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I. SPRACHENPOLITIK

5. VORBEREITUNG UND WEITERBILDUNG DER LEHRKRÄFTE

5.3. LEHRKRÄFTE UND DER GER

5.3.1. PROFILE DEUTSCH

Eine Hilfe für die Lehrenden bei der Umsetzung des GERs in der Praxis könnte die Publikation Profile deutsch sein. Profile deutsch stellt die erste Umsetzung des GERs für eine Einzelsprache dar, und zwar für Deutsch. Es lässt sich vermuten, dass die anderen Sprachen folgen werden. Es ist schon die französische Version (2004) erschienen, eine englische Version gibt es bis jetzt noch nicht (vgl. Funk 2005, 121).

Profile deutsch ist aus der Initiative des Goethe-Instituts Inter Nationales und des Europarats in der Zusammenarbeit von drei Ländern (Deutschland, Österreich und der Schweiz) entstanden und bildet ein modemes Arbeitsinstrument zum Fremdsprachenlernen und -lehren. Profile deutsch richtet sich auf alle, die sich mit dem Lehren oder Lernen von Deutsch als Fremdsprache beschäftigen. Das

"Ziel des Projekts ist, die Bestimmungen und Empfehlungen des

"Gemeinsamen europäischen Referenzrahmens für Sprachen" für das Deutsche zu konkretisieren und detaillierte Niveaubeschreibungen für die

Niveaus Al, A2, BI, B2 zu erstellen" (Glaboniat, Müller, Wertenschlag 2003,247).

Es ist hervorzuheben, dass im Jahre 2005 eine zweite erweiterte Ausgabe veröffentlicht wurde, die die erste Ausgabe (2002) um die Niveaustufen Cl und C2 ergänzt, so dass man jetzt die Publikation für Lernende aller Niveaustufen benutzen kann.

Den Kern dieser Publikation bildet erstaunlicherweise eine CD-ROM, eme Datenbank, die "auf vielfältige Weise verwendbar ist" (Altmayer 2004). Nach Glaboniat, Müller, Wertenschlag (2003, 253f.) kann uns die CD-ROM die Arbeit erleichtern. Man kann ohne Probleme die gesuchten Informationen finden und für Lernende verschiedene Unterlagen generieren (z. B. Wortschatz für eine spezifische Gruppe von Lernenden). Der CD-ROM ist ein 170-seitiges Begleitbuch beigelegt, in dem man über die Entwicklung des Projekts Profile deutsch erfährt, eine detaillierte Beschreibung der einzelnen Niveaus findet und einen Überblick über die verschiedenen Listen, die die CD-ROM beinhaltet, gewinnt. Es gibt hier ebenfalls eine Anleitung, wie mit der CD-ROM umzugehen ist.

"In Profile werden die globalen durch detaillierte Kannbeschreibungen weiter ausgeführt, funktionale und systematische Grammatikelemente zugeordnet, Sprachlernstrategien benannt und klassifiziert, Wortschatz und Grammatik auf den verschiedenen Niveaustufen skaliert und den Kompetenzbeschreibungen zugeordnet" (Funk und Kuhn 2003, 188).

Nicht zu vergessen ist, dass die CD-ROM den ganzen GER-Text enthält, so dass die Benutzer auch gewünschte Stellen im Text immer wieder nachschlagen können. Es wird auch ein Glossar angehängt, in dem wichtige Begriffe erläutert werden.

Zusammenfassend beinhaltet die Publikation folgende Teile:

"Kannbeschreibungen

globale Kannbeschreibungen detaillierte Kannbeschreibungen sprachliche Mittel

Sprachhandlungen und kulturelle Aspekte Allgemeine Begriffe

Thematischer Wortschatz Grammatik

Niveauübergreifend sind die Komponenten

Textarten und Textmuster Lern- und Prüfungsstrategien

Sprachhandlungsstrategien" (Glaboniat, Müller, Wertenschlag 2003, 249f.).

Ein Überblick über die wichtigsten Teile von Profile deutsch ist in der Abbildung Nr. 4 nachzuvollziehen.

Abbildung Nr. 4 (nach Profile deutsch 2005, 44):

Niveaubeschreibungen Al - A2 - BI - B2

Kannbeschreibungen Globale Kannbeschreibungen - detaillierte Kannbeschreibungen Konkrete Beispiele zu den detaillierten Kannbeschreibungen

Interaktion - Rezeption - Produktion - Sprachmittlung Sprachliche Mittel Sprachhandlungen - kulturspezifische Aspekte

Thematischer Wortschatz - allgemeine Begriffe Grammatik Systematische Darstellung - funktionale Darstellung

Texte Textsorten - Textmuster

Strategien Kommunikative Strategien - Lern- und Prüfungsstrategien

Einen Vorteil von Profile deutsch sehe ich darin, dass hier die Möglichkeit vorliegt, "die bestehenden Vorgaben zu ergänzen. Damit wird Profile deutsch ein flexibles und offenes System, das von den Benutzern - ganz im Sinne des ReJerenzrahmens - weiterentwickelt werden soll" (Glaboniat, Müller, Wertenschlag 2003, 254). Ebenfalls wie der GER enthält Profile deutsch keine Arbeitsblätter, Tests usw., den Benutzern wird frei überlassen, "ihre eigenen didaktischen Ideen und Erfahrungen einzubringen oder Tests und Prüfungen der Lerngruppe anzupassen"

(Glaboniat, Müller, Wertenschlag 2003,254).

"Profile deutsch kann als Nachschlagewerk, Checkliste, Fundgrube oder Datenbank benutzt und den regionalen Gegebenheiten und/oder spezifischen Bedürfnissen angepasst werden" (Schmitz, Simon-Pelanda 2002, 389). Müller, Schmitz, Wertenschlag (2001, 220) machen auf eine Besonderheit der "Plurizentrik"

von Profile deutsch aufmerksam. In Profile deutsch werden nämlich die sprachlichen Standardvarietäten der deutschen Sprache in Deutschland, Österreich und der Schweiz berücksichtigt (z. B. Sonnabend und Samstag usw.).

Im Gegensatz dazu gibt es auch einige kritische Stimmen. Krumm (2003, 124) zum Beispiel sieht folgendes Problem:

"Werden nun bereits die Lernziele in Form von Kann-Beschreibungen operationalisiert, droht ein Backwash-Effekt derart, dass nur noch das in den Lehrplänen und Lehrwerken Platz findet, was in diesem Sinne durch die Kann-Beschreibungen fixiert und abprüfbar wird. Dieser Effekt ist bei der Lehrwerkentwicklung bereits jetzt abzulesen, versuchen doch die Verlage bereits, die einzelnen Niveaus anzugeben und ihre Lehrwerke durch die Prüfungsinstanzen "zertifizieren" zu lassen."

Dazu sieht er noch einen weiteren Nachteil und zwar darin, dass Profile deutsch als eine Norm gelten könnte, von der man nicht abweichen darf.

"Wenn z. B. für das Textmuster Bericht die Form der Redewiedergabe mündlich und schriftlich mit "indirekte Rede, Konjunktiv I" festgelegt ist, wird kein Lehrwerk es in Zukunft mehr wagen, auch Berichte mit (historischem) Präsens zu präsentieren" (Krumm 2003, 124).

Profile deutsch sollte deshalb nicht als die einzige Norm angesehen werden, sondern als ein Hilfsmittel im Bereich Fremdsprachenlernen und -lehren. Altmayer (2004) kritisiert die angegebenen kulturspezifischen Aspekte. Nach seiner Meinung geht es hier nur um die Etikette, um die Höflichkeitsfloskeln. Die kulturspezifischen Aspekte werden nach ihm nicht beschrieben. Meines Erachtens können die Lehrenden von diesen Höflichkeitsfloskeln ausgehen und sie um die kulturspezifischen Aspekte, die im Profile deutsch tatsächlich fehlen, ergänzen.

Wozu kann Profile deutsch trotz diesen kritischen Stimmen genau benutzt werden? Es bieten sich zahlreiche Anwendungsgebiete, Funk (2005, 122) fasst sie in fünf folgende Punkte zusammen. Es geht um:

"Fundgrube zur Zusammenstellung von Material für Tests und Prüfungen auf einer bestimmten Stufe

Fundgrube für die Wiederholung von Wortschatz und sprachlicher Mittel

Fundgrube zum Einbauen von Strategietraining in den Unterricht Checklisten für Lernende zur Evaluation der Fortschritte

Arbeitshilfe zur curricularen Planung für Lehrkräfte".

Einige konkrete Arbeitsmöglichkeiten stellen Schmitz, Simon-Pelanda (2002, 388f.) dar. Es handelt sich um folgende Schwerpunkte:

"Anregungen und Ideen suchen (Welche Lemtechniken zum W ortschatz-Memorieren sollen im Unterricht systematisch trainiert werden? Sie können ein Arbeitsblatt mit Vorschlägen erstellen.)" oder "Material zusammenstellen und kombinieren (Welche Formen des Relativpronomens sind auf dem Niveau A2 sinnvoll? Exportieren Sie die relevanten Beispielsätze und die Erklärung für ihre Lemgruppe. Welches sind die fünfzehn wichtigsten Wörter für das Niveau A2 aus dem Thematischen Wortschatz und den Allgemeinen Begriffen, um ein Haus zu beschreiben? Sie können Sprachmaterial für ein Arbeitsblatt zusammenstellen.). "

Auf weitere Ideen kommen bestimmt die Lehrenden selbst, wenn sie sich mit Profile deutsch eingehender beschäftigen. Die möglichen Anwendungsgebiete liegen dann in ihren Händen.