• Keine Ergebnisse gefunden

Naturschutzfachliche Zielkonflikte

Aufgrund der Vielzahl von Lebensraumtypen und Arten können naturschutzfachliche Ziel-konflikte auftreten. ZielZiel-konflikte liegen gemäß MaP-Handbuch dann vor, wenn innerhalb ei-nes Natura 2000-Gebiets eine konkrete Fläche von mehreren zu schützenden oder zu för-dernden Arten oder Lebensraumtypen besiedelt beziehungsweise eingenommen werden kann, ein gleichzeitiges Vorkommen aber nicht möglich ist.

In solchen Fällen muss nach fachlichen Gesichtspunkten entschieden werden, welche Art oder welcher Lebensraumtyp vorrangig zu schützen beziehungsweise zu fördern ist. Bei der fachlichen Abwägung solcher Zielkonflikte ist entscheidend, welche Bedeutung den betroffe-nen Lebensraumtypen oder Arten innerhalb des Schutzgebietsnetzes Natura 2000 zukommt.

Neben der internationalen und regionalen Bedeutung eines Vorkommens ist hierbei auch zu berücksichtigen, wie eng ein Vorkommen an eine Fläche gebunden ist.

Gewässerbegleitende Lebensraumtypen

Zielkonflikte bestehen zwischen der Erhaltung bzw. Entwicklung des prioritären Lebens-raumtyps [91E0*] Auenwälder mit Erle, Esche, Weide und der mit ihm in Kontakt stehenden Lebensraumtypen [3260] Fließgewässer mit flutender Wasservegetation, [6431] Feuchte Hochstaudenfluren und [3140] Kalkreiche, nährstoffarme Stillgewässer mit Armleuchteral-gen.

Der Anteil der Auenwälder überwiegt vor allem entlang der größeren Bäche, die als Lebens-raumtyp [3260] Fließgewässer mit flutender Vegetation ausgewiesen wurden. Kleinere Bä-che werden hauptsächlich vom Lebensraumtyp Feuchte Hochstaudenfluren begleitet. Eine in der Regel jährlich durchgeführte Mahd bis an den Grabenrand, verhindert das Aufkommen von Gehölzen, die sich mittel- bis langfristig natürlicherweise zu einem Traubenkirschen-Erlen-Eschenwald entwickeln würden. Dies entspricht bei einer entsprechenden Ausbildung dem Lebensraumtyp Auenwälder. Vor allem beim Vorhandensein von Hochstaudenfluren mit durchschnittlichem bzw. beschränktem Erhaltungszustand oder solchen, die gar nicht als Lebensraumtyp im Sinne der FFH-Richtlinie aufgefasst wurden, wird der Entwicklung des prioritären Lebensraumtyps [91E0*] Auenwälder mit Erle, Esche, Weide Vorrang eingeräumt.

Bei einer entsprechenden Fließgewässerdynamik werden raumzeitlich betrachtet immer wie-der neue Standorte für Feuchte Hochstaudenfluren entstehen, so dass Offenhaltungsmaß-nahmen nur in außergewöhnlichen Fällen erforderlich sind (z.B. bei besonders artenreichen Flächen oder zur Realisierung von Artenschutzbelangen).

Bei den Kalkreichen, nährstoffarmen Stillgewässern mit Armleuchteralgen [3140] ist eine gewisse Sonneneinstrahlung zur Ausbildung einer Lebensraumtypischen Unterwasservege-tation notwendig. Aufgrund der Seltenheit des Lebensraumtyps wird hier eine punktuelle Auf-lichtung des Gehölzgürtels empfohlen.

Grünland-Lebensraumtypen

Bei besonders mageren Ausprägungen des Lebensraumtyps [6510] Magere Flachland-Mähwiesen besteht eine enge Verzahnung mit dem Lebensraumtyp [6212] Kalk-Magerrasen.

Durch weitere Aushagerung der Standorte wäre in einigen Fällen eine vollständige Entwick-lung zu Magerrasen möglich. Es bestehen im Gebiet Übergänge zwischen den beiden Le-bensraumtypen, die sowohl in die eine als auch in die andere Richtung entwickelt werden können. Aufgrund der Vielzahl wertgebender Tier- und Pflanzenarten in den Kalk-Magerrasen wurde im vorliegenden Managementplan in der Regel Maßnahmen für den Le-bensraumtyp [6212] entwickelt.

Grundsätzlich sind Streuobstbestände wertvolle Lebensräume für Vögel, Kleinsäuger und Insekten. Zudem stellen sie ein wichtiges Kulturlandschaftselement dar. Die Neu- oder Nachpflanzung von Streuobstwiesen mit hochstämmigen Obstbäumen ist daher sinnvoll und zur Verbesserung des Quartier- und Nahrungsangebotes für Fledermäuse notwendig. Aller-dings führt eine zu dichte Bepflanzung zu einer starken Beschattung der Wiesen (Verdrän-gung lichtbedürftiger Arten) und bei ausbleibender Ernte zu einer Eutrophierung durch das Fallobst. Häufig kann das Grünland zudem nicht mehr flächig bewirtschaftet werden und vergrast oder verbracht. Es wird daher empfohlen, neue Streuobstwiesen nicht auf bislang freien Flächen des Lebensraumtyps [6510] oder seiner Entwicklungsflächen anzulegen. Zur Verbesserung des Lebensraumtyps [6510] auf Flächen mit bereits bestehendem Baumbe-stand wird empfohlen, bei der Nach- und Neupflanzung von Mittel- und Hochstämmen auf einen genügend großen Pflanzabstand (mind. 12 bis 20 m) zu achten. Sollte dieser nicht gegeben sein, sollte bei abgängigen Bäumen keine Nachpflanzung erfolgen.

5 Erhaltungs- und Entwicklungsmaßnahmen

Allgemein

Maßnahmen können grundsätzlich nur für die im Standarddatenbogen aufgeführten Lebens-raumtypen und Arten formuliert werden. Entsprechend der Vorgehensweise bei der Zieler-mittlung, wird der ermittelte und empfohlene Bedarf entweder als notwendige Erhaltungs-maßnahme und als wünschenswerte EntwicklungsErhaltungs-maßnahme dargestellt. Auf Grundlage der formulierten Erhaltungs- und Entwicklungsziele wurden in diesem Managementplan Empfehlungen für Erhaltungs- und Entwicklungsmaßnahmen erarbeitet.

Erhaltungsmaßnahmen sind geeignet, bestehende Lebensraumtypen und Lebensstätten von Arten in ihrem Zustand (Status quo) zu erhalten. Sie sollen eine Verschlechterung der Qua-lität der gemeldeten Vorkommen auf Ebene des Natura 2000-Gebiets verhindern.

Eine Entwicklungsmaßnahme soll den Erhaltungszustand eines bestehenden Lebensraum-typs oder einer bestehende Lebensstätte verbessern oder neue Lebensraumtypen und Le-bensstätten schaffen.

Maßnahmendarstellung

Die Maßnahmen sind numerisch nach dem Maßnahmenschlüssel des Handbuchs zur Er-stellung von Managementplänen für die Natura 2000-Gebiete in Baden-Württemberg (LUBW 2008) geordnet.

Aus Gründen der Übersichtlichkeit wurden den einzelnen Lebensraumtypen und Arten, ne-ben der vom Verarbeitungsprogramm vorgegene-benen Nummer, Buchstane-ben zugeordnet (vgl.

Tab. 14). Die Groß- und Kleinbuchstaben entscheiden über die Art der Maßnahme. Bei Großbuchstaben handelt es sich um eine Erhaltungsmaßnahme (z.B. „A“), bei Kleinbuchsta-ben um eine Entwicklungsmaßnahme (z.B. „a“). Die Kombination aus Buchstabe und Num-mer (z.B. A1) steht für eine bestimmte Maßnahme bezogen auf einen bestimmen Lebens-raumtyp oder eine bestimmte Art. Bei einigen LebensLebens-raumtypen und Arten kann auf die Empfehlung von Erhaltungsmaßnahmen verzichtet werden. Dies ist mit einem „#“ und dem jeweiligen Buchstaben für einen bestimmten Lebensraumtyp oder eine bestimmte Art ge-kennzeichnet (z.B. „A#“ für den Lebensraumtyp „Kalkreiche, nährstoffarme Stillgewässer mit Armleuchteralgen“ [3140]).

Tab. 14 Übersicht der für die einzelnen Lebensraumtypen und Arten verwendeten Buchstaben bei der Maßnahmenplanung.

LRT-Code Lebensraumtyp

Erhaltungs-maßnahme

Entwicklungs-maßnahme Bearbeiter [3140] Kalkreiche, nährstoffarme

Stillge-wässer mit Armleuchteralgen A a Planersteller

[3260] Fließgewässer mit flutender

Was-servegetation B b Planersteller, FVA

[5130] Wacholderheiden C c Planersteller

[6110*] Kalk-Pionierrasen D d Planersteller

[6212] Kalk-Magerrasen E e Planersteller

[6212*] Kalk-Magerrasen, besondere

Be-stände F f Planersteller

[6230*] Artenreiche Borstgrasrasen G g Planersteller

[6411] Pfeifengraswiesen H h Planersteller

[6431] Feuchte Hochstaudenfluren J j Planersteller, FVA

[6510] Magere Flachland-Mähwiesen K k Planersteller

[6520] Berg-Mähwiesen L l Planersteller

[7220*] Kalktuffquellen M m Planersteller

[7230] Kalkreiche Niedermoore N n Planersteller

[8210] Kalkfelsen mit Felsspaltenvegetation O o Planersteller, FVA

[9110] Hainsimsen-Buchenwald P p FVA

[91E0*] Auenwälder mit Erle, Esche, Weide Q q Planersteller, FVA

[1014] Schmale Windelschnecke R r Planersteller

[1061] Dunkler

Wiesenknopf-Ameisenbläuling S s Planersteller

[1308] Mopsfledermaus T t LUBW

[1321] Wimperfledermaus U u LUBW

[1323] Bechsteinfledermaus V v LUBW

[1324] Großes Mausohr W w LUBW

[1902] Frauenschuh X x FVA