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2 Konzept, Methoden und Datenbasis (DIW, ZSW)

2.1 Methodische Grundlagen von Indikatorenvergleichen

In dieser Studie soll ein Vergleich der Bundesländer im Hinblick auf Best Practice für den Ausbau Erneuerbarer Energien erfolgen. Ein solcher Vergleich kann nicht unmittelbar anhand einer einzigen statistischen Kennziffer erfolgen. Vielmehr ist eine mehrdimensionale Betrach-tung erforderlich, bei der unterschiedliche Aspekte der bisherigen Anstrengungen und Erfolge zu berücksichtigen sind. Für solche Fragestellungen werden üblicherweise – insbesondere für internationale Vergleiche – Indikatorensysteme entwickelt, die einen strukturierten Vergleich ermöglichen sollen; Beispiele hierfür sind Indikatoren der nachhaltigen Entwicklung, Um-weltindikatoren, Sozialindikatoren, Indikatoren der Wettbewerbsfähigkeit und Innovationsin-dikatoren.2

Mit Hilfe von Indikatorensystemen können Erfolgsfaktoren in einem Politikfeld systematisch – quantitativ oder qualitativ – insbesondere im Quervergleich dargestellt werden. Dabei han-delt es sich um deskriptive Analysen von Entwicklungen oder relativen Positionen, die für sich genommen keinen Anspruch auf kausale Erklärungen erheben. Indikatoren können aber dazu beitragen, dass die Informationsgrundlagen für weitergehende Kausalanalysen verbessert werden. In diesem Sinne können sie auch ein wesentlicher Baustein für die Politikbewertung und die Politikberatung sein.

Einzelne Indikatoren liefern vergleichbare Informationen über Teilaspekte, sie erlauben aber noch keine zusammenfassende Gesamtbewertung. Insbesondere wenn zahlreiche Teilaspekte eines Politikfeldes beschrieben werden sollen, kann der Wunsch bestehen, die Informationen eines Indikatorsystems zu Gruppenindikatoren oder zu einem Gesamtindikator zusammenzu-fassen (zu aggregieren). Man spricht dann von zusammengesetzten Indikatoren (composite indicators).3 Solche Indikatoren werden bei internationalen Analysen zunehmend für ein

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Benchmarking von Ländern verwendet und finden in der Öffentlichkeit größere Aufmerk-samkeit als detaillierte Einzelergebnisse.4

Zu den Vorteilen zusammengesetzter Indikatoren zählt insbesondere die Möglichkeit, kom-plexe, mehrdimensionale Aspekte für Entscheidungsträger zusammenzufassen. Sie sind leich-ter vermittelbar als eine Reihe von Einzelindikatoren und ermöglichen ein Ranking von Län-dern. Auch Veränderungen im Zeitablauf können mit Hilfe von zusammengesetzten Indikato-ren einfacher beschrieben werden. Neben diesen Vorteilen sind allerdings auch mögliche Nachteile zusammengesetzter Indikatoren zu beachten, die vor allem bei einer unangemesse-nen Verwendung zum Tragen kommen könunangemesse-nen: So könunangemesse-nen irreführende Botschaften erzeugt werden, wenn die Indikatoren schlecht konstruiert sind oder wenn sie missverstanden werden.

Sie können zu simplifizierenden politischen Schlussfolgerungen führen oder sogar zu verzerr-ten Darstellungen missbraucht werden. Problematisch können zusammengefasste Indikatoren auch dann sein, wenn wichtige, aber schwierig messbare Aspekte nicht ausreichend berück-sichtigt werden. Hieraus ergeben sich insbesondere Anforderungen an ein möglichst klares Konzept und eine ausreichende Transparenz der Indikatorenauswahl und Indikatorendefiniti-on sowie der AggregatiIndikatorendefiniti-onsverfahren und Gewichtungen. Die Robustheit der Ergebnisse sollte zudem durch Sensitivitätsrechungen überprüft werden.

Aus methodischer Sicht sollten die folgenden Prinzipien für zusammengesetzte Indikatoren beachtet werden (OECD 2005):

• Die Fragestellung und das theoretische Konzept sollen klar definiert werden. Dabei kann das Gesamtkonzept in (Unter-) Gruppen unterteilt werden. Die Auswahlkriterien für Einzelindikatoren sollen deutlich werden, u.a. mit Blick darauf, ob jeweils Input- oder Outputfaktoren abgebildet werden.

• Die Auswahl der Indikatoren soll anhand ihrer Relevanz, Zuverlässigkeit, Aktualität und Datenverfügbarkeit erfolgen. Neben „weichen“ Daten z.B. aus Befragungen sol-len möglichst „harte“ Daten aus Statistiken verwendet werden. Zur Vergleichbarkeit von Angaben für Länder, die unterschiedlich groß oder unterschiedlich stark mit Res-sourcen ausgestattet sind, sollten geeignete Bezugsgrößen verwendet werden.

4 Ähnliches gilt auch für betriebswirtschaftliche Anwendungen von Indikatoren für ein Benchmarking z.B.

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• Die einbezogenen Variablen sollten möglichst aussagekräftig und unabhängig vonein-ander sein (unkorreliert). Die Zusammensetzung der Untergruppen kann dabei auf Ba-sis von Expertenbewertungen und statistischen Verfahren erfolgen.

• Die verwendeten Datensätze sollten möglichst vollständig sein, da fehlende Daten die Ergebnisse verzerren können. Datenlücken und deren Behebung sollen transparent sein.

• Da die einzelnen Indikatoren in unterschiedlichen Einheiten ausgedrückt sind, müssen sie in der Regel normiert werden, bevor man sie zusammenfasst (damit nicht Äpfel und Birnen addiert werden). Hierzu können Rangskalierungen auf der Ebene der Ein-zel- bzw. Gruppenindikatoren vorgenommen werden, wodurch allerdings Informatio-nen über die jeweiligen Abstände zwischen den Ländern verloren gehen. Stattdessen kann man die Variablen z.B. durch eine Umskalierung auf einen Wertebereich zwi-schen 0 und 1 normieren.

• Die Gewichtung von Indikatoren kann auf statistischen Verfahren oder Expertenurtei-len beruhen. In jedem Fall spiegeln die Gewichte Werturteile über die relative Bedeu-tung von Einzelkomponenten des Indikatorensystems wider. Dies gilt auch dann, wenn keine expliziten Gewichte auf Indikatoren angewendet werden (gleiche Gewich-te), da durch die Indikatorenauswahl und deren Gruppenzuordnung implizit eine

„Übergewichtung“ oder „Untergewichtung“ von Teilaspekten erfolgen kann (insbe-sondere bei korrelierten Variablen). Die Gewichtungen sollten generell möglichst frei von subjektiven Bewertungen des Analytikers sein, die Datenqualität bzw.

-verlässlichkeit einbeziehen und transparent dargestellt werden.

• Die einfachste und am häufigsten verwendete Methode zur Aggregierung von Indika-toren besteht in einem linearen Ansatz, bei dem die IndikaIndika-toren mit Gewichten multip-liziert und dann aufaddiert werden.5 Dabei ist zu beachten, dass ein solches Verfahren eine vollständige Substituierbarkeit von Indikatoren untereinander mit konstanten Trade-off-Koeffizienten impliziert, d.h. dass eine relativ schlechte Bewertung bei

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unverzichtbaren Mindestanforderungen) unbefriedigend sein und zusätzliche Bewer-tungen (z.B. durch Ausschlusskriterien) erfordern.

• Die Robustheit zusammengesetzter Indikatoren soll durch Sensitivitätsrechnungen ü-berprüft werden, insbesondere hinsichtlich der Normierung und Gewichtung der Indi-katoren.

2.2 Allgemeines Konzept des Ländervergleichs im Bereich Erneuerbare