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Magere Flachland-Mähwiesen [6510]

3.2 Lebensraumtypen

3.2.9 Magere Flachland-Mähwiesen [6510]

Anzahl Erfassungseinheiten 126

Fläche (ha) 220,64

Flächenanteil am Natura 2000-Gebiet 21,37 %

Erhaltungszustand A: 5,3 %, B: 49,4 %, C: 45,3 %

Beschreibung

Zum Lebensraumtyp Magere Flachland-Mähwiesen werden überwiegend artenreiche und blumenbunte Mähwiesen und Mähweiden gezählt. Diese sind in der Regel vielschichtig, reich strukturiert, bisweilen arm an Obergräsern und durch die unterschiedliche Basen-, Nährstoff- und Wasserversorgung im Gebiet in verschiedenen Ausprägungen vorhanden.

Der Hauptteil der Bestände ist mit zahlreichen Kennarten ausgestattet und lässt sich den Tal-Glatthaferwiesen (Arrhenatheretum elatioris) zuordnen. Besonders artenreich sind die Salbei-Glatthaferwiesen (Arrhenatheretum salvietosum) die auf mageren und trockenwarmen Standorte mit Arten wie Aufrechter Trespe (Bromus erectus), Wiesen-Salbei (Salvia praten-sis), Gewöhnliches Zittergras (Briza media), Wiesen-Flockenblume (Centaurea jacea) und Acker-Witwenblume (Knautia arvensis) auftreten. Die Dominanz der Aufrechten Trespe (Bromus erectus) nimmt dabei in den Beständen gelegentlich beeinträchtigende Ausmaße an. Bei besonders trockenwarmen und mageren Standortsbedingungen zeigen Arten wie Schafschwingel (Festuca ovina), Gewöhnlicher Wundklee (Anthyllis vulneraria) oder Kleines Habichtskraut (Hieracium pilosella) einen Übergang zum Lebensraumtyp Kalkmagerrasen an.

Salbei-Glatthaferwiesen sind hauptsächlich im östlichen Teil des Natura 2000-Gebiets aus-gebildet und in geneigten Lagen oft von Obstbäumen bestanden. Die Streuobstwiesen för-dern den Strukturreichtum im Gebiet und sind vor allem aus faunistischer Sicht wertvolle Landschaftselemente. Unter den Baumkronen bilden die Glatthaferwiesen häufig Grasdomi-nanzen aus. Ursächlich hierfür sind der Schattenwurf der Krone und eine Nährstoffanreiche-rung durch liegengebliebenes Fallobst (s. Kap. 4.3).

Neben den beschriebenen mageren Ausprägungen gibt es im Natura 2000-Gebiet auch typi-sche Glatthaferwiesen (Arrhenatheretum typicum), die deutlich dichtwüchsigere Bestände aufweisen. Diese sind von hochwüchsigen Gräsern wie Glatthafer (Arrhenatherum elatius), Wiesen-Knäuelgras (Dactylis glomerata) und Wiesen-Fuchsschwanz (Alopecurus pratensis) geprägt. Nährstoffzeiger wie Bärenklau (Heracleum sphondylium) und Wiesen-Kerbel (Anthriscus sylvestris) treten verstärkt auf.

Auf den höher gelegenen und durch eine bessere Wasserversorgung gekennzeichneten Flächen des westlichen Bereichs des Natura 2000-Gebiets sind nahezu ausschließlich pro-duktivere und dichtwüchsige Bestände zu finden. Dort finden sich hauptsächlich frische bis feuchte Wiesen, die Feuchtezeiger wie Wiesen-Knöterich (Persicaria bistorta), Kohldistel (Cirsium oleraceum) und Mädesüß (Filipendula ulmaria) aufweisen (Arrhenatheretum cirsie-tosum oleracei).

Die hauptsächliche Nutzung der Mageren Flachland-Mähwiesen des Natura 2000-Gebiets besteht in einer zwei- bis dreischürigen Mahd mit Abräumen des Mähguts. Besonders schwachwüchsige magere Bestände werden ein- bis zweimal pro Jahr gemäht. Gemulchte Flächen und Flächen auf denen das Mähgut liegen gelassen wurde, konnten ebenfalls fest-gestellt werden. Ein geringer Anteil der Wiesen unterliegt einer Nutzungsaufgabe. Intensiver genutzte Wiesen sowie Brachen, die nur gering mit Kennarten ausgestattet sind, wurden als Entwicklungsflächen ausgewiesen.

Vereinzelt, wie z.B. nördlich von Grünmettstetten, werden Wiesen von Schafen oder Rindern auch beweidet bzw. nachbeweidet.

Verbreitung im Gebiet

Magere Flachland-Mähwiesen nehmen 221 ha des Natura 2000-Gebiets ein und sind in na-hezu allen Offenland-Teilgebieten zu finden. Ausnahmen bilden die Teilfläche südlich von Freudenstadt und zwei kleine Teilbereiche an der Bahnlinie Horb-Freudenstadt.

Charakteristische Pflanzenarten

Die Glatthaferwiesen werden neben dem namensgebenden Glatthafer (Arrhenatherum elati-us) vor allem aus Wiesen-Knäuelgras (Dactylis glomerata), Wiesen-Fuchsschwanz (Alopecu-rus pratensis), Wiesen-Schwingel (Festuca pratensis), Flaumigem Wiesenhafer (Helictotri-chon pubescens !), Echtem Rotschwingel (Festuca rubra), Gewöhnlichem Zittergras (Briza media !), Wiesen-Fuchsschwanz (Alopecurus pratensis), Gewöhnlichem Ruchgras (Antho-xanthum odoratum !) sowie regionaltypisch aus der Aufrechten Trespe (Bromus erectus) aufgebaut.

Die trockenen Salbei-Glatthaferwiesen weisen dabei einen hohen Anteil von Kräutern auf, aufgebaut aus Arten wie der Gewöhnlichen Wiesenschafgarbe (Achillea millefolium), Wie-sen-Glockenblume (Campanula patula !), Skabiosen-Flockenblume (Centaurea scabiosa), Acker-Witwenblume (Knautia arvensis !), Wiesen-Margerite (Leucanthemum ircutianum), dem Knolligen Hahnenfuß (Ranunculus bulbosus), Zottigen Klappertopf (Rhinanthus alecto-rolophus !), Kleinem Wiesenknopf (Sanguisorba minor), Kleinem Klappertopf (Rhinanthus minor !) und Wiesen-Salbei (Salvia pratensis !).

Die Mageren Flachland-Mähwiesen im Westen des Gebiets (Übergang zum Schwarzwald) sowie solche in Talniederungen sind durch eine Reihe von Feuchtezeiger gekennzeichnet:

Hain-Flockenblume (Centaurea nigra subsp. nemoralis */V), Kohldistel (Cirsium oleraceum), Kuckucks-Lichtnelke (Lychnis flos-cuculi), Große Pimpernell (Pimpinella major), Großer Wie-senknopf (Sanguisorba officinalis), Sauerampfer (Rumex acetosa) und Wiesen-Knöterich (Persicaria bistorta), während die Arten der trockenen Standorte ganz fehlen bzw.

stark zurücktreten.

Arten mit besonderer naturschutzfachlicher Bedeutung

Die Mageren Flachland-Mähwiesen sind in Baden-Württemberg noch weit verbreitet. Ent-sprechend finden sich viele der typischen und charakteristischen Pflanzen- und Tierarten aktuell noch nicht in den Roten Listen. Dennoch konnten im Gebiet mit der Büschel-Glockenblume (Campanula glomerata), der Arznei-Schlüsselblume (Primula veris) und der Feldgrille (Gryllus campestris) Arten der Vorwarnliste (V) Baden-Württembergs in den Wie-sen gefunden werden. Selten ist in den feuchten WieWie-sen zudem die gefährdete Trollblume (Trollius europaeus 3/3) anzutreffen.

Der Lebensraumtyp ist oft eng mit den Magerrasen verzahnt. Häufig sind in den Wiesen sehr kleinräumig Säume und Wegraine integriert. Entsprechend kommen eine Reihe der typi-schen Magerrasenarten auch in einem kleinen Teil der Mageren Flachland-Mähwiesen vor.

Darunter sind Gewöhnlicher Wundklee (Anthyllis vulneraria V/V) und Gewöhnliches

Sonnen-röschen (Helianthemum nummularium V/*). Die Bienen-Ragwurz (Ophrys apifera V/V), die Gewöhnliche Natternzunge (Ophioglossum vulgatum 3/3), die Mücken-Händelwurz (Gymna-denia conopsea V/V) und die Bocks-Riemenzunge (Himantoglossum hircinum 3/3) kommen laut Vorkartierung ebenfalls in Mageren Flachland-Mähwiesen vor.

Erhaltungszustand

Die Mageren Flachland-Mähwiesen des Gebiets weisen insgesamt einen guten Erhaltungs-zustand auf. Mit 109,7 ha entfällt etwa die Hälfte des Bestandes an Mageren Flachland-Mähwiesen auf die Wertstufe B. Mit 11,7 ha sind zudem hervorragend entwickelte Bestände des Lebensraumtyps mit Wertstufe A vorhanden. Diese besonders artenreichen und mage-ren Mähwiesen finden sich zerstreut im gesamten östlichen Bereich des Gebiets. Die restli-che Flärestli-che des Lebensraumtyps von 99,7 ha fällt in die Wertstufe C.

Beeinträchtigungen ergeben sich zumeist aus einer zu intensiven Nutzung. Einige der Wie-sen werden bereits sehr früh und in der Folge zu häufig geschnitten. Dies führt zu einem schleichenden Rückgang der Kräuter, da diese nicht zur Samenbildung heranreifen können.

Ein ähnlicher Effekt stellt sich auch bei zu spätem Mähzeitpunkt ein. In sehr hochwüchsigen Wiesen unterdrücken hochgewachsene Gräser bodennahe Kräuter. Beeinträchtigungen durch zu geringe Nutzung oder aufgrund fehlender Nutzung konnten selten festgestellt wer-den.

Weitere Beeinträchtigungen bestehen durch Einsaaten mit Untergräsern wie Deutsches Weidelgras (Lolium perenne) oder Kammgras (Cynosurus cristatus). Durch die Einsaat wird der Ertrag erhöht, gleichzeitig verringert sich jedoch das Arteninventar.