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2.6 Mannanoligosaccharide (MOS)

2.6.2 MOS beim Schwein

DAVIS et al. (2002) haben in einer Studie die Wirkungen von MOS und Kupfersulfat auf die Zuwachsrate und die Immunkompetenz von Absetzferkeln und Läufern, bzw.

Mastschweinen untersucht. Resultat dieser Studie war, dass bei allen drei Altersklassen, die MOS-supplementiertes Futter erhielten, eine erhöhte Zuwachsrate zu verzeichnen war. Lediglich bei den Saugferkeln, die zusätzlich einen erhöhten Kupfergehalt im Futter hatten, nahm die Zuwachsrate ab. Auch in der nachfolgenden Studie von DAVIS et al. (2004) wurde ein leistungsfördernder Effekt bei Absetzferkeln durch die Verfütterung von 0,3 % phosphorilierten Mannanen, die aus der Zellwand von Saccharomyces cerevisiae gewonnen wurden, verzeichnet. Mannane werden hier vor allem für frisch abgesetzte Ferkel als Wachstumsförderer empfohlen.

Organisches Zink in Kombination mit Mannanoligosacchariden untersuchten CASTILLO et al. (2008) auf wachstumsfördernde und Diarrhö vorbeugende Wirkungen bei Absetzferkeln. Sowohl MOS alleine, als auch in Kombination mit Zink verabreicht, erzielte bei den Ferkeln 14 Tage nach dem Absetzen eine Reduktion der Enterobacteriaceae im Darmtrakt. Zudem wurde bei diesen Tieren eine erhöhte Zuwachsrate verzeichnet.

Der leistungsfördernde Effekt von MOS bei Schweinen basiert laut KOGAN und KOCHER (2007) auf drei verschiedenen Wirkungsmechanismen. MOS soll in der Lage sein, Mykotoxine zu adsorbieren, intestinale Immunzellen zu (re)-aktivieren und die Adhäsion von pathogenen Bakterien an die Darmmukosa zu inhibieren. Die Zuletzt genannte Wirkung soll darauf basieren, dass das α-D-Mannan im MOS als Konkurrent zur mannosereichen Oberfläche der Darmzotten die Bindung an die Typ-1-Fimbrien von pathogenen Bakterien kompetitiv hemmt. In dem durchgeführten in-vitro-Test

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agglutinierten 31 von 46 Salmonella spp. und sieben von zehn verschiedenen S.-Typhimurium-Stämmen mit MOS.

ROZEBOOM et al. (2005) führten eine Feldstudie bei Absetzferkeln in drei verschiedenen Betrieben durch. Die Ferkel erhielten entweder das konventionelle Futter ohne Zusatzfuttermittel (Kontrolle), oder mit MOS-Zusatz (0,2 % – 0,3 %), oder mit Antibiotika-Zusatz (Tylosin und Sulfamethoxazol) oder beide Zusätze kombiniert.

Die Auswertung erfolgte anhand der Zunahmen und der Futterverwertung der Tiere bis zum 42. Tag nach dem Absetzen. Hoch signifikant höher (p < 0,001) war die Zuwachsrate bei den Ferkeln, die den Antibiotika-Zusatz im Futter bekamen im Vergleich zu den Kontrolltieren. Die Zuwachsrate der MOS-Tiere war ebenfalls signifikant höher (p = 0,02). Insgesamt wurden die Zuwachsraten durch die Antibiotika um 10 % und durch MOS um 7 % gesteigert.

WHITE et al. (2002) testeten die Auswirkungen der Fütterung von getrockneter Bierhefe als Quelle für Mannanoligosaccharide auf Absetzferkel. Eine der Versuchsgruppen bekam 3 % getrocknete Bierhefe in ihr Grundfutter eingemischt, eine weitere Versuchsgruppe die 3 % Hefe plus 2 % Zitronensäure. Die Auswertung ergab, dass in beiden Versuchsgruppen sowohl die Zuwachsrate, als auch die Futteraufnahme signifikant erniedrigt war (p < 0,05). Die Anzahl an coliformen Bakterien, E. coli und Clostridium perfringens im Kot wurde durch die Futterzusätze nicht beeinflusst. In der Gruppe, die 3 % Bierhefe bekam war jedoch die Anzahl an Lactobacillen im Kot signifikant erhöht (p < 0,05) und in der Gruppe, die beide Zusätze erhielt war Immunglobulin G (IgG) im Serum signifikant erhöht (p < 0,01).

Der Einfluss des Antibiotikums Flavomycin sowie des Präbiotikums MOS auf die Mast- und Schlachtleistungen, Blutparameter, morphometrische Darmeigenschaften und die Mikrodarmflora bei Mastschweinen untersuchten REKIEL et al. (2007). Bei den verglichenen Mast- und Schlachtmerkmalen ergaben sich zwischen Kontrollgruppe (mit Flavomycin) und Versuchsgruppe (mit MOS) keine signifikanten Unterschiede. Bei der MOS-Versuchsgruppe vergrößerte sich der Anteil an Milchsäurebakterien und es verminderte sich die Zahl der Bakterien der Familie Enterobacteriaceae. REKIEL et al.

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(2007) schlussfolgern, dass MOS eine positive Wirkung auf die Gesundheit von Schweinen hat und eine Alternative zu Futterantibiotika zu sein scheint.

MIGUEL et al. (2004) führten eine Meta-Analyse durch und verglichen 54 zugängliche Datenquellen über Effekte bei mit MOS gefütterten Schweinen. Sie kamen zu dem Schluss, dass die Leistung bei Tieren, die MOS bekamen insgesamt besser war, als bei den Kontrolltieren. Außerdem deuteten die Daten darauf hin, dass vor allem bei Ferkeln mit einer geringen Wachstumsrate in den ersten beiden Wochen nach dem Absetzen positive Effekte durch die Einnahme von MOS verzeichnet werden konnten.

ROSEN (2006) verglich 69 Veröffentlichungen aus den Jahren 1997 bis 2003 aus zehn verschiedenen Ländern (71 % aus den USA) zum Thema MOS als Futterzusatz für Schweine. Als effektive Dosis wurden rund 2 kg MOS pro Tonne Schweinefutter ermittelt. MOS ist laut dieser Studie vor allem bei Ferkeln wirksam und weniger häufig bei Mastschweinen. Der leistungsfördernde Effekt von MOS soll mit dem von Antibiotika vergleichbar sein. Der Autor empfiehlt, dass weitere Untersuchungen zur Wirksamkeit von MOS bei Mastschweinen folgen sollten und vermutet, dass eine Anpassung der MOS-Dosis bei Mastschweinen erfolgen muss.

MOS im Gastrointestinaltrakt des Schweines

MOS können theoretisch zu der Gruppe der Praebiotika gezählt werden. Praebiotika sind laut Definition von GIBSON und ROBERFROID (1995) „nichtverdauliche Nahrungsmittelbestandteile, die den Wirt durch selektive Stimulation von Wachstum und/oder Aktivität einzelner oder einer begrenzten Zahl von Bakterienspezies der residenten Flora im Dickdarm günstig beeinflussen und die Gesundheit des Wirtes verbessern“.

Nach CRITTENDEN und PLAYNE (1996) und VAN LOO et al. (1999) zählen zu den Praebiotika unter anderem Fructooligosaccharide, Galactooligosaccharide, Sojabohnenoligosaccharide Inulin, Lactulose und noch einige mehr. Neuere Arbeiten

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von SWANSON et al. (2002) und KARR-LILIENTHAL et al. (2004) führen Mannanoligosaccharide ebenfalls als praebiotische Substanz auf.

Mannanoligosaccharide werden in der Tierernährung als Futteradditive verwendet.

Als zwei wesentliche Aktivitäten von MOS wurden die Pathogenadsorption und die Modulation des spezifischen und unspezifischen Immunsystems beschrieben (SPRING 1996; PARKS et al. 2001; SWANSON et al. 2002). Pathogene Bakterien, die Typ-1-Fimbrien besitzen, binden an die Mannose der Mannanoligosaccharide, anstatt sich an die intestinalen Epithelzellen anzuheften. Die Erreger werden so durch den Darm befördert, ohne ihn zu besiedeln (FERKET, 2003). In den Arbeiten von STRICKLING et al. (2000) und BRANNER (2005) konnte jedoch keine signifikante Beeinflussung der mikrobiellen Zusammensetzung in Chymus oder Kot durch die Verabreichung von MOS nachgewiesen werden. Auch nicht bei E. coli, welche ebenso wie Salmonella spp. Typ-1-Fimbrien besitzen. Bei SWANSON et al.

(2002) blieb die Gesamtzahl von E. coli durch eine MOS-Supplementierung ebenfalls unbeeinflusst.

Untersuchungen von BRANNER (2005) zur praecaecalen und faecalen Verdaulichkeit von praebiotischen Kohlenhydraten beim Schwein haben gezeigt, dass ein erheblicher Anteil der Praebiotika bereits im Dünndarm abgebaut und absorbiert wird. Der Anteil, der die Ileocaecalklappe passiert, wird anschließend im Dickdarm vollständig verwertet. Die Tatsache, dass die zugeführten Praebiotika zum großen Teil die Passage durch das Ileum des Schweines nicht überstehen, lässt eine sehr hohe Fermentationsleistung im Dünndarm des Schweines vermuten. Da die praebiotischen Kohlenhydrate beim Schwein bereits im Dünndarm verstoffwechselt werden, stehen sie im Dickdarm kaum noch zur Verfügung, um positiv Effekte für die Tiergesundheit erzielen zu können. Es ist laut BRANNER (2005) daher eher unwahrscheinlich, dass das praebiotische Konzept in ausreichendem Maße beim Schwein als Ersatz für antibiotische Leistungsförderer geeignet ist.

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