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2. Grundlagen

2.2. Nachhaltiges Informationsmanagement

2.2.1. Einführung in die unternehmerische Nachhaltigkeit

Die geläufigste Definition für den Begriff Nachhaltigkeit stammt von der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung und wurde im Rahmen des Brundtland-Berichts wie folgt definiert:

„Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart be-friedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können“ [Hauff 1987, 46].

Obwohl unterschiedliche Definitionen für den Begriff der Nachhaltigkeit existieren und das Konzept der Nachhaltigkeit weiterhin Gegenstand wissenschaftlicher Diskussionen ist10, so haben doch alle Definitionen die Erhaltung und Optimierung ökonomischer, öko-logischer und sozialer Kriterien zum Ziel [Schmidt et al. 2009a]. Dieses als Drei-Säulen-Modell (Triple Bottom Line [Elkington 1997]) bekannte Konzept gewährleistet ein ganz-heitliches, integriertes Nachhaltigkeitsmanagement [Hahn et al. 2002, 44f; Zarnekow et al.

2011, 3]. Nachhaltiges Management kann demnach als langfristiger und simultaner Pro-zess zur integrativen Betrachtung und Verbesserung der ökonomischen, ökologischen und sozialen Geschäftstätigkeit mit dem Ziel der Erreichung eines wesentlichen Unterneh-mensbeitrags zur Nachhaltigkeit verstanden werden [Figge et al. 2002a; Schaltegger et al.

2002].

Durch die simultane Betrachtung der drei Säulen der Nachhaltigkeit (Ökonomie, Ökologie, Soziales) werden sowohl die Interessen interner Stakeholder (Mitarbeiter, Manager, Eigen-tümer) als auch externer Stakeholder (Kunden, Gläubiger, Lieferanten, Gesellschaft, Staat) berücksichtigt [Zarnekow et al. 2011, 3]. Im Detail können folgende wesentliche Bereiche der Wettbewerbsposition eines Unternehmens, die durch eine nachhaltige Entwicklung verbessert werden können, identifiziert werden:

· Kostenreduktion und Ertragsverbesserung: Durch die Bekennung zu nachhaltigen Produkten können die Umsatzzahlen gesteigert und durch Prozessverbesserungen können Kosten gesenkt werden [Epstein/Roy 2001; Gminder et al. 2002a, 134f;

Epstein 2008, 22].

10Siehe Elkington [1997], Epstein und Roy [2001], Dyllick und Hockerts [2002], Schaltegger und Wagner [2006], Hülsmann und Grapp [2007], Epstein [2008], Erek und Zarnekow [2008], Esty und Winston [2009], Schmidt et al. [2009a], Zarnekow et al. [2011], Erek [2012].

· Differenzierung: Ökologische Produkteigenschaften, die auf Innovationen basieren, können ein Alleinstellungsmerkmal für ein Unternehmen darstellen [Gminder et al.

2002a, 137f; Zarnekow et al. 2011, 4f.].

· Reputation: Verbesserung der Reputation sowie Schaffung von Glaubwürdigkeit und Vertrauen gegenüber den Stakeholdern durch verantwortungsvolles Handeln und Transparenz [Gminder et al. 2002a, 131f; Epstein 2008, 22; Zarnekow et al.

2011, 5].

· Verringerung der Abhängigkeit von Rohstoffpreisen: Durch den nachhaltigen Ein-satz von Ressourcen wird die Abhängigkeit zu benötigten Ressourcen verringert.

Bei ansteigenden Preisen für knappe Ressourcen kann dies einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil darstellen [Zarnekow et al. 2011, 5].

2.2.2. Ziele und Aufgaben des nachhaltigen Informationsmanagements

Das Informationsmanagement als elementarer Bestandteil der heutigen Unternehmensfüh-rung umfasst alle FühUnternehmensfüh-rungsaufgaben, die sich mit Informationen und Kommunikation als auch den zugrunde liegenden Informations- und Kommunikationssystemen und -techniken im Unternehmen und in IT-Organisationen befassen [Krcmar 2005, 49; Heinrich/Lehner 2005, 7; Erek 2012]. Bringt man die in Kapitel 2.2.1 vorgenommene Definition der Nach-haltigkeit in den Kontext des Informationsmanagements ein, so kann ein nachhaltiges In-formationsmanagement als unternehmerische Führungsaufgabe verstanden werden, die durch die Berücksichtigung von ökonomischen, ökologischen und sozialen Zielen zur Si-cherung und Verbesserung einer dauerhaften Geschäftstätigkeit, das Management der In-formationen und Kommunikation als auch der zugrunde liegenden Informations- und Kommunikationssystemen und -techniken umfasst. Ziel des nachhaltigen Informationsma-nagements ist es demnach einen aktiven Beitrag zur Unternehmensstrategie und den Un-ternehmenszielen zu leisten, indem „eine adäquate Integration ökonomischer, ökologi-scher und sozialer Belange in das Management von IT-Organisationen mit dem Ziel der Gestaltung und Umsetzung eines ganzheitlichen Nachhaltigkeitsmanagementsystems“

[Erek 2012, 31] adressiert wird. Als Ziele eines nachhaltigen Informationsmanagements können so die Effizienzsteigerung, Kostenreduktion, Risikominimierung und Imagever-besserung durch Schaffung von Transparenz und Glaubwürdigkeit genannt werden [Epstein/Roy 2001; Gminder et al. 2002a, 131-138; Epstein 2008, 22; Zarnekow et al.

2011, 3-5; Erek et al. 2011]. Weiterhin wird eine verbesserte Ressourcenausnutzung ange-strebt, die u.a. zur Verringerung der CO2-Emissionen führt [Watson 2008; Umweltbundes-amt 2009; WWF 2009a, 3; BITKOM 2011a]. Die soziale Dimension des nachhaltigen In-formationsmanagements leistet darüber hinaus einen wesentlichen Input für die Arbeits-platzgestaltung, eine verantwortungsvolle Mitarbeiterpolitik, den Datenschutz und die Da-tensicherheit als auch das Wissensmanagement [Erek 2012].

Nachhaltiges Informationsmanagement erweitert so die bislang wesentlich auf die Öko-nomie des Informationsmanagements abzielenden Konzepte um die Dimensionen Ökolo-gie und Soziales und stellt die Berücksichtigung von zentralen materiellen wie immateriel-len Ressourcen in den Mittelpunkt der Betrachtung [Zarnekow et al. 2009a]. Verdichtet man die auf Basis von Wade und Hulland [2004] identifizierten acht Ressourcen des In-formationsmanagements (externes Beziehungsmanagement, Marktreaktionsfähigkeit, stra-tegische IT-Partnerschaften, IT-Planungs- und -Changemanagement, IT-Infrastruktur, technische IT-Fähigkeiten, IT-Entwicklung und kosteneffizienter IT-Betrieb [Wa-de/Hulland 2004; Schmidt et al. 2009b]), so ergeben sich aus Sicht der Ressourcentheorie fünf als wesentlich anzusehende Ressourcen für das nachhaltige Informationsmanagement:

Informationen, Wissen, Infrastruktur, interne und externe Beziehungen sowie die Markto-rientierung [Erek/Zarnekow 2008; Schmidt et al. 2009b].

Eine zentrale Aufgabe des nachhaltigen Informationsmanagements liegt demnach in der Identifikation, Beurteilung, Auswahl und Implementierung der für das Informationsma-nagement relevanten Ressourcen und deren Überwachung durch geeignete (ökonomische, ökologische und soziale) Kennzahlen [Erek/Zarnekow 2008]. Orientiert man sich dabei an die durch Heinrich und Lehner [2005, 22f.] sowie Krcmar [2005, 49] vorgeschlagene Drei-teilung der Aufgaben eines Informationsmanagements, so ergibt sich auch für ein nachhal-tiges Informationsmanagements ein Drei-Ebenen-Modell zur Einteilung der Aufgaben.

Dieses besteht aus einer strategischen Ebene (strategische Zielsetzungen), einer Prozess-ebene (taktische Zielsetzungen) sowie einer SystemProzess-ebene (operative Umsetzung) [Zarne-kow et al. 2011, 8f.]. Weiterhin orientieren sich die Aufgaben eines nachhaltigen Informa-tionsmanagements an einer lebenszyklusorientierten Sicht bzw. den Wertschöpfungsstufen des Informationsmanagements, d.h. es erfolgt eine ganzheitliche Betrachtung von der Be-schaffung über die Produktion bis hin zum Vertrieb und der Entsorgung [Zarnekow et al.

2011, 7].

Das nachfolgende Kapitel beschreibt am konkreten Beispiel des an der TU Berlin entwi-ckelten „Referenzmodells für ein Nachhaltiges Informationsmanagement“ [Zarnekow et al. 2011] wesentliche Ziele, Prozesse und Maßnahmen eines nachhaltigen Informations-managements.

2.2.3. Referenzmodell für ein Nachhaltiges Informationsmanagement

Das Referenzmodell für ein Nachhaltiges Informationsmanagement (NIM) soll dem stei-genden IT-Ressourcenbedarf sowie der wachsenden Kundennachfrage nach nachhaltigen IT-Produkten Rechnung tragen, indem es strukturiert strategische, taktische und operative Ziele und Maßnahmen für einen ganzheitlichen Nachhaltigkeitsansatz im Informationsma-nagement und damit in der IT-Organisation bereitstellt [Zarnekow et al. 2011, 9]. Das Re-ferenzmodell basiert dabei auf der Struktur des Modells des Integrierten

Informationsma-nagements (IIM) [Zarnekow et al. 2005]. Grundidee des IIM ist es, Managementprozesse einer IT-Organisation bzw. eines IT-Dienstleisters, die zur Herstellung und Nutzung von IT-Produkten notwendig sind, auf Basis des Supply Chain Managements darzustellen und nach den verschiedenen Wertschöpfungsstufen Source (Beschaffung), Make (Produktion) undDeliver (Vertrieb) zu unterscheiden und zu strukturieren [Zarnekow et al. 2005, 68f.].

DasIIM trägt damit den sich geänderten Interaktionsmodellen zwischen IT-Organisationen (Leistungserbringer) und Fachbereichen (Leistungsabnehmern) Rechnung, indem es die zunehmende Dienstleistungsorientierung zwischen den beiden Parteien in Form einer marktorientierten Kunden-Lieferanten-Beziehung darstellt [Zarnekow et al. 2009a; Zarne-kow et al. 2011, 6]. Abbildung 2-1 zeigt das Modell des Integrierten Informationsmana-gements.

Produktion Management der IT-Leistungserstellung Beschaffung

Management der

Lieferanten-beziehungen

Vertrieb &

Kommunikation Management der Kundenbeziehungen

Rücklauf Systeme Strategie

Markt Markt(intern/extern)

Management

IT-Governance

Abbildung 2-1: Modell des Integrierten Informationsmanagements [Zarnekow et al. 2011, 6]

In Analogie zum IIM nutzt das NIM (Abbildung 2-2) dessen Struktur zur Darstellung der Gestaltungsebenen und Handlungsfelder der Nachhaltigkeit in IT-Organisationen [Zarne-kow et al. 2011, 9]. Im Detail umfasst das Modell die Wertschöpfungsstufen Source, Make, Deliver sowie dienachhaltige IT-Governance als übergeordneten Prozess und stra-tegische Schnittstelle zum Gesamtunternehmen als auch die Gestaltungsebenen Strategie, Prozesse undSysteme [Zarnekow et al. 2011, 9].

Gestaltungsebene

Govern

Nachhaltigkeitsstrategie der ITOrganisation

-Source Make Deliver

SystemeProzesseStrategie

VII

Nachhaltiges

Beschaffungs-management

IV

Nachhaltige Beschaffungsplanung

I

Nachhaltige Beschaffungsstrategie

II

Nachhaltige Produktionsstrategie

V

Nachhaltige Produktionsplanung

VIII

Nachhaltiges Produktions-management

IX

Nachhaltiges Vertriebs-und

Kommunikations-management

VI

Nachhaltige Vertriebs-und

Kommunikations-planung

III

Nachhaltige Vertriebs-und

Kommunikations-strategie

Büro-umgebung

Rechen-zentrum

Strategische Zielsetzungen

Taktische Zielsetzungen

Operative Umsetzung Technisch-Kauf männische Gesamtplanung

Leistungserstellung Horizontal integrierte strategische Planung

Abbildung 2-2: Referenzmodell für ein Nachhaltiges Informationsmanagement [Zarnekow et al.

2011, 8]

Wie aus der Abbildung ersichtlich, ergeben sich für das nachhaltige Informationsmanage-ment neun konkrete Handlungsfelder, die sich über die verschiedenen Wertschöpfungsstu-fen und Gestaltungsebenen erstrecken und damit die Umsetzung eines ganzheitlichen Ma-nagementsystems ermöglichen [Zarnekow et al. 2011, 9]. Im Folgenden werden die neun Handlungsfelder des Referenzmodells beschrieben.11

2.2.3.1. Gestaltungsebene Strategie

In der Gestaltungsebene Strategie werden die Rahmenbedingungen für die einzelnen Wert-schöpfungsstufen (Source, Make, Deliver) festgelegt, wobei diese ganzheitlich betrachtet werden sollten [Zarnekow et al. 2011, 16]. Dies bedeutet, dass sowohl für die Beschaf-fungs-, die Produktions- und die Vertriebsseite die strategischen Nachhaltigkeitsziele der IT-Organisation festgelegt werden müssen [Zarnekow et al. 2011, 16].

In der WertschöpfungsstufeSource rückt durch die Festlegung einer nachhaltigen Beschaf-fungsstrategie (Handlungsfeld I) das „nachhaltigkeitsorientierte Management der Liefe-rantenbeziehungen für den Einkauf von Hardware- und Softwaresystemen sowie IT-Services“ [Zarnekow et al. 2011, 17] in den Vordergrund der Betrachtung. So wird be-stimmt, welche Leistungen für die IT-Leistungserstellung von wem bezogen werden sollen und welche Leistungen im Rahmen der definierten Fertigungstiefe direkt durch die IT-Organisation zu erbringen sind [Zarnekow et al. 2011, 17]. Darüber hinaus ist die

Festle-11Aspekte der nachhaltigen IT-Governance werden im Kapitel 2.4 beschrieben.

gung von Richtlinien für ein nachhaltiges Lieferantenmanagement ein weiterer wesentli-cher Bestandteil einer nachhaltigen Beschaffungsstrategie [Zarnekow et al. 2011, 18].

In der Wertschöpfungsstufe Makewerden über die Festlegung einer nachhaltigen Produk-tionsstrategie (Handlungsfeld II) „die internen Abläufe“ als auch der „Output der IT-Organisation“ [Zarnekow et al. 2011, 19] definiert. Im Detail muss sich eine nachhaltige Produktionsstrategie an den Nachhaltigkeitsanforderungen des Unternehmens und der Leistungsabnehmern orientieren, um ein anspruchsgerechtes nachhaltiges IT-Service-Portfolio der IT-Organisation zu definieren und im Unternehmen zu positionieren [Zarne-kow et al. 2011, 19]. Weiterhin gilt es zu prüfen, ob nachhaltige IT-Services herkömmli-che Geschäftsprozesse des Unternehmens ablösen und damit die Erreichung der Nachhal-tigkeitsziele des Gesamtunternehmens unterstützen können [Zarnekow et al. 2011, 19].

Erreicht werden kann eine nachhaltige Produktionsstrategie u.a. durch eine nachhaltige Produktionsinfrastruktur. Hier gilt es durch die Festlegung von Nachhaltigkeitsprinzipen und -kriterien für die System-Architekturen und IT-Systeme im Rechenzentrum und der Büroumgebung als auch durch die Nutzung neuer nachhaltiger IT-Services oder Techno-logien eine auf die Unternehmensansprüche passende Strategie zu definieren [Zarnekow et al. 2011, 19-21]. Wesentlich für den Erfolg einer nachhaltigen Produktionsstrategie ist die Festlegung und Überprüfung spezifischer Zielgrößen für die ökonomischen, ökologischen und sozialen Aspekte der IT-Leistungserstellung [Zarnekow et al. 2011, 22].

Abschließend wird in der Gestaltungsebene Strategie für die Wertschöpfungsstufe Deliver eine nachhaltige Vertriebs- und Kommunikationsstrategie (Handlungsfeld III) festgelegt, welche die „Art der Geschäftsbeziehung zwischen der IT-Organisation und dem Leis-tungsabnehmer“ bestimmt und„den Vertrieb der nachhaltigkeitsorientierten IT-Services“

[Zarnekow et al. 2011, 23] steuert. Erreicht werden kann dies über einen mehrstufiges Pro-zess, welcher zuerst die Nachhaltigkeitsanforderungen des internen Kunden bzw. des ex-ternen Marktes analysiert und darauf aufbauend die nachhaltigen IT-Services strategisch positioniert (energie- und kosteneffiziente Ausrichtung oder Differenzierungsstrategie) und den Marketing-Mix ausgestaltet [Zarnekow et al. 2011, 23]. Die Kommunikationsstra-tegie sorgt abschließend für die Darstellung des Wertbeitrags von Nachhaltigkeitsmaß-nahmen im Informationsmanagement gegenüber dem Kunden [Zarnekow et al. 2011, 24].

2.2.3.2. Gestaltungsebene Prozesse

Die Gestaltungsebene Prozesse nimmt einen ersten Schritt in Richtung Operationalisierung der auf der Ebene der Strategie festgelegten Maßnahmen für die Wertschöpfungsstufen Source, Make und Deliver vor. Ziel dieser Ebene ist es daher taktische Zielsetzungen im Sinne einer Mittelfristplanung zu definieren und damit die Nachhaltigkeitsaspekte der IT-Organisation zu konkretisieren und zu erweitern [Zarnekow et al. 2011, 25].

Für die Wertschöpfungsstufe Source werden auf der Ebene der Prozesse die taktischen Zielsetzungen durch die Festlegung einer nachhaltigen Beschaffungsplanung (Handlungs-feld IV) definiert [Zarnekow et al. 2011, 25]. Grundlage dafür bildet die im Vor(Handlungs-feld festge-legte nachhaltige Beschaffungsstrategie (Handlungsfeld I). Ziel der nachhaltigen Beschaf-fungsplanung ist es, über die Definition einer nachhaltigen Einkaufsplanung sowie den Aufbau eines nachhaltigen Lieferantenauswahlverfahrens, nachhaltiger Lieferantenverträ-ge und eines nachhaltiLieferantenverträ-gen Lieferanten-Controllings, nachhaltiLieferantenverträ-ge Beschaffungsprozesse der IT-Organisation zu konkretisieren und zu definieren [Zarnekow et al. 2011, 25f.].

In der Wertschöpfungsstufe Makewerden über die Festlegung einer nachhaltigen Produk-tionsplanung (Handlungsfeld V) die „ökologischen, ökonomischen und sozialen Rahmen-bedingungen aus der Produktionsstrategie konkretisiert“ [Zarnekow et al. 2011, 27]. Be-trachtungsgegenstände für ökonomische und ökologische Effizienzprogramme sind dabei vor allem das Rechenzentrum als Teil der Gebäudetechnologie, die IT-Infrastruktur sowie die Büroumgebung [Zarnekow et al. 2011, 27]. Die Ausgestaltung dieser ist somit maß-geblich abhängig von den in der nachhaltigen Produktionsplanung festzulegenden Produk-tionskapazitäten als auch der Art, Qualität und Menge der zu produzierenden IT-Services [Zarnekow et al. 2011, 27]. Für die Überwachung der Energie- und Ressourceneffizienz ist ein angemessenes Monitoring erforderlich, wobei in der Produktionsplanung die wesentli-chen Inputparameter als auch Energieeffizienz-Kennzahlen zur Überwachung festgelegt werden [Zarnekow et al. 2011, 28]. Unerlässlich für den Erfolg einer nachhaltigen Produk-tionsplanung ist dabei die transparente Kostenbetrachtung sowohl auf der Inputseite, d.h.

welche Investitionen sind für ein nachhaltiges Rechenzentrum notwendig bzw. welche Kosten fallen durch z.B. das Rechenzentrum und in der Büroumgebung verursachungsge-recht an; als auch auf der Outputseite, d.h. wie sieht die Kostenreduzierung für z.B. die einzelnen Kostenstellen in der innerbetrieblichen Leistungsverrechnung durch den Einsatz nachhaltiger Maßnahmen aus [Zarnekow et al. 2011, 28-30]. Weiterhin müssen in der nachhaltigen Produktionsplanung Entscheidungen bezüglich der Wertschöpfungstiefe der IT-Organisation weiter konkretisiert werden [Zarnekow et al. 2011, 31]. Dies wird über die Bewertung von Nachhaltigkeitskriterien in Hinblick auf die Eigenerstellung oder dem Fremdbezug der IT-Leistungen erreicht [Zarnekow et al. 2011, 31]. Abschließend bezieht sich die soziale Dimension der Nachhaltigkeit in einer nachhaltigen Produktionsplanung auf die Planung der Arbeitsbedingungen und des Personalmanagements und schließt z.B.

kontinuierliche Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen und nachhaltige Entlohnungskonzep-te als konkreEntlohnungskonzep-te Maßnahmen ein [Zarnekow et al. 2011, 30].

In der WertschöpfungsstufeDeliver wird über die Festlegung einer nachhaltigen Vertriebs-und Kommunikationsplanung (Handlungsfeld VI) die nachhaltige Vertriebs- Vertriebs-und Kommu-nikationsstrategie durch taktische Zielsetzungen konkretisiert [Zarnekow et al. 2011, 32].

Im Detail sollen so über die detaillierte Identifikation der IT-Nachhaltigkeitsanforderungen

der Kunden, die Definition von Nachhaltigkeits-SLAs sowie eine konkrete Preisplanung für die nachhaltigen IT-Services nachhaltige Vertriebsprozesse der IT-Organisation festge-legt, ein nachhaltiges Produktportfolio für den Kunden aufgebaut und die Nachhaltig-keitsmaßnahmen durch angemessene Kommunikationsinstrumente und -inhalte dem Kun-den transparent dargestellt werKun-den [Zarnekow et al. 2011, 32f.].

2.2.3.3. Gestaltungsebene Systeme

Die Gestaltungsebene Systeme beschäftigt sich mit der operativen Umsetzung als auch der Steuerung der Nachhaltigkeitsmaßnahmen für die Wertschöpfungsstufen Source, Make undDeliver[Zarnekow et al. 2011, 35]. Ziel dieser Ebene ist es daher, die auf der vorheri-gen Ebene der Prozesse festgelegten taktischen Zielsetzunvorheri-gen durch konkrete Maßnahmen weiter umzusetzen und zu operationalisieren [Zarnekow et al. 2011, 35].

Für die Wertschöpfungsstufe Source werden auf der Ebene der Systeme die taktischen Zielsetzungen der nachhaltigen Beschaffungsplanung (Handlungsfeld IV) durch ein nach-haltiges Beschaffungsmanagement (Handlungsfeld VII) umgesetzt. Dies bedeutet, dass der Einkauf nachhaltiger IT-Produkte überwacht, ein nachhaltiges Management der Lieferan-tenbeziehungen aufgebaut und Richtlinien für die Beschaffung nachhaltiger IT-Produkte entwickelt und umgesetzt werden müssen [Zarnekow et al. 2011, 35f.].

In der Wertschöpfungsstufe Makewerden über die Festlegung eines nachhaltigen Produk-tionsmanagements (Handlungsfeld VIII) die taktischen Zielsetzungen der nachhaltigen Produktionsplanung (Handlungsfeld V) hinsichtlich Effektivität und Effizienz überwacht und gesteuert und konkrete Nachhaltigkeitsmaßnahmen für das Rechenzentrum und die Büroumgebung implementiert [Zarnekow et al. 2011, 37]. Die Überwachung erfolgt dabei über den Einsatz geeigneter Kennzahlen, die sich u.a. auf den Energiebedarf der IT-Hardware in den Rechenzentren und der Büroumgebung als auch auf die Kühlung im Re-chenzentrum sowie andere spezifische Kennzahlen für ökologische und soziale Nachhal-tigkeitsaspekte der IT-Leistungserstellung beziehen [Zarnekow et al. 2011, 37, Erek 2012].

Umsetzungsmaßnahmen, die auf der Gestaltungsebene der Systeme berücksichtigt werden sollten, sind u.a. die Server-, Speicher- und Anwendungskonsolidierung, die Nutzung ei-nes Kapazitätsmanagements, der Einsatz von Umluft-Klimageräten, Kälteanlagen und Rückkühlern, die Aktivierung von vorhandenen Power-Management-Funktionen, die Ein-führung von Multifunktionsdruckern, die Konsolidierung der Anwendungslandschaft so-wie der Einsatz von Thin Clients [Zarnekow et al. 2011, 37f.]. Weiterhin lassen sich durch den Einsatz neuer und innovativer IT-Services (virtuelle Meetings, Telearbeit, elektroni-sche Prozesse, Gebäudeautomatisierung, Nutzung von Online-Services) traditionelle Ge-schäftsprozesse substituieren und damit aktiv Effizienzsteigerungen sowie Ressourcen-und Emissionseinsparungen vornehmen [Zarnekow et al. 2011, 38].

In der Wertschöpfungsstufe Deliver wird über ein nachhaltiges Vertriebs- und Kommuni-kationsmanagement (Handlungsfeld IX) „die Steuerung des Vertriebes der nachhaltigen IT-Services und das Management der Kommunikation der Nachhaltigkeitseigenschaften der angebotenen Leistungen“ [Zarnekow et al. 2011, 39] vorgenommen. Im Detail soll so über das kontinuierliche Monitoring und Reporting von Nachhaltigkeits-SLAs die dauer-hafte Anpassung der Nachhaltigkeitskriterien und -ziele, die gezielte Kooperation mit Sta-keholder-Gruppen im Rahmen eines nachhaltigen Customer Relationship Managements als auch das externe (z.B. über den CSR-Report) und interne (Awarenessbildung) Marke-ting der Nachhaltigkeitsmaßnahmen eine nachhaltige Steuerung des IT-Serviceporfolios ermöglicht werden [Zarnekow et al. 2011, 40].

2.2.3.4. Kritische Bewertung

DasReferenzmodell für ein Nachhaltiges Informationsmanagementstellt einen geeigneten Bezugsrahmen für die Strukturierung strategischer, taktischer und operativer Ziele und Maßnahmen des Nachhaltigkeitsansatzes im Informationsmanagement dar. IT-Organisationen erhalten so die Möglichkeit, den IT-Leistungserstellungsprozess an dem Modell auszurichten und geeignete Ziele und Maßnahmen für ein nachhaltiges Informati-onsmanagement unternehmensindividuell festzulegen.

Vergleicht man jedoch die Wertschöpfungsstufen Source, Make und Deliver des Refe-renzmodells für ein Nachhaltiges Informationsmanagementmit den Wertschöpfungsstufen des zugrunde liegenden Modells des Integrierten Informationsmanagements, so fällt auf, dass der Return-Prozess im Referenzmodell fast unberücksichtigt bleibt. Der Anspruch einer lebenszyklusorientierten Betrachtung innerhalb des Informationsmanagements kann somit nicht konsequent umgesetzt werden. Als weiterer Kritikpunkt innerhalb des Refe-renzmodells sind die nur teilweise vorhandenen Kennzahlen zur Messung der Nachhaltig-keitsmaßnahmen und Beurteilung des Zielerreichungs- bzw. Umsetzungsstands zu benen-nen12. Das Modell verweist hierbei auf die Verantwortung der IT-Governance, welche im Rahmen des IT-Performance-Managements geeignete Messgrößen definieren muss.

In der sozialen Perspektive des nachhaltigen Informationsmanagement rücken u.a. die

„Generierung, Erhaltung“ und der Schutz von „Wissen, Informationen und Daten“

[Schmidt et al. 2009b, 463] in den Mittelpunkt der Betrachtung. Das Referenzmodell für ein Nachhaltiges Informationsmanagementträgt diesem Anspruch in der Beschreibung des Nachhaltigkeitsbeitrags der IT im Rahmen einer nachhaltigen IT-Governance Rechnung.

Konkrete Maßnahmen zur Erreichung dieses Anspruchs werden jedoch nur vereinzelt ge-nannt und sind nicht primärer Gegenstand des Referenzmodells.

12In der WertschöpfungsstufeMakewerden vereinzelt Kennzahlen genannt. Erek [2012] nimmt in seiner Dissertationsschrift eine Ergänzung desReferenzmodells für ein Nachhaltiges Informationsmanagement um geeignete Kennzahlen für ein nachhaltiges Informa-tionsmanagement vor.

2.2.4. Nachhaltigkeit durch IT

Das im vorangegangenen Kapitel vorgestellte Referenzmodell für ein Nachhaltiges Infor-mationsmanagement adressiert neun konkrete Handlungsfelder der Nachhaltigkeit im In-formationsmanagement. Auch wenn im Referenzmodell in der Wertschöpfungsstufe Make einzelne Maßnahmen des Informationsmanagements zur Ermöglichung eines Nachhaltig-keitsmanagements in den Geschäfts- und Produktionsprozessen eines Unternehmens ge-nannt werden, so beschränkt sich das Referenzmodell doch bewusst auf die interne Sicht von IT-Organisationen(„Nachhaltigkeit in der IT“) [Zarnekow et al. 2011, 2].

Grundsätzlich gehört die Nutzung von IT zur Schaffung oder Unterstützung von nachhal-tigen Geschäftsprozessen ebenso zu einem nachhalnachhal-tigen Informationsmanagement. In der Literatur sind für die Nutzung der IT zur Schaffung von nachhaltigen Geschäftsprozessen unterschiedliche Begrifflichkeiten zu finden. So wird von „Nachhaltigkeit durch IT“

[Zarnekow et al. 2011, 2],„Green Business“ [Zarnekow et al. 2011, 11] sowie von„IT for Green“ [van der Valk 2010, 7], „Green IS“ [Watson 2008, 1] oder „Greening with IT“

[WWF 2009a, 1] als auch von „Green by IT“ [BITKOM 2011a, 3] und „Nachhaltigkeit mit IT“ [Kolbe 2010, 14] gesprochen. All diese Begriffe haben jedoch eines gemeinsam:

IT wird genutzt, um nachhaltige Geschäftsprozesse zu schaffen, oder um zu nachhaltigen Geschäftsprozessen beizutragen [Watson 2008; WWF 2009b]. Dabei werden in der Litera-tur schwerpunktmäßig folgende Bereiche genannt, in der die IT zu nachhaltigen Ge-schäftsprozessen führen kann:Stromnetze, Gebäudemanagement,Produktion,Logistik und Transport sowie Kommunikation und Arbeitsplatzgestaltung [The Climate Group 2008;

WWF 2009a; Kolbe 2010; BITKOM 2011a].

Im Bereich der Energiewirtschaft sollen Stromnetze hinsichtlich ihrer Energieeffizienz, Transparenz, Betriebskosten und Ausfallsicherheit optimiert werden und so einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten [The Climate Group 2008; BCG 2009]. Im Gebäudemanage-ment sollen unter dem Einsatz von durch IT-gestützten Technologien energetische Effi-zienzsteigerungen erreicht werden [BCG 2009]. U.a. durch den Einsatz intelligenter Ge-bäude-Klimamanagementsysteme, automatischer Lichtsteuerung, Sensoren und Software für die Messung und das Monitoring sowie die Nutzung von Powermanagementsystemen zum An- und Abschalten von Geräten soll zeitnah auf sich ändernde lokale Konditionen reagiert, Ineffizienzen aufgedeckt und so ein ganzheitliches energieeffizientes Gebäude-management betrieben werden [BCG 2009; BITKOM 2011a]. Im Bereich Produktion, Logistik und Transport werden geeignete Maßnahmen des Informationsmanagements ge-nutzt, um den Automatisierungsgrad zu erhöhen, die Produktions- und Transportzeiten zu verkürzen und so die eingesetzten Ressourcen effizienter einzusetzen [Buhl et al. 2009;

BCG 2009]. Dies kann u.a. durch intelligente Automatisierungsmöglichkeiten im Produk-tionsprozess (Systemautomatisierung), den Einsatz von Logistikapplikationen, ein

opti-miertes Flottenmanagementsystem sowie ein aktives Emissionsmonitoring erreicht werden [Buhl et al. 2009; BCG 2009; van der Valk 2010].

Abschließend soll im Bereich Kommunikation und Arbeitsplatzgestaltung durch die Sub-stitution von CO2-intensiven durch weniger CO2-intensive Anwendungen und Produkte (Dematerialisierung) ein Beitrag zu nachhaltigen Geschäftsprozessen im Unternehmen geleistet werden [The Climate Group 2008; BCG 2009]. Erreicht werden kann dies bei-spielsweise durch Telearbeit, virtuelle Konferenzen sowie den Wechsel von papierbasier-ten zu elektronischen Prozessen (commerce, documents, billing, paper, E-learning) [The Climate Group 2008; BCG 2009; WWF 2009b].

2.2.5. Beitrag für die Dissertation

Das nachhaltige Informationsmanagement liefert für diese Arbeit folgende wesentliche Erkenntnisse:

· Das Drei-Säulen-Modell der nachhaltigen Entwicklung gewährleistet ein ganzheit-liches Nachhaltigkeitsmanagement, indem ökonomische, ökologische und soziale Aspekte gleichermaßen betrachtet werden. Das DrSäulen-Modell stellt somit ei-nen geeigneten Bezugsrahmen zur Nachhaltigkeit in dieser Arbeit dar.

· Ein nachhaltiges Informationsmanagement dient u.a. der Kostenreduktion, Risi-kominimierung, Imageverbesserung, einer verbesserten Ressourcenausnutzung, Arbeitsplatzgestaltung, verantwortungsvollen Mitarbeiterpolitik sowie der Datensi-cherheit und dem Wissensmanagement im Unternehmen. Die Ziele eines nachhal-tigen Informationsmanagements müssen innerhalb des nachhalnachhal-tigen COBIT 5 Pro-zessreferenzmodells in dieser Arbeit berücksichtigt werden.

· Das Referenzmodell für ein Nachhaltiges Informationsmanagement stellt struktu-riert strategische, taktische und operative Ziele und Maßnahmen für einen ganz-heitlichen Nachhaltigkeitsansatz im Informationsmanagement bereit. Die in diesem Modell genannten Ziele und Maßnahmen liefern für die nachhaltige IT-Governance allgemein als auch für ein nachhaltiges COBIT 5 Prozessreferenzmo-dell konkrete Outputgrößen, die bei der Integration von Nachhaltigkeitsaspekten berücksichtigt werden müssen. Darüber hinaus müssen die Kritikpunkte am Refe-renzmodell beachtet und im Rahmen der Gestaltung eines nachhaltigen COBIT 5 Prozessreferenzmodell berücksichtigt werden.

· Nachhaltigkeit durch IT liefert wesentliche Erkenntnisse, wie die IT genutzt wer-den kann, um nachhaltige Geschäftsprozesse zu schaffen, oder um zu nachhaltigen Geschäftsprozessen beizutragen. Dabei sind nicht alle Maßnahmen für jedes Un-ternehmen gleichermaßen umzusetzen. Im Rahmen dieser Arbeit ist zu prüfen,

welche Maßnahmen für die Anpassung des COBIT 5 Prozessreferenzmodells be-rücksichtigt werden müssen.