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4 Methodische Vorgehensweise

5.1 Die einzelnen Planungsteams

5.1.5 Planungsgruppe „Schokolade“

5.1.5.1 Die Unterrichtseinheit im Überblick

Nachfolgend soll die Unterrichtseinheit zum Thema Schokolade überblickartig vor-gestellt werden. Für eine ausführliche Darstellung des Ablaufs sowie der angestreb-ten Lernziele wird auf die Zusammenstellung in Tabelle 5-10 verwiesen. Die Aus-führungen stützen sich auf eine durch die Lehrerinnen gemeinsam erstellte Grobpla-nung sowie auf drei Beschreibungen der einzelnen Unterrichtssequenzen, die die Lehrerinnen je für sich dokumentierten.

Aus den übergeordneten Zielen, die in Tabelle 5-10 ausgeführt sind, wird er-sichtlich, was die Lehrerinnen mit dieser Unterrichtseinheit anstrebten: Die Kinder sollten erkennen, dass Entscheidungen unterschiedliche Auswirkungen (ökologische, ökonomische und soziokulturelle) auf je verschiedene, aber voneinander abhängige Akteure haben, dass jede dieser Entscheidungen gewisse Vor- und Nachteile hat und dass sie selbst mit ihren Handlungen dieses Zusammenwirken beeinflussen. Um sich

diesen Zielen anzunähern, sollten die Kinder verschiedene Akteure mit ihren je spe-zifischen Interessen, aber auch ihre eigene Rolle in diesem Zusammenspiel kennen und reflektieren lernen. Die ersten beiden Teilthemen der Unterrichtseinheit Ein-stieg, Begegnung mit dem Neuen, Zusammenhänge und Auswahlkriterien: Was?

Woher? Warum? dienten dem Einstieg in die Thematik, der Aufarbeitung des Vor-wissens (mit einem ersten Besprechen relevanter Akteure in Bezug auf das Thema), sowie einer Visualisierung erwünschter Zustände. Beim nächsten Teilthema Einkauf und Geschmackstests stand der gemeinsam ausgehandelte Einkauf einer Tafel Scho-kolade in einer Gruppe im Vordergrund. Dieser Aushandlungsprozess wurde an-schliessend im Klassenzimmer besprochen, bevor die Schokolade degustiert und deren Inhaltsstoffe besprochen wurden.

Abbildung 5-6: Besprechen der Auswirkungen von Handlungen auf verschiedene Akteure – Erarbeiten von Win-win-Lösungen

In dieser Sequenz spielte auch die Wortschatzerweiterung (Adjektive) eine wichtige Rolle. In Bezug auf den Einkauf von Schokolade wurden weitere relevante Akteure kennen gelernt und besprochen. Zum Teilthema Kakao lernten die Kinder die

Ka-kaopflanze, das Anbauland, Produktions- und Verarbeitungsbedingungen sowie Transportwege kennen. Beim Thema Herstellung/Produktion von Schokolade stand die Schokoladeproduktion (im Vergleich früher – heute) und damit die Auseinander-setzung mit weiteren Akteuren, etwa dem Fabrikbesitzer, im Vordergrund. Der Ka-kaobauer und seine Familie, deren Lebensbedingungen sowie deren spezifische Anliegen beschäftigten die Kinder in der nächsten Sequenz (Der Kakaobauer und seine Familie: Wo lebt er? Wie lebt er?). All die Akteure, welche die Kinder mit ihren Interessen und Bedürfnissen kennen lernten, wurden im nächsten Schritt auf vielfältige Art und Weise in eine Beziehung zueinander gesetzt. So wurde beispiels-weise ein grosses Netz an der Wandtafel entwickelt, anhand dessen die verschiede-nen Interdependenzen sichtbar gemacht werden konnten. Weiter wurden die unter-schiedlichen Auswirkungen von Situationen und Entscheidungen auf die verschie-denen Akteure in Rollenspielen nachvollzogen und anschliessend hinsichtlich der Zufriedenheit der Akteure und der Frage nach der Gerechtigkeit reflektiert (vgl. Abb.

5-6). Den Abschluss der Unterrichtseinheit bildete das Erstellen von Mind-maps zu den wichtigsten Zusammenhängen und Erkenntnissen aus der Unterrichtseinheit sowie eine nochmalige Auseinandersetzung mit der Anfangsvision (Was wäre, wenn Schokolade gratis wäre?) unter Berücksichtigung der neuen Erkenntnisse. Dies ermöglichte den Kindern (und den Lehrerinnen), ihren Lernzuwachs konkret zu erkennen und zu besprechen.

Tabelle 5-10: Ablauf der Unterrichtseinheit zum Thema Schokolade mit Teilthemen zugeord-neten Lernzielen. In der linken Spalte sind die Lernziele der Unterrichtseinheit und in der rechten jene Aktivitäten, die zur Erreichung der Lernziele durchgeführt wurden, aufgeführt.

Angestrebte Ziele Umsetzung/Ablauf118

Mit der Unterrichtseinheit werden die folgenden übergeordneten Ziele angestrebt:

Kinder erkennen, dass „hinter“ dem Thema Schokolade Akteure mit bestimmten Interessen stehen.

Sie können diese Interessen benennen und deren Zusammenspiel erkennen (dadurch werden gegen-sätzliche und gleichgerichtete Interessen bewusst).

Sie sind sich bewusst, dass auch sie dieses Zusammenspiel beeinflussen.

Sie sind sich bewusst, dass es im Bereich „X“ keine an sich „richtigen“ oder „falschen“ Lösungen gibt, sondern dass jede Alternative Vor- und Nachteile aufweist.

118 Die Abfolge der einzelnen Teilthemen war nicht bei allen Lehrerinnen identisch. Wiederkeh-rendes im Unterrichtsablauf: Es wurde ein Lernheft geführt, in dem die Kinder regelmässig schriftlich ihren Lernprozess reflektierten. In diesem Zusammenhang wurden auch weitere Formen der Reflexion eingesetzt z.B. Partnerinterviews, Reflexionen im Plenum, Präsentation des Gelernten in Form einer Wandzeitung. Gruppenarbeiten wurden im Sinne des didaktischen Prinzips der Verbindung von sozialem, selbstbezogenem und methodenorientiertem mit sach-bezogenem Lernen regelmässig hinsichtlich der angewandten Entscheidungsformen (hierzu wurden Symbole erarbeitet) sowie der Ergebnisse der Entscheide (win-win, win-lost etc.) re-flektiert.

Einstieg, Begegnung mit dem Neuen, Zusammenhänge Auswirkungen aufzeigen, Zusammenhänge

erkennen: gesundheitlicher, ökonomischer, sozia-ler Aspekt (Genuss, zu viel essen – ungesund).

Vielfalt der Produkte mit Schokolade kennen lernen.

Vorverständnis sichtbar machen.

Visualisieren erwünschter Zustände (Zeichnen bzw.

Besprechen des Schokoladeschlaraffenlandes).

Vorverständnis klären: Kenntnisse und Fragen der Kinder in Bezug auf Schokolade erheben.

Schokoladeprodukte, Marken kennen lernen.

Stellt euch vor, Schokolade wäre gratis .... (GA, Plenum, EA [Zeichnung], Reflexion und Weiterfüh-rung ihrer Vorstellungen).

Akteure in Bezug auf die Schokolade kennen lernen mit ihren spezifischen Interessen und Rollen. Aus-wirkungen der „Gratisschokolade“ auf die Akteure besprechen.

Verpackungen sammeln, lesen, vergleichen (→

Inhalt, verschiedene Labels, Zusammensetzung, Preis).

Lehrgespräch: Wie kommt Schokolade in den Laden, wieso gibt es teure und billige Schokolade?

Wer bekommt etwas vom Geld, das wir bezahlen?

Einkauf und Geschmackstests Mit Geld bewusst einkaufen.

Auswahlkriterien festlegen und begründen kön-nen.

Preise vergleichen.

Sinnesschulung: sehen, riechen, schmecken.

Wortschatzerweiterung: Adjektive.

Zusammenhänge kennen lernen.

Einkauf von verschiedenen Produktesorten mit festgelegtem Geldbetrag.

Auswertung des Schokoladeneinkaufs, begründen der Wahl.

Analyse der Schokolade: eingekaufte Schokolade degustieren und vergleichen: Inhaltsstoffe von Schokolade kennen lernen.

Weiterführung des Einkaufs: Wer ist beteiligt, damit wir im Laden Schokolade kaufen können (Aufgaben der Akteure beschreiben)?

Kakao Anbau und Produktion kennen.

Merkmale der Kakaopflanze kennen.

Wortschatzerweiterung.

Erarbeitung von Hintergrundinformationen (mit Hilfe von Unterrichtshilfsmitteln und Ausführungen der Lehrkraft) zu Anbauland*, Pflanze, Anbaume-thoden (auch Bio), Pflege, Ernte, Verarbeitung, Transport: Bilderbücher aus Anbauland, Weltkarte, Globus, Fotokarten (zu Pflanze und einzelnen Verarbeitungsschritten).

Rollenspiel zur Verarbeitung der Kakaobohnen.

Der Weg des Kakaos (was eine Kakaobohne in ihrem Leben alles erlebt) – Bezug herstellen zu den Akteuren.

Den Transport des Kakaos kennen lernen (Bilder-karten).

119 Sequenzen, die mit einem Stern (*) gekennzeichnet sind, wurden nicht von allen Lehrerinnen durchgeführt.

Phantasiereise in den Regenwald, ins Anbauland.*

Transfer Biobananen und Biozitronen (in Bezug auf Anbaumethoden).*

Methode „Netzwerk“ (vernetzendes Lernen): Wie-derholung und Ordnung der Lernsequenz.

Lernzielkontrolle:* Teile der Pflanze beschriften, verwertbare Teile nennen, Verarbeitung der Kakao-frucht beschreiben.

Herstellung/Produktion von Schokolade Geschmack von Kakao kennen.

Herstellung der Schokolade kennen (vom Roh-produkt zum EndRoh-produkt).

Maschinelle Produktionsweise kennen lernen.

Herkunft der Kakaobohne und Geschichte der Schokolade erarbeiten.*

Kakao kochen: schmecken, riechen.

Schokolade nach Anleitung herstellen (Produktion früher).

Lernzielkontrolle:* Einzelne Schritte der Herstel-lung zeichnen und beschriften.

Produktion heute in der Fabrik (Akteure in der Fabrik und deren Rollen).

Vergleich Schokoladeproduktion früher (von Hand) – heute (maschinell).

Der Kakaobauer und seine Familie: Wo lebt er? Wie lebt er?

Lebensform des Bauern und dessen Familie kennen lernen.

Unterschiede zur Lebensform der eigenen Familie bewusst machen.

Alltag und Aufgaben des Kakaobauern.

Bezug zum Alltag eines Kindes aus einem der Anbauländer herstellen (Identifikation mit einem Kind von dort) mit Bilderbüchern.

Vergleich mit der Lebenssituation von uns (Lehrge-spräch und kleiner Aufsatz).

Vernetzung der Akteure Unterschiedliche Perspektiven auf das Thema

ermöglichen.

Soziale, ökonomische, ökologische Dimension erkennbar machen.

Lösungen suchen, die alle befriedigen.

Standpunkte von anderen Personen einnehmen.

Abhängigkeiten und Zusammenhänge bewusst machen.

Eigene Einflussnahme erkennen.

Zusammenhänge visuell darstellen: Vom Einzelnen ins Ganze (Netz an Wandtafel erstellen bzw. Netz ergänzen: der Weg des Kakaos: Vom Anbau bis zu mir).

Handel mit Kakao: Was muss der einzelne Akteur bei der Schokoladenproduktion alles bezahlen und tun und wie viel Geld erhält er dafür: Rollenspiele mit versch. Akteuren (Geld fair verteilen), Reflexi-on in Bezug auf die einzelnen Akteure.

Auswirkungen bestimmter Situationen auf die Akteure studieren (Rollenspiele zu vorgegebenen Szenen); Reflexion der Rollenspiele in Bezug auf die Akteure und deren Zufriedenheit.

Lernzielkontrolle:* Situation beschreiben: z.B.

Ernte war schlecht, Akteure benennen und deren Interessen bekannt geben. Die Kinder beschreiben, was die Akteure miteinander zu tun haben, welche Auswirkungen die Situation auf die Akteure haben kann.

Mindmap des Gelernten erstellen, besprechen der Mindmaps.*

Beurteilung verschiedener Schokoladen anhand selbstbestimmter Kriterien aus dem bisher

Gelern-ten hinsichtlich der verschiedenen Akteure

Sich mit Vorstellungen über die gesellschaftliche Zukunft auseinandersetzen.

Zukunftsvorstellungen kritisch beleuchten.

Repetition und Vertiefung des Gelernten.

Reflexion der Arbeit.

Sichtbarmachen der Lernfortschritte.

Anfangsvision wieder aufnehmen und aufgrund des erworbenen Wissens formulieren: Was würde geschehen, wenn Schokolade gratis wäre?*

Vision entwickeln „Wenn ich Schoggibaron/in wäre ....“ (Rollenspiele).*

Ausstellung für die Eltern gestalten, Führung für die Eltern vorbereiten (GA).*

5.1.5.2 Chancen, Schwierigkeiten und Unklarheiten in der Umsetzung der didaktischen Elemente

Bevor die Chancen, Schwierigkeiten und Unklarheiten in der Umsetzung einer Bil-dung für eine nachhaltige Entwicklung bezogen auf die didaktischen Elemente aus der Sicht der Planungsgruppe „Schokolade“ ausführlich dargestellt werden, sollen diese in der untenstehenden Tabelle (Tab. 5-11) kurz zusammengefasst werden.

Tabelle 5-11: Zusammenfassende Darstellung der Chancen, Schwierigkeiten und Unklarhei-ten der Umsetzung von Bildung für eine nachhaltige Entwicklung aus Sicht der Planungs-gruppe „Schokolade“

Chancen, Schwierigkeiten und Unklarheiten in der Umsetzung von Bildung für eine nachhaltige Entwicklung aus der Sicht der Lehrerinnen in Bezug auf …

Lernziele

Chancen

Beschreiben relevante Kompetenzen, gute Vorbereitung der Schüler und Schülerinnen auf ihr späteres Leben.

Geben dem Sachunterricht wichtige neue Impulse.

Den Kindern nicht das „richtige“ Verhalten beibringen zu wollen, ist wichtig.

Erkenntnis wurde gefördert, dass den Kindern mehr zuzutrauen ist.

Schwierigkeiten – Unklarheiten

Konkretisierung der Richtziele ist anspruchsvoll.

Gleichzeitigkeit von Zielorientierung und dem Einbezug der Interessen der Kinder.

Kontrollbereich realistisch einschätzen können – ist das Anstreben dieses Ziels auf der Unterstufe sinnvoll?

Anspruchsvoll, den Kindern nicht einfach die eigene Meinung aufzudrängen.

Inhalte

Chancen

Eigene vertiefte Auseinandersetzung mit dem Thema.

Akteurorientierte Sachanalyse zeigt mehr Dimensionen auf, als eine bisherige Sachanalyse und hilft fokussieren.

Schwierigkeiten – Unklarheiten

Akteurorientierte Sachanalyse ist anspruchsvoll einzuhalten; es ist schwierig, dass man bei den Akteuren bleibt und nicht einfach auf andere Aspekte abdriftet.

Auswahl der Teilthemen (insbesondere stufenadäquate).

Unklar, inwiefern Kinder mit den problematischen Seiten des Themas konfrontiert werden

Geben dem Sachunterricht neue Impulse, bekannte Prinzipien werden bewusster eingesetzt.

Helfen Schwerpunkte zu setzen, die den Kindern für ihre Entwicklung und ihr späteres Leben etwas bringen.

Die didaktischen Prinzipien lassen sich auch auf den anderen Unterricht übertragen.

Schwierigkeiten – Unklarheiten

Konzentration auf die wesentlichen Prinzipien, ohne in „alte“ Muster zurückzufallen.

Beachtung aller Prinzipien in einer Unterrichtseinheit ist anspruchsvoll.

Einzelne didaktische Prinzipien

Visionsorientierung: neuartiges, faszinierendes Prinzip, hilft zu verhindern, dass der Unter-richt schwarzmalerisch wird, stufenadäquates Prinzip, Umsetzung in Klassen mit hohem Anteil fremdsprachiger Kinder anspruchsvoll.

Vernetzendes Lernen: in dieser Ausrichtung neuartiges Prinzip, faszinierend, mit den Kin-dern die komplexen Zusammenhänge hinsichtlich eines Themas zu erarbeiten, benötigt viel Hintergrundwissen, Umsetzung in heterogen zusammengesetzten Klassen anspruchsvoll, Gefahr der Überforderung einzelner Kinder.

Handlungs- und Reflexionsorientierung: bedeutsames Prinzip, wurde den Lehrerinnen durch die Erfahrungen in den UE sehr wichtig, zeitaufwändig, es bedarf eines Aufbaus (Reflektie-ren braucht Übung), benötigt einiges an sprachlichen Fähigkeiten, schriftliche Formen sind auf der Stufe kaum möglich.

Partizipationsorientierung: es muss möglich sein, einerseits auf die Interessen und Ideen der Kinder einzugehen und gleichzeitig die übergeordneten Ziele anzustreben. Unterrichtspla-nung muss flexibel sein.

Zugänglichkeit: wichtiges Prinzip, von bekannten Bereichen zu unbekannten führen, wichtig ist auch, den Kindern nicht so nahe liegende Bereiche zugänglich zu machen, beim Aktivie-ren des Vorwissens muss diesbezüglich etwas nachgeholfen werden: Fragen stellen, die in diese Richtung zum Nachdenken anregen.

Weiteres Umsetzung von BNE ist in Klassen mit grossem Anteil fremdsprachiger Kinder bzw. über-haupt in heterogenen Klassen anspruchsvoll.

Ziele einer Bildung für eine nachhaltige Entwicklung

Zur Auseinandersetzung mit den Lernzielen einer Bildung für eine nachhaltige Ent-wicklung finden sich in den Planungsgesprächen viele Aussagen. Dabei besprechen die Lehrerinnen systematisch die einzelnen übergeordneten Ziele einer Bildung für eine nachhaltige Entwicklung in Bezug auf das gewählte Thema und die Schulstufe (vgl. z.B. PP2m1WS). Diese Fokussierung auf die Ziele ermöglicht den Lehrperso-nen, aus der möglichen Vielfalt der Inhalte systematisch auszuwählen: „Du könntest drei Jahre mit dem Thema Schokolade füllen. Wichtig scheint mir die Frage, wohin wir eigentlich wollen. Die Zielformulierung“ (PP2m2WS3). Trotzdem kommen die Lehrerinnen nach der Durchführung der Unterrichtseinheiten zum Schluss, dass sie zu viele Lernziele angestrebt haben: „Weniger ist mehr“ (EP2m1WS6).

Insgesamt äussern sich die Lehrerinnen positiv in Bezug auf die für sie neuarti-gen Ziele einer Bildung für eine nachhaltige Entwicklung – aus ihrer Sicht

beschrei-ben diese Ziele äusserst relevante Kompetenzen, die mit dem Sachunterricht ange-strebt werden sollten: „Die Gewichtung der Ziele ist anders. Die Durchführung des Sachunterrichts im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung ist für mich befriedigender als mein Sachunterricht vorher, weil ich glaube, dass es eine gute Vorbereitung der Schüler auf ihr Leben sein kann. Es geht nicht nur um Sachkompetenz, sondern auch um viele andere Fähigkeiten, die sich die Schüler erwerben können“

(LJ201m5WS6). Ausgehend von den übergeordneten Richtzielen konkrete Lernziele zu formulieren, wird jedoch als anspruchsvoll erachtet. Dies zeigt sich insbesondere auch dort, wo Lernziele in Bezug auf die Vernetzung für das Thema relevanter As-pekte formuliert werden sollten: „Was mir noch auffällt, wenn wir diese Vernetzung zeigen, dann decken wir automatisch ganz viele Ziele ab. Ich finde es schwierig, zu konkreten Zielen zu kommen. Es kommt soviel auf diese Vernetzung zurück, von diesen Zielen. (…) Das Ziel ist ja, dass die Kinder sehen, es ist alles miteinander vernetzt. Aber das ist ja nachher bei jedem Thema so“ (PP2m2WS3). In Bezug auf das Lernziel „Kontrollbereiche realistisch einschätzen können“ sind sich die Lehr-personen unsicher, inwiefern dies für Kinder der 1./2. Klasse sinnvoll ist. Folgender Auszug aus einem Planungsgespräch verdeutlicht dies:

„Also, das scheint mir dort ganz wichtig, dass man das mit dem realistisch Einschätzen, dass man das eben nicht darf bei den Erstklässlern. – Ich denke eben doch und zwar rea-listisch auf ihrer Stufe. Weisst du, so rearea-listisch wie ein Erstklässler überlegt (...) – Aber auf seiner Stufe ist es realistisch, oder. Wenn er sagt, nein, ich esse keine Schoggi mehr, weisst du, er schätzt sich so realistisch ein, dass er sagt, ich esse jetzt nicht keine Schoggi mehr, nur weil wir das jetzt gesagt haben. Das ist seine ganz kleine realistische Einschät-zung, von mir aus gesehen. Und nicht wir sagen, von jetzt an tut ihr das, also halbiert ihr an Ostern alle Schoggi. Also, es gibt nur noch die Hälfte. Eine Einschätzung irgendwie, welche sie machen müssten. – Nein, ich meine eher, wenn ein Kind jetzt sagt, ich esse weniger Schokolade, ist das realistisch, hat das keinen Einfluss. Aber ich würde ihm den Glauben lassen, dass es einen Einfluss hat, denn die Haltung finde ich gut. Wenn wir den Kindern anfangen zu sagen, wo und was realistisch ist, das sollte man nicht“

(PP2m1WS3).

Als Herausforderung wird auch die gleichzeitige Ausrichtung des Unterrichts an Lernzielen und an den jeweiligen Interessen der Kinder beurteilt: „Kann ich flexibel darauf reagieren, was von den SchülerInnen kommt und die wesentlichen Ziele da-bei im Auge behalten?“ (LJ201m3WS3). Auch die Vorgabe, dass es nicht darum geht, den Kindern das „richtige“ Verhalten beizubringen, sondern mit ihnen über Vor- und Nachteile von Entscheidungen nachzudenken, fasziniert, wird aber in der Umsetzung als anspruchsvoll erlebt: „Ich stelle immer wieder fest, wie sehr ich ins

Werten komme – dafür das nötige Bewusstsein zu schaffen, ist nicht einfach. Ich möchte nicht den Kindern meine Meinung überstülpen“ (LJ205m3WS6).

Eine weitere Schwierigkeit, die die Lehrerinnen während ihrer Unterrichtspla-nung mehrmals thematisieren, sind Formen und Möglichkeiten der Beurteilbarkeit der Erreichung der Ziele einer Bildung für eine nachhaltige Entwicklung. Exempla-risch zeigt diese der folgende Dialog:

„Text schreiben [Formulieren einer Abschlussvision zu ‚was wäre, wenn’]. Es ist aber eben auch eine Art Überprüfung von Wissen, oder? – Das ist unsere Wissensüberprüfung, also Lernzielüberprüfung. Oder wie nennen wir das? Sachwissenstest wäre es eigentlich.

Lernkontrolle ist es für uns am Schluss auch gerade, oder? – Also Lernkontrolle, es kommt drauf an, ob man es vergleichen kann. – Wissen überprüfen; eigentlich geht es schon um das, bei welchen Kindern ist etwas hängen geblieben. – Aber weisst du, es ist eine viel zu offene Aufgabe. Klar kannst du da auch gewisse Sachen beurteilen. Aber es ist wahrscheinlich für Lernzielüberprüfung zu offen, als dass du da einen Vergleich ma-chen kannst. Also, wir müssen jetzt nicht Noten mama-chen, aber du könntest davon wahr-scheinlich niemals Noten machen. Es wäre total schwer, gerecht zu bewerten. Aber es gibt dir einen Eindruck, wer hat es begriffen, wer nicht. – Wer ist mitgekommen, bis zum Schluss, ja, wer ist ausgestiegen. – Es ist natürlich auch, es ist auch schon wie eine Art Anwendung von dem, was sie gelernt haben. – Eine Reflexion“ (PP2m5WS4).

Insgesamt hat die Auseinandersetzung mit den Lernzielen einer Bildung für eine nachhaltige Entwicklung die Lehrpersonen dahingehend unterstützt, die Kinder vermehrt zu fordern. Als wichtige Erkenntnis der Durchführung der Unterrichtsein-heit wird so auch Folgendes genannt: „Wahrscheinlich wäre ich weniger mutig in das Thema eingestiegen. D.h. ich hätte die Ziele anfangs weniger hoch gesteckt, um dann zu einem späteren Zeitpunkt, im Verlaufe der Einheit, herauszuspüren, wie weit ich mit dieser Gruppe Kinder gehen kann. Eine sehr wichtige Erfahrung, um aus der Defensive zu kommen. Es war vermutlich viel mehr möglich“ (LJ205m5WS6).

Unterrichtsinhalte einer Bildung für eine nachhaltige Entwicklung

Während der Planungsgespräche setzen sich die Lehrpersonen intensiv und ausführ-lich mit verschiedenen Akteuren, deren Bedürfnissen und den jeweiligen Interde-pendenzen auseinander. Ausgehend von solchen Diskussionen werden die für die Unterrichtseinheit relevanten Akteure ausgewählt. Dabei stossen die Lehrpersonen immer wieder auch auf Aspekte, zu denen ihr eigenes Sachwissen noch nicht aus-reicht. Dies wird beispielsweise aus folgendem Ausschnitt deutlich: „Und vielleicht ist er gar nicht Bauer, sondern nur angestellt. Wir müssen noch definieren, ob wir wirklich den eigenständigen Bauern im Vordergrund haben als Akteur. Produzieren