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1 EINLEITUNG

1.1 Die Nase und Nasenschleimhaut

1.1.1 Anatomische und funktionelle Daten der Nase und Nasenschleimhaut

Die äußere Nase besteht aus einem teils knöchernen, größtenteils knorpeligen Skelett. Im Inneren der Nase unterscheidet man das Vestibulum nasi von der eigentlichen Cavitas nasi.

Der Nasenvorhof ist zum größten Teil von einem mehrschichtigen verhornten Platten-epithel mit Talg- und Schweißdrüsen ausgekleidet. In seiner Haut wachsen zahlreiche dicke Haare (Vibrissae), die größere Staubpartikel aus der Atemluft filtern. Im hinteren Teil des Vestibulum nasi geht das Epithel in ein mehrschichtiges hochprismatisches Epithel und schließlich in das typische respiratorische Epithel über, welches den größten Teil der Nasenhöhle auskleidet.

Abb. 1 Aufbau der Nase (entnommen aus http.allergie.qualimedic.de/Nase.html)

Das teils knöcherne, teils knorpelige Septum nasi trennt die Nasenhaupthöhle in zwei Räume, die jeweils durch drei von der seitlichen Nasenwand entspringende Nasen-muscheln in einen oberen, mittleren und unteren Nasengang gegliedert werden. Dies führt zur Laminarisierung des Luftstroms mit einem verminderten Luftwiderstand und zur Ver-größerung der Nasenhöhlenoberfläche (s. Abb. 1, GREVERS 2000, JUNQUEIRA et al.

2002).

Die Wand der luftleitenden Atemwege lässt sich in drei Schichten gliedern (s. Abb. 2):

• Tunica mucosa, bestehend aus Lamina epithelialis und Lamina propria

• Tunica fibromusculocartilaginea

• Tunica adventitia.

Die Lamina epithelialis der Tunica mucosa (Schleimhaut) wird vom respiratorischen Epithel gebildet und dient zusammen mit den mukösen und serösen Drüsen der darunter-liegenden Schichten der Anfeuchtung und Reinigung der Atemluft.

Das respiratorische Epithel ist ein mehrreihiges Flimmerepithel mit Becherzellen, das bis zu sechs verschiedene Zelltypen enthalten kann: kinozilientragende Zellen, Becherzellen, Epithelzellen mit Mikrovilli, Sinneszellen, endokrine Zellen, undifferenzierte Basalzellen (JUNQUEIRA et al. 2002).

Das der Reinhaltung der Atemwege dienende System wird als mukoziliare Clearance be-zeichnet und kann durch verschiedenste Faktoren in seinem Gleichgewicht gestört werden.

Die Lamina propria der Tunica mucosa besteht aus einem lockeren retikulären Binde-gewebe und wird durch eine unterschiedlich stark ausgeprägte Basalmembran (1,6 – 10 µm) von der Lamina epithelialis mucosae getrennt. Sie enthält zahlreiche Zellen der Ab-wehr wie Makrophagen, Granulozyten, Lymphozyten und Plasmazellen, seromuköse Drüsenkomplexe, ein ausgedehntes, kompliziertes Gefäßnetz (KNIPPING et al. 2004, BARANIUK und KALINER 1990, KNIPPING et al. 2000) sowie ein weitverzweigtes Nervenfasernetz. Der komplexe nervale Steuerungsmechanismus unterliegt sympathischen, parasympathischen und sensorischen Impulsen.

Bereits Galen (129-199 n. Chr.) stellte Überlegungen zur Funktion der Nasenschleimhaut an; erste umfassende morphologische Untersuchungen reichen bis ins 19. Jahrhundert zurück (KNIPPING et al. 2004). Funktionell besteht die Nasenschleimhaut aus zwei zu unterscheidenden Regionen: die Regio olfactoria im Bereich des Daches der Nasenhaupt-höhle, der oberen Nasenmuschel und der gegenüberliegenden Anteile der kranialen Septumschleimhaut übernimmt die Riechfunktion. Das dort vorkommende olfaktorische Epithel unterscheidet sich vom respiratorischen Epithel durch das Fehlen von Becherzellen sowie den rein serösen Charakter der darunter liegenden so genannten Bowman-Spüldrüsen. Die übrige Nasenschleimhaut, hier insbesondere die unteren und mittleren Nasenmuscheln sowie die Intumescentia septi nasi anterior, werden der Regio respiratoria zugeordnet.

Als vorgeschaltetes Organ für die tieferen Atemwege muss die respiratorische Nasen-schleimhaut zahlreichen Aufgaben (Befeuchtung, Erwärmung, Reinigung der Atemluft, Regulation des nasalen Atemwegswiderstandes, unspezifische und spezifische

Immun-abwehr, Klang- und Lautbildung, Geruchssinn) gerecht werden (GREVERS 2000, KNIPPING et al. 2004). Der morphologische Aufbau der Nasenschleimhaut (s. Abb. 2) trägt dabei den einzelnen Funktionen Rechnung.

Abb. 2 Schleimhaut der Nase (entnommen aus JUNQUEIRA et al. 2002, S. 296)

Dargestellt sind venöse Plexus (VL), Lamina propria (LP), Arterien (A), arteriovenöse Anastomosen (AA), abführende Venen (V), Intimapolster mit Sphinkterfunktion (S), seromuköse Glandulae nasales (MG), endoepitheliale Drüsen (EG), Becherzellen (GC), Basallamina (BL), Knochen des Nasenskeletts (Bo) mit Periost (P), Lymphgefäß (LV)

Der nasale Zyklus bzw. pathologische Funktionszustände des endonasalen Schwellge-webes bestimmen die Durchgängigkeit der nasalen Atemluftpassage. Die seromukösen Drüsen produzieren einen wesentlichen Anteil des Nasensekretes und bilden einen schützenden Sekretfilm als Grundlage des mukoziliaren Transportes. Durch spezifische Anteile des produzierten Nasensekretes (Immunglobulin A, Lysozym, Laktoferrin,

Enzyme, Proteaseinhibitoren) tragen sie zur Immunabwehr der oberen Atemwege bei (RAPHAEL et al. 1991).

Für die Regulation der umfangreichen und physiologisch bedeutsamen Funktionen der respiratorischen Schleimhaut sind komplexe nervale Steuerungsmechanismen notwendig, die einer Beeinflussung durch verschiedene interne und externe Reize unterliegen.

Neben den klassischen Neurotransmittern des vegetativen Nervensystems (Noradrenalin, Acetylcholin) sind Neuropeptide wie VIP, CGRP, SP und NPY sowie NO an den nervalen Kontrollmechanismen beteiligt. Ein Netzwerk aus sensorischen, sympathischen und para-sympathischen Nervenfasern stellt den Schutz vor externen und internen Schleimhaut-irritationen sicher. Blutgefäße und Drüsen unterliegen darüber hinaus dem Einfluss von endothelialen und humoralen Faktoren. Bei verschiedenen Rhinopathien bestimmen sensorische Neuropeptide sowie einige Entzündungsmediatoren den pathophysiologischen Verlauf und können zu einer neurogenen Entzündung der Nasenschleimhaut führen (KNIPPING et al. 2004).

1.1.2 Nervale Versorgung der Nasenschleimhaut

Die Nasenschleimhaut verfügt über ein reichhaltiges Netz nervaler Versorgung: Die sensible Innervation erfolgt über den Nervus trigeminus, die Steuerung der vegetativen Innervation über das Ganglion pterygopalatinum, wobei die parasympathischen Fasern eine Vasodilatation bewirken und die Sekretion der Glandulae nasales steigern, während der Sympathikus gefäßverengend wirkt und die Drüsensekretion hemmt (GREVERS 2000, KNIPPING et al. 2004). Die Gefäße der Nasenschleimhaut unterliegen einer sympathisch-parasympathischen Koinnervation, während die Drüsen dominierend durch den para-sympathischen Schenkel des autonomen Nervensystems (cholinerg) der Nase versorgt werden und einer direkten nervalen Kontrolle unterliegen (LACROIX und LUNDBERG 1995, RAPHAEL et al. 1988, KNIPPING et al. 2004).

Neben den klassischen Neurotransmittern Acetylcholin und Noradrenalin spielen in der Innervation der Nasenschleimhaut zusätzlich verschiedene Neuropeptide eine Rolle (BARNES et al. 1991, MYGIND und PIPKORN 1987, KNIPPING et al. 2004, BARANIUK und KALINER 1990). Sie beeinflussen den nasalen Blutfluss, die glanduläre Sekretion und beteiligen sich an Immunabwehrmechanismen. Zu ihnen gehören vor allem:

Neuropeptid Y = NPY

(in sympathischen Nervenfasern, hohe Konzentration in unterer Nasenmuschel, führt zur Vasokonstriktion, verstärkt postganglionäre Noradrenalinwirkung, hat indirekt hemmende (anticholinerge) Wirkung auf Drüsensekretion),

Vasointestinales Polypeptid = VIP

(in entzündungsfreier Nasenschleimhaut, Kotransmitter in parasympathischen Nerven, führt zur Sekretionssteigerung der Drüsen, hat epithelschützende und antioxidative Eigen-schaften, bewirkt Vasodilatation und Volumenzunahme des Schwellgewebes),

Calcitonin-gene related peptide = CGRP

(in sensorischen Nervenfasern, führt zur Steigerung der glandulären Sekretion (KNIPPING et al. 2002), neurogenem Ödem, erhöht endonasalen Blutfluss, Blutvolumen und Plasma-proteinextravasation (DAMM 2006), wirkt vasodilatatorisch) und

Substanz P = SP

(endonasal in sensorischen Nervenfasern v.a. im Bereich von Drüsen und Gefäßen, ist an Schmerzperzeption und –übertragung beteiligt, bewirkt Vasodilatation und Sekretions-steigerung, KNIPPING et al. 2002, KONNO et al. 1996, DAMM 2006).

Auch Stickstoffmonoxid (NO) wurde als nichtadrenerger nichtcholinerger Neurotrans-mitter im zentralen und peripheren Nervensystem als KotransNeurotrans-mitter in parasympathischen Nervenfasern nachgewiesen und kann cholinerge Wirkungen an Drüsen und Gefäßen mo-dulieren (HESS et al. 2000, DAMM 2006).

Weiterhin spielen endotheliale Faktoren (EDRF, EDCF) sowie humorale Faktoren (Brady-kinin, Leukotriene, Prostaglandine, Östrogene, Progesteron) eine Rolle bei der Regulation der nasalen Schleimhautmechanismen (KNIPPPING et al. 2004).