Herzrhythmusstörungen
Ausführliche Basisangaben auf der Rückseite, bitte aufblättern
Kopfschmerz: Psychologische Gesichtspunkte Fortbüdimg]
an ganz wenigen Orten verfügbar. In wissen
schaftlicher Erprobung befindet sich ein ent
sprechendes Verfahren zur Rückmeldung in
trakranieller Gefäße, das Training der A. cere
bri media mittels der transkraniellen Doppler- Sonographie. Hier sind in den kommenden Jahren eventuell weitere Behandlungsfort
schritte zu erwarten.
Da es sich bei der Migräne derzeit noch um ein Leiden handelt, das nicht wirklich »geheilt«
werden kann, müssen Migränepatienten ler
nen, mit ihren Schmerzen zu leben und trotz ihrer Schmerzen ein möglichst hohes Maß an Lebensqualität zu erreichen.
Im Rahmen eines Schmerzbewältigungstrai
nings lernen Patienten einen anderen, weniger depressiv machenden Umgang mit ihren Schmerzen. Dies erfolgt mit Methoden der Auf
merksamkeitslenkung (Ablenkung auf äußere oder innere Vorgänge etc.) und der Verände
rung ungünstiger Kognitionen. Beide Strate
gien vermindern das Gefühl der Hilflosigkeit gegenüber den Schmerzattacken und somit auch das Leiden am Schmerz.
progressive Muskelentspannung nach Jacob
son. Es basiert auf der einfachen Technik, die Muskeln des Körpers in unterschiedlichen Gruppen zuerst fest anzuspannen, um danach beim Entspannen den Entspannungseffekt bes
ser wahrzunehmen. Nach einigen Sitzungen kann die muskuläre Entspannung durch rein mentale Vergegenwärtigung erreicht werden.
Die progressive Entspannung wird heutzutage von vielen Volkshochschulen, aber auch von niedergelassenen Psychologen und Ärzten un
gebeten. Manchmal kann es auch hilfreich sein, Patienten eine Entspannungskassette zu be
sprechen. Die progressive Entspannung muß auf alle Fälle über einen gewissen Zeitraum erlernt werden und sollte dann regelmäßig weiter geübt werden.
Andere Verfahren, welche die Entspannung fördern, wie autogenes Training, Eutonie und Körperarbeit verschiedener Herkunft, können dazu beitragen, daß das Körperbewußtsein und damit die Wahrnehmung körpereigener Si
gnale besser wird. Dies wiederum kann dazu führen, daß Patienten Auslöser ihrer Kopf
schmerzen besser identifizieren können.
Die Patienten müssen lernen, trotz ihrer Schmerzen ein möglichst
nung günstiger als autogenes Training
Zur nichtmedikamentösen Prophylaxe der Migräne werden Streßbewältigungstraining und kognitiv-verhaltensorientierte Verfahren empfohlen. Beim Streßbewältigungstraining geht es darum, daß Kopfschmerzpatienten ler
nen, mögliche Auslöser von Kopfschmerzen zu erkennen, ihren Gesamttonus durch Entspan
nung zu reduzieren und durch Gegenkonditio
nierung in belastenden Situationen andere Ko
gnitionen oder ein anderes Verhalten aufzu
bauen. In einer sorgfältigen Analyse werden mögliche Auslöser (Stressoren) ermittelt. So
dann wird deren Effekt auf den Organismus und auf die Kognitionen der jeweiligen Patien
ten festgestellt. Durch Entspannung und ge
zielte Selbstsuggestionen werden danach die Streßinduktoren mit imkompatiblen Reaktio
nen - Wohlbefinden, Entspannung - verknüpft.
Auf diese Weise wird der Automatismus, mit dem manche Reize zu Anspannung und Erre
gung führen, durchbrochen. Voraussetzung für die Durchführung eines solchen Trainings ist in jedem Falle das Erlernen eines Entspannungs
verfahrens.
Entspannung ist ein wichtiger Faktor, um An
spannungen vorzubeugen oder, wo diese be
reits verfestigt sind, solche wieder aufzulösen.
Ein bewährtes Entspannungstraining ist die
In einem eher kognitiv ausgerichteten Ver
fahren können Patienten lernen, Gedanken und Gefühle, welche mit bestimmten belasten
den Situationen einhergehen oder mit solchen, welche dem Auftreten der Schmerzen voraus
gehen, zu erkennen und zu modifizieren. Die
sem Vorgehen liegt die Annahme zugrunde, daß es Gefühle und Kognitionen gibt, welche das Auftreten von Schmerzen begünstigen und begleiten. Bei Kopfschmerzpatienten sind dies häufig die oben erwähnten überhöhten An
sprüche an die eigene Leistungsfähigkeit. Der
lei Kognitionen und die damit einhergehenden Gefühle können natürlich ihrerseits wieder die Anspannung und damit das Auftreten von Schmerzen begünstigen. Aufgrund der Schmerzen sind solche Patienten weniger lei
stungsfähig, was in einem selbstverstärkenden Zirkel wiederum zu ungünstigen Kognitionen führen kann. In einem kognitiv-verhaltensthe
rapeutischen Training können solche Zirkel analysiert, aufgedeckt und durch angemesse
nere ersetzt werden.
Beim Kopfschmerz vom Spannungstyp wer
den ebenfalls das Relaxationstraining nach Ja
cobson, eventuell unterstützt durch die Rück
meldung des Oberflächen-EMG der Stirn- oder Nackenmuskulatur, das
Streßbewältigungstrai-Die überhöhten Ansprüche an die eigene Lei
stungsfähigkeit begünstigen das Auftreten von Kopf
schmerzen
Fortbildung i^ll!_____ i Kopfschmerz: Psychologische Gesichtspiinkte
Kopfschmerz- patienten pro
bieren nicht selten Außen
seitermethoden aus
ning sowie eine kognitive Depressionstherapie empfohlen, wobei ein besonderer Wert auf die Steigerung körperlicher und vor allem sozialer Aktivitäten gelegt werden sollte.
Die Durchführung aller erwähnten und emp
fohlenen Verfahren setzt in der Regel einen entsprechend aus- und weitergebildeten Psy
chologen oder einen in diesen Verfahren erfah
renen ärztlichen Therapeuten voraus. Die Er
fahrung moderner Kopfschmerztherapie zeigt, daß medikamentöse und nichtmedikamentöse Ansätze keine Gegensätze oder Alternativen darstellen, sondern sich in vielen Fällen sinn
voll ergänzen.
Anschrift für die Verfasser:
Prof. Dr. med. Gunther Haag, Abtlg. Kopfschmerz/Mi
gräne, Klinik Windach, Schützenstr. 16, 86494 Win- dach
Persönliche Daten:
Geboren 1944 in Ellwangen (Württ.).
Ausbildung:
Studium der Medizin in Erlangen und Wien. Nach As
sistenzarzttätigkeit Studium der Psychologie in Mün
chen und Tübingen.
Beruflicher Werdegang:
1978 bis 1981 wissenschaftlicher Assistent an der Ab
teilung für Klinische Psychologie der Universität Tübin
gen. Dort Habilitation zum Thema »Differentielle Indi
kation zur Psychotherapie bei psychosomatischen Stö
rungen«. Seit 1981 Professor für Rehabilitationspsycho
logie an der Universität Freiburg.
Jetzige Tätigkeit:
Seit August 1993 Chefarzt einer verhaltensmedizini
schen Kopfschmerzabtlg. in Windach/Ammersee.
Arbeitsschwerpunkte:
Klinische Schmerzforschung (u. a. verhaltensmedizini
sche Ansätze zur Behandlung von Kopfschmerzen, Ver
gleich der Wirksamkeit medikamentöser Therapie mit psychologischer Therapie bei Kopfschmerzen, Wirk
samkeit der Homöopathie bei Kopfschmerzen). Rehabi
litation des psychisch kranken alten Menschen.
Außenseitermethoden
Nicht selten wenden sich Kopfschmerzpatien
ten Außenseitermethoden zu. So stellen Kopf
schmerzpatienten beispielsweise eine der größten von Heilpraktikern behandelten Grup
pen dar. Erfahrungsgemäß ist bei Kopfschmer
zen, vor allem bei Migräne, der Plazeboeffekt zumindest kurz- bis mittelfristig besonders hoch, und Umstimmungen unterschiedlicher Art wie beispielsweise einseitige Ernährung können zumindest vorübergehend zu Verbes
serungen führen. Für die wenigsten Methoden liegen indes brauchbare wissenschaftliche Er
kenntnisse vor. Die am häufigsten angewand
ten Verfahren dürften wohl Akupunktur und Homöopathie sein. Für beide Verfahren gibt es vor allem Fallberichte, welche die Anwendung bei Kopfschmerzen schildern und zumeist be
fürworten. Allerdings reichen solche Schilde
rungen nicht aus, um eine generelle Anwen
dung solcher Verfahren vom wissenschaftli
chen Standpunkt aus zu beurteilen. Fallbe
richte lassen erkennen, daß homöopathische Therapie oder Akupunktur in einzelnen Fällen hilfreich sein kann. Die Frage ist allerdings derzeit offen, ob dies auf spezifische Effekte dieser Therapieformen zurückgeht oder aber ob es sich dabei vor allem um unspezifische Effekte handelt, die durch das jeweilige thera
peutische Ritual hervorgerufen werden.
Fazit
Zum jetzigen Zeitpunkt kann zusammenfassend festgestellt werden, daß bei einer auf sorgfälti
ger Diagnostik fußenden Therapie, welche die neueren Erkenntnisse über die Wirksamkeit medikamentöser sowie nichtmedikamentöser, verhaltensmedizinischer Therapie berücksich
tigt, das Leiden vieler Migräne- und Kopf
schmerzpatienten deutlich vermindert werden kann.