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V. Bildprogramme

1. Ornamente

Zu Ornamenten gehören alle nicht figürlichen Schmuckelemente. Bei Taufen werden sowohl Ornamentfriese als auch Girlanden aus Blattwerk oder Volu-ten angebracht. „Dekorative Ornamente im Renaissancegeschmack“ können

„keine Abgötterei“ gebären; deshalb war ornamentaler Schmuck „ungefähr-lich“44

a. Zierbänder

Geschnitzte Eierstabbänder und Zinnenfriese, aber auch profilierte und bear-beitete Leisten, die insbesondere um die Cuppa oder um die Basis der

41.Graff 1937/1994, S. 102.

42 Bei solchen Kombinationen ist das untere Teil der Taufe meist schlicht und der Deckel enthält das Programm.

43 Campenhausen 1957, S. 120, 126, 127.

44 Campenhausen 1957, S. 101.

deckel gelegt sind, gliedern und verzieren die Taufen bis zum Beginn des 18.

Jahrhunderts und dann wieder vermehrt um die Wende zum 19.Jahrhundert.

Barfelde 1663 Fürstenau um 1700 Seeburg 1651

b. Voluten

Schmuckbänder, die gegenläufig und S-förmig einrollen, sind schon aus der Renaissancezeit bekannt. Sie werden als flache Bänder gearbeitet, die scheinbar mit Nägeln befestigt werden und verändern sich im Laufe der Zeit zu zierlichen schmalen, verschnörkelten Linien. Sie schmücken häufig die Cuppa, indem sie die Wandung als geometrisches Muster überziehen. Figür-liche Ornamente umrahmen auch Kartuschen für Wappen, Inschriften oder Monogramme. Während diese Voluten-Schmuckformen überwiegend an den früheren Steintaufen erscheinen, treten die zierlichen Rocaillien vermehrt an den späteren Holztaufen auf. Voluten werden auf alle Materialien aufgemalt.

Man findet sie in Stein gemeißelt an der Cuppa, aber auch am (Ba-luster)Schaft. Aus Holz werden Voluten ausgesägt, um dann aufgesetzt den Schaftkern zu umhüllen und so zusätzlich die Cuppa zu stützen, oder um als durchbrochene Platten fächerförmig aufgestellt die Deckelplatte zu bekrönen.

Barrien 1660 Altenau 1674 Predohl 1775 Alfeld 1700

24 c. Blattwerk

Beliebtes Schmuckelement (nicht nur) an Taufen sind Blätter. Während der Barockzeit werden Akanthusblätter bevorzugt, manchmal im Zusammenhang mit den Blüten auch Rosenblätter. Wenige Taufen werden von Weinlaub um-rankt. Im Klassizismus wird das schlanke Lorbeerblatt bevorzugt.

Gebuchtete Akanthusblätter erscheinen unendlich variiert. Einzeln nebenein-ander gelegt, sich nur an den Spitzen überlappend, die Blattspitzen volutenar-tig ein- oder ausgerollt, ranken sie um Cuppa und Schaft oder schieben sich senkrecht vom Sockel nach oben. Als Blattspitzen gliedern sie den Cuppabo-den oder markieren Cuppabo-den Schaftansatz. In Kombination mit Früchten bilCuppabo-den sie Girlanden oder umrahmen wie die Voluten Wappen und Inschriften. Akan-thus45 ist eine distelähnliche Pflanze aus dem Mittelmeerraum. Das Blatt galt in der Antike als Vorbild für die korinthischen Säulenkapitelle und wurde dann wegen seiner schwingenden und flächenfüllenden Eigenschaften ein fester Bestandteil in der dekorativen Kunst.

Dem immergrünen Lorbeerblatt46 schrieb man weissagende Kräfte zu. Es wird als Symbol des Sieges und Thriumphes und wegen seiner immergrünen Farbe als Symbol für Unsterblichkeit angesehen. Die Lorbeerblätter sind pfeil-ähnlich schlank und starr. Sie werden in Anlehnung an ihre natürliche Form in flacher Geometrie dargestellt.

Deckel haben häufig einen Knauf aus einem Blätterzapfen.

Oldendorf um 1700 Celle nach 1838 Schneeren 1729

45 Becker 1995, S. 13.

46 LCI 1994, Bd. 3, Sp. 106; Becker 1995, S. 173.

d. Früchte und Blüten

Blumen47 und Früchte, die eine christliche Symbolik aufweisen, wiederholen sich als Schmuck an allen kirchlichen Ausstattungsstücken in der Barockzeit.

Früchte und Blüten mit christlicher Symbolik werden (mit Blättern) zu einem Bouquet verbunden und in Form einer Bordüre um Cuppa und Schaft oder eins von beiden gegliedert. Auch in Form einer Girlande, die in Bögen Cuppa oder Schaft umhüllt, werden Früchte und/oder Blüten als Schmuck auf die Taufe gemalt, aus Holz geschnitzt oder aus Stein gemeißelt. Zusätzlich kön-nen diese Arrangements noch mit Bändern oder Schleifen aufgelockert sein.

Durch Verwitterungen am Stein und mehrfach übereinander gelegte Farb-schichten ist es an manchen Taufen schwer zu erkennen, ob es sich um ei-nen Apfel, eiei-nen Granatapfel, eine Feige oder möglicherweise sogar um eine Orange handelt. Granatäpfel sind teilweise geöffnet, sodass man die kleinen Kerne erkennen kann.

Helmstedt 1695 Holdorf (NI) 1789 Borstel 1728

Der Apfel ist das Symbol der Sünde und des Todes (auch in Verbindung mit der Schlange), gleichzeitig aber auch das Symbol für die Vergebung der Sün-den48 (z. B. im Maul der Schlange). Der Apfel ist in Mitteleuropa eine sehr alte Kulturpflanze. Deshalb kann man davon ausgehen, dass das Symbol auch gut verstanden wurde.

Feigen49 sind im Orient mit der gleichen Symbolik wie bei uns die Äpfel belegt.

Sie werden aber von der westeuropäischen Kunst angenommen.

47 Cremer 1997, S. 59, (am Beispiel von Kirchenliedern) in den Blumen findet sich der Mensch existenziell wieder. Evangelisches Gesangbuch für die ev.-luth. Kirchen in Niedersach-sen, 1994, Nr. 384,1, 165,6. Bandmann 1969, S. 80: Pflanzen sind ein Hinweis auf das Paradies.

48 Gen.2,16. LCI 1994, Bd. 1. Sp. 123.

49 LCI 1994, Bd. 2, Sp. 22.

26 Der Granatapfel50 ist als Symbol schon in der Antike bekannt gewesen. Die christliche Kunst bezieht den Granatapfel auf Christus und die Kirche, auch als Symbol des vollkommenen Christen. Im 16. und 17. Jahrhundert wird er auf Stillleben als sakrale Andeutung dargestellt. Möglicherweise wegen seines roten Fruchtfleisches gilt der Granatapfel auch als Zeichen für Leben und Tod.

Weintrauben51 und der Weinstock sind ein verbreitetes Symbol für Christus.

Der Weinstock wird auch gleichnishaft auf die Kirche bezogen. Die Bibel weist dazu viele Zitate auf.

e. Girlanden

Girlanden, die ein häufiger Schmuck an Taufen aus allen Materialien sind, können sich, wie schon oben erläutert, aufgemalt oder plastisch gearbeitet aus Blättern, Früchten und Blüten, um die Cuppa schlingen. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts werden auch Tuchgirlanden als Dekoration für Taufen ver-wandt, die vornehmlich aus Stein gemeißelt sind.

Die Halterungen, an denen die Girlanden hängen, sind sehr vielfältig. Es kön-nen glatte, größere runde Nägelköpfe sein (überwiegend bei Tuchgirlanden), oft auch Ringe, durch die ein Band gezogen ist, das die Girlande mit einer Schleife hält. Einzelblüten bieten der Girlande genauso Halt wie Engelsköpfe, die die Fruchtgirlande über ihren Nacken laufen lassen.

Holle 1670 Parensen um 1790 Braunlage 1657

50 LCI 1994, Bd. 2, Sp. 198; Becker 1995, S. 106.

51 LCI 1994, Bd. 4, Sp. 494; Becker 1995, S. 330.