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Im Anwuchserfolg und in der Wuchsleistung bis zum Eintritt des Dickungsschlusses ergaben sich zwischen den einzelnen Pflanzzeiten deutliche Unterschiede (Abbildung 17). Als sehr ungünstig hat sich die Pflanzung im Spätsommer (Ende August bis Ende September) erwiesen. Ein hoher Pflanzenausfall (9-53 Prozent) und stockendes Wachs­

tum der überlebenden Pflanzen waren die Folgen, die auch 4 Jahre nach der Auspflan­

zung noch erkennbar waren. Bei der Herbstpflanzung (Ende Oktober) wurde ein we­

sentlich besserer Anwuchserfolg festgestellt. Die Wuchsleistung dagegen war kaum besser. Einen guten Anwuchserfolg und eine hohe Wuchsleistung zeigten die im Früh­

ling ausgepflanzten Douglasien. Der Anwuchserfolg lag im Durchschnitt über 97 Pro­

zent, und die Pflanzen waren 4 Jahre nach der Auspflanzung um mehr als eine Jahres­

trieblänge größer als bei der ungünstigen Spätsommerpflanzung. Wenn auch keine deutlichen, signifikanten Unterschiede im Kulturerfolg zwischen den einzelnen Früh­

lingspflanzzeiten nachgewiesen werden konnten, ließ sich dennoch eine optimale Pflanzzeit erkennen. Diese wird durch das sichtbare Anschwellen der Seitenknospen charakterisiert, normalerweise in der ersten Aprilhälfte.

Das Ergebnis der Pflanzzeitenanalyse, wonach die Frühlingspflanzung den besten Kulturerfolg sichert, stimmt grundsätzlich mit Beobachtungen von HESMER (1952), GöHRE (1958), SISSING (1964), NüsSLEIN (1971), DERTINGER (1972) und Huss u. SIEBERT (1976), LoHBECK (1975) und MuHLE (1976) überein. Dagegen ist ein Ausweichen auf die Spätsommerpflanzung, im Gegensatz zu Erfahrungen von JAEGER (1970), B!EDENKAPP (1964) und NüssLEIN (1971), auch bei genügenden Niederschlägen nicht zu empfehlen.

Die von HErn (1960) vorgeschlagene Herbstpflanzung kann nur als Notlösung angese­

hen werden und stellt keine echte Alternative zur Frühlingspflanzung dar.

Für die Praxis von höchster Bedeutung ist die Feststellung, daß mit gutem Erfolg praktisch während des ganzen Frühlings, von Mitte März bis Anfang Mai, gepflanzt werden kann. Die genaue Beachtung eines gewissen Entwicklungszustandes der Pflan-166

zen (HESMER, 1952; GöHRE, 1958), ist somit nicht notwendig, so daß die im Frühling oft auftretenden Arbeitsspitzen vermieden werden können. Zugleich besteht die Möglich­

keit, günstige Witterungsbedingungen besser zu berücksichtigen.

Im Vergleich zu Erfahrungen der forstlichen Praxis -DERTINGER (1972) und Russ u.

SIEBERT (1976) berichten von einem durchschnittlichen Anwuchserfolg der Frühlings­

pflanzung von 80-90 Prozent - fallen die hohen Anwuchszahlen in unserem Versuch

..c: Q.)

Abbildung 17 Einfluß der Pflanzzeit und des Pflanzverfahrens auf den Kulturerfolg im Anbauversuch.

auf. Das gute Anwuchsergebnis ist vermutlich bedingt durch die relativ hohe Pflanzen­

qualität und das sorgfältige Vorgehen bei der Pflanzenbehandlung in der Periode zwi­

schen dem Ausheben im Pflanzgarten und der Pflanzung. Nach der Meinung von DERTINGER (1972) liegt nämlich eine wichtige Ursache der hohen Pflanzenausfälle in praktischen Aufforstungen mit der Douglasie in der Unterbrechung der «Frischkette»

bei der Pflanzenmanipulation. Ferner bestätigen unsere guten Resultate mit nacktwurz­

ligen Pflanzen, daß die Verwendung von Ballenpflanzen aus wirtschaftlichen und ar­

beitstechnischen Gründen nur dort angebracht ist, wo außerhalb der üblichen Pflanzpe­

riode oder auf extremen Standorten gepflanzt wird. In solchen Fällen wird die Verwen­

dung von großvolumigen Topf- und Ballenpflanzen empfohlen, während nach bisheri­

gen Erkenntnissen die kleinvolumigen Containerpflanzen (z. B. Paperpot) kaum einen Vorteil bringen (MuHLE, 1976).

622 Ursachen des jahreszeitlich unterschiedlichen Kulture,folges 6221 Pflanzenzustand

Die Ursachen des jahreszeitlich unterschiedlichen Kulturerfolges lassen sich einer­

seits aus dem Verhalten der frisch versetzten Pflanzen während der kritischen Anwuchs­

phase in der Klimakammer erkennen. Auf der andern Seite liefert die Analyse der Zustandsveränderung der Freilandpflanzen von der Spätsommer- bis zur Frühlingspflan­

zung aufschlußreiche Erklärungen.

Die Erkenntnisse aus dem Klimakammerversuch dürfen jedoch nicht ohne Vorbehalt auf die Freilandverhältnisse des Anbauversuches übertragen werden. Die weniger günstigen ökologischen Bedingungen im Freiland verursachen eine Verlangsamung der Lebensvorgänge; der zeitliche Ablauf der Wurzelregenerierung bei der Frühlingspflan­

zung belegt dies deutlich.

Im Zusammenhang mit dem Anwuchserfolg gewinnt die Fähigkeit der Pflanze, den durch die Auspflanzung gestörten Wasserhaushalt rasch zu normalisieren, entschei­

dende Bedeutung. Diese war vom Pflanzenzustand und von den Witterungsbedingun­

gen abhängig und zeigte deutliche jahreszeitliche Unterschiede.

Der schlechte Kulturerfolg im Spätsommer läßt sich durch die erhebliche und lang andauernde Störung des Wasserhaushaltes, die auch bei günstigen Anwuchsbedingun­

gen auftrat, erklären. Trotz starker Transpirationsdrosselung war das Xylem-Wasserpo­

tential der Pflanzen sogar im optimal mit Wasser versorgten Boden wesentlich niedriger als bei angewachsenen und ungestörten Pflanzen. Diese Tatsache läßt auf eine sehr geringe Wasseraufnahme schließen.

Dagegen bewirkte die Auspflanzung im Frühling keine deutliche Störung des Wasser­

haushaltes. Es gelang den Pflanzen offenbar, den Wasserhaushalt rasch zu normalisie­

ren. Die im Vergleich zu den unversetzten Kontrollpflanzen nur geringe Transpirations­

drosselung deutet eine relativ hohe Wasseraufnahmefähigkeit des Wurzelsystems im Frühling an.

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Die Ursachen der jahreszeitlichen Unterschiede im Wasserhaushalt der frischversetz­

ten Pflanzen lassen sich aus der Höhe des Xylem-Wasserpotentials nicht erkennen, da nicht abgeleitet werden kann, ob die Wasserabgabe zu hoch oder die Wasseraufnahme zu niedrig war. Einige wichtige Hinweise dazu lassen sich erst aus der vergleichenden Analyse der jahreszeitlichen Unterschiede in der Transpiration, dem Wurzelregenerie­

rungsver:mögen, der Größe des Wurzelwerkes und dem Sproß/Wurzel-Verhältnis gewin­

nen.

Als primäre Ursache der jahreszeitlichen Unterschiede in der Wasserbilanz von versetzten Pflanzen wurde das unterschiedliche Wurzelregenerierungsvem1ögen erkannt.

Dies steht im Einklang mit Beobachtungen von HAVRANEK u. TRANQUILLINI (1972) an europäischer Lärche und HAVRANEK (1975) und LüPKE (1976) an Fichte. Um den Wasserhaushalt zu verbe_ssern, genügte in den genannten Untersuchungen schon eine minimale Wurzelregeneration.

In unserer Untersuchung war bei der Douglasie die Wurzelregenerierung im Spät­

sommer nur gering und zögernd. Das Wurzelwachstum ging schon bei einer leichten Bodenaustrocknung stark zurück. Im Frühling dagegen konnte bei allen Pflanzen bei ausreichender Bodenwasserversorgung bereits 8 Tage nach der Auspflanzung ein üppi­

ges Wurzelwachstum beobachtet werden.

Über die Ursachen der geringen Regenerationsfähigkeit der Wurzeln im Spätsommer können nur Vermutungen angestellt werden.

Nach LAVENDER u. CLEARY (1976) sind die Wurzelregenerierungsfähigkeit und das Anwuchspotential sehr gering, wenn die Douglasie während der initialen Phase der R uhepauseperiode im Spätsommer versetzt wird. Die Ergebnisse dieser Arbeit und diejenigen früherer Untersuchungen (LAVENDER, 1964; HERMANN, LAVENDER u. ZAERR, 1972) lassen auf einen engen Zusammenhang zwischen dem Ruhepausezyklus, der Pflanzzeit und dem Anwuchspotential schließen.

HA VRANEK u. TRANQUILLINI (1972) vermuten, daß die Pflanzen im Spätsommer nur wenige R eservestoffe besitzen oder diese nicht mobilisieren können. Auf die Bedeutung der Reservestoffe für die Wurzelregenerierung weisen auch die Untersuchungen von STONE u. JENKINSON (1970) an Pinus ponderosa hin. Einen Hinweis über die wahrschein­

liche Bedeutung der verfügbaren Reservestoffe für die Wurzelregenerierung finden auch wir in den Ergebnissen der Trockengewichtsanalyse von im Spätsommer und im Früh­

ling ausgehobenen Pflanzen, sowohl im Freiland als auch im Austrocknungsversuch.

Bei gleichem äußerem Aussehen (Pflanzenhöhe und -durchmesser) waren die Pflanzen im Frühling signifikant um rund 11 Prozent (Freiland) bis 40 Prozent (Klimakammerver­

such, versetzt) schwerer als im Spätsommer, wobei eine wesentliche Trockengewichtszu­

nahme der beiden speichernden Organe, des Sprosses und der Wurzeln, festgestellt wurde. Dies stimmt mit Beobachtungen von LüPKE (1975) bei der Fichte überein: Er stellte von Ende August bis zum folgenden Frühling (3. April) eine Zunahme von 38 Prozent fest. Die Zunahme des Wurzelgewichtes erfolgte allerdings, wenigstens zum Teil, auch wegen der effektiven Vergrößerung des Wurzelwerkes im Winterhalbjahr.

Da zwischen der Wurzelgröße und der Anzahl neuer Wurzeln statistisch ein deutlicher Zusammenhang besteht, wäre damit das größere Wurzelwerk im Frühling eine weitere

mögliche Ursache der höheren Regenerationsfähigkeit der Wurzeln zu dieser Zeit.

LüPKE (1973b) vermutet zudem, daß die Größe des Altwurzelwerkes den Wasserhaus­

halt der frischversetzten Pflanzen, zumindest in der Zeit unmittelbar nach der Pflan­

zung, direkt beeinflußt, indem es eine bessere Wasseraufnahme gestattet und ein größe­

res Bodenvolumen erschließt.

Eine weitere Ursache für die unterschiedliche Wasserhaushaltstörung der zu ver­

schiedenen Jahreszeiten versetzten Douglasienpflanzen dürfte auch das im Spätsommer ungünstige Sproß/Wurzel-Verhältnis darstellen. Seine Bedeutung für den Wasserhaushalt einer Pflanze wird nämlich in zahlreichen Arbeiten betont (HA VRANEK u. TRANQUILLINI, 1972; LüPKE, 1973b; HAVRANEK, 1975). In unseren Untersuchungen im Freiland und in der Klimakammer konnten wir eine deutliche Verbesserung des Sproß/Wurzel-Verhält­

nisses vom Spätsommer bis zum Frühling nachweisen. Dies deckt sich mit den bereits erwähnten Beobachtungen von LüPKE (1975) bei der Fichte und solchen von LoHBECK (1975) bei der Douglasie. Ein direkter Beweis für die Bedeutung des Sproß/Wurzel-Ver­

hältnisses für den Wasserhaushalt von frischversetzten Pflanzen konnte im Klimakam­

merversuch nicht erbracht werden. Im Anbauversuch dagegen wurde zwischen dem H/D-Verhältnis, das in engem Zusammenhang mit dem Sproß/Wurzel-Verhältnis steht, und dem Anwuchserfolg eine deutliche Abhängigkeit nachgewiesen.

Ob der von BECKER (1974) und MITSCHERLICH u. KüNSTLE (1975) beobachtete Jahres­

gang der Transpiration ebenfalls eine mögliche Ursache des gestörten Wasserhaushaltes und damit eines schlechten Kulturerfolges im Spätsommer ist, konnte mit unserem Versuch nicht beantwortet werden. Aus den erwähnten Arbeiten geht hervor, daß die Douglasie im Spätsommer zwei- bis dreimal stärker transpiriert und dementsprechend auch mehr Wasser benötigt als im Frühling. Unsere Beobachtungen im Klimakammer­

versuch deuten ein solches Transpirationsverhalten der Douglasie zumindest an.

6222 Witterung

Der Einfluß der Witterung auf das Verhalten der frischversetzten Pflanzen während der kritischen Anwuchsphase und auf den Anwuchserfolg hängt vom physiologisch bedingten Anwuchspotential ab und zeigt deutliche jahreszeitliche Unterschiede. Diese Feststellung wurde bereits im Anbauversuch bei der Untersuchung der Witterungsein­

flüsse auf den Anwuchserfolg im Kapitel 3514 gemacht und später durch die Versuchs­

ergebnisse im Klimakammerversuch bestätigt.

Sehr trockenheitsempfindlich waren die im Spätsommer versetzten Douglasienpflan­

zen. Wegen des niedrigen Anwuchspotentials war ihr Wasserhaushalt bereits bei optima­

ler Bodenfeuchte gestört und verschlechterte sich mit zunehmender Bodenaustrock­

nung sehr rasch. Dies erklärt die hohen Pflanzenausfälle im Spätsommer und weist auf die große Bedeutung günstiger Witterungsverhältnisse, insbesondere einer optimalen Bodenfeuchte, für den Erfolg der spätsommerlichen Pflanzung hin.

Im Frühling dagegen waren das Anwuchspotential und die Trockenheitstoleranz sehr hoch, so daß der Anwuchserfolg durch die gelegentlichen kurzen Trockenperioden nicht beeinträchtigt wurde. Auch diese Feststellung steht im Einklang mit Beobachtungen im 170

Anbauversuch, wo trotz Trockenperioden im April und Mai 1971 und im März 1972 durchwegs ein guter Anwuchserfolg festgestellt wurde (Anhang 1-4).

Ein weiteres, wichtiges Ergebnis der vorliegenden Untersuchung ist die Erkenntnis, daß ungünstige Wittemngsbedingungen - dies konnte im Klimakammerversuch aller­

dings nur für den Bodenwasserstreß nachgewiesen werden - das Gedeihen der frischver­

setzten, nicht angewachsenen Douglasienpflanzen wesentlich stärker beeinträchtigen, als dies bei den ungestörten Pflanzen beobachtet wurde.

Das erhöhte Anbaurisiko durch ungünstige Witterung läßt sich bereits durch die Wahl der optimalen Pflanzzeit verringern. Es besteht aber auch die Möglichkeit der direkten Verbesserung der mikroklimatischen Verhältnisse, wie dies mit dem Anbau unter Schirm oder im Seitenschutz erreicht werden kann. Dadurch können die Boden­

austrocknung und hohe Transpirationsverluste reduziert werden. Diese Maßnahmen sind besonders wichtig, wenn das Anwuchspotential ohnehin schon klein ist.

Die Ergebnisse der Untersuchungen im Freiland und unter kontrollierten Klima­

kammerbedingungen lassen den Pflanzenzustand als primäre Ursache des jahreszeitlich unterschiedlichen Kulturerfolges erkennen. Die ungünstige Witterung wurde erst zum limitierenden Faktor - extreme Situationen ausgeschlossen -, wenn sie zusammen mit einem ungünstigen Pflanzenzustand, wie dies im Spätsommer der Fall war, auftrat. Dies entspricht der Meinung von LoHBECK (1975), der vermutet, daß bei der Pflanzung im Spätsommer (20. September) und im Herbst (4. Oktober) die stark verringerte Vitalität in hohem Maße vom physiologischen Zustand des Pflanzenmaterials und erst in zweiter Linie von den herrschenden Anwuchsbedingungen bestimmt wird.