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Mittlere verfügbare Übertragungskapazität

Im Dokument Monitoringbericht 2012 bericht (Seite 69-74)

Für den Elektrizitätsbinnenmarkt spielt die Verfügbarkeit von Übertragungskapazitäten zwi-schen den europäizwi-schen Mitgliedstaaten eine große Rolle. Zur Ermittlung der mittleren verfüg-baren Übertragungskapazität wurden, soweit verfügbar, die Jahresdurchschnittswerte der je-weiligen stündlichen Network Transfer Capacity (NTC)-Werte der ÜNB herangezogen. Lü-cken wurden durch durchschnittliche NTC-Werte gemäß Berechnungsformeln von

ENTSO-E ergänzt.11

Wie die Daten zeigen, war Deutschland auch im Jahr 2011 Drehscheibe für den Stromaus-tausch im zentral-europäischen Verbundsystem. Insbesondere an den französischen und dä-nischen Grenzen sowie auf dem Baltic Cable (Deutschland-Schweden) kam es zu Verände-rungen. An der deutsch-französischen Grenze ist ein Rückgang der mittleren verfügbaren Ex-portkapazität um 9,2 Prozent und der ImEx-portkapazität um 13,5 Prozent zu beobachten. An der Grenze zwischen Deutschland und Dänemark hat sich die mittlere verfügbare Exportkapazität um 7,8 Prozent verringert. Die Importkapazität an der Grenze zwischen Deutschland und Dä-nemark ist um 30,8 Prozent gesunken.

Auf dem Baltic Cable (Deutschland-Schweden) hat sich ein Rückgang der Kapazitäten um 35 Prozent in Exportrichtung und um 20,5 Prozent in Importrichtung ergeben. Die mittlere ver-fügbare Übertragungskapazität über alle deutschen Grenzkuppelstellen hinweg ist von insge-samt 22.970 MW im Jahr 2010 um 7,12 Prozent auf 21.336 MW (Import- und Exportkapazitä-ten) im Jahr 2011 gesunken.

Mittlere verfügbare Übertragungskapazität 2010/2011

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Mittlere verfügbare Übertragungskapazität (netto) 2011 Sicherheitsmarge 2010

Mittlere verfügbare Übertragungskapazität (netto) 2010

* Quelle: European Market Coupling Company

Abbildung 24: Mittlere verfügbare Übertragungskapazität

Die Netzberechnungen der deutschen ÜNB ergaben, dass infolge der seit Frühjahr 2011 abermals angespannteren Netzsituation Anpassungen an der Höhe insbesondere der langfris-tig zu vergebenen Kapazitäten notwendig waren. Durch eine „Verlagerung“ von Kapazitäten aus dem langfristigen in den kurzfristigen Bereich verfügen die ÜNB über weitere Flexibilität zur Reaktion auf kurzfristig eintretende Änderungen. Bezogen auf die Grenze DE/DK waren, nach Angaben der Übertragungsnetzbetreiber, Baumaßnahmen seitens des dänischen Über-tragungsnetzbetreibers im Hinblick auf die Installation eines Querreglers, Baumaßnahmen seitens TenneT an den relevanten Betriebsmitteln und ein erhöhtes Aufkommen an Erzeu-gung aus Erneuerbaren Energien in Schleswig Holstein weitere Gründe für eine Anpassung der Höhe der Kapazitäten.

Grenzüberschreitende Lastflüsse und realisierte Verbundaustauschfahrpläne

Für die Betrachtung der Nettostrombilanz an den einzelnen Außengrenzen und an der Ge-samtheit der deutschen Grenzen sind die realisierten Verbundaustauschfahrpläne entschei-dend. Diese folgen den Regeln des Marktes12 und bilden Erzeugungsüberschüsse bzw. Nach-frageknappheiten ab, die sich auch in den Ergebnissen des physischen Elektrizitätstransports

12Der Elektrizitätshandel sollte vom günstigen ins teurere Land durch die Nutzung der Grenzkuppelstellen erfolgen.

widerspiegeln. Die nachfolgende Abbildung zeigt die im Jahr 2011 an den deutschen Grenzen realisierten Verbundaustauschfahrpläne.

    

Abbildung 25: Verbundaustauschfahrpläne in TWh (Grenzüberschreitender Stromhandel)

Die grenzüberschreitend gehandelten Volumina sind von 69,3 TWh (2010) auf 74 TWh im Jahr 2011 angestiegen. Davon wurden 38,5 TWh exportiert und 35,5 TWh importiert. Damit ist Deutschland auch im Jahr 2011 mit in Summe ca. 3 TWh Nettoexporteur. Dies stellt einen Rückgang um 11,7 TWh im Vergleich zum Vorjahr 2010 dar13.

Auch im Jahr 2011 wurde Elektrizität im Saldo aus Tschechien und Polen in weitgehend un-veränderter Größenordnung importiert. Ebenfalls Netto-Importeuer war Deutschland an der Grenze zu Frankreich, an der sich die Handelsvolumina in 2011 gegenüber 2010 stark verän-dert haben. Während die Importe nach Deutschland stark zugenommen haben (+ 82 Prozent), nahmen die Exporte nach Frankreich um 53 Prozent ab. Dem steht eine starke Erhöhung der Exporte in Richtung Österreich (+ 70 Prozent) gegenüber. Auch in Richtung Niederlande wur-den 23 Prozent mehr Elektrizität exportiert. Hauptelektrizitätsabnehmer im Saldo aus deut-scher Sicht waren im Jahr 2011 Österreich sowie die Niederlande.

Die Entwicklung der grenzüberschreitenden Handelsvolumina ist dabei vor allem ein Spiegel-D

den Großhandelspreis der jeweiligen Länder haben. Die Entwicklungen in den Handelsvolu-mina sind folglich nicht allein im deutschen Markt begründet, sondern bilden ebenso Verände-rungen von Angebot und Nachfrage in dem jeweiligen Nachbarland ab.

Ein wichtiger Faktor auf der Nachfrageseite sind dabei Temperatur und Jahreszeit, welche sich direkt auf die Nachfrage auswirken, z.B. in Form von Heiz-/Kühlleistung oder Beleuch-tungsbedarf. Auch die gesamtwirtschaftliche Situation kann eine Rolle spielen, da eine schlechte Konjunkturlage oft in einem geringeren Stromverbrauch resultiert.

Auch die Angebotsseite ist teilweise vom Wetter abhängig, da dieses direkt die Einspeisung der Wind- und Photovoltaikanlagen bestimmt. Für die konventionellen Energieträger sind dar-über hinaus die Brennstoffkosten wichtig, da diese oft durch die Preise am Weltmarkt be-stimmt sind und sich direkt in den Stromgroßhandelspreisen niederschlagen. Der Effekt auf die einzelnen europäischen Länder ist dabei unterschiedlich stark ausgeprägt, da sich die Struktur der jeweiligen Kraftwerksparks deutlich unterscheidet. Für den deutschen Markt kann dabei in diesem Jahr ebenfalls von Bedeutung sein, dass der Merit-Order durch die Abschal-tung von Kernkraftwerken ab März 2011 grundlastfähige Kapazität entzogen wurde.

Da sich die genannten Effekte größtenteils zeitlich überschneiden und zum Teil nur sehr un-genau messbar sind, kann der jeweilige Einfluss auf den Stromgroßhandelspreis und damit auf den grenzüberschreitenden Handel nicht im Einzelnen ermittelt werden.

Die in der nachfolgenden Abbildung dargestellten tatsächlichen physikalischen Lastflüsse wei-chen von den Fahrplänen an den einzelnen Grenzen ab.14

14Zwar ist die Nettoexportbilanz bei realisierten Verbundfahrplänen und tatsächlichen physikalischen Flüssen - abgesehen von Transportverlusten - in der Summe aller deutschen Grenzkuppelstellen identisch. An den einzelnen Grenzen weichen die Werte jedoch i. d. R. ab, da der tatsächliche physikalische Fluss der rein physikalischen Gesetzmäßigkeit des geringsten Widerstands folgt und aufgrund der Vermaschtheit der Netze auch abweichend von den realisierten Verbundfahrplänen indirekt von Regionen hoher Erzeugung über Drittländer

stattfinden (z. B. von Frankreich über Deutschland / Schweiz nach Italien) kann.

Physikalische grenzüberschreitende Lastflüsse 2010/2011

D-NL NL-D D-CZ/PL CZ/PL-D D-FR FR-D D-DK DK-D D-CH CH-D D-AT AT-D D-SE SE-D

TWh

Tatsächlicher physikalischer Lastfluss 2010 Tatsächlicher physikalischer Lastfluss 2011

Abbildung 26: Physikalische grenzüberschreitende Lastflüsse

Quelle: ENTSO-E - European Network of Transmission System Operators for Electricity

Einnahmen aus Kompensationszahlungen für grenzüberschreitende Lastflüsse

Nach Artikel 13 Abs. 1 der Verordnung (EG) Nr. 714/2009 findet zwischen den ÜNB ein Aus-gleich (sog. Inter-TSO-Compensation - ITC) statt für die Kosten, die ihnen durch grenzüber-schreitende Elektrizitätsflüsse (sog. Transite) über ihre Netze entstehen. Seit dem 23. Sep-tember 2010 regelt die Verordnung (EU) Nr. 838/2010 der Kommission zur Festlegung von Leitlinien für den Ausgleich zwischen ÜNB und für einen gemeinsamen Regelungsrahmen im Bereich der Übertragungsentgelte den Inter-TSO-Kompensation Mechanismus.

Die vier deutschen ÜNB haben im Jahr 2011 einen Gesamtbetrag von 22,06 Mio. Euro (2010:

12,5 Mio. Euro) als Kompensationszahlungen aus dem ITC-Mechanismus erhalten.

grenzüberschreitender Stromflüsse benötigten Übertragungsinfrastruktur. Diesen legt sie der Europäischen Kommission vor, welche danach einen Ausgleichsbetrag festlegt. Ferner wur-den ACER mit dieser Verordnung zahlreiche Überwachungsrechte eingeräumt und ENTSO-E Mitteilungspflichten auferlegt. Derzeit finalisiert ACER einen Bericht zur Umsetzung des ITC Mechanismus (Bericht zur Implementierung des ITC-Mechanismus und Management des ITF-Fonds im Jahr 2011) gemäß Punkt 1.4 des Annex Teil A der Verordnung (EU) Nr. 838/2010.

Ferner hat ACER umfangreiche Datenabfragen zu den erwarteten langfristigen durchschnittli-chen zusätzlidurchschnittli-chen Kosten im Jahr (sog. long-run average incremental costs) sowie der Be-rechnung der Verluste in den einzelnen ITC-Staaten durchgeführt (d.h. es werden auch Daten aus Nicht-EU-Ländern erfragt, soweit sie ITC-Teilnehmer sind, wie z.B. die Schweiz). Diese Datenabfrage ist Teil der Untersuchungen des von ACER beauftragten Beratungsunterneh-mens Consentec (Consulting für Energiewirtschaft und -technik GmbH). Die Untersuchung bezieht sich auf den Infrastruktur-Fonds des ITC-Mechanismus und dessen Angemessenheit zur Kompensation von Übertragungsnetzbetreibern, deren Netze durch grenzüberschreitende Elektrizitätsflüsse genutzt werden. Ziel ist neben dem Monitoring der Umsetzung auch die Gewinnung von Erkenntnissen bezüglich der in den einzelnen Ländern vorgenommenen Be-rechnungsverfahren, der einzelnen Inputparameter sowie eine Bewertung des derzeitigen Mechanismus. Inwieweit eine weitergehende Verbesserung bzw. Erweiterung des ITC-Mechanismus vorzunehmen ist, wird nicht untersucht. Ein öffentlicher Workshop zu den ersten Ergebnissen von Consentec findet im Oktober statt. Im März 2013 plant ACER die Übergabe ihrer Ergebnisse an die Europäische Kommission.

Im Dokument Monitoringbericht 2012 bericht (Seite 69-74)