Universitätsklinikums Würzburg be-handelt wurden, bewertet werden. Die für diese Therapie spezifischen Nebenwirkungen sollten dargestellt und die Auswirkungen auf das alltägliche Leben der Patienten näher beleuchtet werden. Hinsichtlich prognosebeeinflussender Faktoren wurden folgende Pa-rameter untersucht:

• Alopezie-Subtyp

• AA in der Eigen- oder Familienanamnese

• Alter bei Erkrankungsbeginn

• Alter bei Therapiebeginn

• Dauer bis Therapiebeginn

18

• Nagelbeteiligung

• Körperhaarbeteiligung

• Vorliegen einer Atopische Diathese

• Erkrankung an allergischem Asthma bronchiale oder allergischer Rhinokonjunk-tivitis

• Erkrankung an einer Hypo- oder Hyperthyreose

Da nicht bei allen Patienten entweder eine vollkommen erfolgreiche Therapie oder ein komplettes Therapieversagen zur Behandlungsbeendigung führen, sollten Abbruch-gründe näher beleuchtet werden. Auch das Auftreten von Rezidiven nach Therapieende und deren Ausprägung stellte einen Teil der Untersuchung dar, ebenso eine Analyse der therapiebezogenen Patientenzufriedenheit und persönlichen Einschätzung des Nebenwir-kungsprofils.

19

2 Material und Methoden

Die topische Immuntherapie mit DCP wird in der Klinik und Poliklinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie des Universitätsklinikums Würzburg in einer speziellen Sprechstunde („AA-Sprechstunde“) durchgeführt. Die DCP-Lösung wird von der Klini-kums-Apotheke hergestellt und durch die behandelnden Ärzte entweder direkt appliziert oder nach Abschluss der Konzentrationsfindung und nach ausführlicher Anleitung den Patienten unter engmaschiger Kontrolle zur ambulanten Eigenbehandlung mitgegeben.

Das Konzept der vorliegenden retrospektiven Untersuchung wurde der Ethik-Kommis-sion der Medizinischen Fakultät der Universität Würzburg vorgelegt, welche in der Sit-zung vom 15.05.2012 keine Bedenken gegen die Durchführung äußerte (Zeichen 99/12).

Die Akten aller Patientinnen und Patienten (im Folgenden Patienten genannt), welche im Zeitraum von Januar 1997 bis Dezember 2016 in der AA-Sprechstunde behandelt worden waren, wurden hierzu ausgewertet. Einschlusskriterien waren:

• eine topische Immuntherapie mit DCP in diesem Zeitraum

• bei auslösbarem Ekzem eine mindestens sechs Monate lang durchgeführte Thera-pie oder kein auslösbares Ekzem trotz Dosissteigerung bis 2%.

Patienten, die diese Kriterien erfüllten, wurden in zwei Wellen (Juli 2013 und Januar 2018) mittels Anschreiben und einem beigefügten Fragebogen kontaktiert (siehe An-hang), auf einen standardisierten Fragebogen wie z.B. SF-36 wurde aufgrund des retro-spektiven Charakters der Untersuchung verzichtet. Verlaufsparameter wurden anhand der Aktenlage und Fotodokumentation (bis 2004 analog in Form von Diapositiven, ab 2004 digital) erhoben. Der Behandlungserfolg am jeweiligen Versanddatum des Fragebogens (01.07.2013 und 01.01.2018) wurde als Bewertungsgrundlage für den Therapieerfolg festgelegt, da sich hierauf die im Fragebogen festgehaltene Bewertung des Ist-Zustandes durch die Patienten begründet. Patienten, die in der ersten Welle den Fragebogen beant-wortet hatten, wurden im zweiten Durchlauf nicht mehr ausgewertet oder kontaktiert.

Im untersuchten Zeitraum wurden 120 Patienten mit DCP behandelt. Von ihnen schickten 66 (55,0%) den Bogen beantwortet zurück und wurden in diese retrospektive Untersu-chung aufgenommen. Bei Unklarheiten oder unvollständigen Daten in der Aktendoku-mentation wurde – falls die Patienten hierfür durch Angabe ihrer Telefonnummer am

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Ende des Fragebogens ihr Einverständnis gegeben hatten – telefonisch zur Klärung bzw.

Ergänzung mit ihnen Kontakt aufgenommen.

Um das Therapieergebnis der 54 Patienten, die den Fragebogen nicht retournierten, ein-schätzen zu können, wurden - soweit vorhanden - zumindest grundlegende Parameter (Geschlecht, Alter, Remissionsstatus, betroffene Kopfhaut in Prozent zu Beginn und am Ende der dokumentierten Behandlung, Remissionsstatus, Alopeziesubtyp) anhand der Aktenlage ausgewertet. Diese Patienten wurden nicht in die eigentliche Untersuchung aufgenommen, eine orientierende Auswertung ist aber unter 3.3. dargestellt.

2.1 Datenschutz

Um eine durchgehende Anonymisierung zum Schutz der Patientendaten zu gewährleis-ten, wurden vor der jeweiligen postalischen Kontaktierung den Patienten mittels zufälli-ger Verteilung (Zug zufällizufälli-ger Nummern aus einem blickdichten Gefäß) ein „Patienten-code“ zugeordnet. Der so entstandene Anonymisierungsschlüssel wurde handschriftlich erstellt und in der Klinik und Poliklinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie des Universitätsklinikums Würzburg gelagert. Eine Dokumentation des Behandlungser-folges sowie eine Zuordnung des Fragebogens hierzu wurde ausschließlich unter Nutzung des Patientencodes durchgeführt, sodass zu keinem Zeitpunkt der Auswertung Klarnamen oder Informationen zur Person mit medizinischen Daten gleichzeitig dokumentiert waren.

Die Akten wurden analog ausschließlich in den Räumlichkeiten des Universitätsklini-kums ausgewertet, eine Digitalisierung der anonymisierten Daten erfolgte nachträglich.

Nach Abschluss der Auswertung wurde der Zuordnungsschlüssel durch die Aktenver-nichtung der Poliklinik entsorgt.

2.2 Praktische Durchführung der DCP-Therapie

Zu Beginn der Therapie wird der Patient sensibilisiert, indem ein etwa vier Quadratzen-timeter großes Areal am Hinterkopf mit zweiprozentiger DCP-Lösung bestrichen wird, welche nach 48 Stunden wieder abgewaschen werden darf 80,113,116. Nach einer Pause von zwei Wochen, in der die Sensibilisierung stattfindet, beginnt die Phase der Dosisfindung:

Die Kopfhaut wird an mehreren Stellen mit DCP-Lösung unterschiedlich niedriger Kon-zentration bepinselt. Sollte an keiner der Stellen ein Kontaktekzem mit einer etwa zwei Tage anhaltenden Rötung und Juckreiz auftreten, wird das Prozedere jeweils in der da-rauffolgenden Woche mit höheren Konzentrationen wiederholt, bis sich ein Ekzem an der

21

Anwendungsstelle einstellt. Die niedrigste Konzentration, welche ein etwa 48 Stunden anhaltendes Erythem und Pruritus auslöst, stellt die Anfangskonzentration der Therapie dar80,113,115,118. Sollte im Rahmen der Dosisfindung auch bei zweiprozentiger Lösung kein Erythem erzeugbar sein, muss die Therapie erfolglos abgebrochen werden, gegebenen-falls kann eine Therapie mit SADBE angeschlossen werden52.

Sobald eine passende Konzentration von DCP gefunden wurde, wird zunächst im Zuge des sogenannten Halbseitentests nur eine Kopfhauthälfte einmal wöchentlich behandelt.

Die DCP-Lösung wird mit Hilfe eines Wattestabes aufgestrichen. Dies kann später nach entsprechender Anleitung durch den Patienten selbst erfolgen, regelmäßige Vorstellun-gen zur frühzeitiVorstellun-gen Erkennung von Problemen sowie zur Beurteilung des Behandlungs-erfolges bleiben aber weiterhin notwendig. Die Behandlung zunächst nur einer Kopfhaut-seite dient der Abgrenzung eines Therapieeffektes von einer möglichen Spontanremis-sion. Sobald die behandelte Seite im Vergleich zur Gegenseite eindeutig ein vermehrtes Wachstum an Terminalhaaren zeigt, wird der Halbseitenversuch als erfolgreich gewertet und die Behandlung auf die gesamte Kopfhaut ausgedehnt. Abbildung 4 zeigt einen po-sitiven Halbseitenversuch sowie einen günstigen Verlauf der Therapie. Oft muss im The-rapieverlauf die Konzentration gesteigert oder die DCP-Lösung nach einigen Minuten erneut aufgetragen werden, um weiterhin eine ausreichend lang anhaltende Ekzemreak-tion zu erzielen4,52,81,113,116,118. Falls nach sieben bis acht Monaten keine Besserung ein-getreten ist, wird die Behandlung beendet52.

DCP ist hitzeempfindlich und lichtsensibel29 und sollte daher in lichtundurchlässigen Fla-schen an einem kühlen Ort gelagert werden52,81. Nach dem Auftragen von DCP muss die Kopfhaut deswegen und zum Schutz der Langerhanszellen auch vor direkter Sonnenein-strahlung geschützt werden29. Die Lösung kann nach zwei Tagen abgewaschen wer-den52,81.

22

Abbildung 4: Positiver Halbseitenversuch und günstiger Verlauf unter DCP-Therapie.

Bei Therapiebeginn (a, Woche 0) liegt ein nahezu vollständiger Verlust des Kopfhaares vor, lediglich am Vertex findet sich ein leichter Restflaum. Bei einseitiger Flaumbildung (b, Woche 16) der im Zuge des Halbseitenversuches behandelten linken Kopfhälfte er-folgte eine Ausweitung der Behandlung auf die gesamte Kopfhaut, daraufhin (c, Woche 28) zeigte sich auch auf der rechten Seite Terminalbehaarung. Im Verlauf (d, Woche 62) konnte eine nahezu vollständige Remission erreicht werden. Quelle: Klinik und Poliklinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie des Universitätsklinikums Würzburg

23 2.3 Deskriptive Methoden

Die Patienten wurden anhand des Kopfhaarbefalls unter Verwendung des SALT-Scores in Gruppen (S0 – S5) aufgeteilt (siehe 1.4.3.)79,83.

Bei vorhandenem, aber unvollständigem Wiederwachstum durch die Therapie wurde die-ses in kosmetisch akzeptabel und kosmetisch nicht akzeptabel unterteilt. Ersteres lag vor,

Bei vorhandenem, aber unvollständigem Wiederwachstum durch die Therapie wurde die-ses in kosmetisch akzeptabel und kosmetisch nicht akzeptabel unterteilt. Ersteres lag vor,